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Goethe-Institut
Das Goethe-Institut ist ein gemeinnütziger Verein mit Hauptsitz in München und hat die Aufgabe, die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland zu fördern, die internationale kulturelle Zusammenarbeit zu pflegen und ein umfassendes, aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln.[1] Es ist nach dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe benannt. Über 234.000 Menschen nehmen im Jahr an Deutschkursen teil.[2]
Organisation
Struktur
Das Institut unterhält Niederlassungen in 13 Städten Deutschlands sowie 150 Institute und 11 Verbindungsbüros in 92 Ländern. Hinzu kommen ca. 800 weitere Einrichtungen von ausländischen Kooperationspartnern weltweit, für die das Goethe-Institut eine finanzielle Förderung und/oder Maßnahmen der Beratung und Qualitätssicherung bereitstellt.
Organe
Rechtliche Grundlage des Goethe-Instituts ist die Vereinssatzung vom 21. September 2000. Diese sieht als Organe die Mitgliederversammlung, das Präsidium und den Vorstand vor. Die Mitgliederversammlung setzt sich aus Vertretern der Bundes- wie der Landesregierungen und des Bundestags sowie Personen des kulturellen Lebens zusammen. Das Präsidium besteht aus dem Präsidenten, sechs von der Mitgliederversammlung gewählten Mitgliedern, je einem Vertreter des Auswärtigen Amts und des Bundesministeriums der Finanzen sowie drei Arbeitnehmervertretern. Die Mitgliederversammlung und das Präsidium nehmen vorwiegend Kontrollaufgaben wahr und sind für Beschlüsse über grundsätzliche Angelegenheiten zuständig. Dem Vorstand unter der Leitung eines Generalsekretärs obliegt dagegen die Führung der laufenden Geschäfte. Aufgabe der Zentrale in München (mit Hauptstadtbüro in Berlin) ist die strategische Gesamtsteuerung, Evaluation und Qualitätssicherung sowie die fachliche Beratung der Institute im Ausland. Sie gliedert sich in sieben Abteilungen (Strategie und Evaluation (Stabsabteilung); Kommunikation und Internet (Stabsabteilung); Kultur und Information; Sprache; Personal; Finanzen; Zentrale Dienste) sowie der Stabsbereich Marketing und Vertrieb. Die 136 Auslandsinstitute sind in 13 Regionen, die 13 Institute in der Bundesrepublik sind in der Region Deutschland zusammengefasst.
Rahmenvertrag
Das Verhältnis des Goethe-Instituts zum Staat ist seit 1976 durch einen mit dem Auswärtigen Amt geschlossenen Rahmenvertrag geregelt. „Dieser Vertrag gilt zu Recht als Muster für die adäquate Regelung des Verhältnisses zwischen Mittlerorganisationen und staatlichen Instanzen.“ (Lit.: S. K. Schulte). In diesem Vertrag wird das Goethe-Institut vom Auswärtigen Amt „im Rahmen seiner verfassungsmäßigen Zuständigkeit für die auswärtige Kulturpolitik“ mit einem relativ konkreten Aufgabenkatalog betraut, auf Grundlage dessen es eigenverantwortlich für den Staat tätig wird. Neben individuell aufgezählten Arbeitsgebieten ermöglicht eine Generalklausel nach vorheriger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt auch weitere Beteiligungen an kulturellem Austausch mit dem Ausland. Als Grundnorm für das Verhältnis Auswärtiges Amt – Goethe-Institut kann § 2 Abs. 1 des Vertrages gelten. Danach arbeiten beide Partner bei der Ausführung der Vertragsaufgaben „eng zusammen.“ Ihren Bediensteten und Mitarbeitern machen beide Seiten eine „loyale Zusammenarbeit“ zur Pflicht. In Ausnahmefällen ist die unmittelbare Einwirkung auf die laufende Arbeit des Goethe-Instituts möglich. Eine Veranstaltung einer Zweigstelle im Ausland kann durch Veto des Leiters der örtlichen Auslandsvertretung verhindert werden. Das Auswärtige Amt kann bei politisch schädigendem Verhalten von Mitarbeitern im Ausland deren sofortige Suspendierung verlangen (Lit.: Schulte S. 121 f.).
Tätigkeit
Förderung der deutschen Sprache im Ausland
Die personell größte Mittlerorganisation der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik hält eine breite Palette von Angeboten bereit: Ein Schwerpunkt ist der Unterricht „Deutsch als Fremdsprache“, der neben der Durchführung von Sprachkursen und -prüfungen auch die Erarbeitung von Lehrmaterialien sowie die Fortbildung von Deutschlehrern (etwa 1.700 Stipendien jährlich) umfasst. Auch nimmt es in diesem Bereich an wissenschaftlichen Forschungen und sprachenpolitischen Initiativen teil. Das Projekt „Sprachen ohne Grenzen“ umfasste 2008 und 2009 Veranstaltungen zu Multilingualität. Das Goethe-Institut ist ein zentraler Partner bei der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“. Das vom Auswärtigen Amt initiierte Projekt vernetzt weltweit 1500 Partnerschulen Deutschlands und ergänzt so das Netz deutscher Auslandsschulen und Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten (Auswahl und Förderung betreut die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) mit). Im Rahmen der Initiative identifiziert und fördert das Goethe-Institut 500 Schulen weltweit, die einen Schwerpunkt auf "Deutsch als Fremdsprache" haben.
Kulturelle Zusammenarbeit
Eine weitere zentrale Aufgabe des Instituts ist die kulturelle Zusammenarbeit mit anderen Staaten etwa auf den Gebieten Literatur, Musik, Theater, Film, Tanz, Ausstellungen und Übersetzung. Hierzu organisiert es in Kooperation mit Partnern in den Gastländern Programme zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen und liefert Beiträge zu Festivals. Bei den Projekten an den Auslandsinstituten wirken Autoren, Musiker, Künstler aus Deutschland mit und fördern den kulturellen und gesellschaftlichen Dialog der Bundesrepublik Deutschland mit der Welt. Zu den länderübergreifenden Großprojekten 2010 zählte "The Promised City". Das interdisziplinäre Projekt setzte sich am Beispiel von Berlin, Warschau und Mumbai mit den Realitäten und Verheißungen verschiedenartiger Metropolen auseinander. Anlässlich des zwanzigsten Jahrestages des Mauerfalls 2009 reflektierten Großprojekte wie "After the Fall" und "Mauerreise" den politisch-gesellschaftlichen Wandel in Deutschland und Europa ebenso wie aktuelle Erfahrungen mit Grenzen und Mauern in Ländern wie Zypern, Korea oder zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten. Mit seiner weltweiten Initiative Kultur und Entwicklung ist das Goethe-Institut auch in der kulturellen Entwicklungszusammenarbeit tätig - etwa in langfristig angelegten Fortbildungsprojekten für Kulturmanager und Verleger vorwiegend in Schwellenländern.[3]
Vermittlung eines Deutschlandbildes
Drittes Hauptziel ist die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes, unter anderem durch Bibliotheken, Informationszentren, Diskussionsforen, vielfältige Publikationen, eine umfassende Website und ein Besucherprogramm. Insofern soll auch der internationale Diskurs zu Schlüsselthemen der zunehmend globalisierten Gesellschaft gefördert werden. Groß angelegte Deutschlandjahre und -wochen in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und anderen Partner vermitteln ein umfassendes Bild von Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft in Deutschland.
Regionale Schwerpunkte
Verstärkt hat das Goethe-Institut seine Aktivitäten in den vergangenen Jahren unter anderem in Afrika. Die vom Auswärtigen Amt initiierte „Aktion Afrika“ stellt zusätzliche Finanzmittel für neue Projekte, Institute und mehrere Verbindungsbüros, sowie Sprachlernzentren zur Verfügung. Neue Institute bzw. Verbindungsbüros konnten so in Daressalam, Luanda, Kano, Ouagadougou, Kigali und Lilongwe eröffnet werden. In Indien - wo 2011/2012 ein großes Deutschlandjahr stattfinden wird - führen die Niederlassungen die Zusatzbezeichnung "Max Müller Bhavan" nach dem dort bekannten deutschen Indologen.
2004–2009 betrieb das Institut das Goethe-Informationszentrum Pjöngjang in der nordkoreanischen Hauptstadt.
Geschichte
Das Goethe-Institut wurde 1951 als Nachfolger der 1925 gegründeten Deutschen Akademie errichtet. Ursprünglich sollte es zur Ausbildung ausländischer Deutschlehrer in Deutschland dienen. 1952 konnte das erste Goethe-Institut in Athen eröffnet werden. 1953 begannen die ersten Sprachkurse, im gleichen Jahr übernahm das Goethe-Institut Aufgaben zur Förderung von Deutsch als Fremdsprache im Ausland. 1959–1960 wurden alle staatlichen bundesrepublikanischen Kulturinstitutionen im Ausland Teil des Goethe-Instituts. 1968 begann das Goethe-Institut seine kulturelle Programmarbeit.
Im Zuge der Erhebung der dialogischen und partnerschaftlichen Kulturarbeit zur dritten Säule der deutschen Außenpolitik unter Willy Brandt erlebte das Goethe-Institut Anfang der Siebziger Jahre einen weiteren Bedeutungszuwachs. 1976 wurde der Rahmenvertrag mit dem Auswärtigen Amt unterzeichnet. 1980 trat ein neues Standortkonzept für das Inland in Kraft, das eine stärkere Berücksichtigung von Groß- und Universitätsstädten vorsah.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 weitete das Goethe-Institut seine Aktivitäten verstärkt auf Osteuropa aus, es kam zu zahlreichen Institutsneugründungen. Nach der Fusion mit Inter Nationes (einem 1952 in Bonn vom Bundespresseamt gegründeten Verein zur Herstellung und zum Vertrieb von Informationsmaterial über deutsches Kulturgut im Ausland) am 21. September 2000, führte das Goethe-Institut von Januar 2001 bis Juli 2003 den Namen Goethe-Institut Inter Nationes. 2008 und 2009 wurden Institute in Daressalam, Nowosibirsk und Luanda sowie mehrere Verbindungsbüros eröffnet.
Die Präsidenten des Goethe-Instituts waren/sind:
- Kurt Magnus (1951-1962)
- Max Grasmann (1962-1963)
- Peter H. Pfeiffer (1963-1971)
- Hans-Heinrich Herwarth von Bittenfeld (1971-1977)
- Klaus von Bismarck (1977-1989)
- Hans Heigert (1989-1993)
- Hilmar Hoffmann (1993-2001)
- Jutta Limbach (2002-2008)
- Klaus-Dieter Lehmann (seit 1. April 2008)
Die Geschäftsführer/Generalsekretäre des Goethe-Instituts waren/sind:
- Helmuth Brückmann (1952-58)
- Richard Wolf (1958-1965)
- Werner Ross (1965-1973)
- Hans Kahle (1973-1976)
- Horst Harnischfeger (1976-1996)
- Joachim Sartorius (1996-2000)
- Joachim-Felix Leonhard (2001-2003)
- Horst Harnischfeger (2003)
- Andreas Schlüter (2004)
- Wolfgang Bader (2005, kommissarisch)
- Hans-Georg Knopp (seit 2005)
- Johannes Ebert (ab 1. März 2012) [4]
(Bis 1973 lautete der Titel Hauptgeschäftsführer bzw. Direktor des Goethe-Instituts)
Finanzierung
Das Goethe-Institut wird überwiegend aus dem Bundeshaushalt finanziert. Es wusste sich regelmäßig massenmedialer Aufmerksamkeit sicher, wenn es um die Kürzung öffentlicher Mittel ging. Im Rahmen eines „umfassenden Konzepts zur Zukunftssicherung“ bekommt das Goethe-Institut seit 2007 nach Jahren abnehmender Zuschüsse erstmals wieder höhere Zuwendungen. Dies war verknüpft mit der Auflage, die Organisation umzustrukturieren und flexibler und effizienter zu machen. Das beinhaltete eine Umstrukturierung und Verkleinerung der Zentrale und eine Verlagerung von Kompetenzen und Verantwortung an die Regionalinstitute. Eine Schließung von Instituten ist nicht mehr vorgesehen. Das Jahresbudget des Goethe-Instituts belief sich 2010 auf rund 334 Millionen Euro. Es enthielt Zuwendungen vom Auswärtigen Amt in Höhe von rund 223,15 Millionen Euro. Die Einnahmen durch Sprachkurs- und Prüfungsgebühren an den Goethe-Instituten im Ausland, Einnahmen aus Spenden und Sponsoring sowie Zuwendungen Dritter betragen rund 61,63 Millionen Euro. Hinzu kamen die sich selbst tragenden Institute in Deutschland mit einem Umsatz von rund 50,44 Millionen Euro. Damit finanziert das Goethe-Institut etwa 30 Prozent seiner Kosten selbst. Über 80 Prozent der Mittel flossen in die operativen Tätigkeiten.
Preis des Goethe-Instituts
- 2011:[5]
- Testament von „She She Pop und ihre Väter“
- The Host von „ Andros Zins-Browne“
Sonstiges
Am 29. April 2005 wurde das Goethe-Institut in Lomé in Togo von Jugendlichen verwüstet und angezündet. Nachdem sie auf das Gebäude geschossen hatten, stürmten sie das Kulturinstitut. Aufgrund der antideutschen Wahlwerbung der togoischen Regierung erscheint es nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine politische Tat handelte. Nach Meinung der damaligen Regierung von Togo habe Deutschland auf der Seite der togoischen Opposition gestanden. Nach diesem Anschlag wurden alle deutschen Staatsbürger, die sich in Togo befanden, aufgerufen, das Land zu verlassen.
2005 erhielt das Goethe-Institut neben anderen Kulturinstituten den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis. Für seine „Verdienste um weltweite Lehre und Verbreitung der deutschen Sprache“ wurde es 2007 mit dem Konrad-Duden-Sonderpreis ausgezeichnet.
Das Goethe-Institut startete im Juli 2008 Second Life-Unterricht.[6][7]
Im November 2008 geriet das Institut in die Kritik, weil es die Absicht äußerte, den Berliner Skandalrapper Massiv, der des Öfteren durch gewaltverherrlichende und islamistische Texte auffiel, als „Friedensbotschafter“ in die Palästinensergebiete zu schicken.[8]
Vergleichbare Institute
Zu vergleichbaren Institutionen für andere Länder, siehe Liste nationaler Kulturinstitute.
Literatur
- Eckard Michels: Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut. Sprach- und auswärtige Kulturpolitik 1923-1960, München, 2005
- Steffen R. Kathe: Kulturpolitik um jeden Preis. Die Geschichte des Goethe-Instituts von 1951 bis 1990, München, 2005
- Gerald Schneider, Julia Schiller: Goethe ist nicht überall: Eine empirische Analyse der Standortentscheidungen in der Auswärtigen Kulturpolitik. In: Zeitschrift für Internationale Beziehungen, 1/7/2000
- Karl Sebastian Schulte: Auswärtige Kulturpolitik im politischen System der Bundesrepublik Deutschland: Konzeptionsgehalt, Organisationsprinzipien und Strukturneuralgien eines atypischen Politikfeldes am Ende der 13. Legislaturperiode. Verlag für Wissenschaft und Forschung, Berlin, 2000
- Martin Mumme: Strategien Auswärtiger Bewußtseinspolitik - Von der Macht der Ideen in der Politik, Eine kritische Analyse der Konzeption des Goethe-Instituts und der deutschen auswärtigen Kulturpolitik, Verlag Königshausen & Neumann, 2006
- Victoria Znined-Brand: Deutsche und französische auswärtige Kulturpolitik: Eine Vergleichende Analyse. Das Beispiel der Goethe-Institute in Frankreich sowie der Instituts und Centres Culturels Français in Deutschland seit 1945, Frankfurt am Main, 1997
- Bernard Wittek: Und das in Goethes Namen: Das Goethe-Institut von 1951 bis 1976, Verlag Vitas, 2005
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.goethe.de/uun/deindex.htm
- ↑ Jahrbuch 2011/2012 (PDF; 11,6 MB), S. 7, abgerufen am 2. September 2012
- ↑ Website Kultur und Entwicklung mit ausführlichen Projektbeschreibungen
- ↑ Johannes Ebert ist neuer Generalsekretär des Goethe-Instituts. RP online vom 21. Mai 2011, abgerufen am 23. Mai 2011.
- ↑ Südd. Zeitung, 15. Juli 2011, Seite 12
- ↑ Schlösser, Nico Daniel: Zweite Chance. In: Süddeutsche Zeitung, 30. Juli 2007.
- ↑ 7/2008
- ↑ http://www.morgenpost.de/berlin/article977213/Berliner_Gewalt_Rapper_tourt_als_Friedensbotschafter.html
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