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Thema-Rhema-Gliederung
Thema-Rhema-Gliederung (TRG) wird in der Linguistik die Gliederung einer Äußerung in schon Bekanntes (Thema) und neue Information (Rhema) genannt. Andere Bezeichnungen dafür sind Thema-Rhema-Progression, aktuelle Satzgliederung, funktionale Satzperspektive oder Informationsstruktur.
Der Ausdruck wurde von den Prager Funktionalisten eingeführt.[1] Erstmals formuliert wurde das Konzept von Vilém Mathesius.[2]
Definition
Der Begriff TRG wird in der Syntax von der funktionalen Grammatik und in der Textlinguistik verwendet. In der funktionalen Grammatik geht es bei der TRG darum, die Abhängigkeit syntaktischer Phänomene, etwa der Satzgliedfolge, von der Bekanntes-Neues-Struktur der Äußerung zu untersuchen und aufzuzeigen. In der Textlinguistik ist die TRG ein Ansatz, um a) den inhaltlichen Aufbau von Sätzen und Texten sowie b) die kommunikative Funktion einzelner Teile einer Äußerung, etwa ihre Relevanz für den Hörer oder Leser, zu beschreiben. Die TRG sichert innerhalb eines Textes die Kohärenz bzw. Kohäsion, also den inhaltlichen und formalen Zusammenhang zwischen den einzelnen Sätzen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die betrachteten Sätze in Thema und Rhema analysiert werden können.
Das Thema (griech. θέμα, théma, „Behauptung, Ausspruch“) eines Satzes ist die bereits bekannte, vorerwähnte oder durch den Kontext gegebene Information. Das Rhema (griech. ῥῆμα, rhẽma, etwa „Aussage, Satzgegenstand“) ist die neue, erfragte bzw. kommunikativ relevante Information. Das Rhema trägt den Hauptakzent des Satzes. Insbesondere am Anfang eines Textes können auch Sätze auftreten, die nur rhematisches Material enthalten. Eine Äußerung ohne Rhema ist uninformativ und verstößt gegen Konversationsmaximen.[3]
Als Ausdrucksmittel für die Thema-Rhema-Struktur dienen im Deutschen vor allem die Betonung (des Rhemas), die Satzgliedstellung (Thema am Satzanfang, Rhema am Satzende) und besondere grammatische oder lexikalische Mittel der Perspektivierung wie etwa das Passiv. Sowohl das Thema als auch das Rhema können mehrere Satzglieder umfassen. Satzglieder mit dem größten Mitteilungswert befinden sich in der Regel am Ende des Satzes.
Beispiele
(1) Es war einmal ein König (Rhema). Der (Thema) hatte drei Töchter (Rhema).
(2) In Berlin (Thema) hat es heute geregnet (Rhema).
(3) Ich (Thema) habe gerade einen Anruf bekommen (Rhema).
(4) Frage-Antwort-Paar:
- Was hat Papa gestern gemacht? (nur rhematisches Material bzw. kontextabhängige Thema-Rhema-Aufteilung)
- Papa hat gestern (Thema) das Auto gewaschen (Rhema, erfragte Information).
(5) Durch Verschiebung der Positionen von Thema und Rhema erhält der Satz eine starke Betonung oder emotionale Färbung:
- Das Auto (Rhema) hat Papa gestern gewaschen!
Arten der Thema-Rhema-Progression
Drei Arten der Thema-Rhema-Progression lassen sich unterscheiden:
- Satz 1 soll lauten: „Peter ist ziemlich erkältet.“ Wenn der Text nun so weitergeht: „Seine Erkältung ist aber nicht bedenklich“, wird das Rhema von Satz 1 zum Thema von Satz 2. Dieser Fall heißt einfache lineare Progression.
- Wird das Thema von Satz 1 auch zum Thema von Satz 2, dann liegt Progression mit durchlaufendem Thema vor, etwa wenn Satz 2 lautete: „Er kann trotzdem zur Arbeit gehen.“ Voraussetzung: „Peter“ und „er“ sind referenzidentisch, beziehen sich also auf die gleiche Person.
- Ein dritter Fall besteht darin, dass weder Thema noch Rhema von Satz 1 in Satz 2 aufgegriffen werden, z. B.: „Peter ist ziemlich erkältet. Die Arbeitsstelle ist schlecht beheizt.“ Hier liegt ein thematischer Sprung vor. Dass wir beide Sätze aufeinander beziehen, liegt daran, dass wir uns den Zusammenhang mit Hilfe unseres Wissens über die Welt erschließen.[4]
Man kann noch mehr Arten thematischer Progression unterscheiden, die sich aber auch als Varianten dieser drei Grundtypen verstehen lassen.
Verwandte Begriffe
Die Bezeichnungen Thema und Rhema werden sowohl auf die kommunikative Funktion der einzelnen Satzteile als auch auf deren logischen Inhalt bezogen. Außerdem verwenden verschiedene Sprachwissenschaftler unterschiedliche Definitionskriterien für Thema und Rhema. Je nach Verwendung finden sich daher für das Thema auch die Bezeichnungen „Topik“, „Hintergrund“ und „Präsupposition“ und für das Rhema die Bezeichnungen „Comment“, „Fokus“, „Kommentar“ und „Prädikation“ in unterschiedlichen Paarungen.[5]
Molnár schlägt eine Zuordnung der unterschiedlichen Begriffspaare zu den drei Ebenen der Sprache im Organon-Modell von Karl Bühler vor:[6]
- Senderebene des Ausdrucks: Fokus-Hintergrund-Gliederung (relevant – weniger relevant)
- Sachebene der Darstellung: Topik-Kommentar-Gliederung (worüber – was)
- Empfängerebene des Appells: Thema-Rhema-Gliederung
Literatur
- Klaus Brinker: Linguistische Textanalyse. 5. durchgesehene und ergänzte Auflage. Erich Schmidt, Berlin 2001, ISBN 3-503-04995-9.
- Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0. (Thema vs. Rhema.)
- Margot Heinemann, Wolfgang Heinemann: Grundlagen zur Textlinguistik. Interaktion – Text – Diskurs. Niemeyer, Tübingen 2002, ISBN 3-484-31230-0.
Einzelnachweise
- ↑ Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. 5. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8252-3319-8, S. 177. (UTB, 3319)
- ↑ Vilém Mathesius: Zur Satzperspektive im modernen Englisch. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 84 (1929), S. 202–210.
- ↑ Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0: Thema vs. Rhema.
- ↑ Vgl. Brinker 2001, S. 49ff.
- ↑ Vgl. Bußmann 1990: „Thema vs. Rhema“, S. 784ff.
- ↑ Vgl. Valéria Molnár: Das Topik im Deutschen und im Ungarischen. Almqvist & Wiksell, Stockholm 1991. (Lunder germanistische Forschungen 58)
Siehe auch
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Thema-Rhema-Gliederung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |