Edouard Wahl

Edouard Wahl

Edouard Wahl (geb. 9. Januar 1923 in Basel; gest. 20. April 2015 in Brissago) war Journalist, politisch aktiver Mensch und Enfant terrible.

Leben

Edouard Wahl wurde in Basel als jüngstes Kind von Camille und Rosine Wahl-Picard geboren, die in Basel an der Missionsstrasse eine Metzgerei führten und beide aus dem Elsass stammten. Edouard Wahl hatte ein sehr ereignisreiches Leben. Nach der Schule absolvierte er eine Metzgerlehre, holte dann in Neuenburg die Matur nach und studierte in Basel und Genf Geschichte, Germanistik und Philosophie. Seine journalistische Laufbahn führte ihn zuerst zur damaligen "Arbeiterzeitung AZ". Aber sehr bald packte ihn das Reisefieber. Für diverse Medien reiste er auf den Balkan, fuhr mit seiner "Lambretta" über Jugoslawien und Griechenland bis nach Ankara, bereiste alle Länder im Nahen Osten bis nach Jemen und landete schliesslich in Äthiopien. Er wurde für die Sendung "Echo der Zeit" von Radio Beromünster Nahostkorrespondent. Bekannt wurden seine Interviews mit dem "Negus", Kaiser Haile Selassie von Abessinien, und Erzbischof Makarios, damals Staatspräsident von Zypern. Im Jahr 1957 erschien sein Buch "Der Nil hat Brot für alle" über die Nutzung des Nilwassers.

Mit 36 Jahren kam Edouard Wahl zurück in die Schweiz, wurde einer der ersten "Blick"-Reporter und dessen Bundeshausredakteur. Für das "Blick-Racing-Team" fuhr er einige Jahre Autorennen auf Europas Rennstrecken. Anfang der Siebziger Jahre zog er sich vom aktiven Journalismus zurück, begann seinen Unterhalt als Segellehrer am Lago Maggiore zu verdienen und gründete in Brissago eine Segelschule. 1987 überquerte er segelnd den Atlantik.

Auch im Tessin konnte er das Schreiben nicht lassen und wurde wohl der produktivste Leserbriefschreiber des Landes. Kritik an Autoritäten und Einsatz für die Schwächsten unserer Gesellschaft, für die am Rande Stehenden und die unterdrückten Minoritäten bestimmten sein Leben. Er kämpfte gegen Rassismus und Fremdenhass, war ein überzeugter Sozialist und Pazifist. Politisch engagierte er sich über zehn Jahre lang als Gemeinderat von Brissago.

Im Alter von 78 Jahren heiratete er seine langjährige und viel jüngere Lebensgefährtin Eveline. Sie wurde seine unermüdliche und unersetzliche Stütze, als Edouard einige Jahre vor seinem Tod schwer erkrankte.

Auf seinen Wunsch hin wurde Edouard Wahl am 22. April 2015 in Durmenach (Elsass), dem Geburtsort seiner Mutter, auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt. Er war ein grosser Förderer des dortigen Dorfmuseums, vermachte ihm viele Gegenstände aus seinem Elternhaus und unterstützte es auch finanziell.

Hinweis: Dieser Jewiki-Artikel beruht auf einem im tachles (Juni 2015) veröffentlichten Nachruf (Autor: Roland Meyer).