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Gerald Shur

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Gerald Shur

Gerald Shur (19342020), US-amerikanischer Jurist, Erfinder des amerikanischen Zeugenschutzprogramms (United States Federal Witness Protection Program)

Leben

Newsletter tachles vom 8.9.2020:

Gerald Shur verstorben

Der Architekt des «Zeugenschutz-Programms» in den USA wurde 86 Jahre alt.

Wie nun von der «New York Times» vermeldet, ist am 25. August an seinem Wohnort in Pennsylvania der Jurist Gerald Shur einer Lungenkrebs-Erkrankung erlegen. Der Sohn einer jüdischen Familie aus der Bronx genoss in seinem Metier hohes Ansehen. Der breiten Öffentlichkeit dürfte ein genialer Einfall Shurs von Anfang der 1960er Jahre bekannt sein: Er war der Erfinder des «Zeugenschutz-Programms» amerikanischer Justizbehörden. Shur war 1961 in das Justizministerium eingetreten und wurde an der Bundesstaatsanwaltschaft in New York tätig. Dort verlief damals eine Frontlinie der von Justizminister Robert Kennedy energisch betriebenen Offensive gegen die Mafia.

Ein zentrales Problem der Ermittler war das Schweigen von Zeugen oder Gangstern aus Furcht vor Vergeltungsakten des «Mob». Shur erkannte dagegen ein probates Rezept: Redewillige Häftlinge sollten in besonders gesicherten Zellblöcken oder Isolation geschützt werden. Wichtiger wurde jedoch die Verleihung neuer Identitäten an Aussagewillige und deren engste Angehörige. Dies wurde 1970 im Rahmen des «Organized Crime Control Act» Gesetz. Damals wurde das dem «United States Marshals Service» unterstehende «Witness Security Program» (WITSEC) geschaffen. Shur blieb 34 Jahre am Justiz-Ministerium und ging 1991 in den Ruhestand. In dieser Zeit wurden 6416 Zeugen und dazu Tausende von Frauen, Kindern oder auch Geliebten mit neuen Identitäten versehen und an neuen Wohnsitzen angesiedelt.

Shur hat die Leitlinien des Programms persönlich bis in letzte Details ausgestaltet. Voraussetzung für die Gewährung dieses Schutzes war stets, dass Zeugen tatsächlich wertvolle Aussagen gegen besonders gefährliche und wichtige Kriminelle abgeben konnten. Shur hat diesen Personenkreis 2007 anschaulich beschrieben: «Das sind stets Leute, die nach einer Aussage an einem Montagmorgen ohne Schutz bereits Montagnachmittag nicht mehr leben würden». Dabei wurden zwar über 20 Prozent der Zeugen selbst als Kriminelle rückfällig. Aber laut Shur konnten dank WITSEC bis nach der Jahrtausendwende rund 10.000 Schwerverbrecher gefasst werden. Oberste Regel für Nutzniesser des Programms war, niemals an den alten Wohnsitz zurückzukehren.

Laut dem Marshall Service bleibt WITSEC ein voller Erfolg: Bis heute ist kein den Regeln treuer Zeuge auf unnatürliche Weise ums Leben gekommen. Wie die «Times» schreibt, ging Shurs Abneigung gegen die Mafia auf seine Kindheit zurück. Der Vater betrieb eine kleine Textilfabrik und wurde Ziel von Erpressungsversuchen und anderer Manöver der «Mobsters».