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Haš- šîrîm ašer liš-Šelomo / השירים אשר לשלמה (Kompositionen von Salomon Rossi)

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Ha-Shirim Asher li-Shelomoh)
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Die Haš- šîrîm ašer liš-Šelomo / השירים אשר לשלמה (dt. Lieder des Salomo) sind eine Sammlung liturgischer jüdischer Musik des jüdisch-italienischen Komponisten Salomon Rossi aus dem Jahr 1622.

Details

  • Es handelt sich dabei um die erste bekannte abendländische Sammlung polyphoner Musik zu jüdischen Texten.
  • Dem Titelblatt folgt eine Widmung an seinen Patron Moses Sullam. Darauf folgen zwei Gedichte und ein Vorwort von Leon Modena und ein Gedicht von Modena. Dem schließen sich eine rabbinische Argumentation (responsum) von Modena über die Berechtigung von Kunstmusik in der Synagoge und fünf Statements von führenden Rabbinern aus Venedig zu der Frage an. Diese waren nötig, da die Berechtigung von Kunstmusik in der Synagoge damals sehr neuartig und deshalb umstritten war.[1][2]
  • Der Titel Haš- šîrîm ašer liš-Šelomo bezieht sich wohl nicht auf das biblische Buch Salomo. Der Text des Buches Salomo ist hier auch nicht vertont. Es ist vermutet worden, dass der Titel sich auch auf den Vornamen des Komponisten beziehen könnte.
  • Das Werk erschien 1622 beim Verlag Bragadini in Venedig.[3] Die Originale liegen heute in der Bibliothek Ambrosiana in Mailand.
  • Besonders schwierig war es, den hebräischen Text zusammen mit Musiknoten zu drucken, was nach Aussage Modenas im Vorwort niemals zuvor versucht wurde.[4] Die Noten wurden entgegen jüdischer Tradition von links nach rechts zu lesen gedruckt. Der Text ist gegenläufig dazu, d.h. wie in der hebräischen Sprache üblich von rechts nach links zu lesen. Rossi ging davon aus, dass jüdischen Vokalisten die Texte sowieso bekannt seien.
  • Die Musik ist im Barockstil (Claudio Monteverdi, Andrea und Giovanni Gabrieli und Zeitgenossen) geschrieben und hat kaum musikalische Bezüge zu traditioneller jüdischer Sakralmusik. Chorale Psalmodie wird mit der Mehrchörigkeit bsp. eines Andrea und Giovanni Gabrieli kombiniert.[5] Abraham Zebi Idelsohn schreibt dazu u.a.:
"The compositions of Rossi for the Synagogue have not the slightest sound of Jewishness. They are entirely in the Italian Renaissance style, and they have the same spirit as his secular compositions." [6]
  • Es handelt sich um 33 drei- bis achtstimmige Motetten,[7] die nach dem Vorwort auch für den synagogalen Gebrauch gedacht waren. Die Kompositionen waren für besondere Sabbat- und Festtage gedacht und nicht dazu vorgesehen, den traditionellen Synagogengesang zu ersetzen.[8]
  • Vertont werden Piyyut (wie z.B. Adon 'olam, Eftah na sefatai oder Eftah shir bisfatai), Psalmen (wie z.B. 'Al naharot bavel oder Shir hama'alot. Ashrei kol yere Adonai), Gebete (wie z.B. Barekhu, Yitgadal veyitkadesh oder Hashkivenu) und andere Texte, wie z.B. das Hochzeitslied Lemi ehpots.
  • Im Prozess der Loslösung von traditioneller jüdischer Musik und der Assimilation an die Musikkultur der Umgebung kann Rossis Werk als eine Art Vorbote jener Entwicklung angesehen werden, die die synagogale Musik im 19. Jahrhundert prägen sollte.[9]
  • Samuel Naumbourg hat das Werk wiederentdeckt und im Jahr 1877 unter dem Titel Cantiques de Salomon Rossi in Paris herausgegeben.[10]Aus unerklärlichen Gründen fehlen hier allerdings drei der insgesamt 33 Lieder des Originals.[11]
  • Viele jüdische Musiker reagierten begeistert. Eduard Birnbaum feierte Rossi als einen der größten jüdischen Komponisten überhaupt. Auch Abraham Zebi Idelsohn maß Rossi große Bedeutung für die Entwicklung der modernen Synagogenmusik zu.[12] Birnbaum schrieb u.a.:
"In der That ist Salomon Rossi in seiner Art der bedeutendste Tonkünstler, den das Judenthum aufzuweisen hat."[13]
  • Matthew Lazar, Direktor der Zamir Choral Foundation, meinte zur Bedeutung von Rossi für die Entwicklung Jüdischer Musik u.a.:
"Even though he was a fabulous instrumental composer, Rossi wrote all of his Jewish music a cappella, so it could be performed in the synagogue, where instruments have been prohibited since the destruction of the Second Temple in Jerusalem. (...) But for the Jews, he is the first true choral composer, one who moreover set texts with a genius for word painting that still blows minds today. To the end, he was a faithful son of his religion."[14]
  • Die Haš- šîrîm ašer liš-Šelomo sind u.a. auch eingespielt worden und auf CD erhältlich.[15] [16] [17]

Weblinks

Videos

Literatur

  • Don Harrán: Salamone Rossi - Jewish Musician in Late Renaissance Mantua, Oxford University Press, 1999
  • Rafael Arnold: Leon Modena und Salamone Rossi Hebreo als Akteure kultureller Transformationen, Universität Potsdam, 2012
  • Salamone Rossi: Complete Works - Corpus Mensurabilis Musicae 100 / Vols. 1–12, Neuhausen-Stuttgart, Hänssler-Verlag for the American Institute of Musicology, 1995; vols. 13a and 13b, Middleton, Wis.: American Institute of Musicology, 2003, Band 13a und 13b
  • Machtelt Israëls und Louis Waldman: Salamone Rossi’s ‘Songs by Solomon’ as a Song of Songs and Song of Ascents,” in Renaissance Studies in Honor of Joseph Connors, Leo S. Olschki, Florenz, 2013
  • Don Harrán: Marriage and Music as Metaphor / The Wedding Odes of Leon Modena and Salamone Rossi,” Musica judaica 17 (5764/2003–4): 1–31
  • Eliyahu Schleifer and Edwin Serouss: Salamone Rossi as a Composer of ‘Hebrew’ Music; in Studies in Honour of Israel Adler, Jewish Music Research Centre, Vol. 7, Jerusalem, The Hebrew University Magnes Press, 2002, S. 171–200
  • Abraham Zebi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, New York, 1929, S. 196 ff.

Einzelnachweise

  1. Don Harrán: Salamone Rossi - Jewish Musician in Late Renaissance Mantua, Oxford University Press, 1999, S. 201 ff.
  2. Anm.: Eine Übersetzung der den Noten vorangehenden Texte in das Deutsche kann man in Paul Nettls Buch Alte Jüdische Spielleute und Musiker, erschienen im Verlag Dr. Josef Flesch in Prag im Jahr 1923 ab Seite 5 lesen.
  3. Joshua R. Jacobson: Defending Salamone Rossi / The Transformation and Justification of Jewish Music in Renaissance Italy
  4. Rafael Arnold: Leon Modena und Salamone Rossi Hebreo als Akteure kultureller Transformationen
  5. Gianfranco Mileto: Glauben und Wissen im Zeitalter der Reformation - Der salomonische Tempel bei Abraham ben David Portaleone (1542-1612), Walter de Gruyter GmbH, Berlin, 2004, S. 211
  6. Abraham Zebi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, New York, 1929, S. 199
  7. Joel Newman: The madrigals of Salamon de' Rossi, Columbia University, 1962, S. 19 ff.
  8. Rafael Arnold: Leon Modena und Salamone Rossi Hebreo als Akteure kultureller Transformationen
  9. Günther Grünsteudel: Musik für die Synagoge, Universitätsbibliothek Augsburg, 2008, S. 8
  10. Marsha Bryan Edelman: Discovering Jewish Music, The Jewish Publication Society, 2003, S. 63
  11. Eduard Birnbaum: Jüdische Musiker am Hofe von Mantua von 1542-1628, Waizner & Sohn, Wien, 1893, S. 17
  12. Rebekka Denz, Grażyna Jurewicz und Dorothea M. Salzer: Einblicke in die "British Jewish Studies", Universitätsverlag Potsdam, 2012, S. 123
  13. Eduard Birnbaum: Jüdische Musiker am Hofe von Mantua von 1542-1628, Waizner & Sohn, Wien, 1893, S. 18
  14. Barry Singer: A Renaissance Composer, Actively Jewish When That Wasn't Easy
  15. www.allmusic.com
  16. www.naxos.com
  17. Die große Jüdische Buchhandlung für Alle
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