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Sport Utility Vehicle
Der aus dem Englischen übernommene Begriff Sport Utility Vehicle (abgekürzt SUV, dt. etwa Sport- und Nutzfahrzeug) beziehungsweise Geländelimousine bezeichnet einen Personenkraftwagen mit einem einer Limousine ähnlichen Fahrkomfort, einer erhöhten Geländegängigkeit sowie einer Karosserie, die an das Erscheinungsbild von Geländewagen angelehnt ist. Die Geländetauglichkeit ist von Modelltyp zu Modelltyp sehr unterschiedlich; manche SUV haben keinen Allradantrieb, da sie vorwiegend für die Nutzung im Straßenverkehr bestimmt sind.
Vorläufer dieser Modellgattung waren ab 1963 der Jeep Wagoneer und ab 1970 der Range Rover. Die Verwendung des Begriffs SUV und der weitere Erfolg dieser Fahrzeuggattung begannen jedoch erst in den 1990er Jahren mit dem Toyota RAV4 und dem Land Rover Freelander. Besonders in den USA nahmen ab den 1990er Jahren die Neuzulassungen von SUV zu. 1988 wurden in den USA insgesamt 960.852 SUV und 1997 bereits 2.435.301 SUV verkauft.[1]
Begriffe
Im US-amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet Sport Utility Vehicle (Sportnutzfahrzeug) Geländewagen aller Art. Die Unterklasse der Komfort-Geländewagen, wie sie im Sinne der deutschsprachigen Bedeutung von Sport Utility Vehicles gemeint sind, heißen im englischen Sprachraum crossover SUV (im Sinne von gekreuzt mit einem PKW) und salopp soft-roaders (etwa Weichgängige). Zur sprachlichen Bedeutung ist auch zu beachten, dass das englische Wort „sport(s)“ im Gegensatz zum deutschen Gebrauch auch Jagen und Angeln umfasst. Ein Sports Utility Vehicle wäre demnach ein Wagen, mit dem ein Jäger oder Angler durch unwegsames Gelände zu seinem Revier gelangen kann.
Ist in Nordamerika von einem Full-Size SUV die Rede, so bezeichnet dies Fahrzeuge wie etwa den Cadillac Escalade, wobei diese nach deutschem Verständnis Geländewagen sind, da sie auf Lkw-Chassis aufgebaut sind. Von diesen bereits in ihrer Grundform über 5 Meter langen Fahrzeugen existieren Langversionen mit etwa 5,6 Metern Länge.
Modelle der Größe etwa eines BMW X5 oder eines Lexus RX heißen dort Mid-Size Crossover SUV.
Einige Automobilhersteller bezeichnen Komfort-Geländewagen auch als Sport Activity Vehicles (SAV, Sportaktivitätsfahrzeug), um sie von den klassischen Geländewagen zu unterscheiden und um der Assoziation mit einem betrieblichen Nutzfahrzeug vorzubeugen (in Australien versteht man unter Utility Vehicle („Ute“) einen Pritschenwagen).
Im Zusammenhang mit der Kritik an den SUV (siehe Abschnitt Kritik) haben sich in verschiedenen Ländern Verballhornungen der Begriffe SUV und SAV entwickelt:
- Chelsea Tractor (UK)
- Toorak Tractor (Australien; Toorak ist ein nobler Vorort von Melbourne)
- Suburban Assault Vehicle (USA)
- Børstraktor (Norwegen, „Börsentraktor“)
- Hausfrauen- oder Altherren-Panzer[2] (Deutschland)
Abgrenzung zum Geländewagen
SUV ähneln technisch üblicherweise normalen Pkw, haben aber häufig Allradantrieb. Die Karosserie (der Aufbau) des Fahrzeuges ist wie die eines Geländewagens proportioniert. Typische technische Unterschiede sind:
- Das Getriebe eines Geländewagens hat gesonderte, besonders kurz übersetzte Geländegänge oder (häufiger) eine allen Schaltstufen nachgeschaltete Getriebereduktion (auch als Geländegang oder Low Range bezeichnet), das eines SUVs selten. Eine hohe Gesamtuntersetzung ist in schwerem Gelände oder zum Ziehen schwerer Anhänger vorteilhaft, denn sie ermöglicht hohe Vortriebskräfte bei niedrigen Geschwindigkeiten.
- Die maximale Wattiefe eines SUV liegt in der Regel mit 200 mm bis 300 mm deutlich unter der eines Geländewagens (oft mehr als 700 mm).
- Traditionelle Geländewagen haben Starrachsen und einen Leiter- oder Kastenrahmen, SUV meist eine selbsttragende Karosserie und einzeln aufgehängte Räder.
- Geländewagen haben – zumindest als Option – Differentialsperren, die die Geländetauglichkeit deutlich verbessern. SUV haben optional elektronische Fahrhilfen, die über Bremseingriff wirken (z.B. ABS, ESP, Berganfahrhilfe)
- Rampen- und Böschungswinkel, Steigfähigkeit, Bauch- und Bodenfreiheit sowie Achsverschränkung sind bei Geländewagen deutlich größer als bei SUVs.
Vom Konzept her werden auf Geländewagen basierende Fahrzeuge heute der Kategorie SUV zugeordnet (siehe Liste unten). Bislang fehlt aber eine allgemeingültige, klare Abgrenzung innerhalb dieser Einordnung in geländegängige und nur geländegängig aussehende SUV. Für den Laien ist daher oft nicht erkennbar, dass beispielsweise ein BMW X5 – im Gegensatz zu einem Mitsubishi Pajero – wegen der nicht vorhandenen Getriebeuntersetzung, der eher für die normale Straße ausgelegten Motoren und Getriebe und des eher auf bestmögliche Straßenfahreigenschaften abgestimmten Fahrwerks nur bedingt tauglich für Geländeeinsätze ist, obwohl beide Fahrzeuge eine selbsttragende Karosserie und Einzelradaufhängung haben.
Softroader
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Als Softroader oder Crossover werden im anglophonen Raum umgangssprachlich kleine „Sports Utility Vehicles“ (mit Außenmaßen wie bei Pkw der unteren Mittelklasse) bezeichnet, die zwar optische Stilelemente von Geländewagen aufweisen, aber nur sehr eingeschränkt geländetauglich sind. Der Ausdruck ist eine Wortkonstruktion aus den englischen Begriffen „soft“ (weich) und „Offroader“ (Geländewagen). Technisch sind diese Fahrzeuge meist keine eigenständigen Entwicklungen, sondern basieren auf Pkw-Plattformen, die lediglich mit höher liegenden Karosserien und Allradantrieb versehen wurden. Die für einen schweren Geländeeinsatz notwendigen technischen Hilfsmittel wie mechanische Differentialsperren und Reduktionsgetriebe werden für diese Fahrzeuge meistens nicht angeboten. Im Vordergrund stehen bei diesen Fahrzeugen das Image und die optische Erscheinung; als Kaufargumente werden von den Käufern die gegenüber Pkw höhere Sitzposition, die sich daraus ergebende bessere Übersicht über den Verkehr sowie die bessere Zugänglichkeit angeführt. Die bei Geländewagen gegenüber Pkw ausgeprägten Nachteile wie der höhere Kraftstoffverbrauch, die schlechteren Fahrleistungen oder das schwerfälligere Fahrverhalten fallen in dieser Fahrzeugklasse vergleichbar weniger ins Gewicht.
Bis in die späten 1990er Jahre boten vor allem japanische, koreanische und US-amerikanische Automobilhersteller Fahrzeuge dieser Kategorie auf dem deutschen Markt an; der AMC Eagle gilt als Begründer dieser Fahrzeuggattung. Inzwischen bieten auch die meisten europäischen Hersteller (Stand 2012) solche Fahrzeuge an. „Crossover“-Fahrzeuge im engeren Sinne sind etwa der Audi allroad quattro, Volvo XC70, Seat Altea Freetrack, Alfa Romeo Crosswagon Q4, Mitsubishi ASX, Opel Crossland X und Saab 9-3X.
Kritik
SUV werden aus vielen Gründen öffentlich kritisiert. Vor allem kritisiert wird, dass sie deutlich mehr Kraftstoff verbrauchen (und, damit zwangsläufig verbunden, mehr CO2 emittieren) als andere PKWs mit vergleichbaren Fahrleistungen. Zum Beispiel emittierte ein VW Tiguan I mit dem kleinsten erhältlichen Dieselmotor (2.0 TDI mit 110 PS) laut Norm 139 g Kohlendioxid pro km; der kleinste erhältliche Dieselmotor im Golf VI (1,6 TDI) emittierte 109 g. Die Normwerte gelten als praxisfremd; in der Praxis braucht ein Golf TDI etwa 5 Liter pro 100 km und ein Tiguan I 30 bis 50 Prozent mehr.
Hauptgründe dafür sind:
- ihre größere Stirnfläche und höherer Cw-Wert, dadurch höherer Luftwiderstand;
- ihr konzeptbedingtes höheres Gewicht;
- der in viele SUV eingebaute Allradantrieb; er macht sie um über 100 kg schwerer und erzeugt zusätzliche Reibungsverluste im Antriebsstrang.
Eine Analyse von 955 Anprallereignissen an Fahrzeugrückhaltesystemen aus Stahl und Beton hat gezeigt, dass SUV im Vergleich zu herkömmlichen Pkws und Pickups ein achtfaches Risiko für einen Fahrzeug-Überschlag (Rollover) haben.[3]
Außerdem stellen SUV ein erhöhtes Unfallrisiko für andere Verkehrsteilnehmer dar: für Fußgänger, insbesondere Kinder, wird das Verletzungsrisiko durch die hohe Fahrzeugfront gesteigert,[4] besonders durch Fahrzeuge mit Frontschutzbügeln.[5] Bei Kollisionen mit anderen PKW wird das leichtere Fahrzeug stärker beschädigt. Crashtests haben ergeben, dass die Knautschzonen nur bedingt kompatibel sind.[6]
Auch für Motorradfahrer sind die höheren Fahrzeuge gefährlicher, da sie insbesondere beim Seitenaufprall nicht über das Fahrzeugdach hinweg gleiten, sondern auf das Fahrzeug prallen oder in das Fahrzeuginnere eindringen.[7][8]
In der Schweiz gab es unter anderem aus diesen Gründen seit Februar 2007 eine Initiative der Jungen Grünen, SUVs die Neuzulassung zu verwehren und die Fahrgeschwindigkeit bereits zugelassener SUV auf 100 km/h zu beschränken.[9] Im Sommer 2011 haben die Jungen Grünen ihre Initiative zurückgezogen und das ursprünglich geforderte Verbot der Neuzulassung von Geländewagen sowie die Forderung einer Geschwindigkeitsbeschränkung für diese Fahrzeuge aufgegeben. Durch die in der Schweiz geplante Einführung einer Abgabe für Neufahrzeuge mit einem CO2-Ausstoss von über 130 g/km ab dem Jahr 2015 sehen sie ihr Ziel erreicht.[10]
„Früher waren diese Fahrzeuge etwas für Aristokraten mit Haus in London und Hof im Engadin. In der Boomphase der neunziger Jahre entdeckte das aufsteigende urbane Bürgertum plötzlich das SUV. Inzwischen ist die breite Masse fasziniert von dem Konzept, weil es ihr ermöglicht, zumindest in Gedanken dem Alltag zu entfliehen. Das SUV ist das Fahrzeug des Eskapismus. Und es strahlt jene Potenz aus, mit der sich Fahrer für jede Lage gut gerüstet fühlen. […] Ob die [erhöhte Sitzposition] sicherheitstechnisch wirklich etwas bringt, ist umstritten. Autos mit hohem Schwerpunkt sind schwerer zu beherrschen. […] SUV-Fahrer neigen dazu, riskanter zu fahren, weil sie das Gefühl haben, in einer Burg zu sitzen.“
Unfallgeschehen
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) untersuchte 2011 die Rolle von SUV im Unfallgeschehen in Deutschland mit Hilfe einer Sonderauswertung der amtlichen Verkehrsunfallstatistik und der eigenen Unfalldatenbank. SUV waren danach zwar nicht öfter als herkömmliche Personenwagen in Unfälle mit Personenschaden verwickelt. Die Kollisionen, insbesondere gegen Pkw, hatten für Unfallgegner aber häufiger schwere Verletzungen zur Folge. Neben der größeren Masse stehen bei vielen SUV-Modellen auch die höher angeordneten Frontstrukturelemente, wie Längsträger, einer Kompatibilität im Crashfall entgegen.[12] Eine Untersuchung des Forschungsinstituts der US-Autoversicherer (IIHS) über den Zeitraum 2012-2015 ergab, dass das Risiko, bei einem Unfall tödlich zu verunglücken, in einem großen, allradgetriebenen Fahrzeug erheblich geringer ist als in einem Kleinwagen.[13]
Steuerliche Besonderheiten in Deutschland
Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 2,8 Tonnen konnten in Deutschland früher wie Lkw oder andere Nicht-Pkw (wie Wohnmobile, Bürofahrzeuge oder sonstige Kfz) nach Gewicht besteuert werden. Darunter fielen auch viele SUV, die wie Pkw genutzt wurden. Die Kraftfahrzeugsteuer betrug dann vielfach nur die Hälfte dessen, was für die Fahrzeuge im Fall einer Hubraumbesteuerung zu entrichten gewesen wäre. Diese Regelung wurde zum 1. Mai 2005 durch eine Änderung der Straßenverkehrszulassungsordnung abgeschafft. Seither werden alle Fahrzeuge ungeachtet des zulässigen Gesamtgewichts gemäß der vorrangig vorgesehenen Verwendung nach Hubraum oder Gewicht besteuert. Die vorrangig vorgesehene Verwendung unterscheidet zwischen Personen- und Güterbeförderung anhand der für den jeweiligen Verwendungszweck zur Verfügung stehenden Nutzflächen des Fahrzeuges sowie weiterer baulicher Merkmale (Abtrennung, Scheiben, Befestigungsmöglichkeiten für Sitze und Gurte etc.). Die endgültige Entscheidung fällt das zuständige Finanzamt jedoch unabhängig von der Typzuordnung gemäß den technischen Papieren des Fahrzeuges (Eintrag Pkw oder Lkw in der Zulassungsbescheinigung).
Modelle
Neuzulassungen in Deutschland
Seit 2013 führt das Kraftfahrt-Bundesamt das Segment SUV. Modellreihen mit „Offroad-Charakter“ ohne die Typgenehmigung M1G gemäß Richtlinie 2007/46/EG sind in das Segment SUV eingeordnet.[14] Die betreffenden Modellreihen waren zuvor in das Segment Geländewagen eingeordnet. Für Zahlen zu den jährlichen Neuzulassungen von Personenkraftwagen des Segments SUV in Deutschland nach Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes, siehe Liste der Neuzulassungen von Personenkraftwagen in Deutschland nach Segmenten und Modellreihen#SUVs.
Weblinks
- Geländewagen (SUV) im Unfallgeschehen
- Aktuelle Verbrauchswerte von SUV
- Meldungen zum Thema Steuersonderbehandlung von Geländewagen; mit Links zu Urteilen
- Aktuelles SUV-Hersteller- und Modellverzeichnis
Einzelnachweise
- ↑ The World Almanac and Book of Facts 1999, Seite 707, ISBN 0-88687-833-0.
- ↑ Da fühlt man(n) sich wieder sicher, und die Sitzhöhe ist so komfortabel wie bei einem Seniorensofa.
- ↑ D.J. Gabauer, H.C. Gabler: Differential Rollover Risk in Vehicle-to-Traffic Barrier Collisions. In: Annals of Advances in Automotive Medicine / Annual Scientific Conference. 53, 2009-10-05 S. 131–140, PMID 20184839.
- ↑ Neue ADAC-Studie: Geländewagen sind so gefährlich wie fahrende Mauern In: Spiegel Online, 20. Februar 2007, abgerufen am 24. März 2017.
- ↑ „Richtlinie 2005/66/EG über die Verwendung von Frontschutzsystemen“ vom 26. Oktober 2005 legt fest, dass Frontschutzsysteme an Fahrzeugen – besser bekannt als „Kuh- oder Bullenfänger“ – so beschaffen sein müssen, dass „die Sicherheit der Fußgänger erhöht wird und die Zahl von Verletzungen abnimmt.“ Zitat aus Abschnitt 3 (Inkrafttreten: 25. August 2006)
Nach: Geländewagen: „Bullenfänger“ müssen weicher werden In: Spiegel Online, 16. August 2006. - ↑ David gegen Goliath: SUV trifft Golf In: Focus Online, 24. Juni 2004.
- ↑ AXA Winterthur: (Link nicht mehr abrufbar)
- ↑ Honda BR-V CUV In: hargakredithonda.com.
- ↑ Spiegel Online: Kampagne gegen Offroader: Schweizer Grüne wollen Monster-Geländewagen verbieten 66,7 Liter Spritverbrauch bei Vollgas, ein Kohlendioxid-Ausstoß wie drei Kleinwagen
- ↑ Basler Zeitung: Junge Grüne legen bei Offroader-Initiative den Rückwärtsgang ein.
- ↑ Autodesigner Paolo Tumminelli in einem Interview. In: Die Zeit, 24. Januar 2012.
- ↑ A. Malczyk, T. Gehlert, P. Müller: SUV und ihre Fahrer in Deutschland – Big, Bad and Dangerous? In: Fahrzeugsicherheit, Fokus Elektromobilität: 8. VDI-Tagung (= VDI-Berichte 2144). ISBN 978-3-18-092144-0.
- ↑ Todesraten bei Verkehrsunfällen: Im Q7 stirbt man nicht so schnell Bericht der Tageszeitung Handelsblatt vom 30. Mai 2017, abgerufen am 30. Mai 2017
- ↑ Methodische Erläuterungen zu Statistiken über Fahrzeugzulassungen. (PDF; 377 kB) Kraftfahrt-Bundesamt, , S. 6, abgerufen am 11. Februar 2017.
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