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Antiquität
Als Antiquitäten (von lateinisch antiquitas „Altertum“) bezeichnet man sammelnswerte Gegenstände, meist künstlerischer oder kunsthandwerklicher Art, die je nach Stilrichtung regelmäßig mindestens 100 Jahre, zuweilen aber auch nur mehr als 50 Jahre alt sind.[1] Sie umfassen alle Bereiche menschlichen Lebens von der Antike bis zur Neuzeit. Dabei müssen diese Gegenstände aber nicht zwangsläufig bereits ursprünglich als Sammelobjekte mit entsprechender handwerklicher oder materieller Qualität gedacht gewesen sein, auch einfache Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte, Küchenutensilien usw. können sich im Laufe der Zeit mit entsprechender Seltenheit und Alter zu gesuchten Antiquitäten entwickeln.
Alte Bücher, Schriften, Noten, Zeitungen und Zeitschriften werden als antiquarisch bezeichnet. Kunstgegenstände aus der Antike werden auch Antiken genannt.[2] Die Bezeichnung Altertümer bezieht sich allgemeiner auf Zeugnisse der Kulturgeschichte (sogenannte Denkmäler) aus dem Altertum.[3]
Antiquitätenhandel und Fälschungen
Bei Kunstwerken (Gemälde, Bildhauerei usw.) gibt es einen fließenden Übergang zwischen Kunst- und Antiquitätenhandel. Antiquitäten erzielen auf Auktionen einen hohen Verkaufspreis, der mit dem Alter, dem Erhaltungszustand und Seltenheitswert steigt. Hinzu kommt, dass die Objekte oft qualitativ sehr hochwertig hergestellt wurden (meist durch Handarbeit) oder aus heute teuren Materialien (z. B. massive Edelhölzer bei Möbeln) bestehen.
Innerhalb gewisser Grenzen werden die Preise allerdings auch durch Moden beeinflusst, indem Objekte, die zu einem gerade besonders beliebten Sammelgebiet gehören, naturgemäß höhere Preise erzielen. So waren in den 1970er und 80er Jahren Bauernmöbel sehr begehrt, werden heute aber zu deutlich niedrigeren Preisen gehandelt. Solche Preisentwicklungen sind schwer abzuschätzen und können zu einer herben Enttäuschung führen, wenn eine mit großem finanziellem Aufwand zusammengetragene Sammlung bei einem Verkauf nur erheblich weniger einbringt. Auch praktische Aspekte spielen eine Rolle: Objekte, die nur schwer in einer normalen Wohnung untergebracht werden können (z. B. ungewöhnlich hohe Möbel) sind schwerer verkäuflich als leicht aufzubewahrende Stücke.
Je nach Herkunft sind einige Antiquitäten nicht für den freien Handel zugelassen, wenn sie aufgrund geltender Gesetze besonders geschützt sind; dies gilt vor allem für Gegenstände der Antike und von Ausgrabungen (siehe Archäologie). In Deutschland ist zum Beispiel durch das Kulturgutschutzgesetz der Export von eingetragenen Kunstwerken und anderem Kulturgut (einschließlich Bücher) mit nationaler Bedeutung verboten.
Auch Gegenstände, für deren Herstellung Materialien aus heute geschützten Tierarten nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen verwendet wurden (z. B. Schildpatt oder Elfenbein) unterliegen bestimmten Handelsbeschränkungen, wobei der Handel gestattet werden kann, wenn nachgewiesen wird, dass die Objekte vor 1947 hergestellt wurden.[4]
In Deutschland unterliegen ferner Objekte aus der Zeit des Dritten Reiches bestimmten Beschränkungen, etwa wenn sie Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen tragen.[5]
Da mit zunehmendem Alter die Antiquitäten selten werden und somit die Preise steigen, kommt es immer wieder zu Nachahmungen und Fälschungen. Der Unterschied zu den Originalen kann meist nur von Sachverständigen festgestellt werden. Allerdings erfordern wirklich täuschend echt wirkende Fälschungen hochwertiger Stücke meist einen sehr hohen Aufwand an Material und Handarbeit, so dass selbst ein Preis, der eigentlich einem Original angemessen wäre, die Fälschung heute nicht mehr lohnend erscheinen lässt.
Häufiger sind daher Verfälschungen anzutreffen, bei denen eigentlich originale Stücke verändert werden um ein höheres Alter vorzutäuschen oder um stärker nachgefragte Objekte zu erhalten (z. B. werden häufiger anzutreffende Kleiderschränke zu eigentlich selteneren aber besonders gesuchten Vitrinen umgebaut). Auch an sich alte Einzelteile, die aber zu einem neuen Objekt zusammengefügt werden, kommen häufig vor. Im einfachsten Fall werden beispielsweise ein alter Sekretär und das Oberteil eines Aufsatzschrankes zum Aufsatzsekretär "verheiratet" (was unter Sammlern treffend "Marriage" genannt wird), es gibt jedoch auch Beispiele, wo aus alten Möbelteilen (Schranktüren, Schubladen, Zierleisten, Beschläge usw.) unter Verwendung von altem Holz (z. B. aus Abbruchhäusern) ganz neue Möbel gebaut werden. Hier ist die Grenze zur legitimen Restaurierung mit altem Material oft fließend.
Das Fälschen von Antiquitäten ist in Deutschland kein eigenständiges Delikt, sondern wird als Betrug § 263 StGB und ggf. Urkundenfälschung § 267 StGB bestraft.
Epochen und Stile
Die nachfolgende Einteilung der kunsthistorischen Epochen bezieht sich zunächst auf den deutschen Sprachraum und kann daher in anderen europäischen Ländern abweichen. In anderen Kulturkreisen (Afrika, Amerika, Asien) gelten ebenfalls andere Epochenbezeichnungen. Außerdem ist zu bedenken, dass sich die Stile z. B. bei Möbeln und Beiwerk nicht immer gleichlaufend mit den „offiziellen“ Stilen der Architektur entwickelt haben, sondern oftmals später und zum Teil auch unter anderen Bezeichnungen.
11. bis 20. Jahrhundert
11.–13. Jahrhundert | Romanik |
12.–16. Jahrhundert | Gotik |
15.–16. Jahrhundert | Renaissance |
16. Jahrhundert | Manierismus |
1600–1770 | Barock |
1720–1770 | Rokoko |
1760–1830 | Klassizismus |
1790–1840 | Romantik |
1830–1870 | Realismus |
1850–1900 | Historismus |
1860 bis Anfang 20. Jahrhundert | Impressionismus |
1870–1890 (Gründerzeit) | Symbolismus |
1890–1920 | Jugendstil |
Moderne
Für die Moderne (ca. 1900 bis 1950) sind folgende Stilrichtungen einschlägig:
Man kann Antiquitäten durch die Betrachtung der handwerklichen Details unterscheiden, wobei sich Beginn und Ende einzelner Stilperioden nicht eindeutig auf bestimmte Jahre festlegen lassen.
Teilweise wurden Details der vorigen Epoche übernommen, neues wurde entwickelte – oft als Gegensatz zum Vorherigen – und es kam zu einer Hochblüte eines Stils. So sind Jahresangaben für den Beginn oder das Ende einer Epoche nur eine Art Rahmen. Auf dem Lande wurde vieles, was sich bewährt hatte, noch lange weitergeführt, in der Stadt jedoch suchte man schon wieder nach einer Abwechslung.
Die Bedeutung der heute angebotenen Antiquitäten entspricht nicht immer dem ursprünglichen Verwendungszweck, was sehr gut an sogenannten Bauernmöbeln zu beobachten ist, bei denen es sich ursprünglich um Gebrauchsmöbel handelte, die in ländlichen Haushalten zu finden waren, heute aber von städtischen Sammlern als besonderer Blickfang in ihrer Wohnung erworben werden. Auch ursprünglich ganz alltägliche Gebrauchsgegenstände wie z. B. Küchengeräte können mit entsprechendem Alter gesuchte Antiquitäten sein, werden aber von Sammlern ebenfalls meist nur noch zur Dekoration verwendet.
Als neuzeitlich bezeichnete Antiquitäten sind zum Beispiel Design-Gegenstände des 20. Jahrhunderts zu nennen. Viele Antiquitätenhändler haben sich im Laufe der Zeit auf einige wenige Stilrichtungen oder Antiquitätengattungen (z. B. Möbel, Uhren, Porzellan usw.) spezialisiert.
Literatur
- Walter Grasser: Antiquitäten als Kapitalanlage, München Heyneverlag 1975, ISBN 3-453-41125-0.
- Walter Grasser: Antiquitäten als Hobby. München 1977, ISBN 3-453-41214-1
- Rudolf Majonica: Küchenantiquitäten, Battenberg Verlag Augsburg 1997, ISBN 3-89441-343-3
- Helmut Seling (Hrsg.): Keysers Kunst- und Antiquitätenbuch, 3 Bände. Keysersche Verlagsbuchhandlung, Heidelberg (später München) 1957, 1959, 1967.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kunstlexikon BeyArs.com
- ↑ Antike. Duden online
- ↑ Altertümer. Duden online
- ↑ bfn.de
- ↑ bundestag.de (PDF)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Antiquität aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |