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Wieskirche

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Dieser Artikel beschreibt die Wieskirche in Steingaden. Siehe auch Wieskirche (Freising) bzw. Wieskirche (Grub).
Wallfahrtskirche auf der Wies*
UNESCO-Welterbe
UNESCO-Welterbe-Emblem

Wieskirche1.JPG
Die Wieskirche bei Steingaden
Staatsgebiet: DeutschlandDeutschland Deutschland
Typ: Kultur
Kriterien: (i)(iii)
Referenz-Nr.: 271
Region: ª Europa
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1983  (Sitzung 7)

* Der Name ist auf der Welterbe-Liste aufgeführt.
ª Die Region ist von der UNESCO klassifiziert.

Die Wieskirche ist eine bemerkenswert prächtig ausgestattete Wallfahrtskirche im zur Gemeinde Steingaden gehörenden Ortsteil Wies im sogenannten bayerischenPfaffenwinkel“. Der vollständige Name der Wieskirche lautet Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies. Die Kirche ist im Bistum Augsburg gelegen. Patron der Kirche ist der Hl. Josef.

Die Wallfahrtskirche „Zum gegeißelten Heiland“ in Freising wird ebenfalls als „Wieskirche“ bezeichnet, während die Filialkirche Heilig Kreuz in Berbling „kleine Wies“ genannt wird. Diesen letzteren Titel nehmen allerdings auch die Pfarrkirchen St. Ulrich in Seeg und St. Gordian und Epimachus in Stöttwang, sowie die Sebastianskapelle in Wertach und die St.-Anna-Kapelle des Klosters Buxheim für sich in Anspruch.

Geschichte

Die Gründung der Kirche geht auf eine Wallfahrt zurück, die seit 1739 bestand. Sie entstand aus der Verehrung einer Statue des Gegeißelten Heilands, die 1730 von Pater Magnus Straub und Bruder Lukas Schweiger im oberbayrischen Kloster Steingaden gefertigt wurde. Die Statue wurde 1732–34 bei der Karfreitags-Prozession des Klosters mitgetragen, kam aber 1738 in Privatbesitz eines Bauern auf der Wies, dem Ort des Sommer- und Erholungsheims des Klosters einige Kilometer südöstlich des Ortes. Am 14. Juni 1738 bemerkte die Bäuerin Maria Lory in den Augen der Figur einige Tropfen, die sie für Tränen hielt. Im folgenden Jahr 1739 führten Gebetserhörungen und kleinere Wallfahrten zum Bildnis des Heilands zum Bau einer kleinen Feldkapelle. 1744 wurde die Erlaubnis eingeholt, in der Kapelle die Messe zu lesen, womit die Wallfahrten den offiziellen Segen der Kirche erhielten.[1]

Erbaut wurde die Wieskirche von 1745 bis 1754 von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann. Der Bau brachte das Kloster Steingaden in große finanzielle Schwierigkeiten. So stiegen die Baukosten von den ursprünglich veranschlagten 39.000 fl auf schließlich 180.000 fl. Zusammen mit anderen Verpflichtungen führte das zu einer finanziellen Gesamtbelastung, von der sich das Kloster bis zu seiner Auflösung während der Säkularisation im Jahre 1803 nie mehr ganz erholte.[2]

Häufig wird kolportiert, der bayerische Staat habe im Zuge der Säkularisation geplant, die Wieskirche zu versteigern oder abzureißen, und dass nur ortsansässige Bauern die Erhaltung des Bauwerks erreicht hätten. Belegen lässt sich allerdings im Gegenteil, dass sich die Aufhebungskommission von 1803 - gegen wirtschaftliche Bedenken des Steingadener Abts - ausdrücklich für die Weiterführung der Wallfahrt in der Wies aussprach.[3]

1983 wurde die Wieskirche zum Weltkulturerbe erklärt und von 1985 bis 1991 für 10,6 Millionen DM restauriert. Heute besuchen jährlich mehr als eine Million Menschen die Kirche. Sie ist regelmäßig Veranstaltungsort von kirchenmusikalischen Konzerten.

Die großen Hauptfeste der Wies sind: am 1. Mai die Eröffnung des Wallfahrtsjahres, am 14. Juni beziehungsweise am folgenden Sonntag das Fest der Tränen Christi (Gedächtnis der Tränenwunders und Entstehung der Wallfahrt), das Schutzengelfest am ersten Sonntag im September zum Gedächtnis der Kirchweihe und das Fest der Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies am zweiten Sonntag im Oktober. Festlich wird auch die Kar- und Osterliturgie in der Wies begangen. An der Kirche besteht die „Confraternitas Domini Nostri Flagellati“ (Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies), deren Mitglieder sich der besonderen Verehrung des Gegeißelten Heilands widmen. Sie umfasst heute über 350 Mitglieder, bestehend aus Priestern und Laien.

Ausstattung

Westwerk (Eingang) mit Blick auf die Orgel

Von 1745 bis 1754 erbauten die Brüder Zimmermann unter der Leitung von Abt Marinus II. Mayer die heutige Kirche im Stile des Rokoko.

Das Altarbild stammt von dem Münchner Hofmaler Balthasar August Albrecht.

Die vier Gestalten der großen Theologen des Abendlandes (Hieronymus, Ambrosius, Augustinus, Gregor der Große) sind das reife Alterswerk des Tiroler Bildhauers Anton Sturm.

Die abgeflachte Kuppeldecke ist mit einem Trompe-l’œil-Fresko ausgemalt.

