Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Staatswissenschaften

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Staatswissenschaft)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Staatswissenschaften ist die traditionelle Bezeichnung für ein interdisziplinäres Konzept derjenigen Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit dem Wesen und der Organisation des Staates befassen.

Aus heutiger Sicht sind dies:

Moderne Konzeptionen der Staatswissenschaften umfassen dabei weite Teile der oben genannten Disziplinen um komplexe Fragestellungen im Spannungsfeld von Wirtschaft, Recht und Gesellschaft begegnen zu können. Daher werden auch für die Privatwirtschaft und den Non-Profit-Sektor relevante Teile der Disziplinen (z. B. ausgewählte Teile des Privatrechts und der Betriebswirtschaftslehre) in diese Konzeptionen integriert.

Historische Entwicklung

Nach der Differenzierung und Professionalisierung der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre um 1850 entwickelte sich der Ausdruck Staatswissenschaft zum Überbegriff für die Nationalökonomie. Ein weiterer historischer Einfluss ist die Kameralwissenschaft. Vor den Universitätsreformen der 1960er und 1970er Jahre waren Rechts- und Wirtschaftswissenschaften daher häufig in einer „Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät“ zusammengefasst. Vom Selbstverständnis vieler Wirtschaftswissenschaftler her ist der Ausdruck Staatswissenschaft zumeist eine rein historische Reminiszenz.

Aktuelle Situation

Mit der zunehmenden Komplexität verschiedener Fragestellungen begann man sich auf die Vorteile interdisziplinärer Ansätze zurück zu besinnen. Gerade in einer komplexer werdenden Wissensgesellschaft wird der Schnittstellenkompetenz in den Bereichen Wirtschaft, Recht und Gesellschaft wieder mehr Bedeutung beigemessen. So können seit einigen Jahren Staatswissenschaften wieder an verschiedenen Universitäten im deutschsprachigen Raum studiert werden. Die Universität Erfurt hat als erste Universität wieder eine Staatswissenschaftliche Fakultät gegründet, in welcher Soziologen, Wirtschafts-, Rechts- und Politikwissenschaftler interdisziplinär forschen und lehren.

Staatswissenschaften als universitäres Studienfach

Studienmöglichkeiten

Die Universität der Bundeswehr München bietet seit 1988 einen Diplomstudiengang an, der im Herbsttrimester 2007 in einen Bachelor/-Masterstudiengang umstrukturiert wurde.[1] Bachelorstudiengänge der Staatswissenschaften werden zudem an den Universitäten in Erfurt[2] und Passau[3] angeboten. Masterstudiengänge in diesem Bereich können unter anderem an der Universität Erfurt, der Universität Potsdam, in Passau[4][5] sowie in Lüneburg[6] abgelegt werden; wobei sich all diese Angebote in ihrem inhaltlichen Zuschnitt etwas unterscheiden. Beispielsweise ist die Geschichtswissenschaft ein Teil des Studiums an der Universität Passau, an der Universität Erfurt jedoch nicht.

In der Schweiz gibt es entsprechende Lehrgänge an der Universität Genf und der Universität St. Gallen. An der ETH Zürich absolvieren angehende Berufsoffiziere der Schweizer Armee den Bachelorstudiengang Staatswissenschaften.[7]

Das Studium an der Sciences Po Paris ist ebenfalls mit dem Konzept der Staatswissenschaften vereinbar. Ein entsprechendes interdisziplinäres Grundstudium kann seit 2002 zudem auf dem Deutsch-Französischen Campus in Nancy in Französisch, Englisch und Deutsch absolviert werden.

Karrierechancen von Absolventen staatswissenschaftlicher Studiengänge

Absolventen staatswissenschaftlicher Studiengänge arbeiten in einer Vielzahl von Berufsfeldern in Fach- und Führungspositionen. Obwohl der Name eine Tätigkeit im staatlichen oder zumindest staatsnahen Arbeitsmarkt nahelegt, ist ein beträchtlicher Anteil der Absolventen auch in der Privatwirtschaft und im Non-Profit-Sektor tätig. Da Staatswissenschaftler über eine multidisziplinäre und eher generalistisch orientierte Ausbildung verfügen, steht ihnen ein breites Feld möglicher beruflicher Perspektiven offen. Staatswissenschaftler zeichnet neben den umfassenden eigentlichen Fachkenntnissen vor allem das hohe Maß an Methoden- und Problemlösungskompetenz aus, welches ein wichtiger Bestandteil ihrer Ausbildung ist.

Häufig vertretene Arbeitsfelder sind vor allem:

  • Unternehmen

Vor allem international operierende Banken, Versicherungen und andere international operierende Unternehmen fragen Absolventen der Staatswissenschaften nach, da es hier gilt, höchst komplexe Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Mit ihrer interdisziplinären Ausbildung, ihren Schnittstellen- und Methodenkompetenzen sind Staatswissenschaftler hier besonders attraktiv. Daher arbeitet ungefähr die Hälfte der Absolventen in diesem Bereich.

  • Öffentliche Verwaltung, Diplomatie und internationale Organisationen

Aufgrund ihres umfassenden Fachwissens, ihrer eher generalistischen Ausbildung und ihres besonderen Verständnisses von Fragestellungen im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereich, sind Staatswissenschaftler für dieses Arbeitsfeld geradezu prädestiniert.

  • Beratungsunternehmen, Non-Profit-Sektor und Wissenschaft

Auch die Unternehmens-, die Verwaltungs- und die Politikberatung sind wichtige Arbeitgeber für Staatswissenschaftler. Ein besonderes Arbeitsfeld ist dabei der Bereich „Governmental Relations“, in dem es um die Beziehung von wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Organisationen zum Staat geht. Weitere häufig vertretene Arbeitsfelder sind der Non-Profit-Sektor sowie die Arbeit in Denkfabriken und der wissenschaftlichen Forschung.

Eine Modifikation des Konzepts der Staatswissenschaften, wenn auch nicht des Ausdrucks, liegt in den Begriffen der Governance und der Public Policy. Dies spiegelt sich unter anderem im Namen des Bachelor- und Masterstudiengangs der Universität Passau (B.A. / M.A. Governance and Public Policy - Staatswissenschaften) wieder.

Literatur

  • Wolfgang Drechsler: On the Viability of the Concept of „Staatswissenschaften“. In: European Journal of Law and Economics, Vol. 12, No. 2 (Sept. 2001), S. 105–111.
  • Klaus König: Erkenntnisinteressen der Verwaltungswissenschaft, Duncker & Humblot, Berlin 1970.
  • Gunnar Folke Schuppert: Staatswissenschaft, Nomos, Baden-Baden 2003.
  • Rüdiger Voigt: Den Staat denken, Der Leviathan im Zeichen der Krise, Nomos, Baden-Baden, 2. Auflage 2009
  • Rüdiger Voigt, Ulrich Weiß (Hrsg.): Handbuch Staatsdenker. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-515-09511-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Universität der Bundeswehr München: Studiengang Staats- und Sozialwissenschaften. Abgerufen am 6. April 2013.
  2. Universität Erfurt: Staatswissenschaftliche Fakultät, Stand 3. April 2013. Abgerufen am 6. April 2013.
  3. Universität Passau: Philosophische Fakultät, Informationen zum Bachelorstudiengang Governance and Public Policy-Staatswissenschaften (B. A.) (PDF; 136 kB), Stand August 2012. Abgerufen am 6. April 2013.
  4. Universität Passau: Master of Arts in International Economics and Business, Stand 11. Oktober 2012. Abgerufen am 6. April 2013.
  5. Universität Passau: Master Governance and Public Policy – Staatswissenschaften, Stand 31. Januar 2013. Abgerufen am 6. April 2013.
  6. Leuphana Universität Lüneburg: Masterstudiengang Staatswissenschaften – Public Economics, Law and Politics (PELP), Stand 21. März 2013. Abgerufen am 6. April 2013.
  7. Militärakademie an der ETH Zürich: Studiengang Berufsoffizier – Bachelor of Arts ETH in Staatswissenschaften. Abgerufen am 6. April 2013.
link=http://de.wikipedia.org/Wikipedia:Hinweis Rechtsthemen Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Staatswissenschaften aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.