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Baal (Gottheit)

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Baal (Gottheit der Kanaaniter))
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Baal (hebr. בעל / Ba‘al, akkad. Bēlu(m), Bēl, ugarit., phöniz.-pun. und amurr. Ba‘lu(m), Bal, samaritan. Bāl, aram. Be‘lu, ab der 19. Dynastie ägypt. B‘r, griech. Βηλος, in der Septuaginta und bei Josephus Βααλ, lat. Belus, bei Hieronymus Baal, arab. Ba‘lu, altsüdarab. B‘L, äthiop. Bā‘el [1][2][3]) ist im Altertum eine Bezeichnung für verschiedene Gottheiten im syrischen und levantinischen Raum und bedeutet: Herr, Meister, Besitzer, Ehemann, König oder Gott. Baal war ein Titel, der für jeden Gott verwendet werden konnte[4]. Als Baal wird gewöhnlich der oberste Gott des örtlichen Pantheons bezeichnet und ist meist ein Berg-, Wetter- und Fruchtbarkeitsgott. Mit Baal gleichgesetzt wurde oft der babylonische Wettergott Hadad.

Ugaritische Baal Bronze-Statue, gefunden in Ras Shamra (14. bis 12. Jahrhundert v. Chr.)
Stele des Baal, 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr., gefunden am Baaltempel in Ugarit: Baal als Gewitter- und Wettergott: in der rechten Hand die Donnerkeule, links der stilisierte Blitzspeer, Berggott: zu seinen Füßen eine Wellenlinie, die Berge darstellt (sein Sitz ist der Berg Zaphon), die untere Wellenlinie repräsentiert seine Herrschaft über das Meer, nachdem er Yam besiegt hat. Die kleine Figur ist wohl der König von Ugarit. Heute im Louvre, Höhe 142 cm, B 50 cm, T 28 cm
Tempel des Bel, Palmyra

Baal in Syrien-Palästina

Die Auswertung der Schrifttafeln aus Ebla ergab etwa 500 Gottheiten. Teilweise wurden sumerische und hurritische Götternamen übernommen. Jahrhunderte später sind noch etwa 50 herausragende Gottheiten in Syrien belegt. Dagon als Herr (bel) der Götter hat dabei eine führende Aufgabe.

Ugarit

Den tiefsten Einblick in die Götterwelt Kanaans geben die praktisch komplett aufgefundenen Keilschriftarchive der um 1200 v. Chr. zerstörten Stadt Ugarit, Hauptstadt des gleichnamigen bronzezeitlichen Stadtstaates.[5] Die Tafel hielten unter anderem Epen, Mythen, Gebete, Götter- und Opferlisten, zeremoniellen Texte und Vorschriften fest.

Der längste Mythen-Zyklus aus Ugarit beschäftigt sich mit Baal.[6] Baal war ein Wettergott, der Wind, Wolken und Regen beherrscht. Indem er die Dürre beendet, ist er Spender der Fruchtbarkeit.

Als Gewittergott, der über die Wolken eilt, der die Wolken „wie Kälber vor sich hertreibt“ und über Donner und Blitz verfügt, ist er dynamisch, mächtig und kampfkräftig. Dargestellt wird er mit einem erhobenem Arm einherschreitend, mit dem er Blitze schleudert. Die Zuordnung von Figuren des sogenannten „Schreitenden Gottes“ an bestimmte Gottheiten ist allerdings meist nicht möglich[7]. Ein Auszug aus dem Keret-Epos, das den Baal verherrlicht, verdeutlicht seine Stellung:

Er goss aus Öl und sagte: „Erfrische Erde und Himmel“
Er umkreiste die Ränder des Ackerlandes,
den Emmer im durchfurchten Tiefland
Auf das Ackerland komme der Regen Baals,
und für das Feld der Regen des Höchsten!
Süß sei für das Ackerland der Regen des Baals,
und für das Feld der Regen des Höchsten!
Süß sei er für den Weizen in der Furche,
im Neubruch (frisch gepflügtes Feld) wie Wohlgeruch,
auf der Ackerfurche wie Kräuterduft!
Es hoben den Kopf die Pflüger,
nach oben die Getreidearbeiter.
Aufgebraucht war nämlich das Brot in ihren Körben,
aufgebraucht der Wein in ihren Schläuchen,
aufgebraucht das Öl in ihren Gefäßen.

Der für Wasser, Brot, Wein, Öl, Kräuter (Nahrung für das Vieh) und ihr Gedeihen verantwortliche Gott ist in einer bäuerlichen Kultur von besonderer Bedeutung. Die Motive des zitierten Hymnus finden sich in Psalm 65 der Bibel auch für Jahwe.

In den Ugarit-Texten wird Baal als Zabul (Fürst), Herr der Erde und als Wolkenreiter bezeichnet.

Allgemeine Verehrung des Baal

In Ugarit wurde eine Entwicklung aus Ebla übernommen und stellte eine auf Ugarit bezogene Einzigartigkeit dar: Die verstorbenen Könige werden vergöttlicht und bekommen einen eigenen Kult. Damit erreichten sie den gleichen Rang wie der Gott Baal selbst.

Nach S. Moschati wurde in jeder phönizischen Stadt eine Trias aus Mann, Ehefrau und jugendlichem Sohn verehrt. Sie haben lokal unterschiedliche Namen. Die Göttin Aschtoret/Astarte/Tanit (rabat) galt als Gattin des Baal. Auch hier gibt es unterschiedliche lokalen Namen: Astarte von Sidon, Astarte des Libanon, Baʿalat-Gebal, Baʿalat von Tyros

In Palmyra wurde Bel überwiegend als Trias zusammen mit dem Mondgott Aglibol und dem Sonnengott Jarchibol verehrt.

Namensformen

An die Namen Baal wurden oft Zusätze (z. B. Stadt oder Name) angehängt. Einige Beispiele:

Stadt oder Region

Baal-GadBaal-HazorBaal-PeorBaal von SidonBaal- ByblosBaal von TyrosBaalbek

Berge

Baal-LibanonBaal-ZaphonBaal ZelbulBaal KarmelBaal-Qarnaim

Stadtgötter

Baal Melkart/Tyros in TyrosBaal Eschmun/Sidon in SidonBaal-Hammon in KarthagoBaal von Byblos

Beinamen

Adon (Herr)ha Melech (der König)

Andere Namenszusätze

Baal-Berit (Herr d. Bundes) in SichemBaal-Sebub (Herr d. Fliegen) in EkronBaal Hammon (Herr d. Räucheraltäre)Baal des Amanos)

Baal in Ägypten

Baal in Hieroglyphen
oder

<hiero>b-a:r-E20</hiero>
Baal
(Bˁr)

oder

<hiero>b-a:r-w</hiero>

oder
mit Determinativ

<hiero>b-a:r-w</hiero><hiero>C7</hiero>

Transkription Bˁr

Baal wird erstmals im Neuen Reich unter Amenophis II. genannt. Ein Heiligtum hatte er in Memphis und trug dort den Beinamen Safon.

In der Ramessidenzeit drang Baal als kriegerischer, mächtiger Gott in die ägyptische Königsideologie ein; dem König wurden seitdem Epitheta wie starkmütig wie Baal, groß an Schrecken wie Baal, Baal in Person, Gebrüll wie das des Baal im Himmel, wie Baal, der Macht hat über seine Feinde zugeordnet.

Baals Funktionen und Darstellungen wurden in Ägypten also völlig verändert: Er wurde mit Seth gleichgestellt: Seth als Baal und Baal als Seth. Typisch asiatische Merkmale der ägyptischen Darstellung sind: konische Mütze, Stierhörner und ein typischer Schurz. Die Attribute wie Götterbart, Lebenszeichen und Zepter wurden an die ägyptische Umgebung angepasst.

Lediglich seine Eigenschaft als Wettergott blieb erhalten.

Baal in der Bibel

In der Bibel wird der Ausdruck Baal synonym als Name für eine Reihe von Lokalgottheiten verwendet; das Wort Baal erscheint jedoch auch öfter in seiner nichtreligiösen Bedeutung. Manchmal scheint auch Jahwe selbst als „Baal“ (im Sinne von „Meister“) angeredet zu werden, weswegen entscheidend ist, welcher Name hinter dem Wort für Herr, Gebieter oder Gott genannt wird.

Im Bericht über Abraham liest man beiläufig vom Baalskult (z. B. Gen 14,5). Am Berg Sinai bei der Gesetzgebung für das Volk Israel wird bereits ein aktiver Affront gegen den Baalskult geboten. (Ex 34, 12–14). Außerdem waren die angeblichen Kindsopfer ein Anlass, diesen Kult nicht zu dulden. Wie aus der Bibel hervorgeht, wurden manche Israeliten vom Baalskult beeinflusst.

Baal wurde besonders in Nordisrael über hunderte Jahre verehrt, was sich u.a. durch die Kritik der biblischen Propheten an dieser Praktik belegen lässt.

Die antiken Berichte über die Kindsopfer für Baal sind äußerst umstritten. Auch die Römer bezichtigten die Karthager des Kindsmordes im Molochkult. Heute geht man eher von einer römischen Propaganda gegen Karthago aus.

Diese Gottheit wurde später im Christentum zum Dämonen Baal.

Bibelstellen zu Baal: 4. Mos. 25,3 und 5, 5. Mos. 4,3, Ric. 2,13, Ric. 6,31–33, 1. Kön. 16,31–32, 1. Kön. 18,19–26, 1. Kön. 19,18, 1. Kön. 22,54, 2. Kön. 1,2–6, 2. Kön. 1,16, 2. Kön. 10,18–28, 2. Kön. 17,16, 2. Kön. 21,3, 2. Kön. 23,4–5, Jer. 2,8, Jer. 7,9, Jer. 11,13, Jer. 11,17, Jer. 12,16, Jer. 19,5, Jer. 23,13, Jer. 23,27, Jer. 32,29, Jer. 32,35, Hos. 2,10, Hos. 2,18, Hos. 13,1, Röm. 11,4

Bei Beginn der inschriftlichen Übersetzungen wurde die Vermutung geäußert, dass der Name des Gottes JHWH in Personennamen als theophores Element in bestimmten Personennamen auftaucht. Zwischenzeitliche Untersuchungen konnten aber diese Vermutung nicht bestätigen.

Weiterleben

Der Name Baal lebt in Balthasar und Hannibal (phönizisch für „Baal ist gnädig“) fort. Auch das Wort Beelzebub oder Baal-Sebub (Herr der Fliegen), geht auf Baal zurück und stellt im Neuen Testament eine Bezeichnung für den Teufel dar. Im Jahr 218 n. Chr. wurde versucht, den Baal von Emesa, Elagabal, als Reichsgott des Imperium Romanum einzuführen; der Gottheit wurde in Rom ein großer Tempel, das Elagaballium, errichtet, doch nach der Ermordung des Kaisers Marcus Aurelius Antoninus im Jahr 222 wurde das Vorhaben, das bei der stadtrömischen Bevölkerung auf Unverständnis gestoßen war, abgebrochen.

Baal findet sich auch als Bestandteil von Ortsnamen, z. B.:

  • 'Ain-Baal (Auge Baals, Libanon)
  • Baalbek (بعلبك)
  • Onu-Ba (heute Huelva, Spanien)

Siehe auch

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Vgl. Rudolf Meyer / Herbert Donner (Hrsg.): Wilhelm Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 18. Auflage. Springer-Verlag, Berlin u.a. 1987, ISBN 3-540-18206-3 (Lieferung 1), S. 162.
  2. Ludwig Köhler / Walter Baumgartner (Hrsg.): Lexicon in Veteris Testamenti Libros. Brill, Leiden 1953, S. 137.
  3. G. Johannes Botterweck / Helmer Ringgren (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Band I: ’b – glh. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 1973, Sp. 706ff.
  4. Ephraim Stern, Archaeology of the Land of the Bible, Vol. 2, New York 2001, S.76, ISBN 0-385-42450-7
  5. André Caquot: An den Wurzeln der Bibel in: Welt und Umwelt der Bibel, Heft 1 Ugarit – Stadt des Mythos Katholisches Bibelwerk e.V., 2002, S. 37–42, ISBN / Code: 26413
  6. Thomas Staubli Der Baal-Mythos in: Welt und Umwelt der Bibel, Heft 1 Ugarit – Stadt des Mythos, Katholisches Bibelwerk e.V., 2002, S. 43–48, ISBN / Code: 26413
  7. Martin Klingbeil: Yahweh Fighting from Heaven. God as Warrior and as God of Heaven in the Hebrew Psalter and Ancient Near Eastern Iconography. Orbis Biblicus et Orientalis 169, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1999.

Literatur

Primärquellen

  • Leiden und Triumph Bêl-Marduks. In: Hugo Gressmann (Hrsg.): Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament. de Gruyter, Berlin u.a. 1926, S. 320–322. (babylon.)
  • Baal-Zyklus, Baal, der Wasserspender und Keret-Epos. In: Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Alte Folge, Band III: Weisheitstexte, Mythen und Epen, Lieferung 6: Mythen und Epen IV. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1997, ISBN 3-579-00083-7, S. 1091–1253. (ugarit.)
  • Lieder und Gebete an Baal und Marduk. In: Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Alte Folge, Band II: Religiöse Texte, Lieferung 6: Lieder und Gebete II. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1991, ISBN 3-579-00071-3, S. 819–823. (ugarit.)
  • Poems about Baal and Anat. In: James B. Pritchard (Hrsg.): Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament. Princeton Univ. Press, Princeton 1992, ISBN 0-691-03503-2, S. 129–142. (ugarit.)
  • Opfermahl zu Ehren von Sapan und Ba‘al. In: Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Alte Folge, Band II: Religiöse Texte, Lieferung 3: Rituale und Beschwörungen II. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1988, ISBN 3-579-00068-3, S. 321–322. (ugarit.)
  • Baal als Gewittergott. In: Walter Beyerlin (Hrsg.): Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-51659-2, S. 238–239. (ugarit.)
  • Sparagmos und Omophagie. Manfried Dietrich / Oswald Loretz: Studien zu den ugaritischen Texten I: Mythos und Ritual in KTU 1.12, 1.24, 1.96, 1.100 und 1.114. Ugarit-Verlag, Münster 2000, ISBN 3-927120-84-7, S. 234. (ugarit.; Anat verzehrt Baals Fleisch und Blut)
  • Die Karatepe-Inschriften. In: Walter Beyerlin (Hrsg.): Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-51659-2, S. 257–260. (zweisprachige hieroglyphen-luwische Bauinschrift auf einer Baalstatue)
  • Erstes und zweites Amulett aus Arslan Tasch. In: Walter Beyerlin (Hrsg.): Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-51659-2, S. 264–266. (Beschwörungstexte in einem aram.-phöniz. Mischdialekt)
  • The Egyptians and the Gods of Asia. In: James B. Pritchard (Hrsg.): Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament. Princeton Univ. Press, Princeton 1992, ISBN 0-691-03503-2, S. 249–250. (ägypt.)
  • Kosmogonie des Berosus und Kosmogonie des Damascius. In: Hugo Gressmann (Hrsg.): Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament. de Gruyter, Berlin u.a. 1926, S. 137–138. (griech.)

Sekundärliteratur

  • Emma Brunner-Traut: Die großen Religionen des Alten Orients und der Antike. W. Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-011976-1.
  • Hartmut Gese: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer. W. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1970 (Die Religionen der Menschheit, Band 10,2).
  • Hans W. Haussig (Hrsg.): Wörterbuch der Mythologie. Band I, Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. 253-264.
  • Dirk Kinet: „Baal ließ seine Heilige Stimme erschallen...“. Der theologische Ertrag der religiösen Texte aus Ugarit. In: Welt und Umwelt der Bibel, Katholisches Bibelwerk e.V.
  • Kay Kohlmeyer u.a.: Land des Baal. Syrien – Forum der Völker und Kulturen. Von Zabern, Mainz am Rhein 1982, ISBN 3-8053-0576-1 (Ausstellungskatalog).
  • Herbert Niehr: Ba‘alšamem. Studien zur Herkunft, Geschichte und Rezeptionsgeschichte eines phönizischen Gottes. Peeters, Leuven 2003, ISBN 90-429-1273-1.
  • Herbert Niehr: Religionen in Israels Umwelt. Echter, Würzburg 1998 (Die neue Echter-Bibel, Erg.-Bd. 5).
  • Daniel Schwemer: Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen. Materialien und Studien nach den schriftlichen Quellen. Harrassowitz, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04456-X.

Weblinks

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