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Toni Lessler

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Toni Lessler, geborene Toni Heine, (geb. 1874 in Bückeburg; gest. 5. Mai 1952 in New York City, USA), war eine deutsche Pädagogin, Schulleiterin und -gründerin.

Familie

Toni Heine wurde als erstes Kind des Ehepaares Hermine und Louis Heine († 1877) geboren. Toni Heines Großvater, Levi Heine, war ein Vetter des Dichters Heinrich Heine. Ihr anderer Großvater Philipp Würzburger war langjähriger Bürgermeister der Stadt Bochum. Ihre Mutter Hermine Heine, geborene Würzburger, zog nach dem Tod ihres Ehemannes, eines vermögenden Bankiers, mit ihren beiden Töchtern nach Kassel (Hessen) und gründete dort ein Pensionat für Mädchen jüdischer und christlicher Herkunft.[1]

Ausbildung

Toni Heine besuchte nach der Volksschule in Bückeburg eine Mädchenschule in Kassel und bereitete sich später im Lindnerschen Lehrerinnenseminar in Breslau (Schlesien) zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Clara (* 29. Februar 1876) auf ihr gemeinsames Berufsziel vor. Im Anschluss daran studierte sie in der Schweiz in Lausanne und Genf. Ab dem Jahr 1894 war sie im Vereinigten Königreich für drei Jahre als private Erzieherin in Glasgow und London tätig. Dort bereitete sie ihre Schüler auf das vorbereitende Matric Exam der University of Oxford vor.

Wirken

Im Jahr 1902 ließ sich Toni Heine in Berlin nieder, heiratete dort in die Familie Lessler ein. Ihr Ehemann verstarb jedoch sehr früh. Ab 1912 baute sie in der Uhlandstraße 161 in Berlin-Wilmersdorf private Schulzirkel auf, in denen sie Schüler mit erhöhtem Betreuungsbedarf beim Lernen und bei Hausaufgaben förderte. Vorrangig fanden dort ausländische Schüler Aufnahme, die noch mit Sprachschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Aus diesen Schulzirkeln entwickelte sie ab 1915 eine private Familienschule, inoffiziell auch „Lesslerschule“ genannt. Zwischen 1918 und 1921 musste sie zur Unterstützung zwei Lehrerinnen einstellen, zu diesem Zweck holte sie 1920 ihre Mutter Hermine und ihre jüngere Schwester Clara aus Kassel nach Berlin. Vom Erfolg dieser Familienschule motiviert, gründete sie schließlich im Jahr 1930 in der Brahmsstraße 17/19 in Berlin-Grunewald die an das Erziehungsbild von Maria Montessori angelehnte Private Waldschule Grunewald mit einem angegliederten Tagesheim.[2]

Schon 1932 reichten die Unterrichtsräume für die steigende Nachfrage nicht mehr aus, so dass sie mit der ganzen Schule in die nahegelegene Hagenstraße 56 an der Ecke zur Teplitzer Straße umzog, in eine große Villa mit Garten, der sich für die Pausengestaltung und den Schulsport eignete.

Ab 1934 musste die Schule als „Private Jüdische Waldschule Grunewald“ firmieren, weil Toni Lessler jüdischer Herkunft war. Die von den Nationalsozialisten als arisch klassifizierten Schüler und Lehrer mussten somit die Schule verlassen. Lessler erhielt die Genehmigung, ihre Bildungseinrichtung um eine Frauenschule zu erweitern. Im Jahr 1936 musste die Schule aufgrund steigenden Raumbedarfs erweitert werden. Unterricht fand zusätzlich auch im angrenzenden Gebäude Kronberger Straße 18 statt. Die Schule war ab 1937 als Prüfungszentrum für die Aufnahme (Matriculation Exam) an der University of Oxford zertifiziert. Jüdische Schüler, die das Deutsche Reich vor der Shoah verlassen konnten, waren somit in der Lage, sich auf ein Studium im Vereinigten Königreich vorzubereiten.

Nach der von den Nazis angeordneten Schließung der Schule im Jahr 1939 emigrierte Lessler zusammen mit ihrer unverheiratet gebliebenen Schwester Clara Heine in die USA. Unmittelbar nach ihrer Emigration verfasste Toni Lessler eine Autobiographie. Sie starb 1952.[3]

Werke

  • Autobiographie „Mein Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933“, verfügbar über das Leo Baeck Institute – LBI, ME 726, MM 47

Auszeichnungen

  • In der Ausstel­lung "Hier ist kein Blei­ben länger" (Nelly Sachs) des Museums Wil­mersdorf (heute: Museum Charlottenburg-Wilmersdorf) wurde vom 19. März – 18. September 1992 fünf Gründerin­nen jüdi­scher Schu­len in Wilmers­dorf ge­dacht: Leonore Goldschmidt (1897–1983), Lotte Kaliski (1908–1995), Vera Lachmann (1904–1985), Toni Lessler (1874–1952) und Anna Pelte­son (1868–1943).
  • Die Toni-Lessler-Straße in Berlin-Grunewald, die von der Hubertusbader Straße zur Wernerstraße führt, ehrt seit dem 1. September 2003 ihr Andenken.[4][5]

Einzelnachweise

  1. Clara Heine Family Collection AR 1915, Leo Baeck Institute auf: cjh.org, abgerufen am 20. Juli 2015
  2. Grunewaldrampe auf: berlin-judentum.de
  3. Toni-Lessler-Straße auf: kauperts.de, abgerufen am 20. Juli 2015
  4. Toni-Lessler-Straße, Berlin auf: berlin.de, abgerufen am 20. Juli 2015
  5. Toni-Lessler-Straße statt Seebergsteig auf: berliner-zeitung.de, abgerufen am 20. Juli 2015
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Toni Lessler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.