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Pfählung

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Pfählung (um 1593)

Die Pfählung ist sowohl eine Hinrichtungsmethode als auch ein medizinischer Fachausdruck.

Hinrichtungsmethode

Dem Verurteilten wird entweder mit der Spitze des aufgerichteten Pfahls die Brust durchbohrt, so dass der Oberkörper überhängt, oder der Verurteilte wurde auf einen abgerundeten und eingefetteten Pfahl gesetzt. Durch das Gewicht des menschlichen Körpers drang der Pfahl dann langsam durch Anus oder Vagina ein, was zu einem qualvollen und langsamen Tode führt. Da der Pfahl abgerundet war, verletzte er keine lebensnotwendigen Organe, sondern schob sich langsam durch den ganzen Körper und verlängerte somit die extreme Qual.

Geschichte

Antike

Darstellung der Pfählung auf neu-assyrischem Relief aus der Regierungszeit von Sanherib

In den Gesetzen von Hammurabi (LH153) wird Pfählen als Strafe für eine Frau angeordnet, die ihren Gatten umbringt, um sich einen Liebhaber zu nehmen. Nach der Tafel A der assyrischen Gesetzessammlung sollte auch eine Frau, die ihr Kind abtrieb, gepfählt werden. Zudem war ihr ein normales Begräbnis verwehrt.[1] Eine Stele von Sanherib ordnet an, dass man Bauherren, die ihr Haus in eine Königsstraße bauen, über ihrem Haus auf einen Pfahl hängen soll.[2]

Pfählen und Schinden von Rebellen ist zuerst unter dem assyrischen König Aššur-bel-kala nachgewiesen.[3] Bei vielen neuassyrischen Darstellungen, wie nebenstehender Szene aus der Belagerung von Lachisch ist jedoch nicht klar, ob Lebende oder Leichen gepfählt wurden.

Nach Herodot (IV, 43) war Pfählung als Strafe auch bei den Achämeniden bekannt. So hatte Xerxes seinen Schwager Sataspes wegen der Vergewaltigung einer Jungfrau, der Tochter des Zopyros, zum Pfählen verurteilt, auf Bitten seiner Tante dazu begnadigt, stattdessen Afrika zu umschiffen. Als dies misslang, wurde die Strafe doch noch ausgeführt.

Mittelalter

Im Mittelalter war die Pfählung auch in Europa weit verbreitet, vom Volk wurde sie als „Reiten auf dem einbeinigen Ross“ bezeichnet. Neben der Methode des Begrabens bei lebendigem Leib wurde auch das Pfählen Bestand des Strafrechts. Hierbei wurden die Verurteilten allerdings schon zuvor getötet.

Im westeuropäischen Mittelalter wurden die Verurteilten, oftmals Ehebrecher – wenn man den Rechtsbüchern des Mittelalters Glauben schenken darf – meistens lebendig begraben und dann mit einem Pfahl durchbohrt. Wie der Rechtshistoriker Dieter Feucht[4] vermutet, diente dieses Pfählen nicht zur Hinrichtung, sondern es sollte den Hingerichteten dauerhaft unter der Erde halten, damit er nicht als rächender Wiedergänger zu den Lebenden zurückkehre. Insofern gleicht diese Maßnahme dem Pfählen von vermeintlichen Vampiren. Auch hier wurde – ganz im Gegensatz zu den modernen Mythen aus Romanen und Filmen – der Untote nicht vernichtet, sondern lediglich in seinem Grab festgenagelt. Die Zerstörung angeblicher schädigender Wiedergänger oder Vampire erfolgte grundsätzlich durch das Köpfen und das Zerstückeln oder Verbrennen des Herzens.

Pfählungen – dargestellt in der Brodoc-Chronik, daneben wohnt Vlad III. Drăculea speisend der Massenhinrichtung bei

Als besonders grausam galt im Mittelalter die osteuropäische Variante der Pfählung, wie sie der rumänische Fürst Vlad III. Drăculea – weitgehend dem assyrischen Vorbild entsprechend – praktiziert haben soll. Stephan Gerlach hörte rund 100 Jahre nach dem Tod Vlads Berichte über dessen Taten in Konstantinopel, die einen Einblick in die Methodik des Pfählens gewähren sollten:

… die Spieße von Holtz mit Unschlitt oder Talk … man bindt solchen Übeltätern Sailer an die Füße, stößt ihnen den Spieß zu dem hinteren Leib hinein… Zuerst aber kniet der Verurteilte mit in den Staub gedrücktem Haupte nieder, die angezogenen Oberschenkel gekreuzt; … und die Bahn hinreichend eingefettet, der Pfahl, aber nicht angespitzt, sondern abgestumpft, … die Organe beiseiteschiebt, und wird fünfzig bis sechzig Zentimeter in den Mastdarm eingeführt, dann mit dem Verurteilten senkrecht aufgerichtet. Und der Körper mit seiner Schwere drückt Mann oder Weib hinab, und langsam dringt der Pfahl durch den Körper, sucht den tödlichen Weg.

