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Iblīs

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Iblis ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Für den gleichnamigen Musiker siehe Iblis (Sänger).
Iblis (oben rechts) verweigert sich der Niederwerfung, Illustration aus einer persischen Handschrift des 16. Jahrhunderts

Iblīs (arabisch إبليس, DMG Iblīs; deutsch: ‚Enttäuscher, der Enttäuschte, Teufel‘; vermutlich abgeleitet von griechisch Διάβολος diábolos: ‚Durcheinanderwerfer, Teufel‘)[1], genannt auch Azazil (عزازل, DMG ʿAzāzil), ist eine dem Teufel vergleichbare Gestalt im Islam und der arabischen Legende[2] und gehört nach islamischer Auffassung zu den Schaitan. Im Gegensatz zum christlichen Verständnis vom Satan, als Gegenspieler (des monotheistischen) Gottes, nimmt Iblis lediglich die Rolle des Feindes der Menschen (und Dschinn) ein. Im Koran wird Iblis 11 mal namentlich genannt, fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Niederwerfung vor Adam, die er verweigert. Die weiteren Male im Zusammenhang damit, dass die Ungläubigen ihm folgen (Sure 26:95) und dass die Ungläubigen seine Hoffärtigkeit bestätigen (Sure 34:20). In der arabischen Sage gilt Iblis als Oberhaupt der Diw. Die Bezeichnungen Schaitan und Iblis sind im Islam meist beliebig austauschbar.[3] In einer säkulären Auslegung steht Iblis symbolisch für jemanden, der zwar Gott verehre, aber die Menschen als seine Geschöpfe nicht würdige.[4]

Iblis in der islamischen Theologie

In der islamischen Theologie ist Iblis ein aus Feuer geschaffenes Wesen, welches im Himmel residierte, bis es seine Niederwerfung vor Adam verweigerte, obwohl Gott diese befohlen hatte. Als Gott sagte, er werde einen Nachfolger auf Erden erschaffen, sprachen die Engel: "Willst Du auf ihr jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil anrichtet und Blut vergießt, wo wir doch Dein Lob preisen und Deine Herrlichkeit rühmen?" (Sure 2: 29). Gott bejahte und befahl den Anwesenden, sich vor Adam niederzuwerfen. Da Iblis den Menschen als minderwertig betrachtete, weigerte er sich, und bat Gott um eine Frist, zu beweisen, dass die Menschen unwürdig sind, indem er sie irre führt: „O mein Herr, gewähre mir eine Frist bis zu dem Tage, an dem sie auferweckt werden. Gott sprach: Also wird dir die Frist gewährt, bis zum Tage einer vorbestimmten Zeit.“ (Sure 38:80). So wurde er zum Schaitan, der die Menschen zum bösen und unrechten handeln animiert.[5] Das genaue Wesen von Iblis ist unter islamischen Theologen umstritten, da er sich im Koran ausschließlich unter den Engeln befindet, aber in Sure 18 als einer der Dschinn bezeichnet wird. So entwickelten sich verschiedene Auslegungen um das Wesen von Iblis:

1) Die Dschinn umfassten einst einen Stamm der Engel, dessen Aufgabe es war, über die Paradiestore zu wachen. Iblis und sein Stamm wurden aus Feuer geschaffen, während der andere Stamm der Engel aus Licht geschaffen wurde. Als Iblis Gott gegenüber ungehorsam wurde, wurden er und sein Stamm verbannt.[6]

2) Nach einer Überlieferung gehörte Iblis einst zu den Dschinnen, die die Erde, vor den Menschen bevölkerten. Iblis war der letzte Gläubige unter den Dschinnen, so dass er von den Engeln errettet und in den Himmel erhoben wurde, wo er fortan unter ihnen lebte.[7]

3) Iblis war der einzige der Dschinn, der im Himmel erschaffen wurde und somit auch der einzige unter den Engeln, der aus Feuer erschaffen wurde und einen freien Willen hatte. Er ist der Stammvater der Dschinn, sowie Adam der Stammvater der Menschen sei. Die Dschinnen sind demnach die Nachkommen von Iblis.[8]

4) Iblis war ein Engel, der sich vor niemanden außer Gott niederwerfen konnte. Da er somit aber Gottes Befehl verweigerte, wurde er aus dem Himmel verbannt. Auf Erden wurde er dann ohne die Nähe Gottes zu einem Dschinn (Unsichtbaren) und sein Name wurde aufgrund seiner Enttäuschung zu Iblis.[9]

Geschichte Iblis’ in den Ahadith und arabischen Sagen

Iblis und die Dschinn

Auszug einer perischen Handschrift Engel bekämpfen Dschinn

Nach Tabari gehörte Iblis einer Gruppe von Dschinn an, die einst die Erde bevölkerten. Die Engel bekämpften jene Dschinn, töteten ihre Anführer und vertrieben, die restlichen Dschinn bis jenseits der Meere. Iblis wurde dabei als Gefangener genommen[10] und durfte später aufgrund seiner Loyalität zu Gott, im Himmel unter den Engeln aufwachsen. Eine andere Version dieser Geschichte ordnet Iblis in die Gruppe der Hinn ein, die hier einem Stamm der Engel zugeordnet werden. So wäre er deren Anführer gewesen und besiegte mit ihnen die Dschinn. Jene Dschinn, werden auch voradamitische Dschinn genannt,[11] da sie sich von den Dschinn, die erst nach der Erschaffung Adams existieren, unterscheiden. Nach seinem Sieg, prahlte er, dass er etwas geschafft hat, was niemand vor ihm geschafft hatte, was ihn arrogant und überheblich werden ließ.

Iblis und Adam

Azazil missfiel, dass Gott, den neu geschaffenen Adam im Paradies weilen ließ, wo er doch Gott tausende von Jahren diente. Um die Unwürdigkeit Adams zu beweisen, wollte er Adam und Eva von der verbotenen Frucht kosten lassen. Da das Paradies von dem Engel Ridwan bewacht wurde, suchte Azazil nach Rat bei einem Pfau, den er zu überlisten erstrebte, um Zugang zum Paradies zu erlangen. Er weinte um den Pfau, als er ihm gegenüberstand, und sagte ihm, dass dieser wunderschön sei, doch alle Schönheit der Vergänglichkeit unterliegt. Azazil behauptete er wolle die Frucht vom Baum der Ewigkeit beschaffen, um damit zu verhindern, dass all die Schönheit vergehe. So führte der Pfau Azazil zur Schlange, die den Teufel als Windrose in den Mund nahm und so ins unbemerkt in dasParadies transportieren konnte. Dort verführte er Eva, vom Baum der Ewigkeit zu essen, und sie anschließend Adam. Daraufhin wurden die Beteiligten von Gott bestraft und verbannt. Zur Strafe sollten Eva und ihre Töchter einmal im Monat bluten, denn auch der Baum, dessen Frucht sie aßen, soll einmal im Monat geblutet haben. Azazil wurde zur Strafe sein Amt als Wächter der Erde und des untersten Himmels genommen, von einem Engel in einen Satan verwandelt, zum Vorsteher der Verdammten gemacht und sein Name wurde von Azazil in Iblis geändert, da er an die Barmherzigkeit Gottes nicht geglaubt hatte.

Auf die Erde verbannt, beschuldigte er Adam für seinen Fall und bat Gott um Macht, die Kinder Adams verführen zu können. Da entfachte in ihm das Feuer der Sinneslust und er zeugte (nach dem Volksglauben meistens mit Matruda) die Satane als seine Nachkommen. Die Wüste soll ihm dann der zugeteilte Aufenthaltsort geworden sein.[12]

Iblis und Salomon

In der Geschichte von Salomon stellt Iblis den Antagonisten. So wäre es Salomon mit Hilfe eines himmlischen Ringes gelungen, die Dämonen für niedere Arbeiten zu versklaven, hat aber über Iblis keine Macht. Demnach sagte Iblis zu Salomon: "Ich habe mich deinem Vater Adam nicht unterworfen. Wie soll ich mich also seiner Nachkommenschaft unterwerfen, wo ich doch unsterblich bin bis zum ersten Stoß in die Trompete und mir Macht gegeben worden ist über die Söhne Adams und die Töchter Evas außer über jene, die Gott vor mir beschützt?" Erklärt wird Salomons Machtlosigkeit gegenüber Iblis damit, dass das Böse für das Gleichgewicht der Welt, notwendig sei und Iblis daher nicht bezwungen werden darf.[13]

Iblis im Sufismus

Im Sufismus wird Iblis meistens als gefallener Engel [14] verstanden, dessen Aufgabe es ist, den Menschen herauszufordern. Gott sagte demnach zu den Engeln, sie sollen niemanden dienen außer ihm. Als er von den Engeln forderte sich vor Adam zu verneigen und Iblis sich als Einziger weigerte, bewies er die höchste Loyalität, da er lieber Gottes Befehl verweigerte, als sich vor jemand anderen als Gott zu verbeugen. Iblis Rolle als Schaitan, wird demnach als eine Strafe aufgefasst, die er bereitwillig auf sich nahm, wobei er nach Ablauf seiner Frist wieder in den Himmel zurückkehren darf, sobald die Hölle erloschen ist.[15] Gleichzeitig erhielt er auch die schwerste Aufgabe, da er die gesamte Frist über von Gott getrennt sein muss. Iblis Weigerung wird demnach nicht als Rebellion gegen Gott, zu der Engel gemäß dem Koran ja nicht fähig sind, verstanden, sondern als Beweis seiner wahren Liebe, die über bloße Gehorsamkeit hinaus geht. So verbleibt die Rolle als gefallener Engel weitaus stärker betont, als in anderen monotheistischen Glaubensrichtungen.

Iblis habe in seiner Verbannung, die wahre Einheit Gottes erkannt und die Illusion einer Trennung zu Gott überwunden, wodurch er zum wahren Monotheisten geworden sei. Früher habe er nur sich selbst zu Liebe, Gott angebetet. Da er nun verbannt ist, sind seine Gebete selbstlos und beweisen die Aufrichtigkeit seiner Liebe. Iblis behauptet sogar ein besserer Monotheist als Moses zu sein, da Moses sich an den Berg Sinai wendet, wenn er von Gott hört, Iblis aber Gottes Anwesenheit durch seine Liebe als allgegenwärtig betrachten kann. Als Moses erwiderte, Gott habe ihn doch bestraft, indem er seine Gestalt von einer englischen in eine teuflische verwandelt hat (al-mala ikiyati ila s-saytaniyati), entgegnete Iblis, dass sein Zustand nur vorübergehend sei. Dieser würde sich wieder ändern, doch seine Liebe zu Gott, würde nun ewig bestehen. Rumi hingegen beschreibt ihn als einäugigen Engel,[16] der mit einem blinden Auge nur die halbe Wahrheit sehen könne. Er würde zwar die wahre Liebe zu Gott erkannt haben, doch die Liebe zu dessen Geschöpfen fehle ihm, weshalb er sich vor Adam nicht verbeugte und Gott ihn zum Teufel machte. Somit gilt Iblis gleichzeitig auch als Symbol für die Trennungen im Universum zur Liebe und Einheit Gottes.[17] Die Aufgabe des Iblis als Schaitan sei daher in der sufistischen Mystik notwendig, weil erst eine Illusion der Dualität entstehen müsse, um nach der Einheit Gottes streben zu können.[18]

Versuche der Rehabilitierung Satans (Iblis’) im Sufismus

Annemarie Schimmel schreibt in Mystische Dimensionen des Islam: „In gewissen mystischen Kreisen versuchte man eine Art Rehabilitierung des Satan. Offenbar wurde dieser Gedanke zuerst von Hallādsch formuliert: Satan rühmte sich Gott Tausende von Jahren gedient zu haben, ehe noch Adam geschaffen war, und sein Stolz, aus Feuer geschaffen zu sein, läßt ihn den Befehl, sich vor dem staubgeschaffenen Adam niederzuwerfen, zuwiderhandeln. Hallaj erkannte nur zwei echte Monotheisten an, nämlich Muhammad und Satan; aber während Muhammad der Kämmerer der göttlichen Gnade ist, wird Iblis zum Schatzmeister des göttlichen Zornes.“ (S. 276 f.)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. newworldencyclopedia: Iblis.
  2. Jürgen Ehlers (Hrsg. und Übers.): Abū'l-Qāsem Ferdausi: Rostam - Die Legenden aus dem Šāhnāme. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2002, S. 366
  3. Ursula Spuler-Stegemann: Die 101 wichtigsten Fragen. Islam, C.H. Beck, 2007, S. 87
  4. Vgl. "Islam ist Barmherzigkeit" Seite 113 Mouhanad Kchorchide 2. Auflage 2016 Verlag: Herder GmbH Freiburg im Breisgau 2012 ISBN 978-3-451-30572-6.
  5. Tilman Nagel Der Koran: Einführung - Texte - ErläuterungenC.H.Beck, 1998 ISBN 9783406438868 Seite 257
  6. Vgl. "Dämonenglaube im Islam" Autor: Tobias Nünlist Walter de Gruyter GmbH & Co.KG (Verlag) Seite 52 2015 ISBN 978-3-11-033154-7.
  7. Vgl. "Dämonenglaube im Islam" Autor: Tobias Nünlist Walter de Gruyter GmbH & Co.KG (Verlag) Seite 52 2015 ISBN 978-3-11-033154-7.
  8. Vgl. "Dämonenglaube im Islam" Autor: Tobias Nünlist Walter de Gruyter GmbH & Co.KG (Verlag) Seite 53 2015 ISBN 978-3-11-033154-7.
  9. Vgl. "Kein Gott außer Gott: Der Glaube der Muslime bis zur Gegenwart" Reza Aslan Verlag C.H.Beck, 2006 ISBN 3-406-54487-8, 9783406544873 Seite 234.
  10. Leo Jung Fallen Angels in Jewish, Christian, and Mohammedan Literature Wipf and Stock Publishers, 01.05.2007 ISBN 9781556354168 Seite 62 (Englisch)
  11. Islam, Arabs, and Intelligent World of the Jinn Syracuse University Press 2009 ISBN 9780815650706 Seite 39 (Englisch)
  12. Heribert Busse Islamische Erzählungen von Propheten und Gottesmännern: Qiṣaṣ al-anbiyāʼ oder ʻArāʼis al-maǧālis Otto Harrassowitz Verlag, 2006 ISBN 9783447052665 Seite 40 ff.
  13. Vgl. "Dämonenglaube im Islam" Autor: Tobias Nünlist Walter de Gruyter GmbH & Co.KG (Verlag) Seite 433 2015 ISBN 978-3-11-033154-7.
  14. Vgl. "Kein Gott außer Gott: Der Glaube der Muslime bis zur Gegenwart" Reza Aslan Verlag C.H.Beck, 2006 ISBN 3-406-54487-8, 9783406544873 Seite 42.
  15. Vgl. "Kein Gott außer Gott: Der Glaube der Muslime bis zur Gegenwart" Reza Aslan Verlag C.H.Beck, 2006 ISBN 3-406-54487-8, 9783406544873 Seite 234.
  16. Vgl. "Kein Gott außer Gott: Der Glaube der Muslime bis zur Gegenwart" Reza Aslan Verlag C.H.Beck, 2006 ISBN 3-406-54487-8, 9783406544873 Seite 45.
  17. William C. Chittick The Sufi Doctrine of Rumi World Wisdom, Inc, 2005 ISBN 9780941532884 Seite 56 (englisch)
  18. [1]
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