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Schloss Charlottenburg

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Dieser Artikel behandelt das Schloss in Berlin. Zum gleichnamigen Schloss in Frankfurt am Main siehe Lersner’sches Schloss, zum Schloss Charlottenborg in Kopenhagen siehe ebenda.
Schloss Charlottenburg

Das Schloss Charlottenburg befindet sich im Ortsteil Charlottenburg des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin. Es gehört zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Zur Gesamtanlage gehören auch die im Schlossgarten gelegenen Gebäude Neuer Pavillon, Belvedere und das Mausoleum.

Geschichte

Schloss Lützenburg um 1700
Orangerie des Schlosses
Eingangsbereich des Schlosses nachts

Nachdem Sophie Charlotte von Hannover ihrem Gemahl Kurfürst Friedrich III. 1694 ihren Landsitz auf Caputh bei Berlin zurückgegeben hatte, übergab dieser ihr am 30. Juni 1695 als Ersatz das Dorf Lietze/Lützow etwa sieben Kilometer vor Berlin sowie ein Grundstück. Noch im selben Jahr beauftragte Sophie Charlotte den Architekten Johann Arnold Nering mit der Planung und dem Bau einer Sommerresidenz. Allerdings starb Nering schon einige Monate später, und Martin Grünberg übernahm die Ausführung des Ausbaus. Der Kernbau war noch sehr klein, er umfasste den mittleren Teil mit zwei Risaliten. Außerdem wurde wegen der Vorliebe der Königin für Opern und musikalische Darbietungen ein freistehendes kleines Opernhaus errichtet. So wurde das Schloss auch Sophie Charlottes Musenhof genannt. Am 11. Juni 1699 wurde das kleine Schloss eingeweiht und seitdem von Sophie Charlotte als Residenz genutzt. Sein Name wurde nach dem nahe gelegenen Dorf Lietzenburg (auch: Lützenburg) gewählt.

Architekt Grünberg trat 1698/1699 von seinem Amt zurück. Es war wahrscheinlich der Baumeister Andreas Schlüter, der die weiteren Arbeiten veranlasste. Für das Gesinde und die Betriebsräume wurden zwei südwärts gerichtete Gebäude errichtet, die den Hof abgrenzten.

Nach der Krönung Friedrichs zum König Friedrich I. in Preußen und Sophie Charlottes zur Königin in Preußen im Jahr 1701 übernahm Eosander von Göthe den weiteren Ausbau. Er ließ das Schlossgebäude bis zur Flucht der Hofgebäude verbreitern und diese bis an das Schloss verlängern.

Nach dem Tod Sophie Charlottes am 1. Februar 1705 im Alter von nur 36 Jahren nannte der König das Schloss und die angrenzende Siedlung ihr zu Ehren „Charlottenburg“. Der König beauftragte Eosander mit einem weiteren Ausbau. Von 1709 bis 1712 wurden das zurückspringende Mittelstück zu einem Risalit ausgebaut und die markante Schlosskuppel darüber errichtet. Auf der Westseite wurde der Bau um eine Orangerie und eine Kapelle erweitert. Eine entsprechende Orangerie auf der Ostseite war geplant, wurde aber nie ausgeführt. Die Große Orangerie diente der Überwinterung seltener Pflanzen. Während der Sommermonate, wenn über 500 Apfelsinen-, Zitronen-, und Pomeranzenbäume den Barockgarten zierten, war die Orangerie regelmäßig prachtvoller Schauplatz höfischer Festlichkeiten.

Nach dem Tode Friedrichs I. im Jahr 1713 führte das Schloss Charlottenburg unter dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm I. ein Schattendasein. Seinem ökonomischen Sinn widerstrebte es jedoch, das Schloss gänzlich zu vernachlässigen. So wurden dem Bau die notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen nicht versagt; auch mussten die Räume in der kalten Jahreszeit geheizt werden, damit die „paneelarbeit und meubles nicht verstocken“. Das freistehende Opernhaus übergab er den Bürgern zum Abriss als Material zum Bau einer Schule.[1] Friedrich Wilhelm I.wusste das Schloss für offizielle und repräsentative Zwecke durchaus zu nutzen. Hier wurde 1725 mit Georg I. von England der „Charlottenburger Vertrag“ abgeschlossen, der dem brandenburgischen Hause die Erbansprüche auf Jülich-Kleve sicherte. Ebenso herrschte im Schloss tagelang festliches Leben, als August der Starke im Sommer 1728 dem König einen Gegenbesuch abstattete.

