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Personalisierung (Geschichts- und Politikdidaktik)

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Personalisierung bedeutet in der Geschichts- und Politikdidaktik die Zuschreibung der Verantwortung für historische und politische Veränderungen oder der Kraft, solche Veränderungen zu bewirken, zu einzelnen, evtl. herausragenden Persönlichkeiten.

Älteren Auffassungen sowohl der Entwicklungspsychologie als auch der Pädagogik (bes. dem Konzept der Volkstümlichen Bildung) entsprechend galt eine solche Zuschreibung der Handlung in „der Geschichte“ als entweder einem kindlichen Entwicklungsstand oder aber der „Bildsamkeit“ der Mehrheit der Bevölkerung entsprechend. Dementsprechend war sie auch ein ausdrücklich gefordertes Prinzip der Lehrererzählung, wie sie für die ältere Geschichtsmethodik bis in die 1960er Jahre hinein typisch war: Historische Prozesse sollten den Kindern anhand einer konkreten, novellistisch und dramatisch gestalteten Erzählung nahegebracht werden, der zufolge einzelne herausragende Persönlichkeiten („große Männer“) dafür verantwortlich waren. So wurden Friedrich der Große und Otto von Bismarck als abgehobene, geniale Persönlichkeiten vermittelt.

Problematisch wird dies bei "negativen Helden" wie Erich Ludendorff oder besonders Hitler. In den 1960er und 1970er Jahren geriet daher die Personalisierung geschichtsdidaktisch teilweise in heftige Kritik, als empirische Untersuchungen zum Geschichtsbild der Jugend nachwiesen, dass diese generell nur wenigen herausragenden Persönlichkeiten Einfluss zugestanden, jedoch keine Vorstellung über eigene Partizipationsmöglichkeiten hatten. Ein bewusst und absichtlich personalisierender Geschichtsunterricht wurde dafür mit verantwortlich gemacht (Ludwig von Friedeburg; P. Hübner 1964/1970).

Dagegen entwickelte Klaus Bergmann das Konzept der „Personifizierung“, die als Prinzip für den Geschichtsunterricht fordert, konkrete Menschen in ihrem Handeln im Geschichtsunterricht zu thematisieren, dabei aber den Blick auf die „kleinen Leute“, auf möglichst alle relevanten sozialen Gruppen, zu richten. Das soll auch einer überzogenen Abstraktheit im Unterricht entgegenwirken, die durch die Vermeidung von Personalisierung und sozialhistorische Orientierung zu befürchten ist.

Erst in den 1990er Jahren wurde das Narrative im Geschichtsunterricht im Zusammenhang mit der Betonung historischer Phantasie und Imagination (z.B. bei Rolf Schörken) wiederentdeckt. Personalisierung bzw. Personifizierung gelten z. B. in der Darstellung von Opferbiografien in nationalsozialistischen Konzentrationslagern als didaktischer "Königsweg" der Gedenkstättenpädagogik[1] neben der Oral History, die ebenso eine Form personifizierter Geschichtsdarstellung ist.

Einzelnachweise

Literatur

  • Ludwig von Friedeburg; Hübner, Peter: Das Geschichtsbild der Jugend. Juventa, München 1964, 1970 (Überblicke zur wissenschaftlichen Jugendkunde; 7)
  • Klaus Bergmann: Personalisierung im Geschichtsunterricht - Erziehung zur Demokratie?, Klett, Stuttgart 1972
  • Rolf Schörken: Historische Imagination und Geschichtsdidaktik, Paderborn 1994 ISBN 3-506-78129-4
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