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Feinheit (Textilien)

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Nähgarn der Stärke Nm 100/3

Die Feinheit von textilen Fasern (Spinnfasern, Filamenten) und anderen linienförmigen textilen Gebilden wie Garnen, Zwirnen, Kammzügen, Vorgarnen, Rovings und Bändern sowie Seilen stellt ein Maß für deren Dicke, Durchmesser oder Stärke dar. Je kleiner der Durchmesser eines solchen Gebildes ist, desto feiner ist es bzw. desto größer ist seine Feinheit. Da aber der Durchmesser der meisten dieser Gebilde wegen der Zusammendrückbarkeit und deren unregelmäßigen bzw. profilierten Querschnitten schwer bestimmbar ist, wurden für die textilen Feinheitsdefinitionen Beziehungen zwischen der leichter bestimmbaren Masse (Gewicht) und Länge aufgestellt. Die Feinheit wird entweder als längenbezogene Masse (Gewichtsnummerierung) oder massebezogene Länge (Längennummerierung) angegeben.

Feinheitsbestimmung durch Dickenmessung

Für Fasern ist die Dicke ein wesentliches Kennzeichen der Fasergeometrie, dadurch werden die Verarbeitbarkeit der Fasern und die Eigenschaften daraus hergestellter linienförmiger und flächenförmiger textiler Gebilde (Vliesstoffe) unmittelbar beeinflusst. Wenn der Faserquerschnitt kreisförmig ist, wie bei Wolle oder Glasfasern, ist die Dicke durch den Durchmesser definiert. Bei abgeflachten Faserquerschnitten kann auch die Breite oder Seitenlänge bestimmt werden. Ab dem Wechsel des 18. zum 19. Jahrhunderts ist eine Vielzahl von Verfahren zur Messung der Wollfeinheit entwickelt worden. Grund war die notwendige objektive Bewertung der Faserfeinheit bei der industriellen Verarbeitung. Unterschiedliche Feinheiten entlang der Fasern und zwischen diesen hat Einfluss auf die Spinneigenschaften und die Ausspinngrenzen.[1] Sicherlich war die Preisbildung, die von der Faserfeinheit abhängig ist, eine weitere Rolle. Als Beispiele für solche Prüfverfahren können angeführt werden:[2]

  • Messung mit Mikroskop und Mikrometer (durch Daubenton 1779, Ploucquet 1785, Pilgram 1826)
  • Messung mit Mikroskop und anderen Hilfsmitteln (durch Dollond 1811)
  • Messung mit Tastern und Mikrometerschrauben (durch Voigtländer 1815, Köhler 1825, Grawert 1831)

Als zuverlässigstes Instrument Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts galt der von Dollond konstruierte und 1811 erstmals beschriebene „Wollmesser“ (Eriometer). Er hatte an seinem zusammengesetzten Mikroskop eine Einrichtung um zu erkennen wie oft zehntausendstel Teile eines englischen Zolles den Durchmesser eines Wollhaares ausmachten. Das nach ihm benannte Maß „Grad Dollond“ entsprach mithin 2,54 µm. So ermittelte man den Durchmesser des Fadens eines Spinnengewebes mit 1 Grad Dollond, des Raupenseidenfadens mit 2 – 3 Grad, des Flaumhaares einer einheimischen Ziege mit 4 – 6 Grad und den des „allerfeinsten Wollhaares“ mit 4 – 5 Grad. Wie die Methode von Dollond waren auch andere Wollmesser kompliziert und wegen der Einzelfasermessung zeitaufwendig und teuer.[3]

Heute erfolgt die Messung des Faserdurchmessers mit Lanametern, wobei es sich meist um Projektionsmikroskope handelt, deren Grundprinzip von Doehner 1929 beschrieben wurde. In DIN 53 811 (Faserdurchmesser-Messung in Mikroprojektion der Längsansicht, Juli 1970) werden die Prüfbedingungen aufgeführt. An 0,4 bis 0,8 mm langen Faserstücken werden die Durchmesser von ca. 1000 Wollfaserabschnitte gemessen und der mittlere Faserdurchmesser ermittelt.

  • Eine Weiterentwicklung hinsichtlich des Zeitaufwandes für die Messungen stellt eine von der AWTA (Australian Wool Testing Authority) entwickelte Methode (Messgerät OFDA 100) der mikroskopischen Bildauswertung dar. In 20 Sekunden können damit 2000 Messwerte ermittelt werden.
  • Eine weitere Methode ist das FDA-Gerät (Fiber Distribution Analyzer) von der CSIRO (Australian Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation). Mit einem Spezialmikrotom kurz geschnittene Faserabschnitte strömen in einer nicht quellenden Flüssigkeit in einer kapillaren Messkammer einzeln an einer optisch-elektronischen Messeinrichtung vorbei. Dabei wird der Faserdurchmesser ausgewertet und weitere statistische Auswertungen vorgenommen. Pro Sekunde können bis zu 50 Fasern vermessen werden.
  • Mit einem speziellen Modul kann auch mit dem für die Faserlängenmessung entwickelten automatischen System AFIS der Faserdurchmesser ermittelt werden, wobei zur Faservereinzelung ein Luftstrom verwendet wird. Eingesetzt wird das Gerät für Baumwollfasern, wobei wegen der nicht runden Querschnittsform ein fiktiver Durchmesser angezeigt wird.[4]

Die Durchmessermessungen mit den unterschiedlichsten Verfahren werden vor allem zur Klassifikation der Wollfaserqualitäten (Wollfeinheitsklassen) genutzt, wobei man Durchschnittswerte ermittelt und noch heute insbesondere in englischsprachigen Ländern in Mikron (engl. Micron, Kurzzeichen µ) angibt. Diese Längeneinheit entspricht im SI-Einheiten-Systems unmittelbar dem Mikrometer (µm) und ist zu ersetzen. Diese Wollfeinheitsklassen sind zwischen den Ländern nicht einheitlich genormt. Ebenfalls zu beachten Aus züchterischer Sicht und dem Wollhandel sind ebenfalls unterschiedliche Einteilungen üblich. Dazu gibt es umfangreiche Zusammenfassungen und Übersichten.[5][6][7][8][9] Heute werden die für Kammzüge verarbeiteten Wollen meist nur noch grob in drei Wollfeinheitsklassen eingeteilt: Merinowollen (16,5–24 µm), Crossbred-Wollen (Kreuzzuchtwollen, 24–33 µm) und Cheviot-Wollen (gröber als 33 µm).[10]

Für Fasern aus anorganischen Stoffen (Glas, Metall) und aus synthetischen Polymeren wird die Kennzeichnung der Faserfeinheit über den Faserdurchmesser oder die Querschnittsfläche vor allem für den Einsatz in technischen Anwendungsgebieten ermittelt. Häufig ist bei diesen Fasertypen der Querschnitt kreisförmig oder sonstig regelmäßig gestaltet. Damit können im Bereich der Verstärkungsfasern bei Kunststoffverbundwerkstoffe weiterführende Festigkeitsberechnungen und andere mechanische Berechnungen durchgeführt werden.

Garndickenmessungen werden für die Charakterisierung der Garnfeinheit kaum eingesetzt, da sich Garne zu leicht verformen lassen und damit keine objektive Messung möglich wird. Trotzdem wurden in der Vergangenheit solche Verfahren entwickelt. Bei einer direkten Messung des Garndurchmessers wird ein Faden um einen Objektträger gewickelt, wobei mittels einer Vorrichtung ein Breitquetschen verhindert wird, und anschließend wird mit einem Okularmikrometer an drei Stellen vermessen. Bei einem weiteren Verfahren werden Fäden nebeneinander auf einen Stab gelegt und unter definierter Spannung bis zu einer markierten Breite aufgewickelt. Die Breite wird durch die Anzahl der Windungen dividiert, um die Garndicke zu erhalten. Ein indirektes Verfahren ermittelt den Garndurchmesser auch über das Volumen.[11] Mit opto-elektronischen und kapazitiven Verfahren kann eine kontinuierliche Überwachung der Ungleichmäßigkeit des Merkmals „Garndurchmesser“ über größere Garnlängen erfolgen.[12] Mittels Wirbelstromsensoren werden innerhalb von Anlagen zur Garnherstellung mit kontinuierlicher Überwachung die Ungleichmäßigkeit der Dicken von Faserbändern überwacht, um über Regelkreise Einfluss auf die Steuerung von Streckwerken zu nehmen.[13]

Feinheitsbestimmung durch Messung von Masse (Gewicht) und Länge – Nummerierungssysteme

Masse und Gewicht zur Feinheitsbestimmung

Bis zur gesetzlichen Einführung des SI-Einheiten-Systems mit dem Gesetz über die Einheiten im Messwesen und die Zeitbestimmung (Einheiten- und Zeitgesetz, abgekürzt EinhZeitG) vom 2. Juli 1969 war es im Technischen Maßsystem üblich, das Gewicht als Maß für die Menge und das kg als zugehörige Mengeneinheit zu verwenden. Aus diesem Grund wird in der Literatur, aber auch in Normwerken zur Feinheitsbestimmung von linienförmigen textilen Gebilden bis dahin fast ausnahmslos das Gewicht verwendet. Bei der Einführung des SI-Einheiten-Systems wurde aber ausschließlich auf dem physikalischen Einheitensystem aufgebaut, das das Kilogramm als Grundeinheit für die Masse festlegte. Das wurde auch bei Einführung abgeleiteter textiler Größen berücksichtigt. Da aber schon im Zuge der neuen Einheiten-Gesetzgebung mit der zählebigen Tradition der Alltagssprache (z.B. Angabe des Körper“gewichts“ noch heute in kg) und auch in manchen Zweigen der Technik gerechnet wurde, erlaubte die Ausführungsverordnung zum Gesetz über Einheiten im Messwesen vom 26. Juni 1970, dass die Einheiten des Gewichts als einer im geschäftlichen Verkehr bei der Angabe von Warenmengen benutzten Bezeichnung für die Masse die Masseeinheiten sind.[14] Ebenso weist die DIN 60 910: Textile Faserstoffe, Allgemeine Feinheitsbezeichnungen, Ausgabe Dezember 1985 darauf hin, dass die Feinheit (längenbezogene Masse) von Fasern und Garnen als Quotient aus dem Gewicht in einer gesetzlichen Einheit der Masse und der Länge in km angegeben werden soll. Auch die DIN 1305: Masse, Wägewert, Kraft, Gewichtskraft, Gewicht, Last; Begriffe, Ausgabe Januar 1988 verweist darauf. Ausgehend davon wird auch in der neueren textilen Fachliteratur zur Prüfung von Textilien das Gewicht zur Berechnung der Feinheit eingesetzt.[15] Dieser allgemeine Sprachgebrauch in diesem speziellen Anwendungsgebiet des Prüf- und Messwesens ist auch der Grund, dass neben der Längennummerierung der Begriff der Gewichtsnummerierung und nicht Massenummerierung verwendet wird. Die Anwendung beider Begriffe sollte deshalb im Bereich der Bestimmung und praktischen Anwendung der Feinheit von linienförmigen textilen Gebilden akzeptiert werden.

Historische Entwicklung der Feinheitsnummerierung

Aufgrund der sehr regionalen und länderspezifischen Entwicklung des Textilhandwerks und der Textilindustrie und des damit verbundenen Handels haben sich im Laufe von hunderten Jahren unterschiedliche Systeme zur Kennzeichnung der Faser- und Garnfeinheit herausgebildet, da sich die Maße für Länge und Gewicht sehr oft länderspezifisch und regional entwickelt haben. Auch für die unterschiedlichen Faser- und Garnarten kamen und kommen z.T. noch heute unterschiedliche Nummerierungssysteme zur Anwendung. Ausgangspunkt für solche Nummerierungen lagen in der französischen Seidenindustrie und in der englischen Woll- und Baumwollspinnerei für die Kennzeichnung der erzeugten Garne. Die Nummer ergibt sich dabei

  • aus der Anzahl von Gewichtseinheiten, welche auf eine bestimmte Länge des linienförmigen textilen Gebildes gehen (Gewichtsnummerierung). Je niedriger die Nummer, umso feiner (dünner) ist das linienförmige Gebilde.
  • aus der Anzahl von Längeneinheiten, die ein bestimmtes Gewicht ergeben(Längennummerierung). Je niedriger die Nummer, umso gröber (dicker) ist das linienförmige textile Gebilde.

Eine der ersten Gewichtsnummerierungen wurde in der französischen Seidenindustrie eingeführt. Es handelte sich um den alten französischen Seidentiter (franz. Titre – Feingehalt). Dieser bedeutete die Anzahl Deniers (1 Denier = 1,2739 g), welche ein Seidenfaden von 9600 alten französischen Ellen Länge wiegt (eine französische Elle = 1,188 m). Auf dem Pariser Kongress im Jahre 1900 wurde dann der internationale, legale (gesetzliche) Seidentiter durch das Ersetzen der alten Maß- und Masseeinheiten durch das metrische System begründet. Der Titer denier Td ergab sich dann aus dem Gewicht in Gramm pro 9.000 m.[16] In der Baumwollgarn-, Wollgarn- und der Bastfasergarnnummerierung wurde die Längennummerierung bevorzugt. Für das Jahr 1925 wurden noch in Deutschland 17 gebräuchliche Längennummerierungssysteme angegeben, darunter englische, französische, aber beispielsweise auch unterschiedliche für Berlin und Sachsen bei der Streichgarnnummerierung.[17]

Die metrische Längennummerierung (Nummer metrisch Nm mit der Einheit m/g) wurde in Deutschland 1942 verbindlich eingeführt, konnte sich aber in der Seidenindustrie und Chemiefaserindustrie bei Filamenten gegenüber dem Titer denier Td nie vollkommen durchsetzen. Da in den 1950er Jahren eine international gleichartige Nummerierung und die Vorzüge der Gewichtsnummerierung erkannt wurden, beschloss das ISO-Komitee 38: „Textilien“ im Jahre 1956, die internationale Einführung des tex-Systems mit der Einheit „tex“ zu empfehlen.[18]

Gewichtsnummerierungen

Die Gewichtsnummerierungen geben das Verhältnis Masse (Gewicht) je Länge an.

Tex-System

Gemäß ISO 1144 und DIN 60905, Teil 1: „Tex-System; Grundlagen“ ist das Tex-System international und national eingeführt worden. Die Einheit Tex (Einheitenzeichen tex, Formelzeichen Tt) wurde mit dem Gesetz über Einheiten im Messwesen vom 2. Juli 1969 in Deutschland für die Angabe der Feinheit aller linienförmigen textilen Gebilde gesetzlich geregelt; sie ist auch in der Schweiz gesetzliche Einheit.

Das Tex ist Einheit und Grundgröße des Tex-Systems.

Häufig werden Vorsätze für Maßeinheiten vorangestellt:

  • 1 mtex (Millitex) = 0,001 tex oder 1  Gramm pro 1.000.000 Meter oder 1 tex = 1000 mtex
  • 1 dtex (Dezitex) = 0,1 tex oder 1 Gramm pro 10.000 Meter oder 1 tex = 10 dtex
  • 1 ktex (Kilotex) = 1000 tex oder 1 Gramm pro 1 Meter oder 1tex = 0,001 ktex

Ein Garn aus gleichem Fasermaterial und bei gleichen Spinnparametern mit 300 tex ist dreimal so schwer wie ein (gleich langes) Garn mit 100 tex Je höher die Tex-Nummer, um so gröber sind das Garn oder die Faser, d.h. umso geringer ist die Feinheit des linienförmigen textilen Gebildes. Bei Zwirnen, die aus Garnen gleicher Feinheit zusammengedreht werden, wird im Tex-system die Anzahl der einzelnen Fäden hinter der Garnnummer mit einem Multiplikationszeichen angeben. Wenn eine Verkürzung (Einzwirnung) oder eine eventuelle Verlängerung und auch die schraubenartige Struktur der verzwirnten Garne vernachlässigt werden, ergibt sich die Feinheit des Zwirns aus dem Produkt der Garnfeinheit und der Fadenzahl n: Tt Zwirn = n x Tt Garn. Zum Beispiel bedeutet

100 × 4 tex, dass vier Einzelfäden von 100 tex einen Zwirn mit insgesamt 400 tex, also mit einer Lauflänge von 2500 m/kg, bilden.

Bei unterschiedlicher Feinheit der Garne ergibt sich die Zwirnfeinheit vereinfacht aus der Summe der Einzelfeinheiten.

Errechnung des Titers (dtex) bei bekannter Länge (in m) und Masse (in g)
dtex = 10.000 x Masse / Länge
Errechnung der Länge (in m) bei bekanntem Titer (dtex) und Masse (in g)
Länge = Masse x 10.000 / dtex
Errechnung der Masse (in g) bei bekanntem Titer (in dtex) und Länge (in m)
Masse = dtex x Länge / 10.000.

Obwohl das Tex-System eigentlich für alle linienförmigen textilen Gebilde angewendet werden soll, wird es vor allem bei den Chemiefasern (sowohl Stapelfasern als auch Filamenten) und daraus hergestellten Garnen, aber auch bei der Kennzeichnung der Feinheit von Rovings und Kammzügen verwendet. Fasern werden häufig Feinheitsbereichen zugeordnet: ultrabgrob > 10 tex; grob 10 – 0,5 tex, normal 0,5 – 0,15 tex, fein 0,15 – 0,10 tex, hochfein 0,10 – 0,01 tex und ultrafein < 0,01 tex.[19]

Denier-System

Wie schon im Abschnitt „Historische Entwicklung der Feinheitsnummerierung“ angeführt, entstammt diese Nummerierungssystem der französischen Seidenindustrie und geht zurück auf die alten französischen Gewichtseinheit Denier. Bis zur Einführung des Tex-Systems wurde das den-System überwiegend für die Seidengarne und Chemiefaserfilamente (sogenannte Kunstseiden) verwendet. Auch heute wird es noch zur Feinheitskennzeichnung von Naturseiden, aber vor allem auch in Asien und den USA für Filamentgarne und Chemiefasern eingesetzt. In textilen Fertigerzeugnissen findet man diese Bezeichnung z.B. auch noch bei Damenstrumpfhosen. Die Einheit Denier (den, Formelzeichen Td) ist wie folgt definiert:

1 den = 1 Gramm pro 9.000 Meter;

Das bedeutet z.B. 15 den = 15 g/ 9000 m (für ein Filamentgarn) oder 1,5 den = 1,5 g/ 9000 m (für eine Chemiefaser) Bei Filamentgarnen gibt man auch häufig neben der Gesamtfeinheit die Feinheit der Einzelfilamente an (D.P.F. Denier per Filament). 1 tex entspricht 9 den.

Längennummerierungen

Die Längennummerierungen geben das Verhältnis Länge je Masse an.

Nm-System

Die Einheit „Nummer metrisch“ (Nm) war von 1942 bis 1969 in Deutschland vorgeschrieben. Sie gibt an, wie viele Meter eines linienförmigen textilen Gebildes eine Masse von einem Gramm haben. Daher ist ein Faden mit Nm 9 dreimal dünner als ein Faden mit Nm 3, d. h. je höher der Nm – Wert, desto feiner ist das linienförmige textile Gebilde

Nm 4 bedeutet 4 Meter wiegen 1 Gramm.

