Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Westfriedhof (Innsbruck)

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Blick aus den östlichen Arkaden des alten Friedhofsteils zur Kapelle

Der Westfriedhof ist einer der beiden Hauptfriedhöfe der Stadt Innsbruck. Die 4,8 ha große, 1856 errichtete und mehrmals erweiterte Anlage befindet sich im Stadtteil Wilten. Zusammen mit dem Ostfriedhof dient er der Beisetzung von Verstorbenen der ganzen Stadt.

Geschichte

Der städtische Friedhof befand sich ursprünglich um die St. Jakobs-Kirche (den heutigen Dom) und seit 1509 zusammen mit dem Spitalsfriedhof im Bereich des heutigen Adolf-Pichler-Platzes hinter der Spitalskirche. Ursprünglich außerhalb der Stadtmauern gelegen, lag er im 19. Jahrhundert mitten in der Stadt und war außerdem zu klein geworden. Ab 1852 gab es daher Pläne zur Verlegung des Friedhofs. Am 24. Dezember 1855 genehmigte die Statthalterei die Verlegung in die Wiltener Felder südlich des Innrains. Der neue Friedhof wurde von August bis Dezember 1856 errichtet und der erste Teil am 18. Dezember 1856 gesegnet.[1]

Nachdem der jüdische Friedhof am Judenbühel mehrmals geschändet worden war, erhielt die israelitische Kultusgemeinde 1864 ein Areal am städtischen Friedhof zur Verfügung gestellt. Da die Juden wie alle anderen Bürger eine Friedhofssteuer entrichten mussten, übernahm die Stadt die Kosten zur Errichtung des neuen Friedhofs. 1864 wurden am Judenbühel die letzten Verstorbenen beigesetzt, die Gräber wurden in der Folge teilweise vom alten in den neuen jüdischen Friedhof verlegt.[2]

1889 wurde der Friedhof um die gleiche Größe erweitert. Der südliche Abschluss mit der Kapelle wurde zur neuen Mittelachse mit dem neuen Haupteingang an der Ostseite. Der evangelische und der jüdische Friedhof wurden an die Südseite des neuen Friedhofsteils verlegt.[3] Ursprünglich einfach als städtischer Friedhof bezeichnet, wurde er später Zentralfriedhof und seit der Eröffnung des Ostfriedhofs in Pradl 1912 Westfriedhof genannt.

Während des Eichmann-Prozesses schändeten zwei Burschenschafter im Jahr 1961 den jüdischen Friedhof.[4] Für die Verbreiterung des Südrings wurde 1981 das südwestliche Eck des Friedhofs abgetrennt. Zahlreiche Gräber des jüdischen Sektors mussten dafür aufgelassen oder umgebettet werden.[5]

Anlage

Arkaden

Der Friedhof besteht aus zwei annähernd gleich großen Bereichen mit quadratischem Grundriss, die symmetrisch in vier Hauptgruppen mit je vier Grabfeldern (Nordteil: A–R, Südteil: 1–16) unterteilt sind. Südlich schließen sich, durch eine Portalachse getrennt, der evangelische und der jüdische Friedhofsteil mit je drei Grabfeldern an. Der Friedhof wird im Norden von der Schöpfstraße und im Süden von der Egger-Lienz-Straße begrenzt, wo sich auch Eingänge befinden. Der Haupteingang befindet sich im Osten an der Fritz-Pregl-Straße zwischen den beiden Friedhofsbereichen. Die Fläche des Friedhofs beträgt insgesamt 47.700 m².[6]

Der ältere Teil im Norden ist auf allen Seiten von einem Arkadengang umgeben, in dem sich 150 Gräber befinden. Er ist mit einem Freskenzyklus im Nazarener-Stil ausgemalt, der von Franz Plattner, August Wörndle von Adelsfried, Georg Mader und Mathias Schmid geschaffen wurde. Im südlichen Teil gibt es zusätzliche Gräberfelder (17–19) am West- und Ostrand.[7]

Jüdischer Friedhof

In den beiden Friedhofsteilen befinden sich je zwei Brunnen, an den Schnittpunkten der Hauptwege jeweils ein Kruzifix, das im nördlichen Teil aus dem 17. Jahrhundert[8], im südlichen Teil vom Anfang des 20. Jahrhunderts[9] stammt. Im zentralen Bereich zwischen Nord- und Südteil befinden sich die Kapelle mit den Aufbahrungshallen und der Urnenhain.

Durch eine Mauer getrennt schließt sich im Süden der jüdische Friedhof mit drei Grabfeldern an.[10] Entlang der Mauer im Norden befinden sich Gräber von im Ersten Weltkrieg in Tirol gefallenen jüdischen Soldaten aus allen Teilen der Monarchie, in der Mitte erinnert ein das 1925 errichtetes Denkmal an die sechs gefallenen Innsbrucker Juden. An der Ostmauer erinnert eine Tafel an die Opfer der Shoa.[5]

Der Friedhof steht unter Denkmalschutz. Gesondert ausgewiesen sind der jüdische Friedhof und das Hormayr'sche Grabmal unter den Nordarkaden.

Gebäude

Die Kapelle im Zentrum der Achsen wurde 1856 als südlicher Abschluss des Friedhofs erbaut. In den Jahren 1926/1927 wurde sie unter Beibehaltung der Vorhalle durch einen Neubau ersetzt und um eine Aufbahrungshalle erweitert. Der Zugang erfolgt im Norden durch die Vorhalle und im Süden direkt vom neuen Friedhofsteil.[11]

Die Vorhalle weist ein Satteldach mit bekrönendem Dachreiter und eine Giebelfassade mit hohem Rundbogeneingang auf. Das Innere ist kreuzgratgewölbt, das Vorjoch mit einer Stichkappentonne versehen. Die Gewölbe wurden von 1862 bis 1864 und ab 1871 von Franz Plattner mit Öltemperagemälden versehen, die in drei großen Gemälden nach der geheimen Offenbarung den Untergang alles Weltlichen, das Jüngste Gericht und das himmlische Jerusalem zeigen. Kleinere Medaillons stellen die vier letzten Dinge sowie Gebet, Almosengeben und Messopfer dar.[12] Die figurenreichen, allegorisch-symbolischen Darstellungen gelten als erstes großes Hauptwerk der nazarenischen Malerei in Tirol.[11]

Die Kapelle über annähernd quadratischem Grundriss ist mit einem flachen Pyramidendach gedeckt. Die drei Südportale sind in die Arkaden eingebunden und mit halbfigurigen Tympanonreliefs aus Kunststein rundbogig abgeschlossen. Der nach Westen orientierte Innenraum ist mit einem Klostergewölbe überkuppelt und mit Mosaiken von Rudolf Jettmar und Gottlieb Schuller von 1927 und einem Relief von Franz Santifaller von 1926 ausgestattet.[11]

Im Westen und Osten schließen an die Kapelle die beiden Aufbahrungshallen mit Schaugängen an. Es handelt sich um lange, flach gedeckte Räume, die durch hoch liegende Fenster von Süden her belichtet werden.[11]

An die westliche Aufbahrungshalle schließt der Urnenfriedhof an, der durch seine abgeschlossene Lage zwischen den Arkadengängen des nördlichen und südlichen Friedhofsteils und der Kapelle einen kleinen Hof bildet. In den Umfassungsmauern befinden sich regelmäßig angeordnete Wandnischen, im Zentrum frei stehende, sarkophagartige Blöcke mit Urnennischen.[13]

Denkmäler und Grabmäler

Saturndenkmal

Sowohl unter den Arkaden als auch in den Gräberfeldern finden sich zahlreiche künstlerisch gestaltete Grabmäler, die unter anderem von Dominikus Trenkwalder, Edmund Klotz oder Heinrich Natter geschaffen wurden. Manche ältere Grabmäler, wie das von ihm selbst entworfene Grabmal Alexander Colins († 1612) mit der Darstellung der Erweckung des Lazarus oder das von Urban Klieber geschaffene Grabmal Josef Freiherr von Hormayrs († 1779) wurden vom alten Friedhof hierher übertragen. 1873 ließ die Stadt das „Saturndenkmal“, ein marmornes Denkmal vom Grab der Grafen Wolkenstein-Trostburg, restaurieren und auf den Westfriedhof überführen. Es erinnert an alle Verstorbenen, deren Gebeine vom alten auf den neuen Friedhof übertragen wurden.

Auf dem Friedhof bestattete Persönlichkeiten

Grab von Adolf Pichler
Grab von Dominikus Trenkwalder

­* ... Ehrengrab der Stadt Innsbruck[16]

Weblinks

 Commons: Westfriedhof, Innsbruck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Adolf-Pichler-Platz und seine bewegte Geschichte. In: Innsbruck informiert, August 2000, Sonderbeilage Rathausprojekt Innsbruck, S. 10-11 (Digitalisat)
  2. Silvia Perfler: Erinnerung an den alten jüdischen Friedhof Innsbrucks. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift, Ausgabe 82, 09/2009 (online)
  3. Gemeinderaths-Sitzung am 11. März 1889. In: Innsbrucker Nachrichten, 13. März 1889, S. 7 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  4. Alemannia Judaica: Jüdische Friedhöfe in Innsbruck
  5. 5,0 5,1 Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg: Friedhof
  6. Stadt Innsbruck: Die Innsbrucker Friedhöfe: Orte des Besinnens, Spiegelbilder des Lebens (PDF; 7,5 MB)
  7. Vorlage:Tiroler Kunstkataster
  8. Vorlage:Tiroler Kunstkataster
  9. Vorlage:Tiroler Kunstkataster
  10. Vorlage:Tiroler Kunstkataster
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 Vorlage:Tiroler Kunstkataster
  12. Der Friedhof. In: Innsbrucker Nachrichten, 3. November 1873, S. 4–5 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  13. Vorlage:Tiroler Kunstkataster
  14. 14,0 14,1 Unsere Friedhöfe. In: Innsbrucker Nachrichten, 2. November 1906, S. 5 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  15. Die städtischen Friedhöfe. In: Innsbrucker Nachrichten, 29. Oktober 1909, S. 6 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  16. Stadt Innsbruck: Ehrengräber der Stadt Innsbruck (PDF; 90 kB)
47.25894111.3858
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Westfriedhof (Innsbruck) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.