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Fötus
Ein Fötus (auch Fetus, nach lateinisch fetus, „die Brut, Nachkommenschaft“) ist ein Embryo nach Ausbildung der inneren Organe während der Schwangerschaft. Mit Abschluss der Organogenese in der 8. Entwicklungswoche beginnt beim Menschen ab der 9. Entwicklungswoche nach der Befruchtung bis zur Geburt die Fetalperiode.
Andere Formen und Schreibungen sind Fet und Föt. Die Mehrzahl wird mit der Endung -en gebildet: die Feten oder die Föten.
Fetales Kreislaufsystem
Der vorgeburtliche Blutkreislauf eines menschlichen Fötus unterscheidet sich stark vom Kreislauf nach der Geburt. Das liegt vor allem daran, dass die Lungen nicht genutzt werden. Die Versorgung mit Sauerstoff und Nahrung erfolgt über die Plazenta (Mutterkuchen) und die Nabelschnur.
Begrifflichkeit
Je nach Schwangerschaftsalter bzw. abhängig vom Geburtsvorgang wird ein und dasselbe Lebewesen entweder als Embryo, Fötus oder Kind bezeichnet. Vielfach kritisiert wird hier das Fehlen eines verbindenden Überbegriffes, der verdeutlicht, dass es sich jeweils um den gleichen Sachverhalt handelt, und lediglich eine Unterscheidung anhand von Entwicklungsschritten vorgenommen wird: „Die Bewertung nach dem Gestationsalter gehört in den Bereich der deskriptiven Ethik, sie ist eine Bezeichnung moralischer Praxis“[1]; zeitliche Grenzen für die Begrifflichkeiten können darum situationsbezogen variabel sein, da sich die Wertigkeit an bestimmten Entwicklungspunkten des Embryos bzw. des Fötus orientiert: Z. B. wird „während der Geburt. . der Fet bereits wie ein Kind behandelt - das gilt für einen Föten, der in der 24. SSW geboren wird, ebenso wie für ein reifes Kind“[1].
Entwicklung des Fötus
(Die folgenden Angaben sind Anhaltswerte, individuell können zeitliche Unterschiede auftreten)
- Embryo: etwa am 22. Tag nach der Befruchtung beginnt der Herzschlag.
- Ab der 8./9. Entwicklungswoche wird der Begriff Fötus verwendet. Es bilden sich Nervenzellen im Gehirn.
- 12. Woche: Der Fötus hat eine menschliche Gestalt. Sichere Bestimmung des Geschlechts.
- 9.-16. Woche: Erste Bewegungen des Fötus. Die Bewegungen sind reflexartig, da noch keine Verbindung zum Gehirn besteht. Etwa bis zur 18. Woche entsteht ein zentrales Nervensystem, bei dem das Gehirn mit den meisten Teilen des Körpers verbunden ist.
- 18. Woche: Der Fötus öffnet den Mund und schluckt Fruchtwasser. Das Verdauungssystem arbeitet und Geschmacksknospen im Mund entwickeln sich.
- 21. Woche: Die Iris des Auges entwickelt sich.
- 20.-24. Woche: die Großhirnrinde wird angelegt, in ihr werden Erfahrungen gespeichert.
- 24. Woche:
- Die Lungenbläschen haben sich entwickelt. Bis zur 30. Woche bildet sich auf den Lungenbläschen ein Oberflächenfilm (Surfactant), der später das Atmen ermöglicht. Bei vorzeitiger Geburt kann der Säugling allerdings nur dann atmen, wenn Surfactant durch den Arzt gegeben wird.
- Die Augenlinse wird von einem Muskel fixiert.
- 24.-26. Woche: Innen- und Mittelohr sind voll ausgebildet, Nervenbahnen der Gehörgänge sind mit isolierendem Myelin umwickelt. Herzschlag, Sprache und Atemgeräusche der Mutter sowie Außengeräusche (ab 90 Dezibel Lautstärke) können gehört werden.
- 7. Monat: Der Fötus erkennt die Stimme der eigenen Mutter.
- 26. Woche: Augenlider sind ausgebildet, die Augen teilweise geöffnet.
- 28. Woche: Der Gewebepfropf löst sich, welcher vorher die Nasenlöcher verschloss. Der Fötus kann riechen (Experimente mit zu früh geborenen Kindern bestätigen dies).
- 30. Woche:
- Auf den Lungenbläschen bildet sich ein Oberflächenfilm (Surfactant), der das Atmen ermöglicht
- 30.-34. Woche: bei männlichen Föten deszendiert der Hoden → steigt in den Hodensack ab.
- Die Augen können in der Augenhöhle bewegt werden und der Fötus kann optische Sinneseindrücke wahrnehmen und reagiert z. B. auf starken Lichtschein.
- Der Fötus ist fertig entwickelt. Bis zur Geburt wächst er noch und nimmt an Gewicht zu.
- 32.-33. Woche: Der Saugreflex bildet sich aus. Zu früh geborene Kinder können nicht selbstständig saugen.
- Geburt: Wenn die Lungenreife weit fortgeschritten ist, befindet sich soviel Surfactant-Eiweiß im Fruchtwasser, dass die Bildung von Oxytocin angeregt wird. Oxytocin bewirkt ein Zusammenziehen der Gebärmutter und löst dadurch die Geburt und die Plazentaabstoßung aus. Gleichzeitig wird durch dieses Hormon auch die Blutung in der Gebärmutter gestoppt.
Neugeborene haben eine Sehschärfe von etwa 0,03. Sie sind in der Lage zu akkommodieren. Eine Farbwahrnehmung lässt sich erst etwa zwei Monate nach der Geburt nachweisen.
Bei der Geburt sind die meisten Nervenzellen des Gehirns bereits vorhanden. Das Gehirnvolumen ist klein, damit das Baby durch den Geburtskanal passt. Das Volumen des Gehirns vergrößert sich von 0,35 Liter (bei der Geburt) auf ca. 1,35 Liter (beim Erwachsenen). Dies geschieht durch Ummantelung der Nervenleitungen mit isolierendem Myelin-Fett. Der Fettanteil im erwachsenen Gehirn beträgt ca. 60 %. Dadurch erhöht sich die Weiterleit-Geschwindigkeit der Nervenimpulse im Gehirn von 3 m/s (Fötus/Neugeborenes) auf ca. 110 m/s (Erwachsener).
Siehe auch
- Embryonalentwicklung
- Therapie in utero
- Embryonenschutzgesetz
- Neugeborenes
- Blutaustauschtransfusion
- Fetopathien
Quellen
- Wunder des Lebens, Teil I, RTL II-Sendung Welt der Wunder vom 24. Juni 2007.
- Gehirnjogging im Mutterleib, in: Bild der Wissenschaft, Nr. 2/2006, ab Seite 24.
- Verborgene Wurzeln des Glücks, Kinseher Richard, 2008, BoD, ISBN 978-3-8334-7378-4.
Weblinks
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fötus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |