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Jehuda ha-Nasi

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Jehuda ha-Nasi (hebr. יהודה הנשיא), Juda I. bzw. Rabbi, der Lehrer schlechthin (geb. ca. 165; gest. ca. 217 in Sepphoris), war ein Patriarch und jüdischer Gelehrter des Altertums. Er schließt das Zeitalter der Tannaiten ab.

Leben

Jehuda ha-Nasi war eine der Figuren des palästinischen Judentums im späten 2. Jahrhundert, das zu diesem Zeitpunkt unter der Herrschaft des römischen Reiches stand.

Seine Bezeichnung als Nasi, die auf althebräisch als Titel eines Prinzen verwendet wurde (im modernen Ivrith aber auch in der Bedeutung Präsident verwendet wird), verdankt er seiner Abstammung aus dem Hause Davids - dem Königshaus Israels.

Im Judentum wird Jehuda ha-Nasi oft auch Rabbeinu haKadosch genannt, was so viel wie „Unser geliebter/heiliger Rabbi“ bedeutet, oder auch als Rebbe, was als „Mein Rabbi“ bzw. „Mein Lehrer“ übersetzt werden könnte. Diese außergewöhnliche Stellung im Judentum verdankt er seiner Rolle als Redaktor der Mischna - des Bestandteils des Talmuds, aus dem das klassische jüdische Religionsgesetz, die Halacha, abgeleitet wird.

Es ist wenig über die historische Person Jehudas bekannt. Die Mischna und der Talmud selbst beinhalten so gut wie keine Informationen biographischen Charakters. Man kann bestenfalls sein Leben anhand der später um seine Person gebildeten Legenden studieren, worin nur die Konturen der historischen Person gezeichnet werden.

Einer solchen Legende nach wurde Jehuda am gleichen Tag geboren, an dem Rabbi Akiba als Märtyrer gestorben war (bKiduschin 29a), [1] also in der Zeit um das Ende des Aufstands von Bar Kochba um das Jahr 135 christlicher Zeitrechnung. Traditioneller Datierung nach starb er im Alter von 65 Jahren, d.h. im Jahr 200. Neuere historische Forschungen gehen aber von den ungefähren Daten 150 – 220 n. Chr. aus.

Der Ort seiner Geburt ist unbekannt, genauso wenig wie der Ort, wo sich sein Vater Rabbi Schimon ben Gamaliel II. während der Verfolgungen durch Hadrian nach dem missglückten Aufstand aufhielt.

Nach der Wiederherstellung des Friedens in Judäa versah sein Vater das Amt des Nasi (und damit die oberste politische, religiöse und juristische Stelle unter den da lebenden Juden) in der Stadt Uscha in Galiläa, wo Jehuda seine Jugend und seine Studienzeit verbrachte. Hier wurde er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Griechisch unterrichtet, eine von ihm sehr geschätzte Sprache. Die Legenden schreiben ihm eine Aussage zu, dass die Juden, die Hebräisch nicht beherrschen, Griechisch zu ihrer Hauptsprache machen sollten und nicht Aramäisch. Diese Aussage unterstreicht die Verbindung Jehudas mit den Sadduzäern, zu denen er durch seine aristokratische Abstammung mit großer Sicherheit gehörte, und die Aramäisch als Sprache des Babylonischen Exils nicht akzeptierten. In seinem eigenen Haus wurde nur Hebräisch gesprochen, dessen Reinheit bei den Juden sprichwörtlich geworden ist.

Nach dem Tod seines Vaters zog Jehuda nach Bet Sche'arim, wo er eine Synagoge und eine Schule leitete. Dank guter Verhältnisse zur römischen Administration wurde er um 190 zum Nasi bestimmt. Sein gutes Verhältnis zu Rom wird auch durch die Legenden (Antoninus und Rabbi) über seine Beziehungen zum römischen Kaiser untermauert, womit vermutlich Caracalla (Caracalla hatte in den Jahren 199 und 215 Palästina besucht), nicht Antoninus Pius gemeint ist (der längst tot war, als Jehuda ha-Nasi wirkte).

Die Bedeutung von Jehuda als politischem Nasi wird von seiner Bedeutung als geistigem Führer und Gelehrter überragt. In dieser Zeit gelang es ihm, die Redaktion der Mischna zu vollenden, in der er die wichtigsten halachischen Aussagen zusammenfasste. Die bis dahin vorherrschende Praxis der ausschließlich mündlichen Überlieferung der Kommentare war durch die Bildung mehrerer kleinen Gemeinden an allen Enden des römischen Reiches gefährdet. Es brauchte ein mehrjähriges Studium, um die bis dahin angesammelte Stoffmenge, die dazu noch ständig weiter zunahm, zu erlernen. Es fehlte aber an Bildungszentren und an Gelehrten, die diese Arbeit jetzt durchführen konnten.

Rabbi Jehuda setzte die Arbeit seiner Vorgänger Rabbi Akiba und Rabbi Meir auf diesem Gebiet fort und leitete die Schlussredaktion für die Sammlung und Kodifizierung der mündlichen Lehrsätze ein. Diese Sammlung, die Mischna, sollte als kodifizierte „mündliche Tora“ die „schriftliche Tora“ ergänzen und näher bestimmen. Sein besonderes Verdienst ist darin zu sehen, dass er die Kommentare nicht nur gesammelt, sondern auch systematisiert und nach Themen (die 6 bis heute bestehenden „Ordnungen“) geordnet hat, die ihrerseits in Traktate aufgeteilt wurden. Seine Mischna ist aber kein totes Gesetzbuch und auch kein Gesetzeskodex im eigentlichen Sinne. Sie dokumentiert die damals vorherrschenden Meinungen unter den Gelehrten in der Akademie und im Gerichtshof in ihrer gesamten Breite und auch Widersprüchlichkeit. Die Bedeutung seiner Arbeit zeigt sich darin, dass die Mischna in der von ihm überlieferten Form im wesentlichen unverändert zum Bestandteil des Talmuds wurde, der zusammen mit der Tora die zwei Ecksteine des Judentums in den folgenden zwei Jahrtausenden bildete.

Laut der Überlieferung verbrachte er die letzten 17 Jahre seines Lebens in Sepphoris, wo er ein gesünderes Klima genießen konnte. Jehuda ha-Nasi soll im Alter von 85 Jahren gestorben sein; sein großes Ansehen fand auch darin seinen Ausdruck, dass zu seiner Beerdigung sogar den Priestern die Teilnahme erlaubt wurde (die sich sonst an einem Leichnam etc. „verunreinigen“).

Literatur (kleine Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Michael Krupp: Der Talmud / Eine Einführung in die Grundschrift des Judentums mit ausgewählten Texten, Gütersloher Verlagshaus, 1995, S. 47

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