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Juri Lwowitsch Awerbach
Juri Awerbach, 2002 | |
Land | Russland |
Geboren | Kaluga, Sowjetrussland |
Titel | Internationaler Meister (1951) Großmeister (1952) |
Aktuelle Elo-Zahl | 2445 (März 2011) |
Beste Elo-Zahl | 2550 (Juli 1971 und Juli 1972) |
Karteikarte bei der FIDE (englisch) |
Juri Lwowitsch Awerbach (russisch Юрий Львович Авербах, wiss. Transliteration: Jurij L'vovič Averbach; geb. 8. Februar 1922[1] in Kaluga; gest. 7. Mai 2022 in Moskau[2]) war ein russischer Schachmeister und -funktionär. Im Jahre 1995 wurde er Ehrenmitglied der FIDE.[3] Seit dem Tod von Andor Lilienthal im Mai 2010 war er der älteste lebende Schachgroßmeister.
Leben
Juri Awerbach erlernte Schach als Siebenjähriger. 1938 gewann er die Schülermeisterschaft der UdSSR. 1944 erhielt er den Titel Meister der UdSSR. Dreimal (1949, 1950, 1962) gewann er die Meisterschaft Moskaus. 1952 erhielt er von der FIDE den Titel Großmeister verliehen.[4] Im gleichen Jahr wurde er beim Interzonenturnier von Saltsjöbaden geteilter 5. bis 8., was eine Qualifikation zum Kandidatenturnier in Zürich bedeutete, bei dem Awerbach den 10.–11. Platz erzielte. Er gab daraufhin seinen Beruf als Ingenieur auf und widmete sich ganz dem Schach.
1954 gewann Awerbach die UdSSR-Meisterschaft. 1955 verlor er beim Vergleichskampf UdSSR – USA gegen Donald Byrne mit 1:3 und wurde für ein Jahr aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Er begleitete Boris Spasski als Sekundant zur Jugend-Weltmeisterschaft in Antwerpen 1955. Bei der UdSSR-Meisterschaft 1956 in Leningrad teilte er sich mit Mark Taimanow und Boris Spasski die Plätze 1 bis 3. Beim Interzonenturnier in Portorož 1958 spielte er seine einzige Turnierpartie gegen Bobby Fischer, die mit einem Remis endete. Fischer kommentierte dies mit der Bemerkung: „Ich hatte Angst, gegen einen russischen Großmeister zu verlieren, und er hatte Angst, gegen ein Kind zu verlieren.“[5]
Awerbach errang im Laufe seiner Schachkarriere eine Vielzahl von Turniersiegen: 1.–2. in Dresden 1956, 1. in Djakarta 1956, 1. in Adelaide 1960, 1. in Wien 1961, 1.–2. in Moskau 1962, 1.–2. in Bukarest 1971, 1.–2. in Polanica-Zdrój, 1.–3. in Manila 1979. Mit der sowjetischen Mannschaft gewann er die Mannschaftseuropameisterschaften 1957 in Baden (Niederösterreich) und 1965 in Hamburg. 1965 erreichte er außerdem das beste Einzelergebnis am achten Brett.[6]
1969 wurde er Internationaler Schachschiedsrichter. Er war unter anderem Schiedsrichter beim Wettkampf um die Weltmeisterschaft der Professional Chess Association zwischen Garri Kasparow und Nigel Short in London 1993. Von 1973 bis 1978 war er Präsident des Schachverbandes der UdSSR. Außerdem war er langjähriger Chefredakteur der Schachzeitschrift Schachmaty w SSSR. 2011 erschien seine Autobiographie in englischer Sprache unter dem Titel Centre-Stage and Behind the Scenes.[7]
Awerbach spielte ab 1992 keine Elo-gewertete Partie mehr und wurde daher bei der FIDE als inaktiv geführt. Seine beste Elo-Zahl von 2550 erreichte er 1971 und 1972. Seine beste historische Elo-Zahl vor Einführung der Elo-Zahlen war 2715. Er erreichte sie im Februar 1957 und lag damit auf Platz 8 der Weltrangliste. Im Februar 2020 wurde Awerbach anlässlich des FIDE-Kongresses in Abu Dhabi zum Ehrenmitglied der FIDE ernannt.[8] Er starb im Mai 2022 im Alter von 100 Jahren.
Beiträge zur Schachtheorie
Endspiele
Hohe Bekanntheit erlangte er im Kreise der Schachspieler als Autor und Analytiker, besonders von Endspielen. Er hat mehr als 200 theoretische Endspiele und einige Studien komponiert, wovon eine einen Spezialpreis erhielt.
Eröffnungen
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Nach Awerbach ist das Awerbach-System in der Königsindischen Verteidigung benannt:
1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 g7–g6 3. Sb1–c3 Lf8–g7 4. e2–e4 d7–d6 5. Lf1–e2 0–0 6. Lc1–g5.
Auch der Aufbau 1. e2–e4 g7–g6 2. d2–d4 Lf8–g7 3. c2–c4 d7–d6 4. Sb1–c3 in der Modernen Verteidigung trägt seinen Namen.
Werke auf Deutsch
- Juri Awerbach: Lehrbuch der Endspiele. Teil 1, Sportverlag, Berlin 1958.
- Juri Awerbach: Lehrbuch der Endspiele. Teil 2, Sportverlag, Berlin 1960.
- Juri Awerbach: Lehrbuch der Endspiele. Teil 3, Sportverlag, Berlin 1963.
- Juri Awerbach: Lehrbuch der Endspiele. Teil 4, Sportverlag, Berlin 1964.
- Juri Awerbach: Lehrbuch der Schachendspiele. Band 1, Sportverlag, Berlin 1972.
- Juri Awerbach: Lehrbuch der Schachendspiele. Band 2, Sportverlag, Berlin 1972.
- Juri Awerbach: Schachtaktik für Fortgeschrittene. Sportverlag, Berlin 1979.
- Juri Awerbach: Was man über das Endspiel wissen muß. Schachverlag Rudi Schmaus, 2. Auflage, Heidelberg 1986.
- Juri Awerbach, Mark Taimanow: Schach-WM ’85. Karpow–Kasparow. Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-87144-914-8.
- Juri Awerbach: Turmendspiele. Band 1, Sportverlag, Berlin 1986, ISBN 3-328-00091-7.
- Juri Awerbach: Turmendspiele. Band 2, Sportverlag, Berlin 1986, ISBN 3-328-00092-5.
- Juri Awerbach, Michail Bejlin: ABC des Schachspiels. Ein Lehrbuch für die Anfängerausbildung. Sportverlag, 9. Auflage, Berlin 1987, ISBN 3-328-00232-4.
- Juri Awerbach: Erfolg im Endspiel. Sportverlag, Berlin 1987, ISBN 3-328-00165-4.
- Juri Awerbach: Läufer- und Springerendspiele. Sportverlag, Berlin 1988, ISBN 3-328-00234-0.
- Juri Awerbach: Bauernendspiele. Sportverlag, Berlin 1988, ISBN 3-328-00236-7.
- Juri Awerbach: Endspiele Springer gegen Läufer, Turm gegen Leichtfigur. Sportverlag, Berlin 1989, ISBN 3-328-00294-4.
- Juri Awerbach: Damenendspiele. Sportverlag, Berlin 1990, ISBN 3-328-00335-5.
- Juri Awerbach, Alexander Kotow und Michail Judowitsch: Schachbuch für Meister von Morgen. Joachim Beyer Verlag, Eltmann 2015, ISBN 978-3-940417-44-2.
Weblinks
- Juri Lwowitsch Awerbach beim Weltschachbund FIDE (englisch)
- Literatur von und über Juri Lwowitsch Awerbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachspielbare Schachpartien von Juri Lwowitsch Awerbach auf chessgames.com (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Dagobert Kohlmeyer: Yury Averbakh ist 95! In: de.chessbase.com. 8. Februar 2017, abgerufen am 15. November 2019.
- ↑ WORLD’S OLDEST GRANDMASTER YURI AVERBAKH DIES IN MOSCOW
- ↑ Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924–2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 21.
- ↑ Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924–2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 74.
- ↑ Larry Evans: This crazy world of chess. New York 2007. S. 134.
- ↑ Juri Awerbachs Ergebnisse bei Mannschaftseuropameisterschaften auf olimpbase.org (englisch)
- ↑ New In Chess, Alkmaar 2011, ISBN 978-90-5691-364-9.
- ↑ Bericht vom FIDE-Kongress in Abu Dhabi.
Personendaten | |
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NAME | Awerbach, Juri Lwowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Авербах, Юрий Львович (russisch); Averbach, Jurij L'vovič |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Schachmeister und -funktionär |
GEBURTSDATUM | 8. Februar 1922 |
GEBURTSORT | Kaluga |
STERBEDATUM | 7. Mai 2022 |
STERBEORT | Moskau |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Juri Lwowitsch Awerbach aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |