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Synagoge (Kőszeg)
Die Synagoge von Kőszeg ist ein von Philipp Schey von Koromla seiner Heimatgemeinde gestiftetes Gotteshaus. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[1] Es ist seit 1944 dem Verfall preisgegeben.[2]
Geschichte
Nachgewiesen sind Juden in Kőszeg (deutsch Güns) seit dem Mittelalter. 1420 wurden sie vertrieben. Eine neue Gemeinde bildete sich 1509 durch aus Böhmen vertriebene Juden, die wiederum 1565 vertrieben wurden. Im 18. Jahrhundert lebten zwei jüdische Familien in der Stadt. 1819 waren es 82 Juden, darunter ein Rabbiner und zwei Lehrer. Eine der beiden einflussreichsten Familien dieser Zeit war die Familie Schey von Koromla, damals noch unter dem Namen Schey. 1852 wurde die Gemeinde als Kultusgemeinde selbstständig.[3]
Philipp Schey von Koromla, der als Großhändler vermögend geworden war, 1859 als erster aus Ungarn stammender Jude im Habsburgerreich geadelt und 1871 zum Freiherrn erhoben wurde[4], gründete eine Stiftung, aus deren Vermögen die Synagoge von Kőszeg gebaut wurde. 1858 wurde mit dem Bau begonnen; im folgenden Jahr wurde sie eingeweiht. Der Komplex umfasst neben der Synagoge und der Mikwe die Talmud-Tora-Schule, die Wohnung des Rabbiners und Nebengebäude. Die Synagoge im Stil der Neugotik ist 30,6 mal 12.8 Meter groß. Die Kuppel wurde mit Ausmalungen im Stil des Barock versehen, die Inschrift „in Ehre Gottes gebaut von Philip Schey von Koromla“ verweist auf den Stifter.[5] Sein Name befindet sich auch oberhalb des Eingangs zur Synagoge unterhalb der Darstellung der Gesetzestafeln. Die jüdische Gemeinde wuchs insbesondere bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs stark an.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Kőszeger Juden vertrieben. 1944 lebten noch 44 in einem Ghetto, das am 11. Juni 1944 eingerichtet worden war. Die jüdischen Einwohner wurden am 18. Juni 1944 deportiert. Ihre erste Station war ein Zentralsammellager in Szombathely, von dort wurden sie am 4. Juli 1944 in das KZ Auschwitz gebracht. Nach Kőszeg wurden im November 1944 die Überlebenden des Todesmarsches der Budapester Juden gebracht. Sie fielen im März 1945 dem Massaker von Rechnitz zum Opfer.
Die Synagoge verfällt seit 1944. Die Besitzverhältnisse sind bislang ungeklärt.[2] Die Stiftung „Sorstalanság“ (Schicksallosigkeit) betreibt die Anlage. In der ehemaligen Rabbinerwohnung befindet sich ein kleines Museum. Das Dach der Synagoge ist lückenhaft, Fensterscheiben fehlen. Die Frauenempore droht einzustürzen. Erhalten sind der Toraschrein und die Ausmalung der Kuppel.[6] Die ehemalige Talmud-Tora-Schule wird als Verkaufsraum für Möbel und Hausrat genutzt.
Literatur
- Tina Walzer: Die Synagoge von Kőszeg In: David, Heft 86, September 2010
- Michael Blumenthal: The Silent Synagogue of Köszeg. In: Hilda Raz (Ed.): The Prairie schooner. Anthology of contemporary Jewish American writing, University of Nebraska Press 1998, S. 64–66 (englisch)
- Bilder der Synagoge auf der Seite der Burgenländischen Forschungsgesellschaft, mit Link zum Lageplan
Einzelnachweise
- ↑ Tina Walzer: Die Synagoge von Kőszeg In: David, Heft 86, September 2010
- ↑ 2,0 2,1 Erzdiözese Wien
- ↑ Gerd Polster: Die Entwicklung der israelitischen Kultusgemeinden Güssing, Rechnitz und Stadtschlaining in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf der Seite des Österreichischen Jüdischen Museums
- ↑ Josef Mentschl: Schey von Koromla Philipp. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 101 f. (Direktlinks auf S. 101, S. 102).
- ↑ Michael Blumenthal: The Silent Synagogue of Köszeg. In: Hilda Raz (Ed.): The Prairie schooner. Anthology of contemporary Jewish American writing, University of Nebraska Press 1998, S. 64–66 (englisch)
- ↑ Christen lernen ein Stück Tora auf der Seite der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa vom 5. August 2009
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Synagoge (Kőszeg) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |