Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Angela Davis
Angela Yvonne Davis (* 26. Januar 1944 in Birmingham, Alabama) ist eine US-amerikanische Bürgerrechtlerin, Philosophin, Humanwissenschaftlerin und Schriftstellerin, die in den 1970er-Jahren zur Symbolfigur der Bewegung für die Rechte von politischen Gefangenen wurde. Außerdem war sie in den Jahren 1980 sowie 1984 hinter Gus Hall die Kandidatin der Kommunistischen Partei der USA für die US-Vizepräsidentschaft.
Leben
Jugend und Studium
Angela Davis entstammt einer schwarzen Mittelschichtfamilie. Aufgrund ihrer Begabung bekam sie als 15-Jährige ein Stipendium des American Friends Service Committee für die Elisabeth Irwin High School (auch bekannt als „Little Red School House“), eine progressive Privatschule in New York. Hier kam sie zum ersten Mal mit dem Marxismus in Berührung und schloss sich dem kommunistischen Zirkel an ihrer Schule an.
Ab 1961 studierte sie an der Brandeis University in Waltham Massachusetts französische Literatur und ebenso ab 1962 ein Jahr in Frankreich an der Sorbonne.
Ihr elterlicher Wohnbezirk in Birmingham wurde ab den 1960er-Jahren Ziel zahlreicher Bombenanschläge gegen schwarze Bürgerrechtler („Dynamite Hill“). 1963 starben bei einem Brandanschlag des Ku-Klux-Klan auf die Baptist Church - dem sogenannten 16th Street Baptist Church-Bombing - in Birmingham vier Mädchen, die Davis kannte.
An der Brandeis University hörte Davis bei Herbert Marcuse und studierte auf dessen Vermittlung ab September 1965 in Frankfurt (Main) Philosophie und Soziologie, unter anderem bei Adorno und Horkheimer. In Frankfurt schloss sie sich dem SDS an und nahm an Protestaktionen gegen den Vietnamkrieg teil. 1965 schloss sie ihr Erststudium magna cum laude ab und wurde bei der Studentenverbindung Phi Beta Kappa aufgenommen.[1] Die sich zuspitzenden Kämpfe der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA veranlassten sie, im August 1967 in die USA zurückzukehren. Dort trat sie dem Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) bei und wurde kurzzeitig Mitglied der Black Panther Party. Im Juni 1968 wurde Angela Davis Mitglied im Che-Lumumba-Club, einer schwarzen Zelle der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA).
Davis folgte Marcuse an die University of California, San Diego und schloss ihr Studium 1968 ab. Sie musste gerichtlich ihre Zulassung als Dozentin erstreiten, doch wurde ihr Vertrag 1970 gekündigt, nachdem ihre Mitgliedschaft in der CPUSA bekannt wurde. Auch den SNCC verließ sie, da dort ebenfalls ihre Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei zum Problem wurde.
Anklage und Freispruch
Dem bereits seit seinem 18. Lebensjahr in Haft sitzenden George Jackson, der im Gefängnis Mitglied der Black Panther Party wurde, schlug Davis vor, ein Buch über seine Haftbedingungen zu schreiben, was er mit Soledad Brother auch tat. Im August 1970 lieferte sich Jacksons Bruder Jonathan bei einem missglückten Befreiungsversuch in einem Gerichtssaal eine Schießerei mit der Polizei, bei der vier Menschen getötet wurden. Davis wurde vorgeworfen, die Waffe für diesen Überfall geliefert zu haben, da diese auf ihren Namen gekauft worden war.
Das FBI setzte Angela Davis daraufhin auf die Liste der zehn gefährlichsten Verbrecher der USA. Einige Wochen später wurde sie verhaftet. Ihr drohte wegen des Vorwurfs der „Unterstützung des Terrorismus” die Todesstrafe. Gegen ihre Verhaftung entwickelte sich eine über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinausreichende Welle des öffentlichen Protests. So schickten ihr tausende Menschen aus der DDR unter dem Motto „Eine Million Rosen für Angela Davis“ Postkarten mit Rosen ins Gefängnis.[2] Nach zwei Jahren wurde Davis am 4. Juni 1972 in allen Punkten der Anklage freigesprochen. Am Wochenende der in den USA - aufgrund der Zeitverschiebung an einem Montag - entscheidenden Gerichtssitzung fand in der Bundesrepublik Deutschland in Frankfurt der Kongress „Am Beispiel Angela Davis” statt. Bis in die Gegenwart gilt Davis ihren Anhängern als eine der prominentesten ehemaligen politischen Gefangenen der USA.
Lehre und politische Aktivitäten
Von 1975 bis 1977 lehrte Davis African American studies am Claremont College und später women's and ethnic studies an der San Francisco State University.
In den republikanisch dominierten Wahljahren 1980 und 1984 bewarb Davis sich für das Amt der US-Vizepräsidentin mit dem Präsidentschaftskandidaten Gus Hall. Beide erreichten 0,05 bzw. 0,04 % der Stimmen.
1991 begründete Angela Davis zusammen mit anderen Linken (u. a. Pete Seeger) und ehemaligen CPUSA-Mitgliedern das Committees of Correspondence for Democracy and Socialism. Sie bezeichnet sich jedoch nach wie vor als Kommunistin.
Davis trat auch als Übersetzerin in Erscheinung. So übersetzte sie das 1983 in Deutsch erschienene "Lichtblicke" von Wolfgang Schivelbusch für die amerikanische Ausgabe Disenchanted Night.
Schwerpunkt ihrer vielbeachteten Arbeit der letzten Jahre ist die Untersuchung des „Gefängnis-industriellen Komplexes“, der Verbindungen zwischen Unterdrückung aufgrund des Geschlechts, der Rasse und der Klasse in den USA und weltweit in Zeiten der Globalisierung nachweist. Sie entwickelt hier, wie auch schon in Are Prisons Obsolete? (2003) Gedanken zum Kampf um eine Demokratie, die den Kampf gegen die Hinterlassenschaften der Sklaverei auch sozial endlich zum Erfolg führt. Angela Davis ist emeritierte Professorin an der University of California in Santa Cruz in den Fachbereichen Geschichte des Bewusstseins und Feministische Studien.[3]
In ihrem Wohnort Oakland (Kalifornien) unterstützt Davis seit dem Herbst 2011 die Occupy-Bewegung, so mit einer Rede anlässlich des Generalstreiks vom 2. November 2011. Sie besuchte darüber hinaus die Camps in anderen Orten der Occupy-Bewegung, so den Zuccotti Park in New York mit der Occupy Wallstreet (30. Oktober 2011), dem Ausgangsort der Occupy-Bewegung in den USA. Anlässlich ihres Aufenthaltes in Berlin zur Verleihung des Preises zum Blue Planet Award am 18. November 2011 besuchte sie das dortige Camp der Occupy-Bewegung auf dem Bundespressestrand im Regierungsviertel. Außerdem ist sie Sprecherin der Kampagne gegen die Todesstrafe.
Im Dezember 2013 trat Davis die erste, nach ihr benannte, Angela Davis Gastprofessur für internationale Gender und Diversity Studies[4] an der Universität Frankfurt am Main an.[5]
Kritik
Der russische Dissident und Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn kritisierte Angela Davis' Sympathie für die Sowjetunion in einer Rede vom 9. Juli 1975 in New York. Ihm zufolge hatte eine Gruppe tschechischer Dissidenten an sie appelliert: „Genossin Davis, Du warst im Gefängnis, Du weißt, wie unangenehm es ist, im Gefängnis zu sitzen, besonders wenn man sich als unschuldig betrachtet. Du hast jetzt solch großes Ansehen. Könntest Du unseren tschechischen Gefangenen helfen? Könntest Du für jene Leute in der Tschechoslowakei eintreten, die durch den Staat verfolgt werden?“ Angela Davis habe geantwortet: „Sie verdienen das, was sie bekommen. Lasst sie im Gefängnis bleiben.“[6] Angela Davis bestritt diese Anschuldigung.[7]
Privates
Angela Davis lebt offen lesbisch. Sie erwähnte ihre Homosexualität 1997 im Gespräch mit der Zeitschrift Out.
