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Gerhard Lausegger

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Gerhard Lausegger (* 23. September 1915 in Klagenfurt; † 20. Dezember 1966 in Argentinien) war ein österreichischer Offizier der SS, zuletzt als SS-Obersturmbannführer.

Leben

Lausegger studierte Rechtswisenschaften an der Universität Innsbruck und schloss das Studium 1938 mit einem Doktorat ab.[1] Während seiner Studienzeit war er Mitglied in der Burschenschaft Suevia Innsbruck, 1937 auch ihr Sprecher und zwei Jahre lang Obmann des Innsbrucker Waffenrings, eines Dachverbandes für schlagende Burschenschaften in Innsbruck.[2][3] Aufgrund von nationalsozialistischer Betätigung wurde er von der Universität vor 1938 für zwei Semester vom Studium ausgeschlossen.[4] Lausegger war Anführer des SS-Studentensturms in Innsbruck und Adjutant der 87. SS-Standarte unter Erwin Fleiss, unter dem er im Rahmen des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich maßgeblich bei der Besetzung des Landhauses am 11. März 1938 vor Eintreffen der Wehrmacht beteiligt war.[5][6]

Lausegger führte wenige Tage nach seiner Promovierung von der Universität[4] im Rahmen des Novemberpogroms 1938 einen SS-Kommandotrupp, um den Auftrag zu erfüllen, Richard Berger, den Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, zu ermorden. Robert Duy, Walter Hopfgartner und Gerhard Lausegger schlugen Berger den Schädel ein und warfen seinen leblosen Körper in den Inn.

Am 16. Juni 1945 gelangte Lausegger in britische Kriegsgefangenschaft in Wolfsberg in Kärnten[1] und wurde dort im Mai 1946 von Richard Bergers Sohn Frederik entdeckt.[3] Er wurde am 20. Jänner 1947 zur Untersuchungshaft nach Klagenfurt überführt und wegen der Überfüllung des dortigen Gefängnisses fast freigelassen.[7] Als Lausegger am 6. März 1947 nach Innsbruck überstellt werden sollte, gelang ihm die Flucht über die sogenannten Rattenlinien. Mit Hilfe eines Ausweises des Internationalen Roten Kreuzes konnte er über Südtirol nach Argentinien fliehen, wo er 1966 unter dem Falschnamen „Nicolo Gracea“ als „ehemaliger rumänischer Staatsbürger“[4] bei einem Unfall verstarb.[3] Er war nach § 3 des Kriegsverbrechergesetzes (KVG) und § 134 des StG. angeklagt worden und war bis zu seinem Tod wegen Mordes gesucht; 1965 wurde die Verhaftung ausgeschrieben.[1]

Auch Robert Duy konnte aus der Gefangenschaft entfliehen, nur Walter Hopfgartner wurde 1950 zu einer zehnjährigen Haftstrafe für den Mord an Berger verurteilt.[1]

Lausegger wird auf einem Denkmal der Burschenschaft Suevia auf dem Westfriedhof gedacht, was jahrelang kontrovers diskutiert wurde[8], laut Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer sei das Suevia-Denkmal „leider nicht zu [ändern]“. Stattdessen wurde im November 2015 eine Gedenk-Stele für Richard Berger unweit des Denkmals errichtet.[9]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Burschenschafterdenkmal ehrt Mitmörder. In: erinnern.at. Abgerufen am 9. Dezember 2015.
  2. Helmut Reinalter, Franko Petri, Rüdiger Kaufmann: Das Weltbild des Rechtsextremismus. Die Strukturen der Entsolidarisierung. Studien Verlag, 1998, S. 361.
  3. 3,0 3,1 3,2 Täterkreis. In: Orte des Novemberpogroms 1938 in Innsbruck. Abgerufen am 9. Dezember 2015.
  4. 4,0 4,1 4,2 Karl Heiden: Steinacher Gerald, Hakenkreuz und Rotes Kreuz. Eine humanitäre Organisation zwischen Holocaust und Flüchtlingsproblematik. In: Politika. Südtiroler Jahrbuch für Politik. ISBN 978-3-8487-1455-1, S. 485–492.
  5. Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. 3 Auflage. C.H. Beck, München 2007, S. 279.
  6. Thomas Albrich: Tirol und der Anschluss. Voraussetzungen, Entwicklungen, Rahmenbedingungen 1918-1938. Haymon Verlag, Innsbruck 1988, S. 100.
  7. Thomas Albrich, Winfried R. Garscha, Martin F. Polaschek: Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht. Der Fall Österreich. Studienverlag, 2006, S. 41.
  8. Peter Nindler: Der Mörder soll beim Namen genannt werden. In: Tiroler Tageszeitung. 5. November 2013, abgerufen am 9. Dezember 2015.
  9. „Erinnerung ist eine Form der Begegnung“. In: Innsbruck informiert. 4. November 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gerhard Lausegger aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.