Friedrich II., gemalt von Anton Graff (1781). Gemälde ausgestellt im Schloss Charlottenburg

Sofort nach dem Tode Friedrich Wilhelms 1740 machte der neue König Friedrich II. (später „Der Große“ oder „Alter Fritz“ genannt) Charlottenburg zu seiner Residenz. In diesen Räumen hielt der König seine freimaurische Hofloge ab. Er fühlte sich zu diesem Ort, an dem seine schöngeistige und hochgebildete Großmutter Sophie Charlotte gewirkt hatte, sehr hingezogen. So ließ er mit den Charlottenburger Schlossgrenadieren eine eigene Wachtruppe für das Schloss aufstellen und zunächst Räume im Obergeschoss des Mittelbaus (Altes Schoss) für sich herrichten. Die von Friedrich Christian Glume ausgeführten – und im Zweiten Weltkrieg gänzlich verlorengegangenen – Schnitzereien der Vertäfelungen waren noch so unbeholfen, dass sie lange Zeit für Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert gehalten wurden. (Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth bewohnten später diese Räume.) Gleichzeitig hatte Friedrich den Auftrag gegeben, das Schloss durch Knobelsdorff für seine Bedürfnisse im Stil des Rokoko erweitern zu lassen, wobei – anstelle der geplanten, aber unter seinem Vater nicht mehr verwirklichten östlichen Orangerie – der Neue Flügel entstand. Vermutlich erwies sich Schloss Charlottenburg für Friedrich II. trotz seiner freien Lage in der Landschaft nicht als jener Ort der Ruhe und Zurückgezogenheit, den er sich gewünscht hatte. Im Jahr 1744 begann er in Potsdam mit dem Umbau des Stadtschlosses zu seiner Dauerresidenz sowie der Anlage des intimen Schlosses Sanssouci als Sommerwohnsitz. Das 1747 fertiggestellte Schloss Charlottenburg benutzte er für Familienfeiern.[2]

Seine heutige Form erhielt das Schloss unter Friedrich Wilhelm II. mit dem Schlosstheater am Ende des westlichen Flügels und mit der Kleinen Orangerie von Carl Gotthard Langhans. Es spielte in der Geschichte des deutschen Theaterwesens eine wichtige Rolle, er machte es zu einer Pflegestätte der unter Friedrich dem Großen vernachlässigten deutschen Literatur. Ab 1795 gab es freie Theaterkarten für Bürgerliche. Im Neuen Flügel ließ sich Friedrich Wilhelm II. auf der Südseite des ersten Stockwerks eine Winterwohnung sowie im Erdgeschoss der zum Park gelegenen Nordseite eine Sommerwohnung im Stile des Frühklassizismus einrichten. Außerdem wurde eine weitere Orangerie (Kleine Orangerie) hofseitig gegenüber der Großen Orangerie errichtet. Sie umfasste zwei Wohnungen für die Gärtner und ein Gewächshaus in der Mitte.

Das Königspaar Friedrich Wilhelm III. und Luise, das mit seinen Kindern im Schloss lebte, nahm im Innern des Schlosses keine größeren Veränderungen vor. Lediglich nach der Rückkehr aus Königsberg kam es 1810 zur Neugestaltung des Schlafzimmers der Königin nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels. Der im gleichen Jahr verwitwete König ließ 1824, nach seiner Eheschließung mit Auguste von Harrach, für diese die zweite Wohnung Friedrichs des Großen herrichten und für sich von Schinkel den Neuen Pavillon erbauen. Ein zeitgenössischer Reiseführer beschreibt die damalige Raumaufteilung der königlichen Familie im Schloss folgendermaßen: „Der König bewohnt das Schloß den Sommer hindurch und hat seine Zimmer im neuen, der Kronprinz, die Kronprinzessin und die anderen Prinzen und Prinzessinnen, im alten Schlosse. Das Innere des Schlosses zeigt der Kastellan, der im westlichen Flügel wohnt.“[3]

