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Deich

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Dieser Artikel behandelt den künstlich aufgeschütteten Wall; zum deutschen Historiker siehe Werner Deich.
Seedeich mit Vorland (links) in Wesselburenerkoog, Kreis Dithmarschen
Landesschutzdeich an der Ostsee in der Probstei bei Schönberg (Holstein)

Der Begriff Deich (von mittelniederdeutsch dîk „Teich“ (künstlich angelegtes Gewässer, ursprünglich = Ausgestochenes))[1] bezeichnet wasserbauliche Schutzanlagen entlang von Küsten und Flüssen. Es sind Bauwerke, die als Damm längsseits eines Flusses oder des Meeresufers liegen und das niedrige und schwach reliefierte unmittelbar daran anschließende, teilweise als Marsch bezeichnete, Hinterland vor Überflutungen schützen soll. In Österreich wird ein Deich eher als Schutzdamm bezeichnet. Zusätzlich können Deiche zur Neulandgewinnung genutzt werden und man spricht dann vom Eindeichen des Watts. Die in der Vergangenheit durch den Deichbau an der Nordseeküste entstandenen Gebiete werden regional unterschiedlich Koog, Polder oder Groden genannt. In den Zeiten des fortgeschrittenen Umweltbewusstseins der Bevölkerung und der in Form der Umweltpolitik stärkeren politischen Regulierung ist die Neulandgewinnung in den Hintergrund getreten.

Abgrenzung der Begrifflichkeiten

Luftaufnahme des scharliegenden Deiches des Beltringharder Koogs in Nordfriesland
Abschlussdeich zwischen IJsselmeer (rechts) und Nordsee (links)

Im technischen Sprachgebrauch befindet sich der Deich an einem natürlichen Gewässer (z. B. Fluss, Meer) und dient der Abwehr von vorübergehenden Gefahren (Hochwasserschutz). Im Gegensatz dazu befindet sich der Damm meist an einem künstlichen Gewässer (Stauanlage, Talsperre, Kanal) oder dient der dauerhaften Lenkung des Wassers in einem natürlichen Gewässer (Leitdamm).

Kategorisierungen

Entsprechend der geographischen Lage des Deiches werden zwei grundlegende Typen unterschieden. Es handelt sich hierbei um Fluss- und Seedeiche.

Eine weitere Unterscheidung erfolgt vor allem bei See- und seenahen Deichen auf Basis des Schutzgrades. Während niedrigere Sommerdeiche lediglich den Schutz des angrenzenden Landes vor den alltäglichen Pegelschwankungen im Zuge des Gezeitenverlaufs ermöglichen, sind Winterdeiche größer bemessen. Letztere bieten ebenfalls Schutz bei Sturmfluten. Sommerdeiche sind heute zumeist noch auf den Halligen anzutreffen, wo die Weidewirtschaft vorherrscht und der Schutz der Siedlungen durch Warften gewährleistet ist. Sommerdeiche lassen sich gelegentlich aber auch noch in zweiter und dritter Reihe auf dem Festland erkennen. Bis in die 1970er Jahre boten sie häufig einen Hochwasserschutz in ackerbaulich genutzten sogenannten Außendeichbereichen, die weitestgehend unbesiedelt waren, wie z. B. im Bereich des Landes Kehdingen. Der Sommerdeich verfügt über eine flache Konstruktion, da er regelmäßig vom Wasser überschwemmt wird und dabei keine größeren Schäden durch die Flutwelle nehmen soll. Winterdeiche sind dagegen größer bemessen und schützen auch bei den vorwiegend im Herbst und Winter die Küste heimsuchenden Sturmfluten das Hinterland.

An Küsten erfolgt eine weitere Kategorisierung auf Basis der Lage des Deiches zur See. Vorlanddeiche sind dadurch bestimmt, dass der Deich durch ein, mehr oder minder weit ausgeprägtes, sogenanntes Vorland geschützt wird, während Schardeiche direkt an der Wasserkante liegen und aus diesem Grund der Deichfuß in besonderer Weise gesichert werden muss. Da Vorlanddeiche eine größere Deichsicherheit haben, wird an kritischen Stelle versucht, durch den Bau von sogenannte Lahnungsfeldern in kürzerer Zeit Vorland an einem schar liegenden Deich entstehen zu lassen.

Daneben gibt es diverse, regional geprägte Begrifflichkeiten, die unter anderem die Art und Funktion des Deiches deutlich machen. Hierzu zählen die Begriffe:

  • Abschlussdeich
  • Schenkeldeich
  • Stackdeich

Funktion des Deiches

Ein Deich schützt in den meisten Fällen Land, welches knapp über dem Meeres- bzw. Wasserspiegels liegt, vor Überschwemmungen durch zu hohe Pegelwasserstände bei z. B. Sturmfluten. Als charakteristisches Landschaftselement dient es vor allem an der niederländischen und der deutschen Nordseeküste (Ostfriesland, Oldenburg, Kreis Dithmarschen, Kreis Nordfriesland) sowie an der deutschen Ostseeküste (z.B. in der Probstei und auf Fehmarn) dem Küstenschutz. Im Binnenland dienen Deiche an Flüssen dem Schutz vor Hochwasserereignissen. Für den wirkungsvollen Katastrophenschutz bei gleichzeitig sparendem Ressourceneinsatz (sowohl finanziell, als auch umweltpolitisch) ist ein detailliertes Bemessungsverfahren durchzuführen. Dieses dient der Optimierung der Bauvorhaben im Hinblick auf Größe, Typ und Beschaffenheit des Bauwerks.

Geschichte des Deichbaus

Deichbau in früher Zeit, Zeichnung von Gustav Schönleber um 1875

Erste Deiche sind aus dem mykenischen Griechenland nachgewiesen.[2] In Nordeuropa kannten die Menschen bis zum Mittelalter keinen Deichbau, sondern sie bauten ihre Häuser und Siedlungen auf künstlich aus Erde aufgeschütteten Siedlungshügeln, den sogenannten Warften.

Ringdeiche

Die erste Deichform waren Ringdeiche, die sich um eine Ackerfläche oder einen Weideplatz schlossen. Diese frühen Deiche waren kaum höher als 1,20 Meter, aber im Profil den heutigen Deichen ähnlich. Sie dienten hauptsächlich dem Schutz landwirtschaftlicher Flächen vor gelegentlichen sommerlichen Sturmfluten, die ansonsten die Ackerböden in der ohnehin salzigen Marsch weiter verschlechtert hätten. In der Regel schützten diese niedrigen Deiche auch im Winter gegen die damaligen Sturmfluten, da diese vor dem Bau geschlossener Deichlinien wesentlich niedriger aufliefen. Die bedeichten Flächen konnten so aussüßen und ermöglichten einen verbesserten Ackerbau.[3]

Ab dem 12. Jahrhundert wurden die einzelnen Ringdeiche nach und nach verbunden, bis sie zum Ende des 13. Jahrhunderts eine geschlossene Deichlinie, den sogenannten Goldenen Ring bildeten. Der Goldene Ring umgab ganz Friesland und erstreckte sich von Ostfriesland über Butjadingen, Dithmarschen und Nordfriesland, ebenso waren die Unterläufe der Flüsse von Dämmen eingefasst.[4] Mit der durchgehenden Bedeichung wurde die Anlage von Sielen notwendig, die die Entwässerung der hinter den Deichen liegenden Gebiete sicherstellten.

Die geschlossene Deichlinie brachte jedoch nicht nur eine Verbesserung des Schutzes. Konnte sich die Flut vor dem Bau der geschlossenen Deichlinie großflächig über die Marschen verteilen, so staute sich das Hochwasser nun vor den Deichen und lief deutlich höher auf. Die noch niedrigen Deiche brachen häufiger und mussten aufwendig erneuert und erhöht werden. Brachen Deichabschnitte, so wurden weite Teile des dahinter liegenden Sietlandes überflutet. Da diese Landesteile häufig unterhalb des Meeresspiegels lagen, stellte es ein kaum zu lösendes Problem dar, die Gebiete wieder trocken zu legen.[5]

Stackdeiche

Stackdeich, wie er im 16. Jahrhundert dort gebaut wurde, wo kein Vorland mehr vorhanden war