Ehrungen
- 1971 erschien beim Plattenlabel pläne die Solidaritäts-Single Rettet Angela Davis (Musik: Peter Gutzeit/Text: Willy Sterna) der Folk-Gruppe Die Liedermacher.
- 1972 erhielt Angela Davis während ihres ersten Besuches in der DDR als bisher einzige Frau die Ehrenbürgerwürde der Stadt Magdeburg.
- 1972 widmeten ihr John Lennon (Angela auf dem Album Some Time in New York City) sowie die Rolling Stones (Sweet Black Angel auf dem Album Exile On Main Street) Songs.
- 1972 schrieb Franz Josef Degenhardt das Lied Angela Davis, das auf dem Album Mutter Mathilde zu finden ist.
- 1973 besuchte Davis die zehnten Jugend-Weltfestspiele in Ost-Berlin (DDR).
- 1979 wurde sie mit dem sowjetischen Lenin-Friedenspreis ausgezeichnet.
- Die Band Rage Against The Machine widmete ihr ein T-Shirt, auf dem ihr Bild zu sehen ist.
- 2004 erhielt sie den Menschenrechtspreis der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde.
- 2006 erhielt sie den Thomas Merton Award für Frieden und soziale Gerechtigkeit.
- 2011 erhielt sie von der Stiftung ethecon den Blue Planet Award für „herausragendes Engagement bei Rettung und Erhalt unseres blauen Planeten“.
- 2012 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Brüssel.[8]
Schriften
- If They Come in the Morning: Voices of Resistance. 1971
- Frame Up: The Opening Defense Statement Made. 1972
- Angela Davis. An Autobiography. 1974
- Women, Race & Class. 1981
- Rassismus und Sexismus. Schwarze Frauen und Klassenkampf in den USA. Berlin: Elefanten Press, 1982. ISBN 3-88520-093-7
- Violence Against Women and the Ongoing Challenge to Racism. 1985
- Women, Culture and Politics. 1989
- Blues Legacies and Black Feminism. Gertrude „Ma“ Rainey, Bessie Smith, and Billie Holiday. 1999
- The Angela Y. Davis Reader. 1999
- Are Prisons Obsolete? 2003
- Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse? Der gefängnisindustrielle Komplex der USA. Schwarzerfreitag 2004, ISBN 3-937623-32-9
- Abolition Democracy – Beyond Empire, Prisons, and Torture. 2005
Literatur
- Robert Lumer und Siegfried Hanusch: Angela Davis oder Der unaufhaltsame Prozeß. Regie: Albrecht Surkau. Prod.: Rundfunk der DDR, 1971. (Radio-Feature)
- Angela Davis Solidaritätskomitee: Am Beispiel Angela Davis. Der Kongreß in Frankfurt. Reden, Referate, Diskussionsprotokolle. Fischer, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-436-01603-9.
- Johanna Meyer-Lenz und Nina Mackert: Angela Davis: Zur Konstruktion einer afroamerikanischen politischen Identität im Kontext der 68er-Bewegung. In: Burghardt Schmidt (Hrsg.): Menschenrechte und Menschenbilder von der Antike bis zur Gegenwart. DOBU Verlag, Hamburg 2006, S. 255-276. ISBN 3-934632-10-6.
- Regina Nadelson: Who is Angela Davis? The biography of a revolutionary. Yaden, New York 1972.
- Walter Kaufmann: Unterwegs zu Angela Davis. Vorwort von Victor Grossman. Atlantik, Bremen 2005, ISBN 3-926529-96-2.
- Ehrenbürger-Gastfrage zum Geburtstag. In: Magdeburger Volksstimme, 20. Januar 2005.
- Klaus Steiniger: Angela Davis: Eine Frau schreibt Geschichte. Verlag Neues Leben, Februar 2010, ISBN 978-3-355-01767-1.
- Bitsch und Baer: Angela Davis. Buch und DVD in der Reihe Bibliothek des Widerstands, LAIKA-Verlag. Hamburg März 2010, ISBN 978-3-942281-71-3.
Filme
- Angela Davis, der Kampf geht weiter. (OT: Angela Davis, le combat continue.) Dokumentarfilm, USA, Frankreich, 2010, 40:10 Min., Buch und Regie: Shola Lynch, Produktion: De Films en Aiguille, REALside Productions, arte France, deutsche Erstsendung: 9. März 2014 bei arte, Inhaltsangabe von arte.
- Angela Davis - Eine Legende lebt. Dokumentarfilm, BRD, 1998, 79 Min..
- Angela Davis - Portrait of a Revolutionary. Dokumentarfilm, USA, 1972, 60 Min., Buch und Regie: Yolande Du Luart, Inhaltsangabe von NYT.
Weblinks
- Literatur von und über Angela Davis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Angela Davis in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Angela Davis. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung. (inkl. Literaturangaben und Zitaten)
- Angela Davis freigesprochen Kalenderblatt der Deutschen Welle von Oliver Ramme, 4. Juni 2005
- USA: Black Panther Party (BPP) und Angela Davis - Materialien zur Analyse von Opposition
- Kurzbiografie an der University of California, Santa Cruz
Quellen
- Artikel Junge Welt
- Interview ND
- Biografie (englisch)
- Kurzbiografie (englisch)
- Rettet Angela vor dem Justizmord! In: Der Spiegel, 8. November 1971
- TheHistoryMakers Angela Davis (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Angela Yvonne Davis: Waters. In: Angela Davis: An Autobiography. New York City: International Publishers March 1989, ISBN 0-7178-0667-7
- ↑ Goethe-Universität Frankfurt: Angela Davis lehrt an Goethe-Uni in Frankfurter Rundschau vom 4. Dezember 2013
- ↑ Website der UC, Santa Cruz, abgerufen am 26. Januar 2014
- ↑ [1]
- ↑ Veranstaltungsprogramm, bei Uni Frankfurt
- ↑ Aleksandr Solzhenitsyn: Warning to the West. Farrar, Straus and Giroux, New York 1976, ISBN 0-374-51334-1, S. 60–61.
- ↑ Angela Davis, Q&A after a speech: Engaging Diversity on Campus: The Curriculum and the Faculty. East Stroudsburg University, Pennsylvania, 15 October 2006.
- ↑ Auskünfte einer marxistisch Geprägten in RotFuchs, September 2012, S. 7. (PDF, 1,2 MB)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Davis, Angela |
ALTERNATIVNAMEN | Davis, Angela Yvonne (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Bürgerrechtlerin, Soziologin und Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 26. Januar 1944 |
GEBURTSORT | Birmingham, Alabama |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Angela Davis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Bürgerrechtler
- Soziologe (20. Jahrhundert)
- Autor
- Literatur (Englisch)
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Politische Literatur
- Kandidat für die Vizepräsidentschaft (Vereinigte Staaten)
- Mitglied der Kommunistischen Partei (Vereinigte Staaten)
- Mitglied der Black Panther Party
- Ehrenbürger von Magdeburg
- Hochschullehrer (University of California, Santa Cruz)
- Träger des Thomas Merton Award
- Korporierter (Vereinigte Staaten)
- US-Amerikaner
- Geboren 1944
- Frau