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Enemy Alien

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Der Begriff Enemy Alien (zu deutsch etwa feindlicher Ausländer) bezeichnet im angloamerikanischen Recht einen Flüchtling aus einem Land, welches sich in einem Konflikt – nicht zwangsläufig Krieg – mit dem Land befindet, in dem er Zuflucht sucht. Der Begriff wurde vorrangig in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, aber auch im Ersten Weltkrieg verwendet. Während des Zweiten Weltkrieges wurden aber auch in anderen Ländern, z. B. Frankreich, feindliche Ausländer interniert.

Großbritannien

Erster Weltkrieg

Antideutsche Demonstranten in England. Auf dem Schild steht: Ein Kehraus, Schluss mit dem deutschen Einfluss, Heute Demonstration um 2:30

Während des Ersten Weltkrieges gab es eine wahre Hysterie gegen Deutsche. Es wurde eine Petition für die Inhaftierung von in England lebenden Deutschen gestartet, welche 1,25 Millionen Engländer unterzeichneten. Es gab eine Massendemonstration am Trafalgar Square gegen deutsche Ausländer.

Zweiter Weltkrieg

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kamen viele Deutsche, hauptsächlich Juden und Antifaschisten, nach Großbritannien, die vor dem Nazi-Regime flüchteten. Diese wurden zunächst wie andere feindliche Bewohner auch ohne Unterscheidung Restriktionen unterworfen. Sie durften sich nur in einer Zone von drei Meilen um ihren Wohnort bewegen. Der Besitz von Fahrzeugen, Rundfunkgeräten, Kameras und Landkarten war verboten.

Ab Mitte September 1939 mussten sich Deutsche und Österreicher einem Tribunal stellen, das den „Grad der Loyalität“ feststellte. Von der Kategorie (A – C) hing es ab, ob sie in Internierungslager geschickt wurden. Am 12. Mai starteten die britischen Behörden den „general roundup“; nun wurden auch Personen interniert, die in die Kategorie B oder C eingestuft waren.

Nach dem Kriegseintritt Italiens betraf dies auch eine größere Zahl Italiener.

Zuerst wurden die Emigranten in Huyton interniert. Als die Kapazität nicht mehr ausreichte, wurden andere Unterbringungsmöglichkeiten gesucht. Die vergleichsweise isoliert vom britischen Festland gelegene Isle of Man war prädestiniert, da sie als beliebtes Ferienziel auch eine große Anzahl an Unterkünften bot. Insgesamt wurden 25.000 Emigranten in meist provisorisch eingerichtete Lager auf den britischen Inseln eingewiesen.

Als die Kapazität der britischen Lager erschöpft war, wurden 6500 Internierte nach Kanada und 2500 nach Australien deportiert. Auch in Indien gab es Internierte. In den Internierungslagern in Indien wurden auch Deutsche aus Ceylon und nach dem 9. Mai 1940 solche aus Niederländisch-Indien konzentriert.

Ende Juli 1940 stoppte jedoch die Regierung die Internierung in Großbritannien, Kanada und Australien, die zunehmend als sinnlose Aktion eingeschätzt wurde. Schrittweise begann die Rückführung der Internierten. Beendet wurde die Internierungsaktion jedoch erst im Herbst 1942.

Ironisch wurden in Großbritannien die Soldaten deutscher und österreichischer Abstammung, die für die britische Armee kämpften, als The King’s Most Loyal Enemy Aliens („Des Königs allertreueste feindliche Ausländer“) bezeichnet[1]. Zu ihnen gehörte unter anderem Ken Adam, der später als Szenenbildner der James-Bond-Filme bekannt wurde.

Australien

In Australien gab es während des Ersten Weltkrieges als gesetzliche Grundlage den War Precautions Act 1914, der auf die Kriegsgegnerschaft mit England und die mögliche Gefährdung australischer Interessen abhob. 7.000 Personen wurden danach interniert, von denen 4.500 als Enemy aliens oder Briten mit deutscher Herkunft galten.[2] Viele zunächst eröffnete kleinere Lager wurden 1915 zugunsten einer Unterbringung in größeren geschlossen. Das größte war in Holsworthy in New South Wales.[3]

Ähnlich galt im Zweiten Weltkrieg der National Security Act of 1939. Etwa 7.000 Einwohner wurden zwischen 1939 und 1946 interniert.[4][5] Außerdem wurden in Australien ca. 8.000 weitere internierte Personen aus den Niederlanden und England und dessen Kolonialgebieten im pazifischen Raum gefangen gehalten (vgl. z. B. die Geschichte des Truppentransporters SS Dunera).

Vereinigte Staaten

Die erste Rechtsgrundlage stammt aus dem Jahr 1798, dem Alien Enemy Act, der heute noch als Kap. 50 des United States Code gültig ist. Er gibt dem US-Präsidenten das Recht, die Verhaftung und Abschiebung jedes Ausländers zu befehlen, der Bürger eines Landes war, mit dem sich die Vereinigten Staaten im Kriegszustand befanden (siehe auch „Alien and Sedition Acts“).

Während des Zweiten Weltkrieges waren zunächst überwiegend Japaner betroffen, da die USA erst mit dem Angriff auf Pearl Harbor in den Krieg eintraten. Im Rahmen der Internierung japanischstämmiger Amerikaner wurden auch amerikanische Staatsbürger japanischer Abstammung von der Westküste unter Zwang in Internierungslager umgesiedelt. Später kamen größere Zahlen deutscher und italienischer Auswanderer dazu. In den USA mussten die Enemy Aliens eine Registrierungskarte mit sich führen und monatlich persönlich bei den Behörden vorstellig werden. Dies betraf auch Emigranten, die schon seit Jahren in den USA lebten. Allein für Deutschstämmige gab es über 50 verschiedene Lager, darunter Ellis Island. Ein Teil der Internierten wurde sogar repatriiert, um sie gegen amerikanische Kriegsgefangene in Deutschland auszutauschen.[6]

Literatur

  • Waltraud Strickhausen: Großbritannien, in: Claus-Dieter Krohn (Hg.), Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933–1945, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998 S. 251–270
  • Alfred Fleischhacker (Hrsg.): Das war unser Leben, Erinnerungen und Dokumente zur Geschichte der FDJ in Großbritannien 1939–1946. Verlag Neues Leben GmbH, Berlin, 1996. ISBN 3-355-01475-3
  • Max Zimmering: Die unfreiwillige Weltreise, Kinderbuchverlag, Berlin 1956

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online EinesTages: Treue Feinde, abgerufen am 27. Juli 2008
  2. Wolf Klaphake: Internment (engl.) In: Uncommon Lives: Wolf Klaphake. National Archives of Australia. 2004. Abgerufen am 15. Juli 2008.
  3. Germans interned in Australia
  4. ENEMY ALIENS: The Internment of Italian Migrants in Australia. Connor Court Publishing Online Bookshop. 2005. Abgerufen am 15. Juli 2008.
  5. Tatura WK2 Camps & Irrigation Museum
  6. Bayerisches Fernsehen: Dokumentarfilm: Nazis wider Willen – Vorstellung des Films von Michaela Kirst, ausgestrahlt am 20. Januar 2010 (Kopie im Internet Archive)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Enemy Alien aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.