Unter Friedrich Wilhelm IV. wurden Räume im ersten Stockwerks des Alten Schlosses (Mittelbau) im gravitätischen Stil des späten Klassizismus sowie Neorokoko für ihn und seine Gemahlin Elisabeth als Wohnung neu eingerichtet. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV. 1861 nutzte Königin Elisabeth das Schloss als Witwensitz.

Im „Dreikaiserjahr“ 1888 bezog der todkranke Kaiser Friedrich III. das Schloss, bevor er ins Neue Palais nach Potsdam übersiedelte, wo er wenige Tage später starb. Charlottenburg diente von da an nicht länger als Residenz, sondern konnte besichtigt werden.

Nutzung seit dem 20. Jahrhundert

Schloss Charlottenburg nach dem Luftangriff vom 22. November 1943
Die 1965 von Richard Scheibe neu geschaffene Fortuna auf der Turmkuppel

Ab 1902 wurde das ehemalige Schlosstheater im Langhansbau zu einem Möbelspeicher umgebaut. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurden einige Räume im östlichen Teil des Eosanderbaus als Lazarett genutzt. Kurz nach dem Krieg war ein Lazarett für Kriegsversehrte im Neuen Flügel und in hölzernen Baracken, die wohl im angrenzenden Schlosspark standen, untergebracht.[4]

Im Jahr 1926 regelte der Freistaat Preußen in einem Vertrag mit dem Haus Hohenzollern den Übergang des Schlosses an die Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten.

Während des Zweiten Weltkriegs richtete ein alliierter Luftangriff in der Nacht zum 23. November 1943 schwere Schäden am Schloss an. Die Kuppel stürzte ein, der mittlere Teil des Hauptbaus, Mittelsalon und östlicher Teil der Orangerie sowie der größte Teil des friderizianischen Flügels brannten aus. Große Teile des Inventars konnten gerettet werden. Nach der Spaltung Berlins und angesichts der in Ost-Berlin beabsichtigten Vernichtung des Berliner Schlosses setzte sich ab 1948 besonders die Direktorin der West-Berliner Schlösserverwaltung, Margarete Kühn, für den Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses ein. Die Rekonstruktion fand 1957 mit der Wiederherstellung der Kuppel ihren Abschluss. Seit 1952 hat das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter (1696) seinen Platz im Ehrenhof.

Das Schloss Charlottenburg, 2008

Das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen im ehemaligen Theatergebäude (Langhans-Bau) wurde um 1960 eingerichtet. 2003 wurde nach einer grundlegenden Sanierung das Museum wiedereröffnet. Am 26. April 2009 wurde die Sammlung im Schlosstheater geschlossen und im Neuen Museum in Mitte untergebracht, während die Werkstätten zunächst im Schloss bleiben. In Zukunft soll dort wahrscheinlich das Hohenzollernmuseum untergebracht werden, das sich im zerstörten Schloss Monbijou in Berlin-Mitte gegenüber dem heutigen Bode-Museum befand. In der Kleinen Orangerie befindet sich derzeit ein Restaurant, außerdem wird das Glashaus des Baus im Sommer für Kunstausstellungen und Konzerte genutzt. Auch die zerstörte Große Orangerie wurde nach dem barocken Vorbild wieder aufgebaut. Der lichtdurchflutete Festsaal bietet einen ansprechenden Rahmen für kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Bankette, unter anderem auch für die Bundesregierung, die hier im Jahr 2013 US-Präsident Barack Obama mit einem Staatsbankett verabschiedete.[5]

Separat zu besichtigen sind die KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin im Belvedere, der Neue Pavillon und das Mausoleum.

Von 2004 bis Anfang 2006 wurde das Schloss Charlottenburg vorübergehend vom Bundespräsidenten genutzt, solange sein Amtssitz, das Schloss Bellevue, renoviert wurde. Heute ist das Schloss als Museum zu besichtigen. Zu sehen sind hier unter anderem die Wohnung Friedrichs des Großen, Kroninsignien von Friedrich I. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte, das Porzellankabinett, die Goldene Galerie, zahlreiche Gemälde und eine bedeutende Sammlung französischer Malerei des 18. Jahrhunderts, hierunter Watteaus Einschiffung nach Kythera.

Räume und künstlerische Ausstattung

Alte Eichengalerie.

Die Hofmaler Augustin und Matthäus Terwesten und Antoine Pesne statteten mehrere Räume des neuen Bauwerks mit mythologisch-allegorischen Deckengemälden aus.

Für Schloss Charlottenburg war ursprünglich auch das Bernsteinzimmer bestimmt – eine komplette Wandvertäfelung aus Bernstein, die später auch als „das achte Weltwunder“ bezeichnet werden sollte. Entworfen wurde es von dem Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter. Als Raum wird die Rote Damastkammer angenommen. 1712 wurde die Arbeit noch erwähnt, ist jedoch für Charlottenburg nicht mehr vollendet worden. Teile der Bernsteinvertäfelung sollen im Berliner Stadtschloss in ein an den Weißen Saal angrenzendes Kabinett eingebaut werden. Friedrich Wilhelm I. machte das Bernsteinzimmer dann dem russischen Zaren Peter dem Großen im Jahr 1716 zum Geschenk.

Im Jahr 2007 sind nach elfjährigen Restaurierungsarbeiten wieder alle 20 Attika-Skulpturen auf den Balustraden des Daches zurückgekehrt, nachdem die Erneuerung der Gussnähte und der Farbschicht abgeschlossen wurde. Bereits seit 1970 wurden die 2,5 Meter hohen Plastiken als „moderne“ Neuschöpfungen aufgestellt, die dem Barock nachempfunden sind. 1996 wurden sie zunächst in der Gartenanlage neben der Kleinen Orangerie platziert, nachdem eine Absturzgefahr festgestellt wurde.

Orgel

In der Kapelle des Schlosses (Eosander-Kapelle) befand sich einst eine Orgel des Orgelbauers Arp Schnitger (Hamburg). Das Instrument wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet und ungefähr im Jahr 1706 eingeweiht. Die Orgel stand auf einer Empore in dem Seitenschiff. Das Schleifladen-Instrument hatte 26 Register mit folgender Disposition:

Rückpositiv CDE–c3
Principal 8′
Gedackt lieblich 8′
Octav 4′
Floite dues 4′
Octav 2′
Waldfloit 2′
Sepquialt II
Scharf III
Hauptwerk CDE–c3
Principal 8′
Gedackt 8′
Floite dues 8′
Viol de Gamb 4′
Nassat 3′
Super Octav 2′
Mixtur IV
Hoboy 8′
Vox humana 8′
Pedal CDE–d1
Subbass 16′
Octav 08′
Octav 04′
Nachthorn 02′
Mixtur V
Posaunen 16′
Trommet 08′
Cornet 02′

Bis Ende des 19. Jahrhunderts blieb die Orgel weitgehend unverändert erhalten. 1888 wurde die Disposition durch die Gebrüder Dinse (Berlin) geringfügig verändert. 1943 wurde die Orgel abgebaut, und in den Kellergewölben des Berliner Schlosses eingelagert, wo sie 1944 beim Brand des Schlosses vernichtet wurde. Nach dem Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses wurde die Orgel in den Jahren 1969–1970 durch die Orgelbaufirma Karl Schuke (Berlin) rekonstruiert.[6]

Sonstiges

Schlossgarten

Der 55 Hektar große Schlossgarten Charlottenburg (im Volksmund „Schlosspark“ genannt) wurde ab 1697 von Siméon Godeau als französischer Barockgarten angelegt. Er umfasste ein Barockparterre auf der Gartenseite des Kerngebäudes, ein West- und ein Ostboskett an der Spree mit drei Angelhäusern und einem kleinen Hafen für die Treckschuten, die zweimal am Tag nach Berlin fuhren. Außerdem gab es einen Spielgarten mit Wasserbassins, Bahnen für das Boule-Spiel und einen Fasanengarten. Sein Amt am Schloss Charlottenburg wurde 1709 beendet, nachdem der Gärtner spontan und ohne zu fragen eine große Anzahl Linden gekappt hatte.

Während seiner Regierungszeit zwischen 1713 und 1740 kürzte Friedrich Wilhelm drastisch den Etat für die Pflege des Schlossgartens. Durch den Verkauf von Kräutern und seltenen Gewächsen sowie Verpachtung der hinteren Wiese deckte er die Kosten teilweise. Er übergab einen Bereich der Anlage den Ackerbauern zur eigenen Bewirtschaftung. In der Zeit von 1740 bis 1786 kümmerte sich Friedrich II. um die Wiederherstellung des Lustgartens, diesmal allerdings im modernen Stil des Rokokos.

Das Teehaus Belvedere im Schlossgarten Charlottenburg

Friedrich Wilhelm II. schloss sich während seiner Regierungszeit 1786–1797 dem romantischen Trend mit seiner Vorliebe für englische Landschaftsgärten an, der in krassem Gegensatz zu den geometrischen Formen und Sichtachsen des Barockgartens stand. Er beauftragte 1788 den Gärtner Johann August Eyserbeck aus Wörlitz mit einer solchen Anlage nach dem Modell des Wörlitzer Parks. Es kam zu einer Vielzahl von Vorschlägen (darunter drei Pläne Eyserbecks sowie verschiedene Entwürfe Georg Steiners und Peter Joseph Lennés). Als erstes verwandelte er das Parterre vor dem Mittelbau (Altes Schloss) in eine Rasenfläche mit lockeren Grasflächen und Baumgruppen, die im Laufe der Zeit immer wieder mit veränderten Bepflanzungen umgewandelt wurden; auch löste er die geraden Uferlinien des Karpfenteichs und die Wasserläufe auf. Als Eyserbeck 1801 starb, übernahm Steiner sein Amt, der die Verlandschaftung fortsetzte. Im Jahr 1819 kam der Gartenkünstler Lenné hinzu. Er verlandschaftete das Westboskett, und gab der Gesamtanlage den letzten künstlerischen Schliff.

Friedrich Wilhelm IV. ließ das Boskett hinter der barocken Orangerie wieder so herstellen, wie er sie aus seiner Kindheit in Erinnerung hatte. Allerdings entsprach seine Gestaltung nicht genau dem barocken Zustand.

Im Schlossgarten befinden sich das 1788 von Carl Gotthard Langhans erbaute Teehaus Belvedere und das nach 1810 für Königin Luise erbaute Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg. Die berühmte Grabskulptur auf ihrem Sarkophag stammt von Christian Daniel Rauch. Den 1824/1825 als neapolitanische Villa von Schinkel errichteten Neuen Pavillon hat Friedrich Wilhelm III. nicht gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der Fürstin Liegnitz, bewohnt.

Zwei weitere Staffagebauten – das Otahitische Korbhaus (um 1790 von Ferdinand August Friedrich Voß entworfen) und das Gotische Angelhaus an der Spree (1788 von Carl Gotthard Langhans) – mussten wegen ihrer leichten Bauweise häufig repariert werden. 1849/1850 ein letztes Mal erneuert, wurden das Korbhaus 1865 und das Angelhaus 1884 abgerissen.

Nach starken Verwüstungen im Zweiten Weltkrieg sprach sich vor allem die Direktorin der West-Berliner Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, Margarete Kühn, für eine sich dem barocken Zustand annähernde Wiederherstellung des Parterres aus, da es in Deutschland nur wenige, in Berlin aber überhaupt keine barocken Gartenanlagen mehr gab. Dabei entsprechen die 1958 angelegten und 1967/1968 mit Broderie verzierten Flächen nicht dem Originalzustand. Weil dieser als zu pflegeaufwendig galt, wurde die Ornamentik anhand verschiedener barocker Musterbücher gestaltet und im Wegekreuz eine Fontäne geschaffen. Trotz vielfacher Kritik an dieser unhistorischen Konzeption erfolgte 2001 auf Betreiben der Berliner Gartendenkmalpflege die Restaurierung der Gestaltung aus den 1950er Jahren, weil diese Anlage mittlerweile ebenfalls als geschichtliches Zeugnis zu bewerten sei.

Der Schlossgarten dient den Bewohnern der angrenzenden, dicht besiedelten Charlottenburger Altbaugebiete seit langer Zeit als Naherholungsgebiet. Seit 2004 existieren Pläne der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, ein Eintrittsgeld zu erheben. Gegen diese Absichten hat sich die Bürgerinitiative Rettet den Schloßpark! gegründet.

Panoramabild des Schlossparks

Literatur

  • Schloss Charlottenburg. Amtlicher Führer. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.). 9. veränd. Aufl. Potsdam 2002.
  • Guido Hinterkeuser: Ehrenpforten, Gläserspind und Bernsteinzimmer. Neue und wieder gelesene Quellen zur Baugeschichte von Schloss Charlottenburg (1694–1711). In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Jahrbuch 3 (1999/2000), S. 65–102 (Digitalisat auf perspectivia.net, abgerufen am 25. Februar 2013).
  • Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg: Sophie Charlotte und ihr Schloss. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, München, London, New York 1999, ISBN 3-7913-2225-7.
  • Klaus von Krosigk: Neobarocke Gartentendenzen im 20. Jahrhundert – Versuch einer Bilanz gartendenkmalpflegerischer Restaurierungsansätze. In: Nationalkomitee der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Die Gartenkunst des Barock. (ICOMOS – Hefte des Deutschen Nationalkomitees 28). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-666-3, S. 144–157, hier: S. 150 f.
  • Martin Sperlich, Helmut Börsch-Supan, Tilo Eggeling: Der Weiße Saal und die Goldene Galerie im Schloß Charlottenburg. In: Berliner Schlössern. Kleine Schriften 1. Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, Berlin 1986.
  • Clemens Alexander Wimmer: Die Gärten des Charlottenburger Schlosses,(= Gartendenkmalpflege 2). Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Berlin 1985.
  • Folkwin Wendland: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. (Das klassische Berlin). Propyläen, Berlin 1979, ISBN 3-549-06645-7, S. 366–376.
  • Margarete Kühn (Bearb.): Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin: Schloß Charlottenburg. 2 Bde., Gebr. Mann, Berlin 1970, ISBN 3-7861-4010-3.

Weblinks

 Commons: Schloss Charlottenburg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Charlottenburg – die historische Stadt. Berlin 1986, ISBN 3-87584-167-0, S. 92.
  2. Zu Friedrichs Potsdam-Entscheidung siehe Hans-Joachim Giersberg: Friedrich als Bauherr. Studien zur Architektur des 18. Jahrhunderts in Berlin und Potsdam. Siedler, Berlin 1986, ISBN 3-88680-222-1, S. 50 f., zur Nutzung Margarete Kühn (Lit., 1970, Textband), S. 4
  3. J.G.A. Ludwig Helling (Herausg.): Geschichtlich-statistisch-topographisches Taschenbuch von Berlin und seinen naechsten Umgebungen. H.A.W. Logier, Berlin 1830. Online bei google.com/books, abgerufen 23. Januar 2015
  4. Stephan Brandt: Die Charlottenburger Altstadt, Suttonverlag, Erfurt 2011. ISBN 978-3-86680-861-4. S. 58 f.
  5. Obama-Dinner im Schloss Charlottenburg. In: www.berlin.de. 6. November 2014, abgerufen am 30. Juni 2016.
  6. Nähere Informationen zur Arp-Schnitger-Orgel
52.52111111111113.295833333333

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