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Mimi Sheffer

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Mimi Sheffer
Kantorin und Sopranistin Mimi Sheffer und ihr Mann, der Kantor der Jüdischen Gemeinde Berlin, Isaac Sheffer
Mimi Sheffer und ihr Sohn Shalev
Sohn Shalev

Mimi Sheffer (geb. ca. 1965) ist eine israelische Kantorin.

Werdegang

Die in Israel geborene und aufgewachsene Sopranistin und Kantorin Mimi Sheffer hat an der Rubin Academy of Music Jerusalem ein Flötenstudium absolviert, an das sich an der Rubin Academy of Music Tel Aviv bei Tamar Rachum ein klassisches Gesangsstudium anschloss. Ihre Gesangsausbildung setzte sie bei Joan Caplan in New York fort, wo sie außerdem Meisterklassen von Renato Capecchi, Nico Castel, Rita Loving, Alfredo Kraus, Vera Rozsa und Hilde Zadek besuchte.

Aufgewachsen in einer jüdisch-orthodoxen Familie lagen ihr die hochemotionalen kantoralen Gesänge immer sehr am Herzen und so überrascht es nicht, dass sie während ihrer Gesangsausbildung hauptamtliche Kantorin an der West End Synagoge (New York) und dem Temple Emanuel (West Hartford, Connecticut) wurde.

Inzwischen lebt Sheffer in Berlin, von wo sie immer wieder deutschlandweit als Kantorin amtiert. Mimi Sheffer war von 2003 bis 2010 Dozentin am Rabbinerseminar Abraham Geiger Kolleg in Potsdam und dort von 2007 bis 2010 Gründerin und Direktorin des Jewish Institute of Cantorial Arts. Das Institut bildet Kantoren für Jüdische Gemeinden aus.

Sheffer wurde bei zahlreichen Wettbewerben der Rubin Academy Tel Aviv ausgezeichnet, gewann den Kol Israel Wettbewerb (Israel National Radio) und wirkte als Sängerin in verschiedenen Opernproduktionen (Mimi, Contessa, Michaela, Fiordiligi, Desdemona) und Festivals mit. Sie stand in der Berliner Philharmonie und dem Konzerthaus auf der Bühne, eröffnete die Jüdischen Kulturtage Berlin in der Synagoge Rykestraße und war Teilnehmerin der Kulturhauptstadt Ruhr 2010.

Darüber hinaus widmet sich die stimmgewaltige Sopranistin in ihren Konzerten der Wiederbelebung Jüdischer Musik in Europa und der Förderung des interkulturellen Dialoges. Ihr musikalisches Engagement gilt vor allem Jüdischen Komponisten Europas, deren große Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war und deren Repertoire dann – sofern sie der Shoah entfliehen konnten – von ihrer neuen Heimat inspiriert worden ist. Sheffer will klassische Musik mit jüdischen Wurzeln zu einem festen Bestandteil europäischer Konzertprogramme machen, dabei reicht ihr musikalisches Spektrum vom kantoralen Gesang über Kammermusik bis hin zum Orchester-Repertoire.

Mimi Sheffer gab Solokonzerte in Berlin, Mainz, München, Oldenburg, Flensburg, Essen, Bernau, Gelsenkirchen, Dresden und Hameln. Sie war in jüngster Zeit in Warschau, Darmstadt und Berlin zu hören. 2011 gründete Sheffer das Eisenstadt Projekt zur Belebung von Synagogalmusik in Polen.

Mimi Sheffer wuchs in Israel auf. Nach ihrer Ausbildung in jüdischen Wissenschaften schloss sie ihr Studium als Flötistin an der Rubin Academy of Music in Jerusalem ab. Im Anschluss studierte sie klassischen Gesang an der Rubin Academy of Music in Tel-Aviv. Sie gewann den "Young Artist" Wettbewerb von "Kol Israel" (Radio Israel), zweimal den Preis der "Rubin Academy, Tel-Aviv" und war viermal Preisträgerin des "Amerika-Israel Cultural Foundation". Als Teilnehmerin des "Israeli Vocal Arts Institute" wurde Mimi Sheffer nach New York in Joan Caplans Studio eingeladen. Sie vertiefte ihr Können im Bühnen- und Interpretationsbereich unter Renato Capecchi, Nico Castel, Rita Loving, Alfredo Kraus, Vera Rozsa und Hilde Zadek. Unter anderem sang Mimi Sheffer Opernrollen wie Mimi, Contessa, Michaela, Fiordiligi und Desdemona.

Ihre Karriere als Kantorin begann Mimi Sheffer an der West-End-Synagogue in New York als fest angestellte Kantorin. Ihr Ruf verbreitete sich zunehmend, so dass sie in der berühmten Emanuel Synagogue in West Hartford amtierte. In Berlin war Mimi Sheffer als Kantorin in der Synagoge Oranienburger Straße angestellt und für die Entwicklung der jungen Gemeinde zuständig. Mimi Sheffer widmet sich interreligiösen Aktivitäten, leitet Workshops zu jüdischen Themen und Liturgie, tritt häufig anlässlich offizieller Veranstaltungen und bei eigenen Konzerten auf. Als einzige weibliche Kantorin mit klassischer musikalischer Ausbildung in ganz Europa bietet Mimi Sheffer ein breites Spektrum ursprünglicher und höchst anspruchsvoller Programme an: sie ist spezialisiert in "cross-over" zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen und belebt kantorale und orchestrale Musik in Europa neu. Etwa ihr Konzert in der Berliner Philharmonie, wo sie Avodath HaKodesh (Sabbat-Gottesdienst, Hebräisches Oratorium für Kantor, Chor und Orchester) von Ernst Bloch und den 42. PSALM von Felix Mendelssohn mit den Berliner Symphonikern und der Berliner Singakademie, oder auch im Konzerthaus Berlin, wo sie ihr Programm Aus Oper und Synagoge sang.

Die Kantorin und Sopranistin Mimi Sheffer ist mit dem Kantor der Jüdischen Gemeinde Berlin, Isaac Sheffer verheiratet. Isaac Sheffer amtiert regelmäßig in allen Berliner Synagogen. Neben seinen vielfältigen Aufgaben in der Gemeinde beschäftigt er sich in seinen Solokonzerten mit der Tradition Lewandowskis. Sie haben einen Sohn.

Kindheit und Jugend

Mimi ist in den USA geboren und in Israel aufgewachsen. Ihre Eltern waren, ungeachtet der wissenschaftliche Tätigkeit ihres Vaters als Bio-Physiker am Chaim-Weizman-Institut in der Nähe von Tel Aviv, orthodoxe Juden und achteten auf die Regeln der Religion. Mimi ging als Kind in eine Synagoge, in der Frauen hinter einem Vorhang getrennt von den Männern den Gottesdienst verfolgten. "Die Orthodoxie habe ich verlassen - ohne Streit", sagt sie heute jedoch. "Mein Weg hat sich einfach anders entwickelt." Musik spielte in der Familie stets eine große Rolle; ihre Großväter waren beide in den USA bekannte Musikpädagogen, und so besuchte sie anschließend in Jerusalem die Rubin Academy of Music und schloss ein Flötenstudium ab, bevor sie schließlich zum Gesang - Stimmlage Sopran - fand.

Hochzeit (1990er Jahre)

Als Mitte der 80er-Jahre eine neue Oper in Tel Aviv eröffnete, wurde Isaac Sheffer dort eingestellt. Während ihrer Gesangsausbildung in Tel Aviv lernte sie Isaac kennen, der dort als Tenor in der Oper sang und für eine Aufführung von "Die Hochzeit des Figaro" in der Musikhochschule einsprang. Bei einer Aufführung der „Hochzeit des Figaro“ lernten Mimi und Isaac sich kennen. Nach ihrer eigenen Hochzeit gingen Sheffers in die USA Nach ihrer Hochzeit zu Beginn der neunziger Jahre gingen die Sheffers nach New York, um dort weiter an ihren Stimmen zu arbeiten und bei einer amerikanischen Lehrerin - Joan Caplan - eine neue Technik zu lernen. Zunächst war es Mimi, die eine Kantorenstelle in der West-End-Synagoge antrat, um zusätzliches Geld in die Kasse zu bekommen. "Ich hätte es mir zuvor nicht vorstellen können, Kantorin zu sein", sagt sie. "Ich hatte das wegen meiner orthodoxen Herkunft ja noch nie vorher gemacht." Es wurde bald mehr als ein Job. "Ich dachte, das mit der Religion hätte sich für mich erledigt, aber es war nicht so."

Auch Isaac hatte in den USA in einem Synagogenchor gesungen und sprang in der bekannten Hebrew Tabernacle Synagoge in New York für einen erkrankten Kantor ein. Mit Hilfe seiner mittlerweile in diesem Fach schon erfahreneren Frau bereitet er die Liturgie vor und wurde nach dem Gottesdienst von der begeisterten Gemeinde prompt gebeten, weiter zu singen. Dass der kantorale Gesang sein Weg sein könnte, wurde ihm selbst erst bewusst, als er am Holocaustgedenktag das Trauergebet "El Male Rachamim" sang. Er erkannte wie seine Frau zuvor, dass es für ihn mehr als Job war, in einer Synagoge die jüdische Liturgie zu singen. "Zum ersten Mal konnte ich fast nicht mehr weitersingen. Ich wurde nach meinem Großvater benannt, der in Rumänien ermordet wurde", sagt er. "Und damit kam alles zusammen - ich hatte das Gefühl, dass ich eine Aufgabe hatte."

Schon während ihrer Zeit in der USA hatten sie geplant, nach Abschluss ihrer dortigen Ausbildung in Deutschland zu arbeiten. Obwohl Mimi die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte sie Schwierigkeiten mit der amerikanischen Kultur und da beide sich hier bessere Chancen als Künstler erhofften, kamen sie 1994 schließlich nach Berlin. Es sollte sich jedoch als sehr schwer für sie erweisen, als Außenstehende in der künstlerischen Szene Fuß zu fassen, so dass sie zunächst in einem völlig anderen Bereich jobbten. Isaac begann schon Mitte der neunziger Jahre, gemeinsam mit Estrongo Nachama zu den hohen Feiertagen zu singen: "Das hat ihn und mich angestachelt, noch besser zu werden." 1998 wurde er dann einer von derzeit drei fest angestellten Kantoren der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. "Als Kantor reicht es nicht, nur singen zu können", sagt Isaac. Man müsse die ganze Liturgie auch selbst emotional erfahren. "Als Kantor möchte ich die Synagoge mit Leben erfüllen."

Mimis Karriere schien hingegen zunächst in einer Sackgasse gelandet zu sein. "Irgendwann dachte ich, dass ich nie wieder singen würde", sagt sie.

Geburt Shalevs 1998

1998 trat jedoch eine weitere Änderung in ihr Leben: Die Sheffers bekamen einen Jungen. "Nachdem Shalev da war, wollte ich auch wieder singen", sagt Mimi. Sie begann wieder, Konzerte zu geben. Da sie vorher schon Gesangsunterricht gegeben hatte, bekam sie über eine Schülerin Kontakt zur Synagoge in der Oranienburger Straße, wo erst seit kurzer Zeit wieder Gottesdienste abgehalten werden. Schließlich wurde ihr im vergangen Jahr erstmals angetragen, auch zu den hohen Feiertagen zu singen. Obwohl ihr Auftritt dort eine einmalige Aktion sein sollte, hat sie sich entschieden, auch in diesem Jahr wieder dabei zu sein. Es reizt sie jetzt, dort eine neue, eigene Tradition gemeinsam mit den Betern zu schaffen, mit der sie die verschiedenen Strömungen in der als liberal geltenden Synagoge zusammenzubringen könnte.

Beide treten auch weiterhin in anderen Fächern auf. Unlängst hat das Ehepaar gemeinsam mit dem Organisten des Berliner Doms Michael Seifried eine CD aufgenommen, Mimi ist im Rahmen des Kirchentages 2013 mit dem Klarinettisten Giora Feidman aufgetreten. "Inter-Religiösität ist mir sehr wichtig", sagt Mimi. "Es wird keinen Frieden ohne gegenseitiges Kennenlernen geben." Isaac hat vor kurzem sogar mit zwei anderen Sängern das Belcanto-Repertoire der drei Tenöre aufgeführt; unter anderem in der St. Marien-Kirche in Wittenberg, wo noch heute die mittelalterliche Abbildung einer "Judensau" zu sehen ist, dem mittelalterlichen antisemitischen Spottbild. Darunter mahnt eine neuzeitliche Gedenkplatte, die Geschichte des Holocausts nicht zu vergessen. Genau dort sang Isaac wieder das "El Male Rachamim". "Als er da stand und sang, da wurde mir bewusst, wofür das Schicksal uns hergeführt hat", sagt Mimi.

Dass sie in Deutschland leben, war für die beiden nie ein Problem - "eher für unsere Umgebung", sagt Mimi. Sie selbst empfindet, dass die Geschichte in Deutschland intensiv aufgearbeitet wird, dass hier ein Bewusstsein für die historische Verantwortung und eine Bereitschaft zum Dialog vorhanden sind - ein Dialog, in den sie gerne eintritt.

Am 9. November 2013 sang Isaac vor der Neuen Synagoge abermals das "El Male Rachamim" - so, wie es Estrongo Nachama stets getan hatte: mit der Nennung aller Vernichtungslager der Nazis. Obwohl mehr als Hunderttausend gekommen waren, um gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu demonstrieren, wurde die Menge während des Gesangs sehr still.

Quellen

Weblinks


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