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Kondensmilch
Kondensmilch oder evaporierte Kondensmilch, auch Dosenmilch oder Büchsenmilch genannt, wird aus Milch unter partiellem Wasserentzug hergestellt. Durch erneute Zugabe von Wasser kann so wieder ein H-Milch-ähnliches Produkt erhalten werden.
Herstellung
Die Milch wird zur Keimabtötung und Albuminabscheidung für 10–25 Minuten auf 85–100 °C erhitzt und anschließend bei Unterdruck und 40–80 °C eingedickt, wobei rund 60 % des Wassers entzogen werden. Danach hat sie einen Fettgehalt von 4–10 % und eine fettfreie Trockenmasse von etwa 23 %. Nach der Homogenisierung wird sie in Dosen, Flaschen, Getränkekartons oder Plastikportionspackungen abgefüllt und noch einmal sterilisiert und ist danach sehr lange haltbar. Manchmal werden auch noch Vitamine und Stabilisatoren zugesetzt. Durch den Erhitzungsvorgang erhält die Milch eine leicht dunklere Farbe als frische Milch und einen schwachen Karamellgeschmack. Zum Öffnen der Dosen können Dosenlocher verwendet werden.
Geschichte
Reduzierte oder eingekochte Milch war schon vor der industriellen Herstellung bekannt, etwa als Khoa in Indien, das aus langsam eingekochter Vollmilch hergestellt wird und vorwiegend als Basis für Süßspeisen dient. Vergleichbar ist die aus Molke hergestellte Älplerschokolade oder Sig.
Als Erfinder der Kondensmilch in Dosen gilt der französische Konditor Nicolas Appert.[1] Für seine besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Konservierung von Obst wurde er 1810 mit einem Preis der französischen Regierung ausgezeichnet – verbunden mit der Auflage, ein Buch zu veröffentlichen. In diesem entwickelte er im selben Jahr die Idee der gleichartigen Konservierung von Milch in Dosen, was ihm schließlich 1827 erstmals gelang.
Der Amerikaner Gail Borden entwickelte als erster ein industrielles Verfahren zur Herstellung von Kondensmilch. Das Patent zu diesem Verfahren wurde am 19. August 1856 erteilt.[2] In New York gründete er Ende 1856 eine Firma zur Vermarktung des Produktes, die Borden Milk Products LP, die auch heute noch in den Vereinigten Staaten existiert. Zehn Jahre später gründen zwei Amerikaner die Anglo-Swiss Condensed Milk Company in Zürich, die 1905 mit Nestlé fusionierte.
Die Erfindung von Kondensmilch ohne Zuckerzusatz ist 30 Jahre jünger. Der Erfinder ist der schweizstämmige Amerikaner John B. Meyenberg, der ein Verfahren bereits bei Anglo-Swiss in der Schweiz entwickelt hatte, aber dann mangels Unterstützung in die USA emigrierte und dort am 25. November 1885 ein Patent anmeldete. Am 14. Juni 1885 gründete er die Helvetia Milk Condensing Company (heute Pet Inc., Tochterfirma von General Mills). Das erste Produkt trug den Namen Highland Evaporated Cream. Die ersten Produkte waren noch durch vorzeitige Verderbnis infolge von Bakterienbefall betroffen, was aber durch ein von Louis Latzer und Dr. Werner Schmidt entwickeltes Verfahren behoben werden konnte. Meyenbergs Sohn (John P. Meyenberg) entwickelte 1934 ein Verfahren zur Evaporierung von Ziegenmilch für Kuhmilchallergiker. In Deutschland wurde Kondensmilch erstmals 1886 von der Dresdner Pfunds Molkerei angeboten.
Zusammensetzung und Brennwert
Alle Angaben in Gramm pro 100 Gramm:[3]
Bestandteil | 7,5 % Fett | 10 % Fett | gezuckert | Kondens-
magermilch[4] |
---|---|---|---|---|
Wasser | 74,7 | 66,2 | 26,1 | 77,3 |
Eiweiß | 6,5 | 8,8 | 8,2 | 8,2 |
Fett | 7,5 | 10,1 | 8,8 | 0,2 |
Kohlenhydrate | 9,3 | 12,5 | 52,0 | 12,1 |
Mineralstoffe | 1,5 | 2,0 | 1,8 | |
Brennwert in kJ (kcal) | 553 (132) | 742 (177) | 1347 (320) | 353 (83) |
Gezuckerte Kondensmilch
Gezuckerte Kondensmilch ist der lebensmitteltechnologische korrekte Fachterminus für eine Art von Kondensmilch, der (ursprünglich zum Zwecke der Verhinderung von Bakterienwachstum) nach dem eigentlichen Kondensierungsvorgang Zucker zugesetzt wird. Das entstehende Produkt ist deutlich dickflüssiger als Kondensmilch ohne Zuckerzusatz und farblich etwas dunkler. Moderne Evaporierungsverfahren machen jedoch heutzutage den Zuckerzusatz nicht mehr zwingend notwendig, weswegen die in Deutschland verwendete Kondensmilch meist zuckerfrei ist (Evaporierte Kondensmilch). Gezuckerte Kondensmilch ist aufgrund ihrer zähflüssigen Konsistenz anders verwendbar als ungezuckerte Kondensmilch, zum Beispiel als Brotaufstrich oder als Garnitur von Früchten oder Gebäck.
In Deutschland ist gezuckerte Kondensmilch sowohl in Dosen als auch in Tuben erhältlich, z. B. unter dem Markennamen „Milchmädchen“.
Verwendung
- In Brasilien wird die gezuckerte Kondensmilch als Zusatz für die typischen Trüffel-Pralinen Brigadeiros und Gebäck wie Zitronenbaisertorte und Limettentorte verwendet.
- In Spanien wird eine dicke Schicht gezuckerter Kondensmilch unter starkem Kaffee als Café bombón getrunken.
- In Vietnam ist sie die typische Beigabe für den Vietnamesischen Kaffee (Cà phê sữa đá).
- In Schottland werden aus ihr die Tablets oder Taiblets hergestellt.
- In Russland wird auch "gekochte gezuckerte Kondensmilch" verzehrt. Dazu wird eine Dose etwa 3–4 Stunden bei geringer Hitze im Wasserbad erhitzt. Dadurch karamellisiert der Zucker in der Milch und es entsteht eine Art Karamellcreme. Diese Art der Kondensmilch wird bereits seit der Sowjetzeit auch fertig hergestellt in Dosen angeboten, ebenso wie gezuckerte Kondensmilch mit Kakao-, Kaffee- oder Zichorie-Geschmack; all diese Varianten werden häufig zur Herstellung von Süßspeisen genommen, wie Torten oder gefüllten Schichtwaffeln
- Im spanisch sprechenden Südamerika wird die "gekochte gezuckerte Kondensmilch" als Manjar blanco oder Dulce de leche bezeichnet und als süßer Brot- oder Gebäckaufstrich und in der Konditorei verwendet.
- In Indonesien ist die gezuckerte Kondensmilch Bestandteil eines dicken Pfannkuchens, der außerdem noch Schokolade und gemahlene Erdnüsse enthält (Martabak manis). In Malaysia heißt dasselbe Gericht Apam balik.
- In Ostasien wird gezuckerte Kondensmilch gerne auf Toastbrot verzehrt.
