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Kasuare

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Dieser Artikel behandelt die Vogelgattung. Für die ähnlichlautende Pflanzengattung siehe Kasuarinen.
Kasuare
Helmkasuar (Casuarius casuarius)

Helmkasuar (Casuarius casuarius)

Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Urkiefervögel (Palaeognathae)
Ordnung: Laufvögel (Struthioniformes)
Familie: Casuariidae
Gattung: Kasuare
Wissenschaftlicher Name der Familie
Casuariidae
Kaup, 1847
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Casuarius
Brisson, 1760
Arten
Einlappenkasuar (Casuarius unappendiculatus)
Kopfansicht eines Bennettkasuars

Die Kasuare (Casuarius) sind eine Gattung großer flugunfähiger Vögel aus der Ordnung der Laufvögel (Struthioniformes). Das Verbreitungsgebiet umfasst hauptsächlich die Insel Neuguinea. Sie sind dort das größte Landtier. Eine der drei Arten lebt auch auf der australischen Kap-York-Halbinsel. Der Name „Kasuar“ ist vom malaiischen Namen „kesuari“ abgeleitet.

Merkmale

Die Kasuare werden durch einen helmartigen, mit Horngewebe überzogenen Auswuchs auf dem Kopf von anderen Laufvögeln unterschieden. Die Funktion dieses Helms ist noch rätselhaft. Traditionell wurde der Nutzen der Vorrichtung so erklärt, dass er einen Schutz vor Kopfverletzungen bei schnellen Bewegungen im dichten Wald biete; allerdings halten Kasuare ihren Kopf immer gerade, und eine Schutzfunktion des Helms tritt erst bei geneigtem Kopf ein.[1] Eine mögliche Hauptfunktion könnte in der Anzeige des Rangs liegen; mit anderen Worten, die Größe des Helms spiegelt den sozialen Status eines Individuums wider und spielt somit eine Rolle im Sozialverhalten. Ebenso könnte der Helm eine Rolle in der tieffrequenten akustischen Kommunikation der Kasuare spielen.[1]

Der Kopf ist unbefiedert, bei zwei der drei Arten auch der Hals. Bei diesen zweien sind die blau-rot gefärbte Haut sowie herabhängende Hautlappen sichtbar. Die Anzahl dieser Hautlappen kennzeichnet die Arten: keiner beim Bennettkasuar, einer beim Einlappenkasuar und zwei beim Helmkasuar. Den leuchtenden Farben könnte im dichten Wald eine Signalwirkung zukommen. Die Farbe der Hautpartien am Hals kann sich mit den Stimmungen des Vogels verändern.

Das einfarbig schwarze Gefieder der Kasuare weist einige Besonderheiten auf. So fehlen wie bei den verwandten Emus die Steuerfedern. Die Schwungfedern bestehen nur aus den Kielen. Die Flügel sind vorhanden, aber zu kleinen Stummeln verkümmert.

Die Beine sind äußerst kräftig, verfügen über je drei Zehen (Tridactylie) und ermöglichen Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h. Die Tiere besitzen an der Innenzehe ihrer Füße eine bis zehn Zentimeter lange dolchartige Kralle, die als gefährliche Waffe eingesetzt werden kann.

Ausgewachsene Helmkasuare (Casuarius casuarius) können bis zu 1,70 Meter hoch und über 60 Kilogramm schwer werden. Damit sind sie nach dem Strauß die schwersten lebenden Vögel.

Die Geschlechter sind nur schwer voneinander zu unterscheiden. Weibchen sind im Durchschnitt etwas größer, haben leuchtendere Farben und größere Helme. Allerdings ist dies kein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Kasuare im Jugendkleid haben ein braunes Gefieder; ihnen fehlen die leuchtenden Farben der Halspartien und die Helmaufsätze sind deutlich kleiner.

Verbreitung und Lebensraum

Kasuare leben in den tropischen Regenwäldern Neuguineas und Queenslands. Neuguinea ist das hauptsächliche Verbreitungsgebiet. Alle drei Arten bewohnen ähnliche Habitate, vermeiden für gewöhnlich aber ein Aufeinandertreffen, da sie unterschiedliche Höhenlagen bevorzugen. So lebt der Einlappenkasuar vor allem in Tieflandwäldern, der Helmkasuar in mittleren Höhen und der Bennettkasuar im Bergregenwald. Allerdings gibt es Überschneidungen in den Habitaten und keine scharfen Trennlinien; in Gegenden, in denen die anderen Arten nicht vorkommen, steigt der Bennettkasuar auch bis auf Meeresspiegelhöhe hinab. Da sie das gesamte Jahr über auf Früchte angewiesen sind, können sie nur in großen Wäldern überleben, die eine große Artenvielfalt aufweisen.[2]

Australien scheint im Pleistozän ebenfalls von Kasuaren bewohnt worden zu sein. Heute lebt nur noch der Helmkasuar auf der Kap-York-Halbinsel im Norden Queenslands. Auch hier sind Kasuare reine Waldbewohner; dass sie gelegentlich auch auf Feldern gesichtet werden, liegt darin begründet, dass die zunehmende Waldzerstörung die Durchquerung solcher Freiflächen erforderlich macht.

Außerdem leben Kasuare auf einigen Nachbarinseln Neuguineas: der Helmkasuar auf Seram und den Aru-Inseln, der Bennettkasuar auf Neubritannien und Yapen und der Einlappenkasuar auf Yapen und Salawati. Es ist aber unklar, ob diese ursprünglich dort heimisch waren oder ob ihr Vorkommen das Ergebnis des Handels mit Jungvögeln durch die Bewohner Neuguineas ist.

Lebensweise

Verhalten

Die Kasuare sind scheue Vögel, die tief im Wald leben und sich meist schon entfernen, bevor ein Mensch ihre Anwesenheit bemerkt. Bedingt durch die heimliche Lebensweise sind Kasuare unzureichend erforscht. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv, mit Aktivitätsspitzen in der Morgen- und Abenddämmerung. Am Tage ruhen sie sitzend. Die meiste Zeit verbringen sie mit der Nahrungssuche. Hierbei legen sie Pfade durch das Unterholz an, die sie dann immer wieder benutzen.

Abgesehen von der Fortpflanzungszeit sind Kasuare territoriale Einzelgänger. Kasuare erzeugen tieffrequente dröhnende Laute von bis hinab zu 23 Hertz, die möglicherweise der Kommunikation dienen. Tieffrequente Laute werden auch über weite Distanzen nicht gedämpft, sie würden also ein geeignetes Kommunikationsmittel im dichten Regenwald darstellen. Der Helm ist vielleicht geeignet, solche tiefen Laute aufzufangen. Momentan sind Funktion des Helms und die innerartliche Kommunikation der Kasuare für definitive Schlüsse jedoch nicht hinreichend erforscht.[1]

Vor allem, wenn Kasuare Junge haben oder sich in die Enge getrieben fühlen, können sie äußerst aggressiv reagieren. Einem Angriff gehen normalerweise Drohgebärden voraus, bei denen die Federn aufgerichtet werden und der Kopf zu Boden geneigt wird, der Hals anschwillt und der Körper zu zittern beginnt. Kommt es dann tatsächlich zu einem Angriff, tritt der Kasuar mit beiden Beinen gleichzeitig zu. Die dolchartige Kralle kann dabei schwerste Verletzungen hervorrufen – auch Todesfälle sind schon vorgekommen, sind aber selten.

Fortpflanzung

Ei, Sammlung Museum Wiesbaden

Die genaue Fortpflanzungszeit der einzelnen Arten ist nicht bekannt. Die meisten Populationen scheinen zwischen Juni und Oktober zu brüten, doch fand man brütende Vögel schon zu jeder Zeit des Jahres. Die Männchen wachen über ein Revier mit einer Fläche von einem bis fünf Quadratkilometern. Betritt dies ein Weibchen, beginnt das Männchen mit der Balz. Dabei wird das Gefieder aufgestellt und das Weibchen langsam umkreist; der Hals wird aufgeblasen, leuchtet dabei besonders grell, und ein dumpfes „buu-buu-buu“ wird ausgestoßen.

Nach der Begattung bleibt das Paar einige Wochen zusammen. Dabei legt das Weibchen drei bis fünf Eier in eine vom Männchen bereitete Nestgrube. Es sind recht große Eier, die bis zu 650 Gramm schwer werden können. Nach dem Legen verlässt das Weibchen das Nest. Oft geht es nun in das Revier eines anderen Männchens, um sich auch mit diesem zu paaren. Das Männchen bleibt allein mit dem Gelege zurück und kümmert sich allein um Brut und Aufzucht.

Nach 49 bis 56 Tagen Brutzeit schlüpfen die Jungen. Sie tragen ein hellbraunes Federkleid mit längs am Körper verlaufenden dunkleren Streifen. Die Jungen können wenige Stunden nach dem Schlüpfen umherlaufen und folgen dem Vater für etwa neun Monate. Bevor sie ein halbes Jahr alt sind, wechseln sie in das einfarbig braune Jugendkleid; etwa gleichzeitig beginnt der Helm sichtbar zu werden. Während ihres zweiten Lebensjahres nehmen Kasuare allmählich das Aussehen der adulten Vögel an und erreichen deren Größe. Mit dreieinhalb Jahren sind Kasuare geschlechtsreif.

Über die potenzielle Lebensdauer ist wenig bekannt. Schätzungen gehen von einer Spanne zwischen zwölf und neunzehn Jahren in der Wildnis aus. Im Zoo erreichten Kasuare allerdings schon ein Alter von vierzig Jahren.

Ernährung

Kasuare ernähren sich hauptsächlich von Früchten, die sie vom Boden auflesen oder von den unteren Zweigen pflücken. Außerdem fressen sie Pilze, Insekten, Frösche, Schlangen und andere kleine Tiere. Wie andere Laufvögel schlucken Kasuare Steine, die im Magen als Gastrolithen dazu dienen, Nahrung zu zerkleinern. Sie trinken regelmäßig; Wasser ist in ihren Lebensräumen meistens im Überfluss verfügbar.

Feinde

Neben dem Menschen haben Kasuare in Neuguinea keine natürlichen Feinde. Allenfalls verwilderte Hunde können jungen Vögeln potenziell gefährlich werden.

Systematik

Der Schädel eines Casuarius casuarius, in der Sammlung des Kinder-Museums von Indianapolis.

Innerhalb der Laufvögel sind die nächsten Verwandten der Kasuare die Emus, mit denen sie manchmal in einer gemeinsamen Unterordnung Casuarii vereint werden. Die Kasuare selbst umfassen drei Arten, die alle einer einzigen Gattung Casuarius zugeordnet werden.

Über die Existenz einer vierten Art (Papuakasuar Casuarius papuanus) lässt sich streiten, da die Unterschiede zum Bennettkasuar gering sind. Insgesamt wurden 42 Unterarten dieser drei Arten beschrieben. Oft wurden solche Beschreibungen anhand gefangener Vögel vorgenommen, deren Herkunft nicht bekannt war. Da die Unterschiede zwischen Geschlechtern, Altersstufen und Individuen unzureichend erforscht sind, erscheint eine Unterteilung der Kasuararten in Unterarten derzeit nicht sinnvoll.

Fossilgeschichte

Fossilfunde von Kasuaren sind selten. Die meisten Funde sind nur Fragmente, die nicht sicher Emus oder Kasuaren zugeordnet werden können. All diese Funde stammen aus Australien. Ein Fund, der sicher einem Bennettkasuar zugeordnet werden konnte, stammt aus dem Pleistozän von New South Wales und deutet darauf hin, dass Kasuare in Australien einst eine wesentlich weitere Verbreitung als heute gehabt haben dürften. Nur ein Fossilfund ist älter als das Pleistozän; er stammt aus dem Pliozän Australiens vor vier Millionen Jahren, und seine Zuordnung zu den Kasuaren ist unsicher.

Kasuare und Menschen

Im Alltagsleben der Papua-Völker spielen Kasuare seit Jahrhunderten eine Rolle. Zum einen werden sie wegen ihres Fleisches gejagt, das als sehr wohlschmeckend gilt. Die Federn dienen als Schmuck, und selbst die bloßen Kiele der Schwungfedern können noch als Nasen- und Lippenstäbe verwendet werden. Die Krallen wurden als Pfeilspitzen verwendet, aus den Beinknochen wurden Werkzeuge und Waffen hergestellt.

Im Jahre 1926 wurde der 16-jährige Phillip McClean aus Queensland in Australien von einem Kasuar getötet. Er ist somit der einzige bekannte Mensch den dieses Schicksal ereilte. Nachdem der Junge den Vogel auf dem Grundstück der Familie entdeckte, wollten er und sein Bruder das Tier mit Knüppeln erschlagen. Der Helmkasuar schlug ihn allerdings zu Boden und trat auf ihn ein, wobei er mit seinen Krallen McCleans Halsschlagader aufriss. Obwohl der Junge noch weglaufen konnte, kollabierte er kurz darauf und starb durch den Blutverlust.[3][4]

Kasuare galten als so wertvoll, dass es seit mindestens fünfhundert Jahren Handel zwischen den Papua und seefahrenden Völkern Südostasiens gab. Die Papua brachten vorwiegend junge Kasuare zu den Küsten und tauschten sie gegen Waren ein; gängig soll ein Gegenwert von acht Schweinen für einen Kasuar gewesen sein. Es wird angenommen, dass die wilden Kasuare mancher kleiner Inseln auf diese Weise ihre heutigen Verbreitungsgebiete erreichten.

Neben dem praktischen Nutzen spielten Kasuare auch eine spirituelle Rolle in den Papua-Gemeinschaften. Sie tauchen in zahlreichen Mythen und Fabeln auf. Da es zahlreiche verschiedene Papua-Völker mit ganz unterschiedlichen Sitten und Gebräuchen gibt, kann nichts Allgemeingültiges über diese Glaubensvorstellungen gesagt werden. Zwei Beispiele sollen genannt werden: Das Volk der Kalam hält Kasuare für Reinkarnationen der weiblichen Ahnen, weshalb die Jagd auf Kasuare bei ihnen verboten ist. Bei den Ilahita Arapesh erscheint die Stammesgöttin in der Gestalt eines Kasuars und ist Bestandteil vieler Fruchtbarkeitsriten.

Die IUCN führt zwei der Arten (Einlappenkasuar und Helmkasuar) als gefährdet. Allerdings sind von keiner der Arten auch nur annähernde Bestandszahlen bekannt, da weite Teile des Regenwaldes Neuguineas nach wie vor unerschlossen sind. In Australien ist der Helmkasuar streng geschützt.

Literatur

  • Josep del Hoyo (u. a.): Handbook of the Birds of the World. Bd 1. Ostrich to Ducks. Lynx Edicions, Barcelona 1992, ISBN 84-87334-10-5

Film

  • Kasuare – Australiens schräge Vögel. Dokumentation, Australien, 2008, 43 Min., Buch und Regie: Bianca Keeley, Produktion: ZDF, deutsche Erstsendung: 13. Januar 2009, Inhaltsangabe von arte

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 A. L. Mack & J. Jones (2003): Low-Frequency Vocalizations by Cassowaries (Casuarius spp.). The Auk 120(4): 1062–1068
  2. Christopher Perrins (Hrsg.): Vögel der Welt – Die BLV Enzyklopädie, BLV Verlagsgesellschaft, München 2004, ISBN 3-405-16682-9, S. 45
  3. Kofron, Christopher P., Chapman, Angela: Causes of mortality to the endangered Southern Cassowary Casuarius casuariusjohnsonii in Queensland, Australia. In: Pacific Conservation Biology, Band 12, S. 175–179, 2006.
  4. Liana Christensen: Deadly Beautiful: Vanishing Killers of the Animal Kingdom. Exisle Publishing, Wollombi, 2011, S. 272, ISBN 9781921497223

Weblinks

 Commons: Casuarius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Dieser Artikel wurde am 25. Februar 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen.
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