Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Jüdischer liberaler egalitärer Verband

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jüdischer liberaler egalitärer Verband (JLEV) im Zentralrat der Juden in Deutschland, gegründet 2023. Gründungsmitglieder sind neun liberale und egalitäre Gemeinden und Gruppierungen.

Die Jüdisch-Liberale Egalitäre Union (JLEV) spaltet sich von der Union Progressiver Juden (UPJ) ab, die das liberale Judentum in Deutschland vertritt. Die beiden Gruppen vertreten beide nicht-orthodoxe Synagogen in Deutschland, aber die UPJ wurde als Tochtergesellschaft der World Union of Progressive Judaism mit Sitz in Grossbritannien gegründet. Die neue Gruppe hingegen steht unter der Aufsicht des Zentralrats der Juden in Deutschland, zu dessen Aufgaben es gehört, staatliche Mittel an jüdische Einrichtungen zu verteilen. «Eine liberale Vereinigung unter dem Dach des Zentralrats stärkt die Idee der Vielfalt in der Einheit», erklärte ein Sprecher der neuen Organisation die Beweggründe für diesen Schritt.

Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist jedoch nicht, wer sie beaufsichtigt, sondern dass der JLEV keine Verbindung zu Walter Homolka hat, dem Rabbiner, der im Mittelpunkt des aktuellen Skandals steht. Homolka war 1997 einer der Gründer der UPJ sowie mehrerer anderer deutsch-jüdischer Organisationen, einschliesslich ihrer progressiven Seminare. Seit im Mai letzten Jahres Vorwürfe laut wurden, er habe seine Macht als Rektor der liberalen Rabbinerschule Abraham Geiger Kolleg missbraucht, hat sich Homolka von seinen zahlreichen Funktionen in deutsch-jüdischen Organisationen zurückgezogen. Doch nachdem der umkämpfte Rabbiner bei der letzten Wahl im Dezember nicht für eine weitere Amtszeit als UPJ-Vorsitzender kandidiert hatte, wurde ein neuer Vorstand gewählt, der, so Kritiker, Homolka freundlich gesinnt war und wenig Mitgefühl für diejenigen zeigte, die behaupteten, von ihm geschädigt worden zu sein.

«Wir fühlen uns von der UPJ nicht mehr vertreten», sagte Rebecca Seidler, Vorsitzende der liberalen jüdischen Gemeinden in Hannover und Vorsitzende des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, damals. Jetzt ist Seidler Mitbegründerin der neuen Organisation, und ihre Gemeinde ist eine der neun, die ihr beitreten. Die neue Gruppe wird nach eigenen Angaben Erwachsenenbildung und Jugendprogramme an-bieten. Ausserdem verlangt sie von ihren Mitgliedern die Einhaltung eines strengen, ethischen Kodex. Seidler und andere JLEV-Gründer sagten in einer Erklärung, dass sie es für notwendig hielten, eine separate Dachorganisation zu gründen, nachdem die UPJ auf die Anschuldigungen gegen Homolka auf seltsame Weise reagiert hatte. Die UPJ hat die Vorwürfe gegen Homolka «auf merkwürdige Weise» beantwortet: «Sie haben verharmlost, relativiert und einen einseitigen Ansatz gewählt, ohne die kritischen Stimmen der Mitgliedsgemeinschaften zu berücksichtigen», heisst es in der Erklärung der Gruppe.

Es wird geschätzt, dass von den etwa 90 000 registrierten Mitgliedern jüdischer Gemeinden in Deutschland etwa 5000 liberalen oder egalitären Gemeinden angehören. Möglicherweise gibt es weitere 100 000 Menschen, die sich als jüdisch bezeichnen, aber keiner offiziellen Gemeinde angehören.

Die UPJ zählt derzeit (Frühling 2023) 32 Mitgliedsgemeinden, darunter auch die neun Überläufer. Sie wird auch weiterhin liberale Gemeinden in ganz Deutschland vertreten – zumindest im Moment und solange sich die Gemeinden dafür entscheiden, sich mit ihr zu verbünden. «Aus organisatorischer Sicht ist es nicht sinnvoll, dass Gemeinden Mitglied in beiden Organisationen sind», sagte der Sprecher des Zentralrats und fügte hinzu, dass der Zentralrat zwar rechtlich nicht verpflichtet sei, die UPJ zu unterstützen, «aber als Organisation des liberalen Judentums, in der auch einige Mitgliedsgemeinden des Zentralrats Mitglied sind, wird sie weiterhin nach den Grundsätzen des Zentralrats unterstützt.» Gespräche über eine formelle Finanzierungsvereinbarung für JLEV sind im Gange.