Orgel

Orgelprospekt

Die Orgel geht zurück auf eine zweimanualige Schleifladenorgel, die 1757 von Johann Georg Hörterich erbaut worden war. Dieses Instrument wurde 1928 durch die Orgelbaufirma Siemann entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack umgestaltet, wobei u.a. die mechanische Spieltraktur durch eine pneumatische Traktur ersetzt wurde.

1959 erbaute Gerhard Schmid aus Kaufbeuren in dem historischen Rokoko-Gehäuse von Dominikus Zimmermann ein neues Instrument, mit Schleifladen, mechanischer Spieltraktur und pneumatischer Registertraktur. Hinzugefügt wurde ein Schwellwerk. Aus der historischen Orgel von 1757 wurden ca. 600 Pfeifen übernommen sowie einige Register, die Fa. Siemann 1928 hinzugefügt hatte.

Im Jahre 2010 wurde die Orgel von Orgelbaumeister Claudius Winterhalter aus Oberharmersbach grundlegend renoviert und umgebaut. Dabei wurde versucht, sowohl Pfeifen aus der ehem. Hörterich-Orgel wie auch aus dem Umbau von Schmid, der bis 2010 bestand, in das Konzept der neuen Wies-Orgel einzuarbeiten. Das Zimmermann-Gehäuse wurde beibehalten.[4] Das Instrument hat 42 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen mechanisch und elektrisch.

I Hauptwerk C–g3
1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Holzflöte 8′
4. Gedackt 8′
5. Gamba 8′
6. Octav 4′
7. Flöte 4′
8. Fugara 4′
9. Quinte 22/3
10. Superoctave 2′
11. Mixtur V-VI 2'
12. Hörnle III 22/3
13. Trompete 8'
II Positiv C–g3
14. Coppel major 8′
15. Quintatön 8′
16. Principal 4′
17. Coppel minor 4′
18. Octave 2' 4′
19. Quinte 11/3
20. Cimbel IV 1′
21. Vox humana 8'
Tremulant
III Echo C–g3
22. Principal 8′
23. Rohrflöte 8′
24. Salicional 8′
25. Bifara 8′
26. Octave 4′
27. Spitzflöte 4′
28. Nasard 22/3
29. Flageolet 2′
30. Terz 13/5
31. Mixtur IV-V 11/3
32. Trompette 8'
33. Oboe 8'
34. Clairon 4'
Tremulant
Pedal C–f1
35. Principal 16′
36. Subbass 16′
37. Octavbass 8′
38. Violonbass 8′
39. Quintbass 51/3
40. Mixturbass V 4′
41. Posaune 16′
42. Trompete 8′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Effektregister: Glockenspiel

Glocken

Sterbeglocke von 1750

Im Turm hängen sieben Glocken (Schlagtonfolge: f1–as1–b1–c2–es2–f2–ges2)

Vier der Glocken bilden ein zusammenhängendes Barockgeläute (as1–c2–es2–ges2). Es wurde von Abraham Brandtmair und Franziskus Kern aus Augsburg in den Jahren 1750/51/53 gegossen.

1964 ergänzte die Glockengießerei Hofweber aus Regensburg den Bestand um drei Glocken.

Als Angelusglocke um 6:00, 12:00 und 18:00 Uhr fungiert die Anna-Glocke (Glocke 2); am Abend schließt sich die kleine Sterbeglocke an. Außerhalb der Karwoche erinnert jeden Freitag um 15:00 Uhr die große Dreifaltigkeitsglocke an die Sterbstunde Christi. Zum Einläuten der Sonntage, samstags um 15:00 Uhr, erklingt das vierstimmige Barockgeläut, wie auch jeweils 15 und 5 Minuten vor den Sonntagsmessen. An Werktagen läutet ein Motiv aus drei Glocken (b1–c2–es2). Das Vollgeläut ist den Hochfesten vorbehalten.

Ansichten

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Wieskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Wieskirche – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Eintrag Wies, Pfarrei Steingaden: Zum gegeißelten Heiland in: Christian Schreiber: Wallfahrten durchs deutsche Land – Eine Pilgerfahrt zu Deutschlands heiligen Stätten. Sankt Augustinus Verlag, Berlin 1928, Seite 36f.
  2. Hans-Josef Bösl: Gilbert Michl (1750–1828), der letzte Abt von Steingaden – Ein Leben zwischen Aufklärung und Säkularisation. In: Sankt Barbara Abensberg – Wie es war und ist. Abensberg 2005, S. 39–68
  3. „Solange die Wahlfahrt existiert, und sie existiert im Geiste des Volkes auf das lebhafteste, läßt sich deren Aufhebung als nicht rätlich befinden. Solange aber lassen sich die Gebäude oder auch nur ein Teil davon als nicht veräußerlich denken. Diese Wahlfart ist für diese ungewerbsame Gegend aber auch eine wahre Wohlthat. Und es wäre noch weniger rätlich, sie hinwegzunehmen, ohne den hiesigen Bewohnern neue Nahrungsquellen zu bieten.“ (der für Steingaden zuständige Aufhebungskommisar Oberndorfer, zitiert nach: Stutzer/Fink: Die irdische und die himmlische Wies, Rosenheim, 1982, ISBN 3-475-52355-8)
  4. Markus Zimmermann: Die Winterhalter-Orgel der Wieskirche. In: Ars Organi. 58, 2010, ISSN 0004-2919, S. 232–237.
47.6810.901111111111
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