Im Spätmittelalter setzte sich die Technik der Stackdeiche durch. Die ersten Stackdeiche entstanden um 1440 in Nordholland und verbreiteten sich von dort weiter nach Osten. Ab 1499 sind sie für Ostfriesland nachweisbar, ab 1590 im Land Wursten. Stackdeiche entstanden insbesondere, da die für den Bau der Deiche benötigte Erde immer knapper wurde, etwa weil Landverluste bei Sturmfluten eine Rückversetzung der Deichlinie notwendig machte. Man verzichtete daher auf die seeseitige Berme und ersetzte die dort notwendige Erde durch eine aus Hölzern gefertigte, senkrechte Wand, die sich oft mehrere Meter über das Watt erhob.[6] Stackdeiche, in Ostfriesland auch Holzungen genannt, waren allerdings sowohl aufwändig im Bau, als auch teuer in der Pflege, da das Holz mangels Imprägnierung alle 30 bis 50 Jahre erneuert werden musste. Das ohnehin in der Marsch kaum vorkommende Holz musste von weither gekauft und geliefert werden. Zudem erwies sich, dass sie leichter unterspült werden konnten. Wenn die Wellen gegen den Stackdeich brandeten, spritzte das Wasser in die Höhe und prasselte auf den Deich nieder, so dass dieser schnell aufweichte.

Schon nach der Burchardiflut 1634 wechselte man an der deutschen und dänischen Küste wieder zu Deichen mit flacherem Profil. Als sich bei den Sturmfluten von 1717 und 1825 zeigte, dass die Deiche zu niedrig gewesen waren, wurden sie an die neue Fluthöhe angepasst. Bei der Hamburg-Sturmflut von 1962 erwies sich, dass sie vielerorts immer noch zu niedrig waren.

Das endgültige Ende der Stackdeiche kam mit dem Auftreten des von holländischen Segelschiffen aus Asien eingeschleppten Schiffsbohrwurms. Ab 1730 befiel diese wie ein Wurm aussehende Muschel die hölzernen Teile der Stackdeiche und zerfraß sie regelrecht. Ganze Deichlinien mussten ersetzt werden. Siele und Hafenanlagen, die auch aus Holz bestanden, litten ebenfalls unter dem Muschelbefall. Da es keine Mittel gegen den Schiffsbohrwurm gab, kehrte man noch im 18. Jahrhundert wieder auf die Bermedeichtechnik zurück. Die Kaimauern der Hafenanlagen und die Siele wurden nach und nach durch Steinmaterial ersetzt, das vielfach durch die Plünderung von Großsteingräbern gewonnen wurde.[7]

Deichdienstpflichten

Deichbau-Denkmal am Elbdeich in Otterndorf: Keen nich will dieken, de mutt wieken („Wer nicht will eindeichen, der muss weichen“)

Die Deicherhaltung war bis ins 18. Jahrhundert alleinige Aufgabe derer, die hinter dem Deich Land besaßen. Das mittelalterliche Spadelandrecht teilte jedem sein Stück Deich und das dazugehörige Spadeland (Vorland, aus dem die Erde für den Deichbau entnommen wurde) zu.[8] Auch für Holz und Bestickung mit der Deichnadel hatten die Anwohner aufzukommen. In besonders gefährdeten Gebieten oder wenn lange Deiche verhältnismäßig wenig oder wenig ertragreiches Land schützten, bedeuteten die Deichpflichten oft unerträgliche Belastungen für die Bauern. Als Zeichen, dass sie aufgaben, steckten sie den Spaten in ihr Deichstück und verließen das Land. Wer sich das Land aneignen wollte, musste den Spaten herausziehen und damit demonstrieren, dass er bereit war, die Pflichten am Deich zu übernehmen. Streit um die Zuständigkeiten in der Deicherhaltung oder Neueindeichung war an der Tagesordnung, beispielsweise, wenn die Bewohner eines hinteren Kooges nicht bereit waren, am Schutz des neuen Kooges mitzuwirken.

Nach der Burchardiflut begann man in Nordfriesland, Deichbau und Entwässerung von kommerziellen Unternehmern leiten zu lassen, die mit Oktroy aus den Niederlanden nach Deutschland gelockt wurden. Die Überlebenden der Sturmflut, die die Wiedereindeichung nicht selbst leisten konnten, wurden enteignet.

Beispiele mittelalterlicher Gesetze

Im Stedinger Deichrecht von 1424 wurden säumige Deichhalter mit harten Strafen belegt. Wer zum Beispiel Bäume, die zum Schutz der Deiche gepflanzt waren, beschädigte, dem wurde die Hand abgeschlagen, wer seine Deichstrecke in schlechtem Zustand hielt und damit das Verderben über das Land einbrach, wurde lebendig samt Holz und Steinen seines Hauses darin begraben. Wer mutwillig oder in boshafter Weise den Deich beschädigte, wurde verbrannt. Wer seinen Pflichten zum Unterhalt der Deiche nicht nachkommen konnte oder wollte, musste nach dem Spatenrecht sein Land aufgeben.

In der Bremischen Deichordnung von 1473 hieß es:

Jeder Besitzer eines Grundstücks hinter dem Deich ist dienstpflichtig und hat durch Hand- wie Spanndienste sowie Geldbeiträge an den Deichen mitzuarbeiten.
Jeder, der am Deich arbeitet, muss sich eines ehrbaren Wandels befleißigen. Es darf niemand, solange am Deich gearbeitet wird, fluchen oder lästerliche Reden führen. Den Deichpflichten kann sich niemand entziehen.

Im Sachsenspiegel sind die Besitzverhältnisse bei Landverlust oder -gewinn festgelegt. Wer sich seinen Pflichten am Deich entzieht, verliert sein Erbe.[9]

Deichverbände

Mussten Deiche früher noch von den Bewohnern der Küstengebiete selbst gebaut werden, so gehört der Küstenschutz in den industrialisierten Ländern seit der Industrialisierung zu den Staatsaufgaben. Der Staat (Bund und Länder) ist für den Neubau und ggf. Ausbau (besonders Deicherhöhungen) zuständig. Die Unterhaltung der Deiche obliegt den Deichverbänden. Deichpflichtig sind alle Grundeigentümer, deren Grund und Boden so tief liegt, dass es durch Deiche vor Überschwemmungen geschützt werden muss. Durch Deichbau und Eindeichungen von Neuland entstand die heutige Form der Küste an der Nordsee. Versinnbildlicht wird dies in dem Ausspruch Deus mare, Friso litora fecit („Gott schuf das Meer, der Friese die Küsten“).

Während Sommerdeiche noch vor 40 Jahren zur Normalität gehörten sind sie heute zumeist nur noch im Bereich der zweiten Deichlinie zu erkennen. Eine Ausnahme hiervon bilden heute lediglich die Halligen im nordfriesischen Wattenmeer. Sie werden heute nicht mehr errichtet, da häufig das Vorland an Winterdeichen als schützende Flachwasserzone dem Naturschutz vorbehalten ist und dieses das Hinterland in ausreichendem Maße vor Sturmfluten schützt. Sie werden heute entweder als Weidefläche oder als Naturschutzgebiet genutzt. Außerdem wird die Strömung durch den Vorlandbewuchs soweit abgebremst, dass die wasserseitige Deichböschung nicht zwingend mit Schüttsteinen gesichert werden muss, sondern ein starker Grasbewuchs ausreicht, um Ausspülungen zu verhindern. Winterdeiche, die früher oftmals hinter den Sommerdeichen gebaut wurden, schützten damals das besiedelte Land.

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) hat das Deichrecht dem jeweiligen Landesrecht zur Regelung überlassen (Art. 66 EG zum BGB).

Deichbau heute

Deichsystem
Schlafdeich an der Gemeindegrenze Westerdeichstrich, Dithmarschen
Doppelseitiges Akt zur Querung des Deiches zwischen dem Ockholmer und Louisenkoog.

Deichbauten an den Küsten sind mittlerweile ausgeklügelte Systeme, die nicht nur aus dem Hauptdeich bestehen. So kann bereits vor dem Deich ein Deichvorland die auflaufenden Wellen brechen und die Geschwindigkeit des anströmenden Wassers vermindern. Unterstützend wirken hier vorgelagerte Sommerdeiche. Dennoch kommt dem dahinterliegenden Hauptdeich die größte Bedeutung zu. Mitunter vorhandene nachgelagerte Deiche, es wird diesbezüglich entsprechend der Anordnung von der zweiten, dritten, … Deichlinie gesprochen, bilden einen Risikopuffer bei Überflutungen in Folge von Deichbrüchen bei Sturmfluten oder gezielten Überflutungen bei extremen Hochwasserereignissen an Flüssen. In diesem Zusammenhang wird oft von sogenannten Schlafdeichen gesprochen.

In seinem Aufbau ist der Deich heute ein in seinem Querprofil an der Küste zumeist asymmetrischer Baukörper. Neu angelegte Deiche bestehen meist aus einem Sandkern, der von einer ein bis zwei Meter dicken Schicht aus bindigem Material (Kleiboden) bedeckt wird. Nachträglich erhöhte Deiche haben eine größere Dicke der Kleischicht, da aus Gründen der Bodenmechanik nicht mit Sand nachgebaut werden kann. Die Oberfläche wird zur Vermeidung von Erosion durch Wind und Wasser und zur Erhöhung der Stabilität mit Gras bepflanzt. Um die Grasnarbe kurz und dicht zu halten und um den Boden festzutrampeln, werden Deiche von Schafen beweidet, was eine Befahrung durch Mähmaschinen vermeidet. Stark von Wellenschlag gefährdete Deichstrecken, meist Schardeiche, die dem Wasser ohne schützendes Vorland ausgesetzt sind, haben eine Asphaltdecke, wie zum Beispiel am Eidersperrwerk.

Die Deichhöhe und -breite ist von der jeweiligen Landschaft und Flutgefahr abhängig. Die Flussdeiche an der Elbe haben in bestimmten Abschnitten z. B. eine Höhe von 8 m, Seedeiche sind höher und teilweise über 100 m breit.

Die Landseite des Deiches muss einen Deichwehrweg (Deichverteidigungsweg) besitzen, über den zum Beispiel Sandsäcke herantransportiert werden können. Dessen Befestigung verbessert die Widerstandsfähigkeit beim Überspülen. Im Hinterland und an der Binnenseite von Kögen folgt häufig eine zweite Deichlinie, die meist aus Altdeichen, den Schlafdeichen besteht; völlig neue Deichlinien sehen keine Schlafdeiche vor. Schlafdeiche sind oft die alten Deiche an der ehemaligen Küstenlinie, nachdem die Küstenlinie durch Landgewinnung in den früheren Flutbereich verlegt wurde. Diese verhindern, dass nach einem Deichbruch größere Flächen überflutet werden. Die Flächen zwischen erster und zweiter Deichlinie sind meist dünn besiedelt. An Flüssen werden Außendeichsbereiche mit Sommerdeichen angelegt, um als eventuell überflutetes Ausgleichsbecken den Wasserstand bei starkem Schmelzwasserabfluss zu senken. Im Außendeichsbereich bricht der Bewuchs des Graslandes und im Polderland der Bewuchs der Ackerflächen die Wellen des Wassers.

  • Die Befestigung von neuen Deichstrecken mit Stroh wird als Bestickung bezeichnet.
  • Ein Aufgang oder eine Auffahrt zum Deich wird Akt genannt.
  • Ein verschließbarer Durchlass für einen Verkehrsweg wird Stöpe oder Schart genannt.

Bei der Landgewinnung wird Landanwachs zu Kögen eingedeicht. Der Seedeich muss zur regelmäßigen Entwässerung mit einem Siel ausgestattet sein.

Starke Gefährdung der Stabilität des Baukörpers, insbesondere bei Flussdeichen, ist mancherorts die Unterminierung der Anlagen durch die Wühltätigkeit von Bisamratten. Für die Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten entstehen dem Tief- und Wasserbau hohe Kosten. Die Bisamratte ist daher ganzjährig jagdbar.

In Deutschland findet die DIN 19712 „Flussdeiche“ für den Deichneubau Anwendung.

Deichschäden und -versagen

Gebiet am Glameyer Stack, Otterndorf, an der Elbmündung: vermutlich betroffene Fläche bei einem Deichbruch während einer „kleinen“ Sturmflut mit 4,5 m Höhe.

Schwächende Einflüsse

Fluss- und Seedeiche bieten nur Sicherheit vor Hochwasser, wenn alle Schichten und Bestandteile des Bauwerks unbeschädigt sind. Selbst kleinere, auf den ersten Blick unbedeutende Schäden können sich im Fall eines Hochwassers ausweiten und der Ausgangspunkt für ein Versagen des Deiches sein.

Ein großes Problem an Seedeichen sind bei Sturmfluten angespülte Pflanzenreste und Müll, Teek, der für die Grasnarbe des Deiches schädlich ist. Unter einer Teekdecke erstickt das Gras und wird durch Unkräuter ersetzt. Außerdem können tierische Schädlinge, vor allem Mäuse, im lockeren Schwemmgut Unterschlupf finden. An Flussdeichen sind wühlende Kleintiere ebenfalls eine Gefahr, besonders wenn sie Gänge in den Deichkörper graben. Diese Hohlräume, die bis tief in den Kern reichen können, begünstigen bei einer Hochwasserbelastung starke Sickerströmungen und innere Erosion.

