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Unternehmensberater

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Unternehmensberater bieten anderen Unternehmen eine Beratung als Dienstleistung an. Oft ist das Management der Kunden (bzw. Klienten) Gegenstand der Beratung, dann wird von der sog. Managementberatung gesprochen. Manchmal stehen aber auch fachliche Entscheidungen und Veränderungen im Mittelpunkt, wie z. B. bei speziellen IT- oder Ingenieurleistungen, Personalfragen oder der Wirtschaftsprüfung.

Begriffsabgrenzungen

Für die Unternehmensberatung gibt es unterschiedliche Bezeichnungen:

  • Wirtschaftsberatung ist keine offizielle Berufsbezeichnung mit gesetzlicher Grundlage.
  • Oft wird auch der Anglizismus Consulting für die Beratung an sich und Consultancy oder Consultant für die Organisation oder Person des Beraters verwendet.
  • Unternehmensberater ist in Österreich eine geschützte Berufsbezeichnung nach der Gewerbeordnung.

Geschichte

USA

Beratungsfirmen sind zuerst in den USA im Zusammenhang mit der Etablierung von Management als Gegenstand akademischer Studien entstanden. Die erste Beratungsfirma, Arthur D. Little, wurde 1886 von dem gleichnamigen MIT-Professor gegründet. Obwohl Arthur D. Little später eine allgemeine Beratungsfirma wurde, war sie zunächst auf Beratung in technologischer Forschung spezialisiert. Die Managementberatung entwickelte sich in Amerika im Zuge des Scientific Management, welches von Frederick Winslow Taylor entwickelt wurde.[1] Booz & Company wurde 1914 von Edwin G. Booz, einem Absolventen der Kellogg School of Management an der Northwestern University gegründet und beriet Privatunternehmen und Regierungsstellen. Die Entwicklung von Unternehmensberatungen wurde in Amerika vor allem durch die Weltwirtschaftskrise beschleunigt. Banken und Investmenthäuser hatten die Kontrolle über ihre Schuldner übernommen. Unternehmensberater unterstützten sie bei deren Sanierung.[2] 1926 gründete James Oscar McKinsey McKinsey & Company in Chicago. In den 1930er Jahren kam es zu einem vermehrten Wachstum, da durch ein Gesetz den Banken verboten wurde, Beratungs- und Reorganisationsaktivitäten durchzuführen.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den USA eine Reihe weiterer bedeutender Beratungsfirmen gegründet, insbesondere Proudfoot Consulting (1946) und die Boston Consulting Group (1963).

Deutschland

Die ersten Beratungsunternehmen entstanden spätestens zu Beginn der 1920er Jahre. Diese wurden von akademischen Schülern der wissenschaftlichen Betriebsführung in Berlin gegründet. Im Vordergrund standen produktionstechnische Fragen, Betriebsorganisation, Kostenrechnung und -planung. Den ersten Wachstumsschub erlebte die Branche zu Beginn der 1930er Jahre.[2] Die Berufsbezeichnung „Unternehmensberater“ wurde 1954 im deutschsprachigen Raum mit Gründung des Branchenverbandes, des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), eingeführt. Seit 1964 sind McKinsey und A.T. Kearney in Deutschland tätig, 1967 gründete Roland Berger seine Unternehmensberatung. In den frühen 1960er Jahren kam es zu einer Ausweitung der Unternehmensberatung von den USA auf Europa, ab den 1960er Jahren dominierten amerikanische Firmen weltweit den Markt für Beratungsleistungen.[2] Während in den Anfangsjahren produktionstechnische Fragestellungen im Mittelpunkt standen wurden in den 1960er Jahren zunehmend Probleme des Absatzes und des Marketings aktuell. Die 1970er Jahre waren geprägt von Fragen der Organisations- und Personalentwicklung und seit den 1980er Jahren nahm die Beratung im Bereich EDV beständig zu. In der Wirtschaftskrise 2008/2009 musste die Branche leichte Umsatzrückgänge hinnehmen, die Mitarbeiterzahlen steigen jedoch immer noch an.

