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Aachtopf
Der Aachtopf (auch Aachquelle) bei Aach in Baden-Württemberg ist die wasserreichste Quelle Deutschlands. Aus der Karstquelle entspringt die Radolfzeller Aach (auch Hegauer Aach), die nach 32 km bei Radolfzell in den Bodensee mündet.
Daten
Die Quelle hat eine durchschnittliche Schüttung von 8.600 l/s; diese ist jedoch, wie bei Karstquellen üblich, stark von der Jahreszeit abhängig und schwankt zwischen 1.300 und 24.000 l/s. Das Wasser der Aachquelle steigt aus einer 18 m tiefen unterirdischen Quellhöhle auf und bildet einen kleinen See.
Wasserherkunft
Das Wasser der Karstquelle stammt hauptsächlich aus der zwischen Immendingen und Möhringen und bei Fridingen versinkenden Donau. Das Einzugsgebiet umfasst weitere Schlucklöcher anderer Flüsse, z. B. bei Neuhausen ob Eck und bei Heudorf im Hegau. Etwa ein Drittel der Schüttung der Aachquelle ist auf solche Nebenzuflüsse zurückzuführen.
Von der Donauversinkung fließt das Wasser unterirdisch etwa 12 km bei einer Geschwindigkeit von ca. 200 m/h durch Hohlräume bis zum Aachtopf.
An den etwa 130 Vollversickerungstagen gehört damit die obere Donau ganz zum Flusssystem des Rheins. Damit könnte sich in der Zukunft mit weiterer Auflösung des Kalkgesteins bis zum Einsturz der Höhlen ein Vorgang ähnlich der Wutachablenkung abspielen, an dessen Ende der Oberlauf der Donau ganz zu einem Nebenfluss des Rheins wird.
Umgebung
Im Uferbereich der Aach und unterhalb des Aachtopfes im Flussbett liegen weitere kleine Quellen. Die südlichste nachgewiesene Austrittsstelle des Donauwassers ist die Bleichequelle bei Singen. Der Aachtopf ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Ab dem Mittelalter bis etwa 1950 wurde die Wasserkraft durch zahlreiche Mühlen genutzt. Seit 1935/36 wird das Wasser in einem Kanal zu einem Elektrizitätswerk geführt. Auf Grund der Wassernutzung, sowohl an der württembergischen Donau als auch an der badischen Aach, kam es immer wieder zu Streitigkeiten um das Wasser: an der Donau wurden die Versickerungslöcher immer wieder verstopft, oder aber man staute das Wasser oberhalb der Schlucklöcher auf. (Siehe hierzu: Donauversinkungsfall). Erst nach Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg konnte eine gemeinsame Lösung gefunden werden.
Erforschung
1719 wurde zum ersten Mal die Vermutung, das Quellwasser stamme aus der Donauversinkung, in einer Veröffentlichung von F. W. Breuninger geäußert. Ein Nachweis gelang jedoch erst am 9. Oktober 1877, als der Geologe Adolf Knop von der Technischen Hochschule Karlsruhe das Wasser in der Donauversinkung mit 10 kg Natriumfluorescein, 20 t Salz und 1200 kg Schieferöl versetzte. Nach 60 Stunden konnten alle drei Substanzen im Quelltopf nachgewiesen werden, was sich durch prachtvoll grünleuchtendes Salzwasser mit deutlich kreosotartigem Geschmack äußerte.[1][2]
1886 gab es den ersten Tauchversuch bis 12 m Tiefe (einer der weltweit ersten Höhlentauchversuche), wo sich die schwer überwindbare Düse befindet, eine Engstelle, in der das Wasser eine starke Strömung hat.
Die Quellhöhle wurde ab den 1960er Jahren von Jochen Hasenmayer erforscht. Dabei entdeckte man eine Halle mit Sinterbecken und Tropfsteinresten, woraus hervorgeht, dass diese Halle einst eine lufterfüllte Bachhöhle war. In den Jahren ab 1980 wurde die Aachhöhle intensiv von Harald Schetter erforscht. Seit 2001 wird die Aachhöhle von Jürgen Bohnert, Frank Liedtke, Stephan Liedtke und Tobias Schmidt neu vermessen. Nach 500 m nordwärts endet die Höhle in einem massiven Versturz, der auch an der Oberfläche als große Doline im Wald zu sehen ist. Am Nordrand der Doline wurde nach 14-jähriger Grabung die Fortsetzung der Aachhöhle entdeckt. Da die chemische Zusammensetzung des Wassers hier nicht mit dem der Aachhöhle übereinstimmt, wird angenommen, dass es sich um einen von mehreren Zubringern handeln muss. Daher heißt die Höhle ab hier Donauhöhle.
Im April 2017 wurde die erstmalige Entdeckung eines Höhlenfisches in Europa bekannt gegeben. Es handelt sich um eine weitgehend pigmentlose und wahrscheinlich blinde Population der Bachschmerle (Barbatula barbatula). Sie wurde im verzweigten Höhlensystem des Aachtopfs entdeckt, kommt aber wahrscheinlich im gesamten 250 Quadratkilometer großen Höhlensystem bis zur Donauversinkung vor.[3]
Siehe auch
Weblinks
- Aachquelle – größte Quelle Deutschlands
- Aachhöhle. Internetseiten der Höhlentauchgruppe Aachprojekt
- T. Micke: Suche nach der versickerten Donau. Welt-Bildung, ehemals „Die Nachlese“, 22. April 2001
- Rudi Martin: Erlebnisbericht über die Entdeckung des ersten Höhlensees auf dem Dornsberg, Gewann Eggen, oder die Geschichte mit den 10 Eimern. Auf taucher.aachhoehle.de, 2. Dezember 2003 (PDF; 354 kB)
Einzelnachweise
- ↑ A. Knop: Über die hydrographischen Beziehungen zwischen der Donau und der Aachquelle im badischen Oberlande. In: Neues Jahrb. Mineral. Geol. Palaeontol 1878. S. 350–363.
- ↑ H. Hötzl: Origin of the Danube-Aach system. In: Environmental Geology. Band 27, Nr. 2, 1996, S. 87–96. doi:10.1007/BF01061676
- ↑ Jasminca Behrmann-Godel, Arne W. Nolte, Joachim Kreiselmaier, Roland Berka, Jörg Freyhof: The first European cave fish. In: Current Biology. Volume 27, Issue 7, 3. April 2017, S. R257–R258. doi:10.1016/j.cub.2017.02.048
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