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Gudrun Krämer
Gudrun Krämer (* 3. August 1953 in Marburg) ist eine deutsche Islamwissenschaftlerin. Sie war Leiterin des Instituts für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Leben und Wirken
Gudrun Krämer studierte von 1972 bis 1978 Geschichte, Islam- und Politikwissenschaft und Anglistik an den Universitäten Heidelberg, Bonn und Sussex. Nach dem Staatsexamen 1978 erfolgte 1981 ihre Promotion. Von 1982 bis 1994 war sie Referentin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. 1994 habilitierte sie sich an der Universität Hamburg und übernahm im selben Jahr eine Professur für Islamwissenschaft in Bonn. Von 1996 bis 2019 war sie Leiterin des Instituts für Islamwissenschaft an der FU Berlin, seit 2007 außerdem Direktorin der im Rahmen der Exzellenzinitiative neu gegründeten „Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies“.
Krämer ist Mitglied in den Beiräten zahlreicher Institutionen, darunter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie ist Mitglied des Vorstands der „Stiftung Wissenschaft und Politik“.[1] Weiterhin ist sie Mitherausgeberin der Encyclopaedia of Islam[2] und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Heute zählt sie zu den bekanntesten deutschen Islamwissenschaftlern und tritt häufig als Expertin im Rundfunk auf.[3] Ihre Geschichte des Islam (2005) nahm Thomas Kerstan 2018 in seinen Kanon für das 21. Jahrhundert auf, einer Auswahl von Werken, die seines Erachtens "jeder kennen sollte".[4]
Schwerpunkte und Positionen
Im Zentrum von Krämers Forschungs- und Veröffentlichungsaktivitäten steht die moderne Geschichte des Nahen Ostens, insbesondere die Themenkomplexe Islamismus und islamische politische Theorie. Sie hat wiederholt zu politisch hochbrisanten Themen wie islamischem Antisemitismus, der Rolle von Nichtmuslimen unter muslimischer Herrschaft oder der Vereinbarkeit von Scharia und Menschenrechten veröffentlicht und Lehrveranstaltungen angeboten. In der jüngsten Debatte um die Thesen des deutschen Islamwissenschaftlers Muhammad Kalisch, der die historische Existenz Mohammeds anzweifelte, verteidigte sie diesen, sagte aber auch, dass sie ihn als Ausbilder islamischer Religionslehrer unter diesen Umständen als problematisch ansehe.[5]
Mit ihrem Werk Demokratie im Islam (2011) legt Krämer eine Sammlung früher Aufsätze zu den Themen Demokratie, Säkularismus, Staat und Toleranz in der islamischen Welt vor. Die Texte sind nüchtern und sachlich geschrieben und enthalten neben den relevanten Basisinformationen auch kritische Einschätzungen, die bei aller konstatierten Vielfalt des Islam die eingeschränkte Freiheit in den von ihm dominierten Gesellschaften aufzeigen.[6]
Am 4. Juni 2019 unterzeichnete sie einen Aufruf für die BDS-Kampagne und kritisierte Israels Regierungspolitik, die den Nahost-Konflikt dramatisch zuspitzen wolle. Zudem würde Israels Ministerium für strategische Angelegenheiten Kampagnen initiieren, die darauf abzielten, Kritik an israelischer Regierungspolitik pauschal als antisemitisch zu diskreditieren, Kritiker als Terroristen oder Antisemiten zu dämonisieren und ihre Unterstützer einzuschüchtern.[7]
Ehrungen – Auszeichnungen
- 2010 Gerda Henkel Preis. Bei der Preisverleihung würdigte Michael Hanssler, der Vorsitzende der Gerda Henkel Stiftung, Krämers „'Mut zum klaren öffentlichen Wort'. Sie werde nicht müde, daran zu erinnern, dass der Islam an sich nicht gewalttätig und gefährlich sei“[8].
Veröffentlichungen
- Ägypten unter Mubarak. Nomos, Baden-Baden 1986, ISBN 3-7890-1313-7.
- The Jews in Modern Egypt, 1914–1952. University of Washington Press, Seattle 1989, ISBN 1-85043-100-0 (eingeschränkte Vorschau bei Google books).
- Gottes Staat als Republik. Zeitgenössische Muslime zu Islam, Menschenrechten und Demokratie. Nomos, Baden-Baden 1999, ISBN 3-7890-6416-5 (Zugleich Habilitationsschrift an der Universität Hamburg 1993).
- Geschichte Palästinas. Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47601-5.
- Geschichte des Islam. Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-53516-1.
- mit Sabine Schmidtke (Hrsg.): Speaking for Islam: Religious Authorities in Muslim Societies. Brill, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-14949-6.
- Demokratie im Islam. Der Kampf für Toleranz und Freiheit in der arabischen Welt, Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62126-0.
- Neue Fischer Weltgeschichte. Band 9: Der Vordere Orient und Nordafrika ab 1500, S. Fischer, ISBN 978-3-10-010829-6.
Weblinks
- Literatur von und über Gudrun Krämer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website an der FU Berlin
- „Ein ziviler Staat mit islamischem Referenzrahmen“ derorient.com, Interview mit Gudrun Krämer zur Rolle der Muslimbruderschaft in Ägypten (Dezember 2011)
- Eine Distanzierung von den Dschihadisten ist nicht genug Qantara.de, Interview zu Islam und Gewalt (2015)
Einzelnachweise
- ↑ Organe der Stiftung – SWP
- ↑ Prof. Dr. Gudrun Krämer Website an der FU Berlin
- ↑ Ein gerechter Koran. In: tagesspiegel.de. Abgerufen am 15. Dezember 2014.
- ↑ Th. Kerstan: Was unsere Kinder wissen müssen. Ein Kanon für das 21. Jahrhundert. Hamburg 2018. S. 11, 190f.
- ↑ Ausbildung von Religionslehrern: Islamverbände beenden Zusammenarbeit mit einzigem Institut. In: Spiegel Online. 13. September 2008, abgerufen am 15. Dezember 2014.
- ↑ Armin Pfahl-Traughber: Besonderheiten der arabischen Welt Rezension zu Gudrun Krämers Veröffentlichung Demokratie im Islam. hpd, 25. August 2011.
- ↑ 16 sog. Nahost-Expertinnen und -Experten: Israel-Boykott. In: Die Zeit. 4. Juni 2019, abgerufen am 4. Juni 2019.
- ↑ "Islam ist neues Element deutscher Kultur". In: welt.de. 8. November 2010, abgerufen am 15. Dezember 2014.
Personendaten | |
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NAME | Krämer, Gudrun |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Islamwissenschaftlerin |
GEBURTSDATUM | 3. August 1953 |
GEBURTSORT | Marburg |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gudrun Krämer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |