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Julius Schnorr von Carolsfeld
Julius Veit Hans Schnorr von Carolsfeld[1] (* 26. März 1794 in Leipzig; † 24. Mai 1872 in Dresden) war ein Maler der deutschen Romantik. Neben Friedrich Overbeck ist er der bekannteste Maler der Nazarenischen Kunst.
Leben
Julius entstammt der Künstlerfamilie Schnorr von Carolsfeld. Er ist der jüngste Sohn und Schüler des Malers Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld (1764–1841). Seine Brüder waren ebenfalls Maler, Ludwig Ferdinand (1788–1853) und Eduard (1790–1819).[1]
Er besuchte die Thomasschule zu Leipzig und begann 1811 ein Studium an der Wiener Kunstakademie. Er schloss sich einem lockeren Kreis von Künstlern um Ferdinand Johann von Olivier an. Diese stehen der nazarenischen Kunst nahe. Im März 1817 wurde er in den Lukasbund, die künstlerische Vereinigung dieser Bewegung, aufgenommen. Im Sommer dieses Jahres unternahm er mit den Brüdern Ferdinand und Friedrich von Olivier eine Reise ins Salzburger Land, die bestimmend für seine weitere künstlerische Entwicklung als Landschaftsmaler werden sollte. Im Oktober reiste er mit dem Dichter Wilhelm Müller nach Italien. Über Venedig und Florenz erreichte er im Januar 1818 schließlich Rom und schloss sich den dort lebenden Nazarenern an. Dort freundete er sich 1826 mit Carl Gottlieb Peschel an.
1827 wurde er von König Ludwig I. als Professor an die Münchner Kunstakademie berufen. Im gleichen Jahr heiratete er in Wien seine Frau Marie Heller, die Stieftochter von Ferdinand Olivier. Das Ehepaar hatte zusammen sechs Söhne und drei Töchter, darunter der Tenor Ludwig Schnorr von Carolsfeld, der erste Sänger des Tristan und Karl Schnorr von Carolsfeld, späterer Generaldirektor der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen.
1842 wurde er mit dem Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste ausgezeichnet. 1846 trat er eine Professur an der Kunstakademie Dresden an und wurde Leiter der Dresdner Gemäldegalerie. 1867 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Académie des Beaux-Arts aufgenommen.
Mit Carl Grüneisen und Karl Schnaase war von Carolsfeld Begründer und Mitherausgeber des Christlichen Kunstblatts für Kirche, Schule und Haus (Stuttgart seit 1858).
Julius Schnorr ist gemeinsam mit seinem Sohn Ludwig auf dem Alten Annenfriedhof in der Dresdner Südvorstadt begraben.
Unter den Fenstern des ersten Stockwerkes der Kunstakademie Düsseldorf zieht sich ein Fries hin, auf welchem die Namen bedeutender Künstler aller Zeiten eingegraben sind. Schnorr befindet sich auf der Seite des Eingangsportals.
Im Jahr 1937 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) die Schnorrgasse nach ihm und seinem Bruder Ludwig Ferdinand Schnorr benannt.
Werke
Julius Schnorr von Carolsfeld war der profilierteste Landschaftsmaler unter den Nazarenern. Kenner zählen seine Darstellungen der Albaner- und Sabinerberge in Italien zu den besten Landschaftsdarstellungen des 19. Jahrhunderts. Einerseits war ihm eine starke Anlehnung an die Wirklichkeit wichtig – seine Landschaften sind bis ins Detail naturgetreu und nicht heroisch oder visionär wie bei anderen romantischen Malern. Andererseits kann man sie nicht als realistische Veduten bezeichnen: Noch wichtiger als der Realismus der Darstellung ist in ihnen eine feierliche Innerlichkeit, die häufig durch die Verknüpfung mit einem religiösen Motiv geprägt ist und die typisch für die nazarenische Bildkunst ist.
Im Auftrag des Naumburger Domherren Immanuel Christian Leberecht von Ampach entstand ab 1820 das Gemälde Lasset die Kindlein zu mir kommen, auch Christus segnet die Kinder genannt für den Christus-Zyklus im Naumburger Dom. Das Gemälde ist 1931 im Glaspalast München verbrannt, Teile des vorbereitenden Kartons befinden sich im Nachlass Rehbenitz im Behnhaus in Lübeck.
In den Jahren von 1821 bis 1827 war Julius Schnorr maßgeblich beim Ausmalen des Casino Massimo in Rom beteiligt: Er malte dort die Fresken im Ariost-Zimmer. Dieser Großauftrag begründete maßgeblich die künstlerische Reputation der Nazarener. 1827 kehrte er nach Wien zurück, wo er heiratete. Danach erhielt Schnorr von König Ludwig I. den Auftrag, im Königsbau der Münchner Residenz fünf Säle mit Szenen aus dem Nibelungenlied auszumalen. Er entwarf einen komplexen romantischen Bilderzyklus, der allerdings aufgrund verschiedener Schwierigkeiten erst 1867 vollendet wurde. Zu dieser Verzögerung trug unter anderem der Auftrag Ludwigs I. im Jahre 1835 bei, auch die drei Kaisersäle im Festsaalbau der Residenz mit Fresken zu schmücken. Im Gegensatz zu den Kaiserfresken sind die Nibelungensäle erhalten.
Von 1851 bis 1860 schuf er in einer Reihe von 240 Holzstichen eine umfangreiche Bibelillustration. Diese Bilder zur Bibel entwickelten eine erstaunliche Wirkung, die weit über nationale und Konfessionsgrenzen hinausreichte und in Deutschland die Bibelfrömmigkeit von Generationen prägte. Neben Gustave Doré gilt Schnorr als der wichtigste Bibelillustrator des 19. Jahrhunderts. Obwohl Julius Schnorr Lutheraner war und im Gegensatz zu einigen anderen protestantischen Künstlern niemals zum Katholizismus konvertierte, malte und zeichnete er innig-religiöse Jesus- und Mariendarstellungen. Sein Gemälde Maria mit Kind von 1820, das im Wallraf-Richartz-Museum in Köln ausgestellt ist, ist eines der bekanntesten Werke dieses Genres aus dem 19. Jahrhundert.
Viele dieser religiösen Bilder wurden und werden massenweise in kitschiger Reproduktion als Andachtsbilder veröffentlicht. Man tut diesem vielseitigen Maler jedoch Unrecht, wenn man ihn auf Grund dieser Massenkopien als Kitschier verunglimpft.
Dass er nicht in dieses Schema passt, zeigt auch die Tatsache, dass er als einziger nazarenischer Künstler eine ganze Reihe von empathisch gezeichneten Aktdarstellungen hinterlassen hat.
Museen
Eine reichhaltige Sammlung von Bildern Julius Schnorr von Carolsfelds, insbesondere viele Landschaftsbilder, sowie ein Porträt von ihm, gezeichnet von Friedrich von Olivier, besitzt die Galerie Neue Meister in Dresden. Zusätzlich befinden sich zahlreiche groß- und kleinformatige Gemälde im Bestand des Belvederes in Wien.
Ausstellungen
Die Zeichnungen, Kupferstiche und Bilder von Julius Schnorr von Carolsfeld werden bis heute immer wieder in Sonderausstellungen in unterschiedlichen Museen gezeigt. 1973 wurde Schnorrs Römisches Porträtbuch im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste in Wien gezeigt. Bereits ein Jahr später widmeten ihm die Staatlichen Museen zu Berlin eine Ausstellung, in der Schnorrs zeichnerisches Werk vorgestellt wurde. Knapp zehn Jahre später, von November 1982 bis Februar 1983, kuratierte das Clemens-Sels-Museum in Neuss eine Schau zu Schnorrs bekanntestem Werk, der Bibel in Bildern, sowie zu anderen biblischen Bildern der Nazarener. Wiederum vergingen ungefähr zehn Jahre, bis im Museum der bildenden Künste Leipzig (26. März bis 23. Mai 1994) und in der Kunsthalle Bremen (5. Juni bis 31. Juli 1994) eine Werkschau zu Julius Schnorr von Carolsfeld zu sehen war. Im selben Jahr (vom 20. November 1994 bis 1. Januar 1995) präsentierte das Landesmuseum Mainz Schnorrs Zeichnungen, welche im Anschluss noch im Palais Preysing in München ausgestellt wurden (vom 9. Februar bis 8. April 1995). Das Kupferstich-Kabinett und die Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigten 1999/2000 die Kartons für die Wandbilder der Münchner Residenz, die das Leben Karls des Großen illustrierten. Kurz darauf wurden im Haus der Kunst in München (2000) und wiederum im Dresdner Kupferstich-Kabinett Schnorrs Zeichnungen ausgestellt, die er während seiner Zeit in Italien anfertigte. Vom 30. April bis zum 31. Juli 2016 fand die Sonderausstellung „Die Bibel in Bildern. Zeichnungen von Julius Schnorr von Carolsfeld“ im Lutherhaus Eisenach statt.[2]
Buchausgaben
- Julius Schnorr von Carolsfeld: Evangelium in Bildern. Edition Tempelbibliothek. ISBN 978-3-930730-36-0
- Julius Schnorr von Carolsfeld: Die Bibel in Bildern. 240 Darstellungen, erfunden und auf Holz gezeichnet. 2. Nachdr. d. Ausg. Leipzig, Wigand, 1860. – Zürich: Theol. Verl., 1989. ISBN 3-290-11488-0
Literatur
- Franz Schnorr von Carolsfeld: Schnorr von Carolsfeld, Julius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 182–189.
- Eva Hoffmann-Aleith: Leuchtende Stunde – Die Jugend des Malers Julius Schnorr von Carolsfeld, Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1984
- Herwig Guratzsch: Julius Schnorr von Carolsfeld 1794–1872. [Ausstellungen im Museum der Bildenden Künste Leipzig vom 26. März bis 23. Mai 1994 und in der Kunsthalle Bremen vom 5. Juni bis 31. Juli 1994]. Leipzig: Ed. Leipzig, 1994, ISBN 3-3610-0421-7
- Klaus-Gunther Wesseling: SCHNORR von CAROLSFELD, Julius Veit Hans. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 588–593.
- Michael Teichmann: Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1872) und seine Ölgemälde. Monographie und Werkverzeichnis. Frankfurt am Main: Lang, 2001 (Europäische Hochschulschriften: Kunstgeschichte; 387), ISBN 3-6313-7800-9
- Sabine Fastert: Schnorr v. Carolsfeld, Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 341–343 (Onlinefassung).
- Jochen Birkenmeier (Hrsg.): Die Bibel in Bildern. Zeichnungen von Julius Schnorr von Carolsfeld [Ausstellung im Lutherhaus Eisenach vom 30. April bis 31. Juli 2016]. Eisenach 2016 (Veröffentlichungen der Stiftung Lutherhaus Eisenach 2), ISBN 978-3-9818078-0-6
Weblinks
- Literatur von und über Julius Schnorr von Carolsfeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Julius Schnorr von Carolsfeld in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Julius Schnorr von Carolsfeld bei Zeno.org
- Werke von Julius Schnorr von Carolsfeld In: Digitales Belvedere
- Schnorr von Carolsfeld. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 934–935
- Julius Schnorr von Carolsfeld im Stadtwiki Dresden
- Julius Schnorr von Carolsfeld. In: Leipzig-Lexikon
- Julius Schnorr von Carolsfeld als Lehrer an der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) in München
- Irmgard Feldhaus: Julius Schnorr von Carolsfeld. Die Bibel in Bildern
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Franz Schnorr von Carolsfeld: Schnorr von Carolsfeld, Julius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32. Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 182–189.
- ↑ Lisa Berins: Schnorr von Carolsfeld in Eisenach: Penible Skizzen des Glaubens. In: Thüringische Landeszeitung. 2016-04-29 (http://www.tlz.de/web/zgt/politik/detail/-/specific/Schnorr-von-Carolsfelds-in-Eisenach-Penible-Skizzen-des-Glaubens-870156932).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Schnorr von Carolsfeld, Julius |
ALTERNATIVNAMEN | Schnorr von Carolsfeld, Julius Veit Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 26. März 1794 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 24. Mai 1872 |
STERBEORT | Dresden |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Julius Schnorr von Carolsfeld aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
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- Adliger
- Hochschullehrer (Akademie der Bildenden Künste München)
- Hochschullehrer (HfBK Dresden)
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- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Mitglied der Académie des Beaux-Arts
- Bildender Künstler (Dresden)
- Geboren 1794
- Gestorben 1872
- Mann