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Zambon-Verlag

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Der Zambon-Verlag ist ein deutscher Buchverlag mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Unternehmen wurde 1973 von Giuseppe Zambon gegründet.[1] Es ist nach Einschätzung der Soziologin Ulrike Heß-Meining zwar linksextrem, hat aber z.B. mit Robin de Ruiter auch rechtsesoterische und antisemitische Verschwörungstheorien im Programm.[2]

Geschichte

Das Unternehmen entstand 1973 zunächst als Vertrieb italienischer und anderer fremdsprachiger Literatur und Plakate in Deutschland. Im Jahr 1990 zählten 2000 deutsche Buchhandlungen zu den Kunden. In den 1980er Jahren eröffnete Zambon zusätzlich ein Ladengeschäft in der Frankfurter Innenstadt. Das Verlegen eines eigenen Buchprogramms betreibt der promovierte Betriebswirt Zambon nach eigener Darstellung als „Hobby“.[1] 1997 übernahm das Unternehmen auch den Vertrieb des Kult-Notizbuches Moleskine für Deutschland und Österreich. [3] Als im April 2011 der propalästinensische Aktivist und Zambon-Autor Vittorio Arrigoni im Gazastreifen entführt und ermordet wurde, verdächtigte Giuseppe Zambon öffentlich Israel, hinter der Tat zu stehen, obwohl eine radikal-islamistische Gruppierung eine Videobotschaft geschickt hatte, mit der sie die Freilassung ihres inhaftierten Anführers forderte und Arrigonis Ermordung androhte. Mitglieder dieser Gruppe wurden später von der Hamas-Regierung des Gazastreifens schließlich als Täter ermittelt und gestellt: Zwei davon wurden bei der Festnahme getötet, zwei andere zu lebenslanger Haft verurteilt. Zwei Mittäter erhielten langjährige Haftstrafen.[4][5]

Im Herbst 2013 war der Zambon-Verlag auf der Buchmesse von Guadalajara am vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mitgetragenen Stand des Börsenvereins des deutschen Buchhandels beteiligt. Dabei bewarb er u.a. eine Publikation mit Handreichungen für die antiisraelische Boykott-Desinvestition-Sanktionen-Kampagne. Ministerium und Börsenverein beriefen sich darauf, dass sie keinen Einfluss auf die Buchauswahl der ausstellenden Verlage und auch nicht auf die Teilnahme der Verlage selbst hätten.[6]

Verlagsprogramm

Den Schwerpunkt bilden antiimperialistische, antizionististische, globalisierungskritische und andere dem linken bzw. linksnationalistischen Spektrum zuzuordnende Autoren wie z.B. Gilad Atzmon, Vittorio Arrigoni, Hartmut Barth-Engelbart, William Blum, Şakir Bilgin, Otelo Saraiva de Carvalho, Selahattin Celik, Eva Golinger, Felicia Langer, Ludo Martens, Manuel Marulanda, Slobodan Milosevic, Jan Myrdal, Ibrahim Kaypakkaya, James Petras, Arundhati Roy, Humberto Ortega Saavedra, Luis Suárez Salazar und Ruth Werner. Daneben hat Zambon auch die deutschsprachigen Rechte an einigen Büchern von Dario Fo bzw. Mikis Theodorakis erworben.

Zum Verlagsprogramm zählt zum Beispiel das Werk Stalin anders betrachtet, in dem Ludo Martens einen auf dem Titelbild fröhlich lachenden, jung wirkenden Josef Stalin als einen „rationalen und selbstkritischen“, „umsichtigen, klugen und vorausschauenden Staatsmann mit dem Blick auf die noch stattfindenden Klassenkämpfe in der damaligen UdSSR“ darstellt, „der die Errungenschaften der Oktoberrevolution verteidigt und aufrechterhält“ und von Trotzki zu Unrecht als Bürokrat gescholten worden sei.[7]

Robin de Ruiter, Autor des antisemitischen verschwörungstheoretischen Buches Die 13 satanischen Blutlinien und ansonsten im ultrakatholischen Milieu beheimatet, veröffentlichte bei Zambon die deutsche Ausgabe von Der 11. September 2001 - Der Reichstag des George W. Bush, in dem unwissenschaftliche Spekulationen zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 verbreitet werden. Der Antisemitismus von de Ruiter ist aber weniger völkisch motiviert, der Rechtskatholik sieht das Judentum wie auch den deutschen Nationalsozialismus lediglich als Werkzeuge einer globalen Verschwörung von Illuminaten bzw. Antichristen.[2] Trotzdem beruft sich de Ruiter gelegentlich auch auf die gleichen Quellen wie die Völkischen, indem er sich auf Behauptungen der als antisemitische Erfindung bekannten Protokolle der Weisen von Zion beruft. [8]

Armin Pfahl-Traughber befand für den hpd das bei Zambon 2012 von Anton Stengl herausgegebene Buch Antideutsche! Entstehung und Niedergang einer politischen Richtung als „informativ und materialreich ... , ... doch weitgehend ohne Sorgfalt und Stringenz zusammengestoppelt“. Das Werk „enttäuscht ... über weite Strecken“ , da „allzu sehr einzelne Daten und Zitate aneinander gereiht [werden,] ohne sorgfältig zu prüfen“. Traughber bemängelte z.B. unzutreffende Klassifizierung zitierter Quellen oder die pauschale Referenzierung einer Aussage durch „Quelle: wikipedia“.[9]

Peter Blastenbrei befand im Titel-Kulturmagazin den von Giuseppe Zambon selbst herausgegebenen und teilweise mitverfassten Band Palästina- Ethnische Säuberung und Widerstand „über weite Strecken konfus ... und gespickt mit kleineren und größeren Sachfehlern“. Er bemängelte dabei Unbalanciertheit, weitgehenden Verzicht auf politische und wirtschaftliche Analyse sowie das weitgehende Fehlen überprüfbarer Quellenangaben selbst bei extrem brisanten Streitfragen.[10]

Jürgen Elsässer lobte in der Jungen Welt die 2005 bei Zambon verlegten Memoiren von Mira Marković Erinnerungen einer roten Hexe - Vierzig Jahre Leidenschaft und Macht an der Seite Slobodan Milošević, in der diese alle gängigen Vorwürfe gegen sich und ihren Mann Milošević zurückweist, als „Zeitdokument erster Güte“.[11]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Börsenblatt des deutschen Buchhandels vom 2. November 1990, Seite 3629f
  2. 2,0 2,1 Ulrike Heß-Meining: Right Wing Esotericism in Europe, in: Uwe Backes und Patrick Moreau, The Extreme Right in Europe. Current Trends and Perspectives, Schriften des Hannah-Arendt-Instituts, Band 46, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, Seite 400f
  3. Moleskine im Vertrieb von Zambon Börsenblatt.net vom 20. Mai 2009
  4. Zur Ermordung des 36jährigen Friedensaktivisten Vittorio Arrigoni schreibt sein deutscher Verleger Dr. Giuseppe Zambon, Presseerklärung des Zambonverlages veröffentlicht am 15. April 2011
  5. Gaza Vittorio Arrigoni murder: Four Palestinians jailed BBC vom 17. September 2012
  6. Martin Krauß: Mit Bundeshilfe gegen Israel Jüdische Allgemeine vom 20. Februar 2014
  7. Titelbild und Einband-/Klappentext von Stalin anders betrachtet, Frankfurt/M 2013, bzw. Darstellung auf der Verlagswebsite
  8. Detlef Garbe: Glaubensgehorsam und Märtyrergesinnung - Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich“ zwischen Aktion und Reaktion. EZW -Texte 145 (1999) der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, online einzusehen hier S. 32.
  9. Armin Pfahl-Traughber: Antideutsche“ in der politischen Linken hpd vom 6. Mai 2013
  10. Peter Blastenbrei: Leidensgeschichte TITEL vom 16. Dezember 2011
  11. Jürgen Elsässer: Kommunistisch verträumt, Junge Welt vom 23. November 2005
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zambon-Verlag aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.