Diese Art der Pfählung bei lebendigem Leib soll als Strafe für besonders schwere Verbrechen auch bei anderen Völkern Anwendung gefunden haben. Manchmal wurde der Pfahl durch den ganzen Körper getrieben, sodass die Spitze oben im Schulterbereich wieder austrat. Anschließend wurde der Verurteilte am Pfahl waagerecht über zwei Astgabeln oder dergleichen gehängt wie ein Tier über das Feuer. In manchen Fällen soll zusätzlich darunter ein kleines Feuer entzündet worden sein.

Auch in Byzanz war die Pfählung üblich.[5]

Neuzeit

Aus der Neuzeit ist eine Pfählung in Wien überliefert: Ein Bäcker, der gemordet hatte, wurde 1504 bei vollem Bewusstsein gepfählt.

Im Jahr 1800 wurde Soleyman aus Aleppo, der Mörder des französischen Generals Jean-Baptiste Kléber, in Ägypten gepfählt.

Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi soll nach seiner Festnahme laut Informationen des Journalisten und Orient-Kenners Peter Scholl-Latour mit einer Eisenstange gepfählt worden sein.[6] Videos, die von den Aufständischen selbst gedreht wurden, legen vielmehr einen Tod durch Verblutung nach vorsätzlich zugefügten tiefen Schnittwunden im Afterbereich und der Skalpierung einer Gesichtshälfte nahe.[7]

Literarische Darstellungen

Die bekannteste literarische Schilderung einer Pfählung aus der Neuzeit findet sich bei Ivo Andrić im Roman Die Brücke über die Drina, der die Hinrichtung im Bosnien des 16. Jahrhunderts in allen grausamen Details beschreibt.

Der spanische Schriftsteller Alonso de Ercilla y Zúñiga beschreibt in seinem Epos La Araucana, wie die Konquistadoren im Jahr 1558 den Mapuche-Kriegshäuptling Caupolicán durch Pfählung zu Tode brachten.

Medizin

Pfählungsverletzung des Gregor Baci

In der Medizin spricht man bei der Pfählung von einer „Pfählungsverletzung“. Darunter wird das Eindringen in oder das Durchdringen des Körpers mit pfahlartigen Gegenständen verstanden. Das kann auch durch natürliche Körperöffnungen geschehen oder nur bei Körperteilen der Fall sein.[8] Als Beispiele können hier die Fälle des Gregor Baci aus dem 16. Jahrhundert genannt werden, dessen Kopf von einer Turnierlanze durchbohrt wurde, oder des Phineas Gage, dem bei einer Sprengung eine Eisenstange den Kopf durchstieß.

Tierreich

Von manchen Vogelarten ist bekannt, dass sie ihre Beute aufspießen.[9] Der auch in Mitteleuropa vorkommende Neuntöter etwa tut dies, um sich Vorräte anzulegen.

Literatur

  • Dieter Feucht: Grube und Pfahl. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Hinrichtungsbräuche. Verlag Mohr, Tübingen 1967 (Juristische Studien; Bd. 5)
  • Paul Fischer: Strafen und sichernde Maßnahmen gegen Tote im germanischen und deutschen Recht. Nolte, Düsseldorf 1936 (Bonn, juristische Dissertation vom 10. Juli 1936)
  • Ernst A. Rauter: Folter in Geschichte und Gegenwart. Von Nero bis Pinochet. Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 1996, ISBN 3-8218-0806-3 (früherer Titel „Folter-Lexikon. Die Kunst der verzögerten Humanschlachtung von Nero bis Westmoreland“)
  • Sigmund Stiassny: Die Pfählung. Eine Form der Todesstrafe. Kultur- und rechtshistorische Studie. Manz, Wien 1903.
  • Martin Zimmermann (Hrsg.): Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums. Herbert Utz Verlag, München 2009, ISBN 3-8316-0853-9.

Weblinks

 Commons: Pfählung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: pfählen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Fischer Weltgeschichte, die Altorientalischen Reiche II, Frankfurt 1966, 98).
  2. Daniel David Luckenbill: The annals of Sennacherib. The University of Chicago Press, Chicago 1924, S. 153. (The University of Chicago Oriental Institute publications. 2). (Digitalisat des Oriental Institute; PDF; 6,3 MB).
  3. Seth Richardson, Death and dismemberment in Mesopotamia: dsicorporation between the body and the body politic. In: Nicola Laneri (Hrsg.), Performing Death. Chicago 2007, 197
  4. Dieter Feucht: Grube und Pfahl. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Hinrichtungsbräuche. Verlag Mohr, Tübingen 1967 (Juristische Studien; Bd. 5).
  5. Franz Grabler (Hrsg.), Abenteurer auf dem Kaiserthron. Die Regierungszeit der Kaiser Alexois II, Andronikos und Isaak Angelos (1180–1195) aus dem Geschichtswerk des Niketas Choniates. Byzantinische Geschichtsschreiber Band 8, 1958.
  6. Bericht in Die Welt vom 14. Dezember 2011, abgerufen am 3. Mai 2013
  7. Kriegsberichterstattung.com vom 16. Dezember 2011, abgerufen am 3. Mai 2013
  8. Eintrag zu Pfählungsverletzung im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck, abgerufen am 19. Dezember 2006.
  9. Leroy H. Banicki, Prey-Impaling by Black-Billed Magpie. The Southwestern Naturalist 32/2, 1987, S. 283
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