Markt der Unternehmensberatungen in Deutschland

Die zehn umsatzstärksten Anbieter von Managementberatung waren im Jahr 2013:[3]

Lünendonk-Liste 2014 „Top 10 der deutschen Managementberatungen“
Rang Unternehmen Gesamtumsatz in Mio. Euro Mitarbeiterzahl insgesamt
1 Roland Berger Strategy Consultants Holding GmbH *) 750,0 2.700
2 zeb.rolfes.schierenbeck.associates GmbH 169,0 844
3 Simon Kucher & Partners GmbH 152,0 680
4 Kienbaum (Unternehmensgruppe) 112,0 710
5 Horváth AG (Horváth & Partners-Gruppe) 105,5 483
6 KPS AG 97,0 171
7 Q_Perior AG 90,0 425
8 Porsche Consulting Gruppe *) 85,0 360
9 d-fine GmbH 82,0 471
10 goetzpartners Group 77,0 220
  • *) Umsatz- und/oder Mitarbeiterzahlen teilweise geschätzt

Diese Liste enthält Unternehmen, die ihren Hauptsitz sowie die Mehrheit des Grund- und Stammkapitals in Deutschland haben.

Die Beratungstätigkeit sowohl internationaler als auch deutscher Beratungsanbieter im Auftrag großer beziehungsweise global agierender Kunden gestaltet sich seit einigen Jahren zunehmend grenzüberschreitend und aus unterschiedlichen Niederlassungen weltweit. Ein Ranking ausschließlich nach Beratungsumsätzen in Deutschland lässt sich bei der internationalen Anbieterkategorie daher nicht mehr sinnvoll und ausreichend detailliert abbilden. Aus diesem Grund werden im klassischen Lünendonk-Ranking der Managementberatungen in Deutschland künftig nur noch Unternehmen berücksichtigt, die ihre Gründungshistorie und Kapitalmehrheit in Deutschland haben.

Die Liste „Internationale Managementberatungen in Deutschland“ umfasst internationale Beratungsanbieter mit ihren globalen Gesamt- oder Consulting-Umsätzen und berücksichtigt alle Unternehmen, die in Deutschland aktiv sind, nicht ihren Hauptsitz sowie die Mehrheit des Grund- und Stammkapitals in Deutschland haben und signifikante Umsätze mit Managemenberatungsleistungen erzielen. Hierbei handelt es sich nicht um ein Ranking, sondern um eine alphabetisch geordnete Marktstichprobe.

Lünendonk-Liste 2014 "Internationale Managementberatungen in Deutschland"
Unternehmen Weltweite Beratungsumsätze 2013 in Mrd. Euro Weltweite Mitarbeiterzahl 2013
A.T. Kearney *) 0,8 3.500
Accenture *) 11,6 64.000
AlixPartners 1) k.A. 1.200
Aon Hewitt 3,1 27.000
Bain & Company *) 1,6 5.700
BearingPoint 0,6 3.055
Capgemini *) 2,3 9.150
Deloitte *)2) 9,9 62.000
Ernst & Young 3) 4,4 29.747
KPMG 3) 6,2 40.000
McKinsey & Company *) 5,3 19.000
Mercer 3,1 20.535
Oliver Wyman 1,1 3.500
PricewaterhouseCoopers 3) 6,9 42.200
Strategy& (ehemals Booz & Company) *)4) 0,9 3.300
The Boston Consulting Group *) 3,0 9.700
The Capital Markets Company 1) k.A. 2.200
Towers Watson 3) 2,7 14.000

k.A. = keine Angabe

  • *) Umsatz- und/oder Mitarbeiterzahlen teilweise geschätzt
  • 1) Für die Unternehmen AlixPartners und The Capital Markets Company sind keine internationalen Zahlen verfügbar. Beide Unternehmen erzielen jedoch in Deutschland signifikante Umsätze.
  • 2) Deloitte erzielte nach eigenen Angaben im Jahr 2013 mit integrierten Consulting, Advisory & Implementation Services 21,6 Mrd. US-$.
  • 3) Hierbei handelt es sich um die internationalen Advisory-Umsätze der Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften.
  • 4) Seit dem 3. April 2014 ist Strategy& offiziell Teil des PwC-Netzwerks.

Für das Unternehmen IBM liegen keine validen Informationen vor, weshalb auf eine Darstellung verzichtet wurde.
Umrechnungskurs: Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank 1 € = 1,3281 US-$ (im Jahresdurchschnitt)

Die Aufnahme in beiden oben aufgeführten Listen unterliegt genau definierten Kriterien. Mehr als 60 Prozent des Umsatzes bzw. signifikant hohe Segmentumsätze werden mit klassischer Unternehmensberatung wie Strategie- sowie Organisations- und Prozessberatung sowie HR-Beratung erzielt.

Die Lünendonk GmbH, Kaufbeuren, betrachtet seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich den Managementberatungsmarkt in Deutschland. Dabei erhebt das Marktforschungsunternehmen nicht den Anspruch, den Gesamtmarkt abzubilden. Es konzentriert sich vielmehr darauf, die führenden Anbieter in einem bestimmten Marktsegment zu betrachten. Daneben werden einige mittelgroße und kleine Managementberatungsunternehmen in die Analysen zu Vergleichszwecken einbezogen. Diese Unternehmen zusammengenommen repräsentieren die Grundstruktur des deutschen Managementberatungsmarktes und besitzen so hohe Umsatzanteile am Markt, dass Folgerungen für die Gesamtsituation und -entwicklung möglich sind. Die Analyse des Jahres 2013 umfasst 63 Unternehmen inklusive der Top 25.

Das vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e. V. (BDU) geschätzte Marktvolumen für Management- und Unternehmensberatung mit dem gesamten Themenspektrum von Strategie, Organisation, Informationstechnik, Führung, Betriebswirtschaft, Logistik und Marketing betrug 2014 rund 25,2 Milliarden Euro (2013: 23,7 Mrd. Euro). Der Zuwachs dieses Marktes lag damit gegenüber 2013 bei gut 6,4 Prozent. Für das Jahr 2015 ergibt sich aus den Einschätzungen der Marktteilnehmer eine Wachstumsprognose für den Gesamtmarkt von 7,4 Prozent.

Nach BDU-Schätzungen bewerben sich um diesen Milliardenmarkt in Deutschland fast 15.400 Gesellschaften für Unternehmensberatung mit 106.450 Beratern. Insgesamt waren rund 130.000 Mitarbeiter in der Consultingbranche in Deutschland beschäftigt. Knapp ein Prozent der Beratungsunternehmen deckt dabei allein 43 Prozent des Marktvolumens ab; andererseits erwirtschaften knapp 70 Prozent der beinahe 15.390 Unternehmen jeweils weniger als 0,5 Millionen Euro Jahresumsatz und zusammen nur gut 13 Prozent des Marktvolumens. Es handelt sich folglich häufig um Einzelberater.

Insgesamt ist im Consultingmarkt zu erkennen, dass die ehemals klaren Abgrenzungen der einzelnen Beratungsfelder sich im Laufe der letzten Jahre erkennbar aufgelöst haben. Die Grenzen sind fließender geworden. So sind zum Beispiel viele „klassische“ Strategieprojekte ohne IT-Beratungs-Anteile – und umgekehrt – nicht mehr denkbar. Besonders der schnelle technologische Wandel erfordert in den Projekten oft eine ganzheitliche Betrachtung.

Für das Jahr 2015 befürchtet keiner der Studienteilnehmer negative Veränderungen des deutschen Managementberatungs-Marktes. Dreiviertel der Marktteilnehmer rechnen mit einer guten Nachfrage ihrer Klienten nach Beratungsleistungen und erwarten ein Umsatzwachstum. Nur jedes zehnte Beratungsunternehmen geht hingegen von einem Umsatzminus aus. Unternehmensberatungen der Größenklasse 2,5 bis 5,0 Millionen Euro erwarten ein durchschnittliches Wachstum von knapp zehn Prozent. Die Prognose der großen Marktteilnehmer mit mehr als 45 Millionen Euro Umsatz liegt bei 6,5 Prozent. Am wenigsten optimistisch zeigen sich die Consultingfirmen mit weniger als 250.000 Umsatz: Der Anteil der Marktteilnehmer mit positiver Umsatzprognose liegt hier nur bei 55 Prozent und einem durchschnittlichen Wachstum von 5,7 Prozent.

Wichtige Impulsgeber für die Geschäftsentwicklung im Jahr 2015 werden aus Sicht der Consultingfirmen vor allem drei Branchen sein: der Maschinenbau (Prognose 2015: +8,2 %), die Finanzdienstleister (Prognose 2015: +8,1 %) sowie die Energie- und Wasserversorgung (Prognose 2015: + 8,0 %). Besonders die Finanzdienstleister und die Energieversorger stehen vor großen Herausforderungen. Banken und Versicherungen sind von der Digitalisierung mit Wucht erfasst worden. Mit Unterstützung von Unternehmensberatern müssen Kernbereiche schnell angepasst werden und kompensierende Erträge in neuen Segmenten geschaffen werden. Und auch die Energieversorger arbeiten intensiv an neuen Strategien und Geschäftsmodellen, die geeignet sind, das alte und zunehmend erodierende Stammgeschäft zu ersetzen. Im Durchschnitt lag beim Leistungsspektrum die „Organisations-/Prozessberatung“ (45,4 %) vorn. Das andere „klassische” Feld der Managementberatung, die „Strategieberatung“, liegt mit 25,5 Prozent auf dem zweiten Rang. Alle übrigen Tätigkeitsgebiete haben jeweils weniger als 10 Prozent Anteil. Der Vergleich mit der Erhebung im Vorjahr fördert keine gravierenden Veränderungen zu Tage. Bei den einfachen Mittelwerten haben die beiden dominierenden Leistungsarten leicht abgenommen, während Projektmanagement und HR-Beratung anteilig gestiegen sind.

Im Durchschnitt lag beim Leistungsspektrum die Organisations-/Prozessberatung (30,5 %) vorn. Das andere „klassische” Feld der Managementberatung, die Strategieberatung, liegt mit 19,1 Prozent auf dem zweiten Rang. Es folgen Strategieberatung (17,1 %) und IT-Beratung (14,8 %) (Alle übrigen Tätigkeitsgebiete haben jeweils weniger als 10 Prozent Anteil.) Ein besonders starkes Wachstum verzeichnet die IT-Beratung mit 7,6 Prozent.

Lünendonk untersucht die Unternehmen, die überwiegend IT-Beratung anbieten, in dem Dienstleistungsbereich „IT-Beratung und Systemintegration“. Deshalb fällt in dem vorliegenden Ranking der führenden Managementberater in Deutschland der Umsatzanteil der IT-Beratung mit 8,1 Prozent relativ niedrig aus. Für die IT-Berater und Systemintegratoren in Deutschland existiert ein separates Ranking.[4]

Laut einer Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. aus dem Jahr 2003, wurde rund die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche von den Top-Unternehmen erzielt. In der gleichen Studie wurde außerdem festgestellt, dass sich der Umsatz, der zwischen 1993 und 2003 durch Beratung erzielt wurde, mehr als verdoppelt hat und von etwa 0,3 % auf zirka 0,6 % des deutschen BIP angestiegen ist.[5]

Das Jahr 2011 war für die deutschen Unternehmensberatungen erfolgreich. Der Umsatz der Consultingfirmen erreichte 2011 mit 20,6 Mrd. Euro einen neuen Rekord. Damit wuchs der Gesamtumsatz um 9,5 Prozent.[6]

Studentische Unternehmensberatungen

Neben den großen Beratungsunternehmen haben sich im Umfeld von Universitäten und Fachhochschulen zahlreiche studentische Unternehmensberatungen etabliert. Diese verfolgen neben der eigentlichen Beratungsleistung den primären Zweck, Studenten die praxisnahe Anwendung des erworbenen Wissens zu ermöglichen. Ein Großteil der oben aufgezählten Beratungsbereiche wird inzwischen auch von den studentischen Unternehmensberatungen abgedeckt, allerdings tendenziell eher weniger umfangreiche Beratungsprojekte. Die meisten studentischen Unternehmensberatungen sind in einem der beiden bundesweiten Dachverbände (BDSU e. V. und JCNetwork e. V.) organisiert. Durch die Dachverbände oder auch durch professionelle Beratungen holen sich viele studentische Unternehmensberatungen Unterstützung für ihre Arbeit.

Berufsbild

Qualifikation

Deutschland

In Deutschland unterliegt die Tätigkeit des Unternehmensberaters keinem Berufsschutz. Jeder in der Unternehmensberatung Tätige darf sich Unternehmensberater nennen. Dies führt in der Praxis insbesondere im Bereich der Wirtschaftsberatung zu ungewünschten Erscheinungen: Als Unternehmensberatung getarnt werden Dienstleistungen (beispielsweise Versicherungen) ausgewählter Vertragspartner angeboten, was mit einem unabhängigen und objektiven Beratungsprozess wenig zu tun hat. In Deutschland unterliegen selbständige und qualifizierte Unternehmensberater in der Regel nicht der Gewerbeordnung, sondern üben eine freiberufliche Tätigkeit aus. Dazu gehört gemäß der in § 18 Abs. 1 EStG aufgeführten Katalogberufe (neben der Tätigkeit von Ärzten, Rechtsanwälten, Ingenieuren, Architekten oder Steuerberatern) auch die selbständige Berufstätigkeit der beratenden Volks- und Betriebswirte. Das Bild des beratenden Wirtschaftsingenieurs oder Betriebswirtes entspricht dabei im Regelfall dem des Unternehmensberaters. Voraussetzung für eine freiberufliche Tätigkeit ist dessen Qualifikation, hier in der Regel ein (Fach-) Hochschulstudium und damit, dass der betreffende Selbständige „auf Grund eigener Fachkenntnisse leitend und eigenverantwortlich tätig wird“ (§ 18 EStG). Eine Ausnahme bildet hierbei der Abschluss Staatlich geprüfter Betriebswirt, der laut ständiger Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes das Mindestmaß an Qualifikation für einen beratenden Betriebswirt widerspiegelt. Damit ist durchaus eine Abgrenzung des Berufsbildes möglich. Die Qualifikation zur Unternehmensberatung erlangt aus akademischer Perspektive in der Regel derjenige, der nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Hochschulstudium oder einem Hochschulstudium mit betriebswirtschaftlichem Zusatzstudium eine Berufserfahrung von mindestens drei Jahren vorweisen kann oder in diesem Zeitraum als Junior Consultant in einer Unternehmensberatung tätig war. Auch Quereinsteiger sind in der Unternehmensberatung tätig, wenn sie genügend Berufserfahrung vorweisen können; bzw. um entsprechende Unternehmen sinnvoll zu beraten, sind sie oft sogar nötig – wie Mediziner und Chemiker für die Pharmabranche. Als hauptberuflich beratend gilt nach Auffassung der Fachverbände, wer 150 Beratungstage jährlich nachweisen kann. Hinzu kommen Fortbildungen, die mindestens 30 Stunden im Jahr umfassen sollten.

Österreich

In Österreich unterliegen die Unternehmensberater (ca. 12.000) der Gewerbeordnung und sind Mitglieder des Fachverbands UBIT (Unternehmensberatung und Informationstechnologie) in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Wirtschaftskammer definiert das Gewerbe so: „Laut GewO § 29 sind für den Umfang der Gewerbeberechtigung insbesondere die für die Ausübung erforderlichen eigentümlichen Arbeitsvorgänge, die historische Entwicklung sowie die in den beteiligten gewerblichen Kreisen bestehenden Anschauungen und Vereinbarungen maßgebend.“ Steuerlich werden Unternehmensberater aber als Freie Berufe behandelt. UBIT bietet den Unternehmensberatern eine (freiwillige) Berufshaftpflichtversicherung und spezielle Standesregeln (proEthik) an.

Beratungsgrundsätze

Vereinigungen von Unternehmensberatern umschreiben häufig Grundsätze für Beratungen in einem Verhaltenskodex (engl.: Code of Ethics), z. B. die Association of Management Consulting Firms (AMCF),[7] der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU) oder die Fachgruppe beratende Volks- und Betriebswirte im bdvb e.V. sowie der Verband „Die KMU-Berater – Verband freier Berater e.V“. Diese enthalten in der Regel folgende Elemente:

  • Unabhängigkeit des Unternehmensberaters von Dritten, insbesondere, wenn Entscheidungen über Lieferanten oder andere Marktpartner des Klienten anstehen.
  • Objektivität der Beratung unter Berücksichtigung aller Chancen und Risiken.
  • Kompetenz: Beraten wird nur in Feldern, in welchen der Unternehmensberater nachweislich Kompetenz erlangt hat.
  • Vertraulichkeit: Keine der im Beratungsprozess erworbenen Kenntnisse und Informationen gelangen an Dritte.

In Österreich sind die Berufsgrundsätze der Arbeitsgemeinschaft proEthik ein freiwilliger Bestandteil qualifizierter Unternehmensberatung

Ausbildung

Unternehmensberatungen beschäftigen in der Regel Hochschulabsolventen aus nahezu allen Fachrichtungen. Insbesondere bei den großen Gesellschaften sind „nur“ zu etwa 50 Prozent Absolventen der Betriebswirtschaftslehre zu finden. Daneben sind besonders die Studiengänge Physik, Mathematik, Pädagogik, Psychologie und Medizin stark vertreten. Zu einem kleinen Anteil werden auch Personen mit Berufserfahrung angestellt.

Dienstleistung Beratung

Definition

Die Beratungsdienstleistungen sind eine Bedarfsdeckung Dritter dienende auftragsindividuelle

  • interaktive Prozesse
  • mit materiellen und immateriellen Wirkungen,
  • deren Vollzug und Inanspruchnahme einen synchronen Kontakt zwischen Leistungsgeber und Leistungsnehmer erfordert.[8]

Beratungsdienstleistungen sind auch hochgradig integrativ, da die Nachfrager an der Erstellung der Leistung mitwirken, und daher ist ein hoher Grad an Interaktivität zwischen Berater und Kunden notwendig.[9]

Weitere Merkmale der Dienstleistung Unternehmensberatung sind:

  • Qualifikationsdifferenz: Experten verfügen über Wissen, das der Empfänger der Dienstleistung nicht oder nur in geringem Umfang beherrscht
  • Singularität: Dienstleistungen sind wegen Interaktivität, Unterschiedlichkeit der Ausgangslagen nicht identisch reproduzierbar, auch nicht ex-ante bestimmbar.
  • Indeterminierbarkeit: Dienstleistung entfaltet sich über die Zeit, auch über das Beratungsverhältnis hinaus. Es ist auch persönlich indeterminierbar, weil aus Interaktionen der zu beratenden Personen mit anderen unvorhersehbare Folgewirkungen entstehen können.[9]

Eine Art Produkthaftung besteht für Beratungsleistungen nur insofern, als nachweislich falsche Auskünfte zu Schäden führen. Da der Unternehmensberater in der Regel nicht oder nur partiell an der Umsetzung der erarbeiteten Lösungswege beteiligt ist, kann er für Ausführungsfehler in der Umsetzung ebenso wenig haftbar gemacht werden wie für Ratschläge oder Konzeptionen, die auf Fehl- oder Falschinformationen des Kunden (bzw. Klienten) basieren.

Beratungsprozess

Der Beratungsprozess ist durch stets wiederkehrende Elemente gekennzeichnet. Einer Situationsanalyse (IST-Aufnahme) schließt sich die Zielformulierung (SOLL-Zustand) für das Beratungsprojekt an. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Kalkulation des voraussichtlichen Beratungsaufwands möglich. Es folgen die Konzeptentwicklung, die Konzeptpräsentationen, ggf. die Mithilfe (Coaching) bei der Umsetzung (Implementierung) sowie ein Maßnahmencontrolling (d.h. eine ständige Überprüfung, ob und inwieweit das gewünschte Ziel schon erreicht wurde).

Der Beratungsprozess erfordert eine Mithilfe des Kunden (bzw. Klienten). Somit stellt Unternehmensberatung eine Dienstleistung unter Einbezug des externen Faktors dar.

Beratungsrichtungen

Unternehmensberater fokussieren sich üblicherweise auf eines von mehreren Beratungsthemen, wie z.B.:

Beratungsinhalte

Es lassen sich im Wesentlichen sehr unterschiedliche Beratungsthemen unterscheiden:

  • Fusionen/Übernahmen (Unternehmen, Bereiche, Abteilungen)
  • Auslagerungen/Outsourcing
  • Global Sourcing
  • Umstrukturierung / Change Management
  • Kostensenkung („Cost Cutting“)
  • Einführung neuer Technologien, Arbeitsmethoden und Systeme
  • Sicherheitsberatung
  • Strategieentwicklung, -planung und Umsetzung
  • Interim Management
  • Organisationsdiagnose
  • Finanzierungsberatung
  • PR-Beratung
  • Beschaffungsoptimierung/Einkaufsoptimierung

Beratungsansätze

In der Beratungsliteratur werden Beratungsarten unterschieden, die sich am tatsächlichen Beratungsgeschäft von Beratungsfirmen orientieren:

Einer Studie von Walger und Scheller[2] zufolge führten Ende der 1990er Jahre 1,7 % der von ihnen untersuchten Unternehmen Gutachtenberatung, 84,7 % Expertenberatung, 11,4 % Organisationsentwicklungs- und Personalentwicklungsberatung und 2,2 % systemische Beratung durch. Nur ein Teil dieser Aktivitäten kann jedoch auch als Beratung im engeren Sinne verstanden werden, wenn man eine wissenschaftliche Definition zugrunde legt. Sobald der 'Berater' an der Umsetzung von Lösungsvorschlägen beteiligt ist und er dabei als Co-Manager (bezogen auf seine Funktion – nicht: auf die Dauer seiner Anwesenheit im Betrieb) in Erscheinung tritt, würden Sozialwissenschaftler nicht mehr von Beratung sprechen. Dies war jedoch nach Walger und Scheller bei 41 % der Expertenberatung der Fall. Daher können Teile der Expertenberatung (34,7 %) und die gesamte Gutachtenberatung, insgesamt 36,4 % aller untersuchten Beratungsarten, nicht als Beratung im engeren Sinne deklariert werden. Die Systemische Beratung sowie die Organisationsentwicklungs- und Personalentwicklungsberatung entsprechen hingegen qua Definition einem engeren Beratungsverständnis.[10]

Kritik

Die Hauptkritikpunkte an der Tätigkeit von Unternehmensberatern sind:[11]

  • Fragwürdige Konzepte oder Standardrezepte
  • Überteuerte Honorarmodelle
  • Haltlose Versprechen
  • Fixierung auf Folgeaufträge
  • Erzeugung von Abhängigkeiten
  • Ausbeutung von Wissen
  • Qualität der Beraterprodukte lässt sich schwer überprüfen
  • Alibiverschaffung für unliebsame Management-Entscheidungen.

Fachorganisationen und Berufsverbände

Deutschland

  • Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V., Hauptsitz Bonn, Niederlassungen in Berlin und Brüssel, Mitglied im Personalberaterdachverband European Confederation of Search and Selection Associations (ECSSA) mit Sitz in Brüssel und im International Council of Management Consulting Institutes (ICMCI)
  • IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e.V., Beraternetzwerk für die mittelständische Wirtschaft
  • Bundesverband der Wirtschaftsberater BVW e. V., Bundesverband der Wirtschaftsberatenden Berufe, Berufs- und Standesorganisation der Beratenden Volks- und Betriebswirte
  • Die KMU-Berater – Verband freier Berater e.V.
  • Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen e.V. BDSU
  • JCNetwork e. V. – Dachverband Studentischer Unternehmensberatungen
  • Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte – Fachgruppe Beratende Volks- und Betriebswirte – (Standesorganisation der Unternehmensberater mit abgeschlossener wirtschaftsakademischer Ausbildung)

Österreich

  • Fachverband Unternehmensberatung und Informationstechnologie der Wirtschaftskammer Österreich

Schweiz

  • Association of Management Consultants Switzerland ASCO

Literatur

  • „Tools für Projekt Management, Workshops und Consulting“ (4., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2012) von Nicolai Andler, Publicis Verlag Erlangen, ISBN 978-3-89578-334-0
  • Critical Consulting: New Perspectives on the Management Advice Industry,ed. by Timothy Clark and Robin Finchan, Blackwell Publishers, 2001, ISBN 0-631-21820-3
  • Bredl, K. (2008). Kompetenz von Beratern. Analyse des Kompetenzerwerbs bei Unter-nehmensberatern im Kontext der Expertiseforschung. Saarbrücken, vdm. ISBN 3-8364-5760-1
  • Hubert Eichmann und Ines Hofbauer: „Man braucht sehr hohes Energieniveau“. Zum Arbeitsalltag von UnternehmensberaterInnen, Edition Sigma, Berlin 2008, ISBN 978-3-8360-6703-4
  • Winfried Abele und Stefan Scheurer: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Managementberatung – Kunst, Handwerk oder Geschäft mit der Angst, Orell Füssli Verlag, Zürich 2006, ISBN 3-280-05200-9
  • Barry Curnow und Johnatan Reuvid: The International Guide to Management Consultancy, Kogan Page, London 2003, ISBN 0-7494-4079-1
  • Markus Pohlmann und Thorsten Zillmann (Hrsg.): Beratung und Weiterbildung. Fallstudien, Aufgaben und Lösungen. München und Wien 2006, ISBN 3-486-57996-7
  • Werner Sarges: Leistungsverbesserungen bei der Arbeit in Teams – Warum Unternehmen dazu eher Berater als Wissenschaftler konsultieren. In E.H. Witte (Hrsg.), Leistungsverbesserungen in aufgabenorientierten Kleingruppen (S. 180–196). Lengerich: Pabst, 2000.
  • Konrad Schwan und Kurt Seipel: Erfolgreich beraten – Grundlagen der Unternehmensberatung, München 2002, ISBN 3-8006-2757-4
  • David Unger-Klein: Yearbook Consulting, Wien 2007, ISBN 3-9501744-2-7
  • Peter Block: Erfolgreiches Consulting. Das Berater-Handbuch, 2. Aufl., Heyne, München 2000, ISBN 3-453-15556-4
  • Thomas Leif: Beraten & verkauft. McKinsey & Co. – der große Bluff der Unternehmensberater, Goldmann, München 2008, ISBN 978-3-442-15485-2
  • Hans Jürg Domenig: Die 7 Stufen zum souveränen Unternehmer, Weißensee, Berlin 2004 ISBN 3-89998-013-1
  • Schwetje, Gerald: Ihr Weg zur effizienten Unternehmensberatung – Beratungserfolg durch eine qualifizierte Beratungsmethode, NWN Verlag, Herne 2013, ISBN 978-3-482-64711-6

Filmografie

Einzelnachweise

  1. Schwan/Seipel 2002: Erfolgreich beraten – Grundlagen der Unternehmensberatung
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 G. Walger und C. Scheller: Das Angebot der Unternehmensberatungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine empirische Analyse. Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-Entwicklungs-Management. QUEM-report, Heft 54. Berlin, 1998.
  3. Lünendonk-Liste 2014 „Top 10 der deutschen Managementberatungen“ (PDF; 527 kB)
  4. Lünendonk-Liste 2014 „Führende IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland“ (PDF; 333 kB)
  5. Vgl. Markus Pohlmann: Beratung als Interaktionsform - Perspektiven, Trends und Herausforderungen, in: Markus Pohlmann und Thorsten Zillmann (Hrsg.): Beratung und Weiterbildung. Fallstudien, Aufgaben und Lösungen. München und Wien 2006, S. 31
  6. Pressemitteilung BDU
  7. vgl. Code of Ethics AMCF
  8. vgl. Elfgen/Klaile 1987: Unternehmensberatung: Angebot, Nachfrage, Zusammenarbeit.
  9. 9,0 9,1 vgl. Kieser: Unternehmensberater – Händler in Problemen, Praktiken und Sinn, in Glaser/Schröder/Werder (Hrsg.): Organisation im Wandel der Märkte, 1998
  10. Vgl. Markus Pohlmann: Beratung als Interaktionsform – Perspektiven, Trends und Herausforderungen, in: Markus Pohlmann und Thorsten Zillmann (Hrsg.): Beratung und Weiterbildung. Fallstudien, Aufgaben und Lösungen. München und Wien 2006, S. 37
  11. Dilk/Littger: Retter oder Rattenfänger, in managerSeminare, Heft 105, Dez. 2006
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