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Koine
Koine | ||
---|---|---|
Zeitraum | ca. 300 v. Chr. bis 600 n. Chr. | |
Ehemals gesprochen in |
östlicher Mittelmeerraum, südliche Balkanhalbinsel, Syrien, Palästina, Ägypten; heute noch Amtssprache in der Mönchsrepublik Athos | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1: |
— | |
ISO 639-2: |
grc (historische griechische Sprache bis 1453) | |
ISO 639-3: |
grc (historische griechische Sprache bis 1453) |
Die Koine (auch Koinē, Betonung auf der zweiten Silbe) ist die altgriechische Gemeinsprache vom Hellenismus bis in die römische Kaiserzeit (etwa 300 v. Chr. bis 600 n. Chr.). Manchmal wird das spätantike Griechisch (ca. 300–600 n. Chr.) dabei nicht mehr zur Koinē gezählt. Griechisch war über Jahrhunderte die wichtigste Verkehrssprache im östlichen Mittelmeerraum, und auch im lateinischen Westen war die Sprache recht weit verbreitet.
Griechisch κοινή [γλώσσα] koinē [glōssa] bedeutet „allgemeine [Sprache]“. Neugriechisch wird das Wort Kiní [kʲiˈni] ausgesprochen. Rekonstruierte zeitgenössische Aussprachemöglichkeiten sind [koi̯ˈnɛː], [kyˈnɛː], [kyˈni].
In der heutigen Sprachwissenschaft wird als „Koine“ auch jeder Dialekt bezeichnet, der in einer Sprachgemeinschaft als überregionaler Standard akzeptiert ist (vgl. Lingua franca).
Entwicklung
Das Koine-Griechisch (neugriechisch auch Kiní Alexandriní ‚Alexandrinische Gemeinsprache‘) entstand durch die Vermischung der einzelnen griechischen Dialekte (Attisch, Dorisch, Ionisch, Äolisch) während der mehrere Jahre dauernden Feldzüge Alexanders des Großen, dessen Heer sich aus Makedonen und Griechen verschiedenster Regionen rekrutierte. Aufgrund der großen politischen und kulturellen Bedeutung Athens im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. war die Grundlage der Koine das Attische.
Die große territoriale Ausdehnung des makedonischen Reiches unter Alexander dem Großen machte das Griechische zur allgemeinen Verkehrssprache in Südeuropa sowie Syrien und Palästina bis nach Ägypten (Ptolemäer-Dynastie). Die Bedeutung des Koine-Griechisch in Vorderasien und Ägypten verblasste selbst mit der Verbreitung des Lateinischen durch die Römer nicht und wurde nach der Teilung des Römischen Reiches in einen westlichen und einen östlichen Teil (im Jahre 395 n. Chr.) in Ostrom um 630 zur alleinigen Amtssprache. Damit bildete es die Grundlage für das Griechisch des Mittelalters und der Neuzeit.
Isidor von Sevilla betrachtete die Koine am Ende der Antike als den fünften griechischen Dialekt neben Attisch, Dorisch, Ionisch und Äolisch (Etym. 9,1,4 f.). Die Koine zählt zum Altgriechischen, unterscheidet sich aber recht deutlich vom klassischen Griechisch eines Sophokles oder Platon und ganz wesentlich von der Sprache in Homers Ilias und Odyssee, unter anderem durch Vereinfachungen in der Grammatik und im Lautbestand. Die moderne Kunstsprache Katharevousa baut mehr auf der Koine als auf dem klassischen Attisch auf.
Griechisch in der Bibel
Die Schriften des Neuen Testaments der Bibel sind in der Koine verfasst, der allgemeinen (von allen gesprochenen) Sprache. Die Septuaginta ist die in neutestamentlicher Zeit verbreitete Koine-Übersetzung des Alten Testaments und Quelle der meisten alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament. Sie ermöglicht Sprachwissenschaftlern Einblicke, wie die jüdischen Gelehrten der letzten vorchristlichen Jahrhunderte das Hebräische des Tanach (bzw. des Alten Testaments) verstanden haben. Dabei kann beobachtet werden, dass die griechische Übersetzung äußerst präzise und durchdacht angelegt wurde.
In Palästina gab es seit dem Hellenismus auch griechische Städte; gerade die gebildete Oberschicht bediente sich des Griechischen, während im einfachen Volk meist Aramäisch gesprochen wurde. Ein neutestamentliches Zeugnis für die griechischen Siedlungen ist die Erwähnung des als Dekapolis (griech. δέκα, déka ‚zehn‘ und πόλις, pólis ‚Stadt‘) bezeichneten Bundes griechischer Koloniestädte im Nordosten Palästinas.
Zudem heißt es im Johannesevangelium 19,19–20 EU, dass bei der Hinrichtung Jesu die Tafel mit der Inschrift „Jesus von Nazaret, der König der Juden“ in den drei Sprachen Hebräisch, Lateinisch und Griechisch abgefasst gewesen sei, was die Verbreitung des Griechischen als Verkehrssprache illustriert. Die Ausbreitung der neuen Religion wurde durch sie sehr erleichtert: Indem die Evangelien (griechisch εὐαγγέλιον euangelion „gute Nachricht“, „frohe Botschaft“) auf Griechisch verfasst wurden, konnte sich das Christentum rasch in der städtischen Bevölkerung im ganzen östlichen Mittelmeerraum verbreiten (auf dem Land sprach man meist andere, lokale Sprachen, weshalb sich die neue Religion hier langsamer verbreitete).
Weitere Verwendung des Begriffs Koine
In Anlehnung an die Bedeutung der Koine in Griechenland wird dieser Begriff auch ganz allgemein auf Sprachen angewendet, die sich in einem von Dialekten geprägten Bereich als gemeinsame Einheitssprache (Standardsprache) herausgebildet haben. In diesem Sinne kann man auch Hochdeutsch als eine Koine ansehen, die als Standardvarietät im deutschen Sprachgebiet verwendet wird, ohne bisher die vielen Dialekte ganz verdrängt zu haben.
Siehe auch
Literatur
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. aktualisierte und überarbeitete Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart u. a. 2010, ISBN 978-3-476-02335-3.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Koine aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |