Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Tarīqa
Tarīqa (arabisch طريقة, DMG ṭarīqa ‚Weg, Pfad, Methode‘, Plural Turuq طرق / ṭuruq) ist ein Begriff aus der Sufik, der zunächst einmal den spirituellen Weg bezeichnet, den der Sufi beschreitet, um von der Scharia zur göttlichen Wahrheit zu gelangen, dann aber auch eine Gemeinschaft von Menschen, die einem solchen Weg folgt – mit anderen Worten: ein Sufi-Orden (oder eine Sufi-Bruderschaft).
Die verschiedenen Orden werden dabei meist nach ihrem Gründer-Scheich benannt, auf den sie sich in einer geistigen Abstammungslinie (Silsila) zurückbeziehen. Auf diesen Gründer-Scheich werden üblicherweise auch bestimmte Rituale und Symbole, die den Orden auszeichnen, zurückgeführt. Zu den typischen Ritualen der verschiedenen sufischen Orden gehören bestimmte Dhikr-Übungen sowie Litaneien, die als wird, ḥizb oder rātib bezeichnet werden.[1]
Wenn es auch eine große Anzahl verschiedener sufischer Orden gibt (siehe diese Liste), so haben sie doch alle eines gemeinsam: Die Derwische vertrauen sich der geistig-spirituellen Führung ihres Scheichs an, dabei leben sie meist nicht zölibatär und in vielen Fällen auch nicht in geschlossenen Klöstern. Vielmehr praktizieren sie oft den jeweiligen Weg ganz normal im Alltag, oft ohne von den Mitmenschen äußerlich gesehen als Derwische erkannt zu werden. Letzteres begünstigt vor allem die Ausbreitung der noch heute aktiven Tariqas innerhalb westlicher Gesellschaftsformen.
Verbreitung der verschiedenen Tarīqas
Einige der Tarīqas wie zum Beispiel die Naqschbandīya oder die Qādirīya sind heute weltweit verbreitet, andere sind auf einen bestimmten Raum beschränkt wie zum Beispiel die ʿAlawīya, die hauptsächlich auf Sansibar verbreitet ist, und die von Muhammad Sālih (1845–1916) begründete Sālihīya-Raschīdīya, die vor allem in Somalia beheimatet ist und der auch der somalische Widerstandskämpfer Mohammed Abdullah Hassan angehörte.[2]
Die beiden einflussreichsten Orden Westafrikas sind die Tidschānīya und die Qādirīya. Sie verfügen in den einzelnen Ländern über unterschiedliche Mehrheiten. So sind in Senegal von etwa 90 Prozent Muslimen 50 Prozent Anhänger der Tidschani, in Benin und Ghana sind Tidschaniyya und Qadiriyya etwa gleich stark vertreten, ebenso in Niger, das einen Bevölkerungsanteil von 85 Prozent Muslimen hat. In Benin ist die ältere Qadiriyya fast nur in Porto Novo an der Küste vertreten, im übrigen Land überwiegt, einem generellen Trend in Westafrika folgend, seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Tidschaniyya.[3]
In Mali, wo sich 75 Prozent zum Islam bekennen, sowie in Kamerun und Togo (12 Prozent Muslime) überwiegen Tidschani. In Tunesien sind Tidschani und Schadhiliyya gleichermaßen vertreten. Stärkster Sufi-Orden in Nordostafrika sind die Qadiriyya, es folgen Tidschaniya (die besonders in Südwest-Äthiopien vertreten sind) und Khatmiyya (besonders in Sudan).[4]
Yashrutiyya ist ein von dem tunesischen Sufi-Scheich 'Ali Nur al-Din al-Yaschruti (ca. 1815–1899) in Palästina gegründeter Sufiorden.
Literatur
- Martin van Bruinessen: The origins and development of Sufi orders (tarekat) in Southeast Asia. In Studia Islamika – Indonesian Journal for Islamic Studies 1/1 (1994) 1–23. Online hier Preprint einsehbar.
- Nathalie Clayer: Netzwerke muslimischer Bruderschaften in Südosteuropa. In: Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2011, Zugriff am: 13. Juni 2012.
- C. Hamès: Cheikh Hamallah ou Qu'est-ce qu'une confrérie islamique (Tarîqa)? (1983)
- J. Spencer Trimingham: The Sufi Orders in Islam. Clarendon Press, Oxford 1971.
Weblinks
- philtar.ucsm.ac.uk Übersicht über die Verzweigung der Tariqa-Hauptlinien
Belege
- ↑ Vgl. Trimingham 1971, 214–216.
- ↑ Vgl. J. Spencer Trimingham: Islam in East Africa. Clarendon Press, Oxford 1964. S. 102.
- ↑ Thomas Bierschenk: The Social Dynamics of Islam in Benin. In: Galilou Abdoulaye: L'Islam béninois à la croisée des chemins. Histoire, politique et développement (= Mainzer Beiträge zur Afrikaforschung. Bd. 17). Rüdiger Köppe Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-89645-817-9, S. 15–19.
- ↑ Prozentzahlen nach: Peter Heine und Riem Spielhaus: Das Verbreitungsgebiet der islamischen Religionen: Zahlen und Informationen zur Situation in der Gegenwart. In: Werner Ende, Udo Steinbach (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart. 5., aktualisierte und erweiterte Auflage. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53447-3, S. 135–139.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tarīqa aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |