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Gutle Rothschild

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Gutle Rothschild (Moritz Daniel Oppenheim, 1836)

Gutle Rothschild, auch Gutele oder Gudula, geborene Schnapper (geb. 23. August 1753 in Frankfurt am Main; gest. 7. Mai 1849 ebenda) war die Ehefrau des Bankiers Mayer Amschel Rothschild, Gründers des Bankhauses Rothschild. Sie überlebte ihren Mann um mehr als 37 Jahre und zählte in ihrem letzten Lebensdrittel, als das Haus Rothschild zu den einflussreichsten europäischen Bankhäusern gehörte, zu den Frankfurter Berühmtheiten.

Leben

Gutle Rothschild wurde am 23. August 1753 in der Frankfurter Judengasse als Tochter des Wolf Salomon Schnapper geboren, vermutlich im Haus zur Eule. Ihr Vater war Geldhändler und Hoffaktor für das Fürstentum Sachsen-Meiningen. Im Alter von 17 Jahren heiratete sie am 29. August 1770 den aufstrebenden Münzhändler und Geldwechsler Mayer Amschel Rothschild.[1] Die arrangierte Ehe brachte ihm nicht nur wertvolle neue Geschäftskontakte. Für Mayer Amschel Rothschild stellte auch Gutles Mitgift von 2.400 Gulden damals noch eine stattliche Geldsumme dar und war somit unverzichtbares Kapital für seinen weiteren beruflichen Aufstieg.

Stammhaus der Rothschilds in der Frankfurter Judengasse

Gutle brachte insgesamt 19 Kinder zur Welt, von denen zehn, je fünf Mädchen und Jungen, das Erwachsenenalter erreichten. Das Ehepaar lebte zuerst im Haus Hinterpfan, das sie mit zwei Brüdern von Mayer Amschel teilen mussten. 1787 bezog Gutle mit ihrem Mann das Haus zum Grünen Schild in der Judengasse 148, das zukünftige Stammhaus der Familie Rothschild. Dort verbrachte sie ihr restliches Leben. Ein Teil ihrer Kinder wurde ebenfalls in diesem Haus geboren. Neben der Familie war Gutle Rothschild auch für das Geldwechsel- und das Wechselgeschäft verantwortlich. Während der zahlreichen Geschäftsreisen ihres Mannes beaufsichtigte sie zusätzlich noch den Warenhandel und das Kreditgeschäft im Hause Rothschild.

Grab in Frankfurt am Main

Gutle überlebte ihren Mann um 37 Jahre und konnte somit noch miterleben, wie ihre Söhne das Bankhaus Rothschild zur Weltgeltung führten. Mayer Amschel hatte sowohl seine Frau Gutle als auch die Töchter vom Erbe ausgeschlossen, um die materielle Einigkeit des Hauses Rothschilds sicherzustellen. Juristisch gesehen war Gutle Rothschild daher mittellos; ihre existentielle Lage war abhängig vom Wohlwollen der Söhne. Selbst als Juden den anderen Bürgern Frankfurts rechtlich gleichgestellt wurden und ihre Söhne und deren Nachkommen bereits in Stadtpalästen und auf Landgütern residierten, lehnte es Gutle ab, ihr kleines Haus in der Judengasse zu verlassen. Sogar Reisen mochte sie nicht. Stattdessen ließ Gutle ihre wachsende, zunehmend über ganz Europa verstreute Familie zu sich kommen. Bis zu ihrem Tod gab es kein Familienfest, sei es Verlobung, Heirat, oder innerfamiliäre Geschäftsvereinbarungen, das nicht bei ihr in Frankfurt stattfand. Solange sie lebte, vermittelte Gutle ihren Angehörigen ein Interesse am Ursprungsort der Familie und ein Bewusstsein für die bescheidene Herkunft.

In der breiten Öffentlichkeit wurde Gutle noch zu Lebzeiten zu einer Legende, über die man zahlreiche Anekdoten erzählte. So soll sie im Revolutionsjahr 1830 nach einem Familientreffen ihre besorgten Nachbarn in der Frankfurter Judengasse mit den Worten beruhigt haben: Es gibt keinen Krieg, meine Söhne werden kein Geld dafür geben![2] Ihr Haus zum Grünen Schild war zu einer der wichtigen Sehenswürdigkeiten Frankfurts geworden und blieb es auch, nachdem Gutle Rothschild im Alter von fast 96 Jahren am 7. Mai 1849 verstorben war. Nach ihrem Tod wurde das Haus zunächst für wohltätige Zwecke, später dann als Museum der Familie Rothschild genutzt. Im Zweiten Weltkrieg fiel es Bombenangriffen zum Opfer.

Gutle Rothschilds Leben wurde mehrfach literarisch verarbeitet, so im 1840 erschienenen Bilderbuch ohne Bilder (25. Abend) von Hans Christian Andersen und in der 1911 uraufgeführten Komödie Die fünf Frankfurter von Carl Rössler. Die Rolle der Gutle wurde unter anderem von Mathilde Einzig, Sophie Cossaeus und Liesel Christ gespielt.

Moritz Daniel Oppenheim porträtierte Gutle Rothschild und ihre fünf Söhne 1836. Nach ihrem Tod wurde sie im Familiengrab der Schnapper auf dem Alten Jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße beigesetzt.

Belege

Einzelnachweise

  1. Dörken, S. 46
  2. Dörken, S. 48

Literatur

  • Edith Dörken: Berühmte Frankfurter Frauen, Verlag Otto Lembeck, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-87476-557-2
  • Amos Elon: Der erste Rothschild. Biographie eines Frankfurter Juden, Reinbek 1999 ISBN 3-499-60889-8;
  • Niall Ferguson Die Geschichte der Rothschilds. Propheten des Geldes Aus dem Engl., München-Stuttgart: DVA, 2002 (2 Bände) ISBN 3-421-05354-5.
  • Georg Heuberger (Hrsg.): Die Rothschilds. Eine europäische Familie. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-1201-2;
  • Georg Heuberger (Hrsg.): Die Rothschilds. Beiträge zur Geschichte einer europäischen Familie. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-1202-0;
  • Frederic Morton: Die Rothschilds. Ein Portrait der Dynastie. Aus dem Amerikanischen von Hans Lamm und Paul Stein. Aktualisiert von Michael Freund. Franz Deuticke Verlag, Wien 1992. ISBN 3-216-07896-5;
  • (Bernhard Schmidt) Artikel Rothschild in: Frankreich-Lexikon, 2.Aufl. 2005, Hg. B. S., Jürgen Doll, Walther Fekl, Siegfried Loewe, Fritz Taubert, Berlin: Verlag Erich Schmidt, 2005 (frz. Literatur) ISBN 3-503-06184-3;

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gutle Rothschild aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.