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Wilhelm Kube

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Wilhelm Kube (September 1942)

Richard Paul Wilhelm Kube (* 13. November 1887 in Glogau; † 22. September 1943 in Minsk) war Journalist, Gauleiter von Brandenburg und Generalkommissar für Weißrussland in Minsk.

Leben

Deutsches Kaiserreich

Kube war der Sohn des Steuererhebers Richard Kube. Er wuchs in Berlin auf und besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster, an dem er sich mit antisemitischen Äußerungen hervortat.[1] Kube studierte von 1908 bis 1912 Geschichte, Staatswissenschaften und Theologie. 1911 erhielt er von der Berliner Universität ein Moses-Mendelssohn-Stipendium und wurde Mitbegründer und Führer des antisemitischen Deutschvölkischen Studentenverbands[2] sowie Mitglied im Verband der Vereine Deutscher Studenten. 1912 wurde er Vorsitzender des Völkischen Akademikerverbandes. Im Jahr 1917 wurde er wegen seiner Parteiarbeit für die Konservative Partei in Schlesien nach wenigen Wochen Kasernendienst vom Wehrdienst zurückgestellt. Er arbeitete nach dem Studium als Journalist bei verschiedenen konservativen Blättern.

Weimarer Republik

Kube gehörte zu den Gründern des Jugendverbands der DNVP (Bismarckjugend) und wurde deren Reichsführer. 1920 wurde er Generalsekretär des Berliner Landesverbandes der DNVP, für die er von 1922 bis 1923 der Berliner Stadtverordnetenversammlung angehörte. Im September 1923 verließ er die DNVP und schloss sich im folgenden Jahr der DVFP an. Im Mai 1924 wurde er für die Nationalsozialistische Freiheitspartei, ein Bündnis von DVFP und der seinerzeit verbotenen NSDAP, in den Reichstag gewählt. In der DVFP-Nachfolgeorganisation Deutschvölkische Freiheitsbewegung (DVFB) war Kube ab 1926 Reichsgeschäftsführer und Gauleiter für Berlin. Im Zuge von Auseinandersetzungen um ein stärker auf die Interessen der Arbeiterschaft ausgerichtetes Programm wurde er im Februar 1927 aus der DVFB ausgeschlossen. Einer von Kube gegründeten Völkischsozialen Arbeitsgemeinschaft schlossen sich etliche DVFB-Mitglieder aus Nord- und Ostdeutschland an.[3] Im Dezember 1927 oder Februar 1928 trat Kube der NSDAP (Mitgliedsnummer 71.682) bei. 1928 wurde er Gauleiter der NSDAP im Gau Ostmark, der nach der Vereinigung mit dem Gau Brandenburg im Mai 1933 Gau Kurmark hieß. 1939 wurde dieser nach weiteren Zuwächsen in Gau Mark Brandenburg umbenannt. Zwischen 1928 und 1933 war Kube Mitglied und Vorsitzender der NSDAP-Fraktion im Preußischen Landtag.[4] Im Jahr 1932 wurde er Kirchenvorsteher der Berliner Gethsemanegemeinde und der Kreissynode Berlin-Stadt III und Initiator der Glaubensbewegung Deutsche Christen.

Wilhelm Kube, 1933
Generalkommissar Kube (links) in der „Hauptarbeitsgruppe Ostland“ des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg (Dezember 1942)
Wilhelm Kube auf dem polnischen Friedhof in Minsk, 1943

Drittes Reich

Eintritt in die SS

Nach der sogenannten Machtergreifung Hitlers wurde Kube zum Oberpräsidenten von Brandenburg-Berlin ernannt. Diese Position übernahm er auch interimsweise für Posen-Westpreußen. Beide Ämter übte er bis 1936 aus.[4]

Zwischen 1933 und Januar 1935 über nahm Kube zusätzlich die Leitung des „Kyffhäuser-Verbandes Deutscher Studenten[5] und er erklärte zudem 1933 seinen Eintritt in die Schutzstaffel der NSDAP (SS-Nr. 114.771[6]).

Am 27. Januar 1934 wurde Kube ehrenhalber zum Gruppenführer der Schutzstaffel ernannt und der SS-Standarte 27 zugeordnet.[7]

Seine antisemitische Einstellung Juden gegenüber gipfelte bereits 1934 in der Aussage: „Der Pestträger muss ausgemerzt werden.“[8]

Verlust aller politischen Ämter

1936 wurde er aufgrund zahlreicher Differenzen mit Martin Bormann aller Staats- und Parteiämter enthoben, da Kube als außergewöhnlich korrupt galt. So waren bereits mehrere Verfahren wegen Diebstahls, übler Nachrede und Ähnlichem anhängig. So hatte er anonym dem obersten Parteirichter Walter Buch ein „von jüdischen Mitbürgern“ unterzeichnetes Schreiben zukommen lassen, in dem behauptet wurde, dass dessen Frau „jüdisches Blut“ in sich habe. Kurze Zeit später konnte Kube als Urheber dieses Schreibens festgestellt werden. Um einen möglichen, und damit unehrenhaften, Ausschluss aus der SS abzuwehren, erklärte Kube seinerseits am 11. März 1936[9] seinen Austritt aus der Allgemeinen SS.

Reaktivierung Kubes

1940 wurde Kube als SS-Mann reaktiviert, als er von Heinrich Himmler kurzfristig als Rottenführer im KZ Dachau eingesetzt wurde.[10]

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurde er politisch reaktiviert und am 17. Juli 1941 zum Generalkommissar für den Generalbezirk Weißruthenien in Minsk ernannt. Das Amt übte er bis zu seiner Tötung im Jahre 1943 aus.[4]

Kube versuchte, die Sympathien der weißrussischen Bevölkerung zu gewinnen. Er bezeichnete die Weißrussen als „gesundes Bauernvolk“ und verhieß ihnen eine „Auferstehung des weißruthenischen Volksbewusstseins“. Nach seiner Lesart waren seine Untertanen Weißruthenen, keine Russen.[11] Weiterhin wurden in seiner Amtszeit mehrere Institutionen wie das Weißruthenische Selbsthilfewerk und das Weißruthenische Jugendwerk ins Leben gerufen. Kubes Vertrauensmann war ab dem 29. Juni 1942 Iwan Jermatschenka.[12]

Am 9. September 1941 veröffentlichte er einen Aufruf an die Bevölkerung: „Wer noch im Besitz irgendeiner Waffe oder irgendwelcher Munition gefunden wird, wird erschossen. Ebenso werden die erschossen, die von dem Vorhandensein von Waffen oder Munition wissen.“[13]

Kube war häufig in Machtkämpfe verwickelt. Auseinandersetzungen gab es nicht nur mit Martin Bormann und Eduard Strauch,[14] sondern auch mit Reinhard Heydrich und Heinrich Himmler.

Beteiligung am Holocaust

Kube war am Holocaust beteiligt, stellte sich allerdings zunächst gegen die geplante Vernichtung von deutschen Juden in seinem Hoheitsgebiet. So schrieb er am 16. Dezember 1941 an Hinrich Lohse: „Ich bin gewiss hart und bereit, die Judenfrage mit lösen zu helfen, aber Menschen, die aus unserem Kulturkreis kommen, sind doch etwas ganz anderes als die bodenständigen vertierten Horden.“[15] Als die systematischen Massenmorde an einheimischen Juden auf Drängen der Zivilverwaltung Ende März 1942 wieder aufgenommen werden sollten, legte Kube laut Protokoll „Wert darauf, daß bei der Liquidierung korrekt vorgegangen wird“.[16]

Später appellierte er an das Reichssicherheitshauptamt und sabotierte eine Liquidierungsaktion gegen Juden des Minsker Ghettos von SS-Obersturmbannführer Eduard Strauch. Die Methoden Strauchs trafen bei Kube auf vollkommene Ablehnung. Diese Art des Vorgehens sei „eines deutschen Menschen und eines Deutschlands Kants und Goethes unwürdig“.[17] In einem Brief an Obergruppenführer Erich von dem Bach empfahl Strauch daraufhin die Entlassung Kubes. Er beschuldigte Kube, nicht zwischen Deutschen und deutschen Juden unterscheiden zu können. Er habe darauf bestanden, dass die Juden Kultur besäßen, und seine Vorliebe für Jacques Offenbach und Felix Mendelssohn Bartholdy bekundet. Einen Polizisten, der einen Juden erschossen hatte, habe er „Schwein“ genannt. Zudem habe er Juden gewarnt, als der Judenrat in Minsk dazu aufgefordert wurde, 5000 Juden zur „Aussiedlung“ bereitzustellen.[18]

Andererseits erhob Kube offenbar keinen Einspruch gegen die Tötung arbeitsunfähiger deutscher Juden, führte einer Delegation italienischer Faschisten eine Gaskammer vor[19] und bereicherte sich persönlich an jüdischem Besitz.[20] Im Frühjahr 1942 befahl Kube, entgegen der Stellungnahme des SS-Obersturmführers Burkhardt,[21] die – wegen des gefrorenen Bodens in den Wintermonaten unterbrochenen – Massenmorde in den Ghettos wiederaufzunehmen. Einer der wichtigsten Impulse dafür war die Angst vor Ausbreitung von Seuchen in den Ghettos.[22] In einer Anordnung vom 8. September 1942 betonte Kube, dass „dem starken Auftreten der Juden bei den Banditen [i. e. Partisanen]“ nur durch die „Säuberung des Landes von Juden“ entgegengewirkt werden könnte.[23]

