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Levy’sche Synagoge Worms
Die Levy’sche Synagoge war eine 1875 geweihte und nach ihrem Stifter Leopold Levy benannte Synagoge in der Wormser Judengasse. Ihre Errichtung war aufgrund von Spannungen zwischen konservativen und liberalen Kreisen in der Wormser Gemeinde notwendig geworden.
Geschichte
Leopold Levy, Kaufmann und Bankier, ließ die Synagoge auf seinem eigenen, vormals als Magazin genutzten Grundstück (Judengasse 29) gegenüber der Alten Wormser Synagoge erbauen.[1] Der Bau erfolgte in den Jahren 1870/71.[2] Die Errichtung einer zweiten Synagoge war eine Folge der Meinungsverschiedenheiten zwischen konservativen Kreisen und der eher liberalen Alten Synagoge.[3] Der Neubau sollte eine Spaltung der Gemeinde verhindern.[4] Die Weihung der Synagoge und Übertragung an die Gemeinde fand 1875 statt.[5] Fortan wurde die Synagoge für den Werktags-Gottesdienst genutzt. Dieser fand bis dahin in der „Klaus-Synagoge“ im heutigen Raschi-Haus statt. Die Neue Synagoge war jedoch keine orthodoxe Synagoge. Der geringe Anteil orthodoxer Juden in Worms, die überwiegend aus Teilen Ost-Europas kamen, nutzten hierfür Räumlichkeiten im Haus „Zur Kante“.[6] Während der Pogromnacht 1938 wurde die Levy’sche Synagoge geschändet und verwüstet, jedoch im Gegensatz zur Alten Synagoge nicht in Brand gesteckt, da man befürchtete, das Feuer könnte auf die Nachbarhäuser übergreifen. Während des Luftangriffs der Alliierten am 21. Februar 1945 wurde die bis dahin unversehrte Synagoge sowie die umliegende Bebauung schwer beschädigt.[7] Da es in den Nachkriegsjahren in Worms keine jüdische Gemeinde mehr gab und es ohnehin an Geld und Interesse für einen Wiederaufbau fehlte, wurden 1947 die baulichen Überreste abgetragen.[8]
Das ehemalige Synagogengrundstück ist heute wieder mit einem Wohnhaus bebaut. Es erinnern zwei 1990 gestiftete Gedenktafeln an die Levy’sche Synagoge und die Stifter-Familie. [9]
Bedeutung
Neben der streitschlichtenden Wirkung leistete der Neubau der Synagoge auch einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation der Juden in Worms. Die Levy’sche Synagoge verfügte nämlich neben dem Eingang über die Judengasse auch über einen zweiten Eingang vom Graben her, diese neue Verbindung durchbrach erstmals das baulich geschlossene Ghetto.[10] Dies war eine Folge der am 2. August 1848 im Großherzogtum Hessen verabschiedeten Gesetze zur rechtlichen Gleichstellung aller Staatsbürger ohne Beschränkung aufgrund der Konfession.[11]
„Sollte in der Stadt Worms jemals eine Trennung der jüdischen Gemeinde eintreten, so sollte stets die Hauptgemeinde das heisst die Gemeinde, welche im Besitz der übrigen Gemeindeliegenschaften verbleibe, Eigenthümerin der Synagoge bleiben, nie aber die Separatgemeinde dieses werden, da nachdrücklichen Willen, diese Schenkung niemals einer Trennung Vorschub leisten, sondern grade die Einigkeit in der Gemeinde fördern solle.“
Architektur
Die Fassadengestaltung der Levy’schen Synagoge ist ein frühes Beispiel für den neoromanischen historisierenden Stil[13], dabei sind Vorder- und Rückseite nahezu identisch. Die Fassade gliederte sich in drei Teile mit einem einfachen Portal in der Mitte, darüber eine Transparentrosette. Es ist anzunehmen, dass die Synagoge nach den 1861 entworfenen Umbauplänen für die Alte Synagoge erbaut wurde. Im Inneren nutzte man die enorme Höhe des Gebäudes für eine Empore, die als Galerie ringsum lief. Auf das Aufstellen einer Orgel wurde bewusst verzichtet. Die Frage, ob der Gottesdienst mit oder ohne Orgel stattfinden solle, war eine der Streitfragen, die zur Errichtung der Neuen Synagoge führten. Auch sonst wurde auf eine strenge Einrichtung Wert gelegt.[14]
Literatur
- Francis Leopold Levy, Mein Elternhaus’', in: Der Wormsgau 16, 1992/1995’’.
- Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'.
- Fritz Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre Juden in Worms, Worms 1984.
- Fritz Reuter: Warmaisa - das jüdische Worms. Von den Anfängen bis zum jüdischen Museum des Isidor Kiefer (1924), in: Gerold Bönnen: Geschichte der Stadt Worms, Stuttgart 2005.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Reuter: Warmaisa - das jüdische Worms. Von den Anfängen bis zum jüdischen Museum des Isidor Kiefer (1924), in: Gerold Bönnen: Geschichte der Stadt Worms, Stuttgart 2005. S. 689
- ↑ Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'. S. 64
- ↑ Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'. S. 61
- ↑ Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'. S. 65
- ↑ Fritz Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre Juden in Worms, Worms 1984. S. 165
- ↑ Fritz Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre Juden in Worms, Worms 1984. S. 165
- ↑ Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'. S. 66
- ↑ Fritz Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre Juden in Worms, Worms 1984. S. 165
- ↑ Ein Symbol für mehr Toleranz, Wormser Zeitung, 15. August 1990
- ↑ Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'. S. 61
- ↑ Samson Rothschild: Emanzipations-Bestrebungen der jüdischen Großgemeinden des Großherzogtums Hessen im vorigen Jahrhundert. Worms 1924.
- ↑ Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'. S. 67
- ↑ Fritz Reuter: Leopold Levy und seine Synagoge von 1875. Ein Beitrag zu Geschichte und Selbstverständnis der Wormser Juden im 19. Jahrhundert, in: Der Wormsgau 11, 1974/1975’'. S. 61
- ↑ Fritz Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre Juden in Worms, Worms 1984. S. 165
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