Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Godwin’s law

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Godwins Gesetz)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mike Godwin (2010)

Godwin’s law (englisch für ‚Godwins Gesetz‘) ist ein Begriff aus der Internetkultur, der von dem Rechtsanwalt und Sachbuchautor Mike Godwin 1990 geprägt wurde. Es besagt, dass im Verlaufe längerer Diskussionen, beispielsweise in Usenet-Newsgroups, mit zunehmender Dauer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Nazi-Vergleich einbringt, sich dem Wert Eins annähert. Ähnlich wie Murphys Gesetz enthält es eine sarkastische oder auch ironische Dimension.

Grundlegendes

Auf Englisch lautet die Regel:

As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.

„Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit den Nazis oder Hitler dem Wert Eins an.“

Mike Godwin[1]

Wie fast alle „Usenet-Gesetze“ ist auch Godwin’s law kein naturwissenschaftliches Gesetz. Mike Godwin zielte auf die ironische Verspottung unangemessener Vergleiche. Daher handelt es sich bei Godwin’s law um ein rhetorisches Mittel, das man in Diskussionen einsetzen kann, um auf die Unangemessenheit von Hitler- oder Nazi-Vergleichen hinzuweisen.[2]

Als informelle Maßeinheit ist in Frankreich mindestens seit 2005[3] der Point Godwin ‚Godwinpunkt‘ nachzuweisen, ein Wortspiel, da point sowohl ‚Punkt‘ als auch ‚Argument‘ bezeichnen kann. Points Godwin werden typischerweise mit einer Perforation[4] zum Ausschneiden vom Bildschirm[5] angeboten oder überreicht.

Ursprung und Interpretation

« Bravo, vous avez gagné 1 point Godwin.
Vous pouvez aller le découper au burin
sur votre écran... » ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____ / __) (____) (____) (____) (____) (____) (__ \ |_| |_| _ _ _ _ _ | | / | _ __ ___ (_)_ __ | |_ | | | | | | | '_ \ / _ \| | '_ \| __| | | |_| | | | |_) | (_) | | | | | |_ |_| _ |_| | .__/ \___/|_|_| |_|\__| _ | | |_| | | | | | | |_| ____ _ _ |_| _ / ___| ___ __| |_ _(_)_ __ _ | | | | _ / _ \ / _` \ \ /\ / / | '_ \ | | | | | |_| | (_) | (_| |\ V V /| | | | | | | |_| \____|\___/ \__,_| \_/\_/ |_|_| |_| |_| _ _ | |__ ____ ____ ____ ____ ____ __| | \____) (____) (____) (____) (____) (____) (____/

Französischer point Godwin mit Bildschirmperforation

Als das vermeintliche Gesetz in den frühen 1990ern bekannt wurde, war Godwin juristischer Berater der Electronic Frontier Foundation. Weil Godwin den im Usenet weitverbreiteten Diskussionsstil, seine Diskussionsgegner mit Nazivergleichen zu diskreditieren, unlogisch und anstößig fand, richtete er das Gesetz als ein Gegen-Mem ein. Sein Ziel war es nicht, Diskussionen zu beenden, sondern Diskussionsteilnehmer dafür zu sensibilisieren, ob ein Vergleich mit den Nationalsozialisten oder Hitler angemessen oder bloß eine rhetorische Übertreibung ist.[6]

Richard Sexton behauptet, dass das Gesetz eine Formalisierung seines Postings vom 16. Oktober 1989 sei:

You can tell when a USENET discussion is getting old when one of the participents [sic!] drags out Hitler and the Nazis.

„Eine inzwischen altgewordene Usenet-Diskussion erkennt man daran, dass einer der Teilnehmer Hitler und die Nazis auftischt.“

Richard Sexton[7]

Teilweise wird diese Interpretation angewendet, ohne zu überprüfen, ob der Nazi-Vergleich im Kontext legitim sein könnte.[8] Zudem wird oftmals der Autor des Vergleiches zum „Verlierer“ der Diskussion erklärt.[9] Der Text von Godwin’s law sagt jedoch weder aus, dass ein solcher Vergleich bedeute, dass die Diskussion vorbei sei, noch besagt er, dass der Verlierer gefunden sei.

Erweiterungen und alternative Formulierungen

Verschiedene Zusätze und Nachträge[10] zu Godwin’s law sind von Internetnutzern vorgeschlagen worden, obwohl der Originalverweis auf Nationalsozialisten der beliebteste bleibt. Einige haben wie Godwin’s law einen wahren Kern, die meisten sind aber eher scherzhaft gemeint.

Morgans Korollar zu Godwin’s law
Sobald ein solcher Vergleich aufkommt, wird jemand eine Nazi-Diskussion in alt.censorship beginnen.
Sircars Korollar
Wenn die Usenet-Diskussion die Themen Homosexualität oder Heinlein berührt, werden die Nazis oder Hitler binnen drei Tagen erwähnt.
Cases Korollar
Wenn das Thema Heinlein oder Homosexualität ist, wird die Wahrscheinlichkeit eines auftretenden Hitler/Nazi-Vergleichs gleich Eins.
Van der Leuns Korollar
Weil die globale Vernetzung steigt, geht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Nazis gegen Eins.
Millers Paradoxon
Während sich ein Netzwerk entwickelt, konvergiert die Zahl von Nazivergleichen, denen nicht durch Zitat von Godwins Gesetz zuvorzukommen war, gegen Null.
Chameus’ Korollar
Im Falle eines Hitler- und/oder Nazivergleichs in elektronisch basierten Diskussionen findet auch immer eine Diskussion über Godwins Gesetz statt.
Quirks Ausnahme
Ein absichtliches Herbeirufen von Godwins Gesetz ist vergeblich bzw. ungültig.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mike Godwin: Meme, Counter-meme. In: Wired Magazine. 1. Oktober 2004. Abgerufen am 24. März 2006.
  2. Dan Amira: Mike Godwin on Godwin’s Law, Whether Nazi Comparisons Have Gotten Worse, and Being Compared to Hitler by His Daughter. In: nymag.com, 8. März 2013, abgerufen am 10. März 2013.
  3. Cgo2 (R. Lanvin): Don’t feed the troll !. Point(s) Godwin. In: Rename. Nr. 23, Dezember 2005, S. 22 (http://rename.assos.efrei.fr/pdf/ReName32.pdf).
  4. Définition: point Godwin. In: Infoclick solution informatique. Archiviert vom Original am 3. Mai 2010; abgerufen am 4. April 2013 (français): „À découper sur son écran“
  5. Roland Trique: point Godwin. In: Le Jargon Français (JargonF.org), dictionnaire d'informatique francophone, version 4.1. 26. Januar 2007, abgerufen am 25. Oktober 2010 (français): „Il est conseillé de le découper sur son écran (avec un marteau et un burin, c’est efficace)...“
  6. Mike Godwin: Cyber Rights: Defending Free Speech in the Digital Age. MIT Press, 2003, ISBN 0-262-57168-4.
  7. Richard Sexton: Antwort von Richard Sexton an Gene W. Smith in der Newsgroup news.groups. In: news.group. 16. Oktober 1989, abgerufen am 26. Oktober 2010 (english): „You can tell when a USENET discussion is getting old when one of the participents [sic!] drags out Hitler and the Nazis.“
  8. David Weigel: Hands Off Hitler! It’s time to repeal Godwin’s law. In: Reason.com. 14. Juli 2005, abgerufen am 18. Januar 2009 (english).
  9. Internet rules and laws: the top 10, from Godwin to Poe. In: The Telegraph. 23. Oktober 2009, abgerufen am 21. Dezember 2012 (english).
  10. Dieter Brügmann: Die Usenet-Laws. In: Website von Dieter Brügmann. 22. Dezember 2008, abgerufen am 26. Oktober 2010.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Godwin’s law aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.