Tod

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Am 22. September 1943 wurde Kube in Minsk durch eine Bombe getötet, die die weißrussische Partisanin Jelena Grigorjewna Masanik (1914–1996), als Dienstmädchen eingeschleust, unter dem Bett versteckt hatte. Um das Kube-Attentat rankten sich zu sowjetischer Zeit viele Mythen, weil sich der sowjetische militärische Geheimdienst und das NKWD erbittert darum stritten, wer von ihnen eigentlich Kube getötet hatte. Zudem war die weißrussische Attentäterin, die Haushälterin des Ehepaares Kube, keineswegs aus rein patriotischen Motiven vorgegangen, sondern sehr nachdrücklich unter Androhung von Rachemaßnahmen zum Attentat genötigt worden. Nach dem Anschlag übernahm der SS- und Polizeiführer Weißruthenien Curt von Gottberg kommissarisch das Amt Kubes als Generalkommissar.

Literatur

Weblinks

 Commons: Wilhelm Kube – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Kurt Jacob Ball-Kaduri: Das Leben der Juden in Deutschland im Jahre 1933. Ein Zeitbericht. Europäische Verl.-Anst., Frankfurt am Main 1963, S. 19. Kurt Ball war Mitschüler eines jüngeren Jahrgangs.
  2. Uwe Puschner: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-15052-X, S. 11.
  3. Reimer Wulff: Die Deutschvölkische Freiheitspartei 1922–1928. Hochschulschrift, Marburg 1968, S. 150 f., 155.
  4. 4,0 4,1 4,2 Andreas Zellhuber: „Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu …“ Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945. Vögel, München 2006, ISBN 3-8965-0213-1, S. 86.
  5. Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich. Paderborn 1995, S. 295.
  6. Personalkanzlei des Reichsführers-SS: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der N.S.D.A.P., Stand vom 1. Juli 1935, lfd. Nr. 21
  7. Personalabteilung des Reichsführers-SS: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der N.S.D.A.P., Stand vom 1. Oktober 1934, lfd. Nr. 20
  8. Helmut Heiber: Aus den Akten des Gauleiters Kube. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Heft 1, 1956, S. 68.
  9. Peter Witte (Hrsg.): Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42, Eintrag „Kube, Wilhelm“; S. 698
  10. Marcus Weidner: Die Straßenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe während des Nationalsozialismus, Eintrag „Kube, Wilhelm“, in: Westfälische Geschichte, abgerufen am 6. Januar 2019
  11. Gegenwelt im Wald. In: Spiegel Online. 30. März 2005, abgerufen am 27. Dezember 2016.
  12. Alexander Brakel: Unter Rotem Stern und Hakenkreuz. Baranowicze 1939 bis 1944. Das westliche Weißrussland unter sowjetischer und deutscher Besatzung (Zeitalter der Weltkriege 5), Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 2009, ISBN 978-3-506-76784-4, S. 209.
  13. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, zweite, aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 346.
  14. Siehe Heiber: Aus den Akten des Gauleiters Kube. 1956, Schreiben E. Strauchs an von Bach-Zelewski, 25. Juli 1943; Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. 1990, S. 250; IMT, Bd. XXXVIII, S. 373; Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. Weltbild Verlag, Augsburg 1992, S. 341.
  15. Zitiert nach: Bert Hoppe, Hiltrud Glass (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung) Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten I – Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien. München 2011, ISBN 978-3-486-58911-5, S. 57/58.
  16. Dokument VEJ 8/80 in: Bert Hoppe (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (Quellensammlung) Band 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II. Berlin 2016, ISBN 978-3-486-78119-9, Zitat S. 239.
  17. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band 2, Fischer, Frankfurt am Main 1990, S. 406; nach einem Aktenvermerk von Strauch, 20. Juli 1943 – Vollständig abgedruckt als Dokument VEJ 8/265 in: Bert Hoppe (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (Quellensammlung) Band 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II. Berlin 2016, ISBN 978-3-486-78119-9, Zitatstelle S. 631.
  18. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band 2, Fischer, Frankfurt am Main 1990, S. 406.
  19. Hans-Jürgen Döscher: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der Endlösung. Siedler Verlag, Berlin 1987, S. 300.
  20. Clara Hecker: Deutsche Juden im Minsker Ghetto. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 56 (2008), H. 10, S. 837.
  21. Dachauer Hefte. Verlag Dachauer Hefte, 2007, S. 210 (https://books.google.de/books?id=uRUtAQAAIAAJ&q=).
  22. Alexander Brakel: Unter Rotem Stern und Hakenkreuz. Baranowicze 1939 bis 1944. Das westliche Weißrussland unter sowjetischer und deutscher Besatzung. (= Zeitalter der Weltkriege. Band 5). Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 2009, ISBN 978-3-506-76784-4, S. 103.
  23. Dokument VEJ 8/177 in: Bert Hoppe (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 (Quellensammlung) Band 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II. Berlin 2016, ISBN 978-3-486-78119-9, S. 405.
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