Die Einheit Nm wird meist für Garne verwendet. Die Beschreibung der Garne im Nm-System ist in DIN 60 900, Teil 4, Ausgabe Juli 1988 enthalten. Insbesondere kommt diese System noch im Bereich der Wollgarne vor. In den weiterverarbeitenden Bereichen schätzt man vor allem die einfache Errechnung der Lauflänge eines Garnes, das auf einer Garnspule aufgewickelt ist, d.h. wenn das Gewicht eines Garnes Nm 50 z.B. 100 g ist ergibt sich eine Lauflänge von 5000 m. Die Feinheit von Zwirnen im Nm-System wird mit der Nummer der einfachen Garne und der verzwirnten Anzahl der Fäden angegeben; d. h. ein Zwirn Nm 48/2 ist zusammengezwirnt aus zwei Garnen Nm 48. Entsprechend ergibt sich bei etwas vereinfachter Betrachtung ein Zwirn mit einer Gesamtfeinheit Nm 24.

Ne-System

In den Handel gelangen nach wie vor Naturfasergarne mit der Nummer englisch Ne. Zur Anwendung kommt diese Nummerierung in England, den USA, asiatischen Ländern (außer China) und Nordeuropa. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen NeB, der englischen Nummerierung für Baumwollgarne, und NeL, der englischen Nummerierung für Leinengarne sowie NeK und NeW für Kammgarn und Streichgarn.

1 NeB bedeutet 1,6934 Meter Baumwollgarn pro 1 Gramm. Die Einheit ist also größer als Nm
1 NeL bedeutet 0,604772 Meter Leinengarn pro 1 Gramm. Die Einheit ist also kleiner als Nm
1 NeK bedeutet 1,128909 Meter Kammgarn pro 1 Gramm (560 yd/lb).
1 NeW bedeutet 0.516073 Meter Streichgarn pro 1 Gramm (256 yd/lb).

Diese Einheiten basieren darauf, dass sowohl das Längenmaß eines gehaspelten englischen Stranges (siehe auch Hank (Einheit)) als auch das Vergleichsgewicht des englischen Pfunds nicht metrisch waren. Auch für die englische Nummerierung Ne wird die Verzwirnung hinter einem Schrägstrich angegeben, beispielsweise NeB 28/3.

Nf-System

Auch die Nummer französisch Nf ist in Deutschland nahezu bedeutungslos. Anwendung findet Nf in Frankreich für Baumwollgarne. Für sie gilt:

1 Nf bedeutet 1000 Meter Baumwollgarn wiegen 500 Gramm.

Daraus ergibt sich die Umrechnung 2 Nm = 1 Nf.

Berechnungen

Aus den Zusammenhängen

ergibt sich die folgende Tabelle.

nach
tex den Nm NeB NeL
v
o
n
tex 1
den 1
Nm 1
NeB 1
NeL 1

Ist die Dichte ρ des Fasermaterials bekannt, lässt sich aus der Garnfeinheit der Einzelfaser (Masse m pro Länge L) der Durchmesser der Faser d bestimmen:

Beispiel: Eine Polyesterfaser von 1 den hat die Masse m von 1 g bei einer Länge L von 9000 m. Die Dichte beträgt ρ=1400 kg/m³. Dann ergibt sich der Durchmesser d zu 10 µm. Diese Berechnung nimmt einen kreisförmigen Querschnitt der Faser an.

Prüfverfahren

Prüfverfahren zur Bestimmung der Faserfeinheit

Eine direkte Bestimmung von Gewicht und Länge, die für die Berechnung der Faserfeinheit benötigt werden, ist in der DIN EN ISO 1973,[20] angeführt. Bei diesem gravimetrischen prüfverfahren (Wägemethode) werden Faserbündel, die eine bestimmte Faseranzahl enthalten, auf eine bestimmte Schnittlänge geschnitten und anschließend ausgewogen. Die Feinheit der Fasern Tt in detx kann man dann aus dem Gewicht des Bündels m in mg multipliziert mit 10.000 und anschließender Division durch die Faseranzahl Z und die Schnittlänge l in mm errechnen Da ein Durchschnittswert der Fasern des Bündels ermittelt wird, kann man mit dieser Methode nicht die Streuungsbreite der Faserfeinheit der Einzelfasern ermittelt werden. Ein weiteres Verfahren ist das Vibroskop-Verfahren (Schwingungsverfahren), das ebenfalls in der DIN EN ISO 1973 genormt ist.. Mit ihm können die Feinheit der einzelnen Fasern ermittelt werden, wenn sich diese durch eine aufgezwungene äußere Erregerfrequenz in ausreichende Schwingungen versetzen lassen. Da jede Faser eine feinheitsbedingte Eigenfrequenz besitzt, kann nach Ermittlung dieser die Faserfeinheit Tt errechnet werden.[21] Zur Bestimmung der Feinheit von Baumwollfasern hat sich ein Luftstromverfahren etabliert. Die Kennzahl der Baumwollfaserfeinheit erfolgt mit dem Micronairewert. Beschrieben ist die Bestimmung der Micronaire-Werte in DIN 53 941: Prüfung von Textilien – Bestimmung des Micronaire-Wertes von Baumwollfasern. Eine Umrechnung der ermittelten Micronaire- Werte in dtex im praktischen Gebrauch erfolgt meist nicht. Die Kennzeichnung der Baumwollfaserfeinheit erfolgt mittels dieser Werte. Möglich ist allerdings nur die Ermittlung von Durchschnittswerten von Faserproben, wie auch bei dem Air-Flow-Verfahren, das für die Bestimmung der Wollfeinheit entwickelt wurde und in ISO 1136 beschrieben ist.

Prüfverfahren zur Bestimmung der Garnfeinheit

Zur Berechnung der Garnfeinheiten, wie sie in den Abschnitten Gewichtsnummerierung und Längennummerierung dargelegt wurden, benötigt Garnstränge bzw. Garnabschnitte bestimmter Länge, von denen das Gewicht ermittelt wird. Je nach der für die Prüfung verfügbaren Garnlänge erfolgen die Feinheitsbestimmungen:

  • nach DIN EN ISO 2060: Textilien – Garne von Aufmachungseinheiten – Bestimmung der Feinheit (Masse je Längeneinheit) durch Strangverfahren; Ausgabe April 1995. Dazu müssen größere Garnlängen vorhanden sein, die auf Weifen zu Garnsträngen bestimmter Länge aufgewickelt und deren Gewicht anschließend auf Garnwaagen ermittelt wird oder
  • nach DIN 53 830, Teil 3: Prüfung von Textilien – Bestimmung der Feinheit von Garnen und Zwirnen – Einfache Garne und Zwirne, Texturierte Garne – Abschnittverfahren; Ausgabe Mai 1981, die vornämlich dann angewendet wird, wenn nur kurze Garnabschnitte aus Geweben oder Maschenwaren entnommen werden können.[22]

Von verschiedenen Prüfgeräteherstellern werden auch Feinheitsprüfautomaten für garne und Zwirne angeboten.

Sonstiges

Im Einzelhandel werden insbesondere Anzugstoffe speziell ausgezeichnet, beispielsweise als Super 100, die aus besonders feinen und damit teuren Garnen mit Garnfeinheiten von 100 Nm gewebt wurden. Eine Feinstrumpfhose wird aus Garnen mit 20 den oder 22 dtex hergestellt, eine dickere Strumpfhose für den Winter aus Garnen mit 40 den oder 44 dtex.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ralf-Dieter Reumann (Hrsg,): Prüfverfahren in der Textil- und Bekleidungstechnik. Springer, 2000, ISBN 3540661476, ISBN 9783540661474, S. 157.
  2. Paul Heermann, Alois Herzog: Mikroskopische und mechanisch-technische Textiluntersuchungen. Julius Springer, Berlin 1931, S. 285.
  3. Joseph Löhner: Anleitung zur Schafzucht und Wollkunde für angehende Schafzüchter und Wirtschaftsbeamte. J.G. Calve’sche Buchhandlung, Prag 1835, S. 118–120.
  4. vgl. dazu: Ralf-Dieter Reumann (Hrsg,): Prüfverfahren in der Textil- und Bekleidungstechnik. Springer, 2000, ISBN 3540661476, ISBN 9783540661474, S. 157–162.
  5. Paul Heermann, Alois Herzog: Mikroskopische und mechanisch-technische Textiluntersuchungen. Julius Springer, Berlin 1931, S. 287–288.
  6. Herbert Doehner, Horst Reumuth (Hrsg.): Wollkunde. Zweite, vollständig neugestaltete und erweiterte Auflage. Paul Paray, Berlin/Hamburg 1964, Abschnitt Wollfeinheitsklassierungen, S. 155–170.
  7. Autorenkollektiv: Textile Faserstoffe.Zweite, verbesserte Auflage. VEB Fachbuchverlag, Leipzig 1967, S. 370–371.
  8. Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft (Hrsg.): Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung in der Tierzucht. 2. Vollständig überarbeitete Auflage. Dresden 2005.
  9. Handspinn-Forum, Abgerufen am 26. September 2012
  10. Anton Schenek: Naturfaser-Lexikon. Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3871506389, S. 194.
  11. Herbert Sommer, Friedrich Winkler (Hrsg.): Die Prüfung der Textilien. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/Göttingen 1960, S. 353.
  12. Ralf-Dieter Reumann (Hrsg.): Prüfverfahren in der Textil- und Bekleidungstechnik. Springer, 2000, ISBN 3540661476, ISBN 9783540661474, S. 344–351.
  13. Sensoren für Weg, Abstand und Position Abgerufen am 26. September 2012
  14. BGBl. I, Nr. 62 vom 30. Juni 1970, Ausführungsverordnung zum Gesetz über Einheiten im Messwesen § 7 (4), S. 983
  15. Ralf-Dieter Reumann (Hrsg,): Prüfverfahren in der Textil- und Bekleidungstechnik. Springer Verlag 2000, ISBN 3540661476, ISBN 9783540661474, S. 163, S. 251.
  16. Autorenkollektiv: Textile Faserstoffe. Zweite, verbesserte Auflage. VEB Fachbuchverlag. Leipzig 1967. S. 486.
  17. Paul Heermann, Alois Herzog: Mikroskopische und mechanisch-technische Textiluntersuchungen. Verlag von Julius Springer, Berlin 1931, S. 259.
  18. Herbert Sommer, Friedrich Winkler (Hrsg.): Die Prüfung der Textilien. Springer-Verlag. Berlin/Heidelberg/Göttingen 1960, S. 359.
  19. Wolfgang Bobeth (Hrsg.): Textile Faserstoffe. Beschaffenheit und Eigenschaften. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1993, ISBN 3540556974, S.100.
  20. DIN EN ISO 1973: Fasern; Bestimmung der Feinheit – Gravimetrisches verfahren und Schwingungsverfahren; Ausgabe Dezember 1995
  21. Ralf-Dieter Reumann (Hrsg,): Prüfverfahren in der Textil- und Bekleidungstechnik. Springer Verlag 2000, ISBN 3540661476, ISBN 9783540661474, S. 166.
  22. Ralf-Dieter Reumann (Hrsg,): Prüfverfahren in der Textil- und Bekleidungstechnik. Springer Verlag 2000, ISBN 3540661476, ISBN 9783540661474, S. 253–258.

Literatur

  • Paul-August Koch u. Günther Satlow: Großes Textil-Lexikon. Fachlexikon für das gesamte Textilwesen. Band L-Z, Dt. Verlags-Anstalt Stuttgart 1966, S. 121–122 (Stichwort „Numerierung“)
  • Ralf-Dieter Reumann (Herausgeber): Prüfverfahren in der Textil- und Bekleidungstechnik. Springer, 2000, ISBN 3540661476, ISBN 9783540661474.
  • Anton Schenek: Lexikon Garne und Zwirne: Eigenschaften und Herstellung textiler Fäden. Deutscher Fachverlag, 2006, ISBN 3871508101, ISBN 9783871508103.

Weblinks

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