Um Schäden oder Schwächungen frühzeitig zu erkennen, führen Deichverbände regelmäßig Begehungen durch und inspizieren im Rahmen einer Deichschau alle für die Funktion wichtigen Bestandteile.

Durchströmung

Typischer Sickerlinienverlauf in einem homogenen Deichkörper.
Schema der verschiedenen Prozesse in einem auf der linken Seite eingestauten Deich.

Bei Hochwasser wird der Deich durch das hoch anstehende Wasser belastet. Im Vergleich zum Fluss- oder Meeresspiegel liegt der Grundwasserspiegel im Hinterland deutlich tiefer. Es besteht ein Wasserdruckunterschied zwischen Luft- und Wasserseite des Deichs. Im Deichkörper erfolgt die Angleichung zwischen beiden Drücken. Da die Deichbaumaterialien (besonders Sand, aber auch Klei und Ton) technisch gesehen nicht vollkommen dicht sein können, kommt es immer zu einer landeinwärts gerichteten Wasserströmung durch den Deich. Mit Hilfe der vergleichsweise dichten, bindigen Materialien wird diese Strömung aber so sehr verlangsamt, dass im Regelfall keine Schäden entstehen. Die Grenze zwischen durchströmtem und nicht durchströmtem Deichmaterial wird als Sickerlinie bezeichnet und stellt sich meist in Form einer leicht geschwungenen Linie zwischen dem Hochwasser- und dem Grundwasserspiegel ein. Durch eine Deichfußdrainage kann sichergestellt werden, dass die Sickerlinie nicht in der Deichrückseite endet, was dort einen Wasseraustritt bedeuten würde. Das Sickerwasser wird stattdessen durch die Drainage sicher abgeleitet und Erosion durch einen Filteraufbau verhindert.

Versagensmechanismen

Die immer vorhandene Strömung von Wasser im Deich und im Untergrund kann im Zusammenspiel mit schadhaften Stellen oder mangelhafter Planung zu einem Deichbruch führen. Es gibt mehrere Mechanismen, die zum Teil gemeinsam wirken und ein Deichversagen verursachen.

Innere Erosion und Böschungsbruch

Bei innerer Erosion führt die Wasserströmung im Deich dazu, dass kleinste Bodenkörner gelöst und mit dem Wasser abtransportiert werden. Es entstehen immer größer werdende Hohlräume, die den Deich weiter schwächen. Sichtbar wird diese Erosion durch abbrechende Teile der luftseitigen Böschung. Die Gefahr eines Deichbruchs durch innere Erosion besteht nicht nur wenn das Hochwasser seinen Scheitel erreicht hat, sondern besonders bei einem schnell fallenden Wasserspiegel. Das im Deich befindliche Wasser strömt dann zu beiden Seiten aus dem Deich heraus und Böschungsbrüche können sowohl auf der Luft-, als auch auf der Wasserseite auftreten. Gänge von Wühltiere begünstigen die innere Erosion stark.[10]

Hydraulischer Grundbruch und Piping

Aufgrund des hohen Wasserdruckunterschieds zwischen den beiden Seiten des Deichs strömt Wasser in grundwasserleitenden Schichten unterhalb des Deichs. Abdichtende Auelehmschichten im Hinterland können durch den Wasserdruck angehoben werden und plötzlich aufbrechen oder -reißen, was als hydraulischer Grundbruch bezeichnet wird. Das austretende Wasser (Qualmwasser genannt) erodiert meist feine Bodenkörner, die um die Aufbruchstellen herum zu Trichtern aufgeschwemmt werden. Von der Aufbruchstelle aus schreitet die Erosion rückwärts durch den Boden in Richtung der Wasserseite des Deichs („rückschreitende Erosion“). Dabei bilden sich röhrenförmige Hohlräume, weshalb dieser Mechanismus auch Piping (vom englischen Wort pipe für Röhre, Rohrleitung) genannt wird.[11]

Erosion der Böschungsoberflächen

Durch Wellen überströmendes Wasser kann die Luftseite des Deichs erodieren, wenn kein intaktes Deckwerk aus Gras vorhanden ist. Wellenschlag, Geschiebe und Eisschollen auf der wasserseitigen Böschung können ebenfalls zu einem Abtrag von Deichmaterial führen.[10]

Verwaltung in Deutschland

Lagerplatz zur Deichsicherung bei Gülstorf, Amt Neuhaus

Die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben bedeutende Deichanlagen. Sie werden von Deichverbänden oder Landesbetrieben instand gehalten.


Deiche in der deutschen Literatur

Ein literarisch klassisches Beispiel zum Thema Deichbau ist Theodor Storms Novelle Der Schimmelreiter. Aufgrund der Herkunft des Dichters wird das Stück oft als das Nordfriesisches Nationalepos bezeichnet.

Literatur

  • Marie Luisa Allemeyer: „Kein Land ohne Deich …!“ Lebenswelten einer Küstengesellschaft in der Frühen Neuzeit. In: Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte Bd. 222. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-35879-2.
  • Albert Brahms: Anfangs-Gründe der Deich- und Wasser-Baukunst, oder Gründliche Anweisung, wie man tüchtige haltbare Dämme wider die Gewalt der grössesten See-Fluthen bauen, auch dieselbe jederzeit im unvergeringerten Zustande erhalten könne, damit das Land für verderblichen Einbrüchen und Ueberschwemmungenverwahret sey. 2 Bände, Tapper, Aurich 1754 und 1757. Unveränderter Nachdruck 1767 und 1773, herausgegeben vom Marschenrat. Reprint: Verlag Schuster, Leer 1989, ISBN 3-7963-0273-4.
  • Michael Ehrhardt: „Dem großen Wasser allezeit entgegen.“ Zur Geschichte der Deiche in Wursten. Landschaftsverband Stade, Stade 2007, ISBN 978-3-931879-35-8.
  • Michael Ehrhardt: „Ein guldten Band des Landes“. Zur Geschichte der Deiche im Alten Land. Landschaftsverband Stade, Stade 2003, ISBN 3-931879-11-9.
  • Norbert Fischer: Im Antlitz der Nordsee – Zur Geschichte der Deiche in Hadeln. Stade 2007, ISBN 978-3-931879-34-1.
  • Norbert Fischer: Wassersnot und Marschengesellschaft. Zur Geschichte der Deiche in Kehdingen. Landschaftsverband Stade, Stade 2003, ISBN 3-931879-12-7.
  • Albert Panten: Der frühe Deichbau in Nordfriesland: Archäologisch-historische Untersuchungen. 2. Auflage. Verein Nordfriesisches Institut, 1995, ISBN 3-88007-158-6.
  • Jürgen W. Schmidt: Zur Lastenverteilung bei den Deichbauarbeiten im Bereich der Prignitz im 18. und 19. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 10, Perleberg 2010, S. 52–67.
  • Robert Stadelmann: Den Fluten Grenzen setzen. Schleswig-Holsteins Küstenschutz. Westküste und Elbe.. In: Nordfriesland. Band 1, Husum 2008, ISBN 978-3-89876-312-7.

Weblinks

 Commons: Deiche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Deich – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Deich. duden.de, abgerufen am 14. August 2013.
  2. Jost Knauss: Deich. In: Holger Sonnabend (Hrsg.): Mensch und Landschaft in der Antike. Lexikon der historischen Geographie. Stuttgart 2006, ISBN 3-476-02179-3, S. 91.
  3. Karl-Ernst Behre: Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen. Brune-Mettcker, Wilhelmshaven 2012, ISBN 978-3-941929-02-9, S. 65.
  4. Hansjörg Küster: Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa: von der Eiszeit bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45357-0, S. 215 f.
  5. Karl-Ernst Behre: Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen. Brune-Mettcker, Wilhelmshaven 2012, ISBN 978-3-941929-02-9, S. 51.
  6. Karl-Ernst Behre: Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen. Brune-Mettcker, Wilhelmshaven 2012, ISBN 978-3-941929-02-9, S. 70.
  7. Karl-Ernst Behre: Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen. Brune-Mettcker, Wilhelmshaven 2012, ISBN 978-3-941929-02-9, S. 72 f.
  8. Vgl. den Ortsnamen Spadenland
  9. Sachsenspiegel: Über den Deichbau
  10. 10,0 10,1 Begriffserklärungen – Deichschadensarten. Deichverband Dormagen, abgerufen am 14. August 2013.
  11. Ulrich Förster: Praktische Untersuchungen zur rückschreitenden Erosion am Versuchsdeich „IJkdijk“. In: Holger Schüttrumpf (Hrsg.): Internationales Wasserbau-Symposium Aachen 2012: Hochwasser – eine Daueraufgabe!. Januar 2012 (PDF-Datei; 1,1 MB).
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