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Datei:Nutria-Verarbeitung Processing Abb1.jpg

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Originaldatei(654 × 643 Pixel, Dateigröße: 278 KB, MIME-Typ: image/jpeg)

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Beschreibung

Verarbeitung eines Nutriamantels

Deutsch:  :Der Nutriamantel
Beliebt und begehrt bei der Damenwelt ist das Nutriafell wegen seines schmeichelnden Haares, seiner warmen Farbe, und nicht zuletzt wegen der Leichtigkeit und Strapazierfähigkeit. Die Skala der Möglichkeiten reicht vom Besatz bis zum Innenfutter. Vorherrschend natürlich sind Kleidungsstücke wie Paletots und Mäntel. In seiner Verarbeitung aber zählt Nutria zu den schwierigsten Materialien und hat manchem Kürschner schon viel Kopfzerbrechen und manchen Schweißtropfen gekostet. Die Tücken, die dieses Material bei der Verarbeitung zum Mantel in sich birgt, sind zurückzuführen auf das unterschiedliche Rauchenbild und die auf der ganzen Fellfläche uneinheitlichen Farbstruktur. Nutria ist eines der wenigen Fellarten, die am Rücken aufgeschnitten werden, damit der weiche, dichte Bauch nach der Veredlung sichtbar wird. Der eigentliche, flattrige, spießige, oft dunklere Rücken kommt also jetzt an die Seiten und soll im folgenden auch als Seife bezeichnet werden. Durch ein langwieriges entsprechendes Veredlungsverfahren werden die missfarbigen Grannen entfernt, so daß nur noch die schöne, weiche und dichte Unterwolle übrig bleibt.
Die so veredelten Felle sind noch stumpf und ohne Glanz. Mit einem handelsüblichen Glanzstoff werden die Felle bestrichen und nachfolgend gebügelt. Durch dieses „Lüstern" erhalten die Felle erst ihren typisch dunklen und warmen Glanz. Dadurch sind die Haare aber auch besonders empfindlich gegen Wasser geworden. Es ist eine Kuriosität dieses Materials; das lebende Tier, dessen eigentliches Element das Wasser ist und uns nach der vollkommenen Veredlung ein solch schönes Fell beschert, ist nach der Veredlung besonders empfindlich gegen Wasser geworden.
Nutria wird immer gestürzt verarbeitet, weil dadurch der warme, schmeichelnde Farbton sich erst richtig entfaltet. Die Schwierigkeit der Verarbeitung liegt in erster Linie daran, dass das Haar am Pumpf flacher und heller, am Kopf hingegen länger, dunkler und dichter ist. Das erfordert eine peinliche Sortierarbeit, welche nur bei genauester Beachtung aller Felleigenschaften ein glückendes, nachfolgendes Einschneiden garantiert. Will man das problematische Aufsetzen umgehen, so kann man, vorausgesetzt die Felle sind reichlich groß genug, ein Fell im üblichen A- bzw. V-Schnitt auf Länge auslassen.
Leider aber wirkt ein Mantel so verarbeitet meist etwas streifig und der typisch weiche, flächige Charakter geht etwas verloren. Das gleiche gilt in noch höherem Maße beim Auslasssen quer zum Grotzen, was bei Nutria einst als die „Wunderlösung" angesehen wurde.
Eine meines Erachtens bestmögliche Methode ist das Aufeinandersetzen von 2 Fellen und ein nachfolgendes, separates Auslassen der so übereinander geschnittenen Felle auf Mantellänge. Die Aufsatznaht wird zuletzt durch Verschieben verwischt. Dies ist immer noch der einfachste und erfolgreichste Weg.
Die Erfahrung hat gezeigt, wenn man zwei Felle aufeinandersetzt, eine einwandfreie Verbindung gefunden hat und dann durchgehend, d. h. über die Aufsatznaht hinweg, auslässt, oft ein in seiner Gesamtheit unschön wirkender Mantel die Folge ist. Bedingt durch den strukturellen Haarunterschied der einzelnen Felle zeigt nämlich dann der fertig ausgelassene Streifen bzw. Mantel die unschön wirkenden V- bzw. A-Markierungen der einzelnen Streifen.
Die Methode, 3 Felle übereinander zu setzen, scheint mir noch komplizierter, denn man ist schon erleichtert, zwei passende Felle zusammen zu finden, die einen sauberen Aufsatz versprechen. Jedoch drei passende Felle lassen bei einem selbst guten Sortiment die Sortierarbeit bisweilen unmöglich erscheinen.
In folgendem soll nun die oben erwähnte Methode (2 Felle übereinander separat ausgelassen und die Aufsatznaht verwischt) beschrieben werden.
1. Anbrachen (Abb. 1)
Zuerst werden die Vorderklauenlöcher nach dem Kopf zu aufgeschnitten. Die Zitzen, wenn sie klein sind, werden durch einen schrägen Ellipsenschnitt (Abb. la) entfernt. Oft sind aber um dieselben ziemliche Kahlstellen. Man schneidet dann, je nach Bedarf, die schlechten Stellen heraus. Verbindet diese Löcher mit Schnitten (Abb. 1b) und rückt sie dann in einem Zug (Abb. 1c), so erreicht man mit wenig Schnitten eine einwandfreie Lösung. Beim Anbrachen müssen unbedingt die Farb- und Rauchengrenzen beachtet werden. Die Höchstrückung von 1,5 cm sollte nicht überschritten werden bei einer Anbrachzunge. Dieses gilt auch beim späteren Auslassen.
2. Abstrecken
Die Felle werden mit klarem Wasser (kein Zusatz von Zweckhilfen) bestrichen. Etwas Spiritus kann man dem lauwarmen Wasser beigeben. Leicht warmes Wasser lassen die Felle schneller fatten, der Spirituszusatz läßt die Felle nach dem Trocknen etwas härter werden. Es soll hier noch einmal gewarnt werden, dass kein Wasser an das Haar kommen darf. Alle Wassertiere haben eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme. Bei Nutria soll besonders darauf geachtet werden; denn zuviel Wasser schlägt leicht durch das Leder und läßt das durch das Lüstern empfindliche Nutriahaar leicht blind werden.
Vorsicht beim Umgang mit Wasser ist das Gebot Nr. 1 bei der Nutriaverarbeitung.
Die Felle können jetzt, nachdem sie kurz gefattet haben, so abgestreckt werden, daß man die Pümpfe in die Länge und die Köpfe in die Breite zieht. Ein möglichst rechteckiges Fell soll also erreicht werden.
Die abgestreckten Felle mit der Lederseite einzeln auf Holz bzw. Hartfaserplatten gelegt, trocknen relativ schnell und behalten die Form.
3. Sortieren
Es werden für den Körper zwei Felle aufeinander sortiert. Sortierfehler, selbst kleinste, rächen sich bei Nutria immer und sind im fertigen Stück nicht mehr gutzumachen.
Man sortiert erst einmal vor, um einen Überblick zu bekommen. Danach werden die Felle arm besten an einer stehenden Platte sortiert. Da in der Regel der Pumpf heller und flacher, der Kopf hingegen dunkler und länger ist, beginnt die erste Schwierigkeit. Man sortiert also die Felle paarweise so, dass man als unterstes Fell ein rauches mit dunklem Pumpf nimmt und dazu passend ein dem Pumpfhaar entsprechendes Fell mit also flacherem und hellerem Kopf findet. Hierbei ist es wichtig, auch schon auf die Breiten der Seiten zu achten.
Grundlegend bei jeglicher Sortierarbeit — bei Nutria aber besonders — ist vorausschauende Planung; das heißt, immer das fertige Stück in der Vorstellung zu behalten.
Für den Körper werden in der Regel 18 bis 20 Felle benötigt. Für die Ärmel genügt in der Höhe nur eine Fellänge, welche dann durch entsprechende Schnitte auf die erforderliche Ärmellänge gebracht werden kann. Vier bis sechs Felle reichen für die Ärmel aus. Der Besatz fordert, je nach Form und Größe, vier bis sechs Felle, welche dann, je nach Modell, entweder übereinander geschnitten oder einzeln verarbeitet werden.
4. Aufsetzen (Abb. 2 und 3)
Am Kopf des Aufsatzfelles (oberstes Fell) sucht man eine gleichmäßige Rauche. Es ist besser in einer geraden Naht aufzusetzen; denn die meist üblichen geschweiften Nähte — wie sie Abb. 2 zeigt — machen ein oft unumgängliches Korrigieren vor und nach dem Nähen der Aufsatznaht recht schwierig. Jetzt kann man die Angleichrauche am Pumpf des untersten Felles suchen.
Empfehlenswert ist es, sich an die richtige Angleichrauche heranzutasten, durch eventuell erforderliches, mehrmaliges Nachschneiden. Ein Zuviel läßt sich schlecht beheben, denn es ist schwierig, wieder etwas Material einzusetzen. Man muß oft zwei- bis dreimal nachschneiden. Aus diesem Grunde ist eine gerade Naht (Abb. 3) besser, da man dann durch Dehnen der Schnittflächen die rechte Einheit finden kann. Neben dem Sortieren ist dieses Übereinandersetzen das Wichtigste für ein gutes Gelingen. Bei diesen beiden Arbeiten also darf Zeit und Arbeit keine Rolle spielen und hier gibt es auch nichts zu rationalisieren; denn diese beiden Arbeiten fordern pedantische Genauigkeit, ein gutes Auge und Materialgefühl, sowie wirkliches, handwerkliches Können.
6. Vorzwecken
Die ausgelassenen Streifen werden wieder leicht befeuchtet und am besten mit dem Haar nach oben aufgespannt.
7. Verwischen der Aufsatznaht (Abb. 5)
Zum Verwischen der Aufsatznaht stellt man sich eine Zackenschablone her, deren Zacken 1 cm breit und 4 bis 5 cm lang sind. Genau in der Mitte der Aufsatznaht werden jetzt die Zacken auf das Fell kopiert. Beim Schneiden der Zacken wird an den Spitzen je 1 cm eingeschnitten. (Abb. 5 links) Die so geschnittene Zackennaht wird jetzt ineinandergeschoben genäht (1 cm eingelassen). Die rechte Seite der Abb. 5 zeigt dann die ineinandergeschobenen Zacken und das dadurch erreichte Verschieben der Aufsatznaht. Ein Wort noch zum Thema Nähen. Nutria hat ein relativ schwammiges Leder und es besteht leicht die Gefahr, dass die Lederschicht nicht ganz gefaßt wird, das gilt hauptsächlich in der Kopfgegend. Empfehlenswert ist also ein kleiner Stich und eine feste Spannung. Beim Nähen der geraden Aufsatznaht macht man den Stich so klein wie möglich, die Spannung aber nicht zu fest, beim Verschieben dieser Naht (Zacken), wird die Spannung wieder etwas fester benötigt, vor allem muß dabei darauf geachtet werden, dass die Spitzen gut eingenäht werden.
8. Nachsortieren
Die fertigen Streifen werden nun noch einmal im Hängen sortiert, da diese nach dem Auslassen oft eine andere Wirkung haben. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass die Seiten der aneinander stoßenden Felle, Farbe und Rauche haben. Besonders ist dabei zu berücksichtigen, dass Ärmel und Besatz sich rauchenmäßig gut in das Gesamtbild einfügen.
9. Zusammenstellen
Wie schon vorhergehend erwähnt, müssen die zusammenkommenden Felle gleiche Seitenbreite haben, da sonst das ganze unharmonisch wirken würde. Spiessige Seiten müssen so gut wie möglich abgeschlagen werden. Hierbei ist besonders auf die Angleichrauche zu achten. Man kommt aber manchmal nicht umhin, die Längsnähte etwas auftreten zu lassen.
10. Zwecken
Die fertigen Teile streicht man mit warmem, klarem Wasser leicht ein und legt sie nur einmal zusammen, damit keine Feuchtigkeit in das Haar schlagen kann. Durch die hohe Saugfähigkeit des Leders brauchen die Teile nur kurz zu fatten. Eine Selbstverständlichkeit sollte beim Zwecken sein, dass man neues Papier auf die Zweckplatte legt. Man kann normal mit dem Leder nach oben zwecken, muß aber sofort, wenn die Teile gezweckt und die Nähte mit Stecknadeln gerichtet sind, das Ganze hochheben.
11. Leder blenden
Das Lederblenden der Bruchkanten und dunklen Seiten kann leichter am aufgezweckten Mantel — nach dem Abtrocknen — vorgenommen werden. Geht man mit der Spiritusblende etwas vorsichtig zu Werke, so kann keine Farbe in das Haar dringen.
12. Nachbehandeln
Nach dem Abgleichen, Bändeln und Pikieren ist es dem ganzen Stück zuträglich, es in einer Spezialfirma nachbehandeln (lüstern) zu lassen.
Die Ausfertigungsarbeit muß genau so sauber geschehen wie die Kürschnerarbeit, denn es geschieht beim Bändeln und Pikieren leicht, dass zu tief gestochen wird und dann das Haar an manchen Stellen mit in den Stich gezogen wird.
Datum
Quelle Eigenes Werk
Urheber Rudolf Toursel
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