Brasilianische Trüffel-Praline (Brigadeiro)
- Gezuckerte-Kondensmilch BMK.jpg
Gezuckerte Kondensmilch in Deutschland
Herstellung
Zur Herstellung von gezuckerter Kondensmilch wird Rohmilch zunächst geklärt und dann homogenisiert. Anschließend wird sie für einige Sekunden auf 85-90 °C erhitzt, um Mikroorganismen abzutöten, die Fettabscheidung zu verringern und die Oxidation zu verhindern. Danach wird die Milch evaporiert und es wird bis zu einer Konzentration von 45 % Zucker hinzugegeben, was das Bakterienwachstum verhindert. Anschließend wird die gesüßte Kondensmilch gekühlt und mit Laktose versetzt.[5]
Um aus einer Tasse evaporierter Milch gezuckerte Kondensmilch zu erhalten, muss man ungefähr 250 g Zucker zusetzen und unter Erhitzen darin lösen.[6]
Geschichte
Gezuckerte Kondensmilch wurde industriell erstmals im Jahre 1856 in den USA von Gail Borden als eines der ersten Konservierungsverfahren für Milch produziert. Zuvor musste Milch innerhalb weniger Stunden verbraucht werden. Die Eindrücke einer Europareise im Jahre 1851, bei der einige Kinder an der infizierten Milch der Bordküche starben, veranlassten ihn nach einem geeigneten Verfahren zu suchen. Nach mehreren Fehlversuchen stieß er bei einer Shakergemeinde auf die Vakuumpfanne, die dort zur Zubereitung von Obst eingesetzt wurde.[7] Erst seine dritte Fabrik in Wassaic im Bundesstaat New York konnte ein geeignetes Produkt erzielen.[8] Ein Patent erhielt Borden am 19. August 1856.
Im Jahre 1864 gründete Borden die New York Condensed Milk Company, die täglich 75.000 Liter gezuckerter Kondensmilch herstellte.[9]
Im Sezessionskrieg war sie eine wichtige Notfallration, da eine normale 400-Gramm-Dose bis zu 5.500 kJ liefert. Rückkehrende Bürgerkriegssoldaten, denen sie das Leben gerettet hatte, machten sie zu einem großen Markterfolg, der im Jahre 1912 in einer Überproduktion endete. Der Hersteller Nestlé stieg erst 1911 in das Geschäft mit gezuckerter Kondensmilch ein und eröffnete die weltgrößte Fabrik in Australien.[10]
Einen weiteren Höhepunkt erlebte die Produktion während des Ersten Weltkrieges.[11]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Nicolas Appert, Le livre de tous les ménages ou l'art de conserver., Paris, 1831, appert-aina.com
- ↑ 19. August 1856 - Die kondensierte Milch wird patentiert WDR.DE vom 19. August 2011, abgerufen am 10. Juni 2014
- ↑ Ternes, Täufer, Tunger, Zobel (Hrsg.): Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag GmbH, Hamburg 2005, ISBN 3-89947-165-2.
- ↑ Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, Garching (Hrsg.): Lebensmitteltabelle für die Praxis. Der kleine Souci · Fachmann · Kraut. 4 Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8047-2541-6, S. 239.
- ↑ Doug Goff: Concentrated and Dried Dairy Products. In: Dairy Science and Technology Education Series. University of Guelph, Canada. 1995. Archiviert vom Original am 27. September 1999. Abgerufen am 26. Juni 2008.
- ↑ Substitute for Condensed Milk. In: www.Ochef.com. Food News Service. Abgerufen am 26. Juni 2008: „If you have a can of evaporated milk on hand, you can make a very good approximation of condensed milk. In a saucepan, combine a cup of evaporated milk with 1-1/4 cups of sugar. Heat until the sugar is completely dissolved. Let cool. You can refrigerate the mixture for several days.“
- ↑ Christian Becksvoort, John Sheldon: The Shaker Legacy: Perspectives on an Enduring Furniture Style, S. 13, Newtown, CT: Taunton Press 1. September 1998, ISBN 1561582182
- ↑ Inschrift auf Bordens Grabstein "I tried and failed, I tried again and again, and succeeded.
- ↑ New York Milk Condensery, Borden's Milk. Southeast Museum. Abgerufen am 26. Juni 2008.
- ↑ Historische Meilensteine. Société des Produits Nestlé SA. Abgerufen am 3. August 2010: „1911 Dennington Condensed Milk factory built (largest in the world during the war).“
- ↑ William H Pauly: Condensery competition with factories. In: Wisconsin Cheese Makers' Association (Hrsg.): Proceedings of the Wisconsin Cheese Makers' Association annual conventions 1916-17-18. , Madison, WI1918, S. 155-165. Abgerufen am 26. Juni 2008.
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