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Arthur Schloßmann

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Arthur Schloßmann (auch Arthur Schlossmann; geb. 16. Dezember 1867 in Breslau; gest. 5. Juni 1932 in Düsseldorf) war ein deutscher Pädiater und Sozialhygieniker, jüdischer Abstammung, sowie Gründer der weltweit ersten Klinik für kranke Säuglinge in Dresden im Jahr 1898.

Schloßmann besaß auch eine beachtliche Sammlung von Moulagen zur Ausbildung von Säuglingsschwestern, welche später im Ausstellungskonzept des Deutschen Hygiene-Museums eine große Rolle spielten.

Leben

Ausbildung und erste Tätigkeit als Arzt

Arthur Schloßmann wurde 1867 als Sohn des Kaufmannes Carl Schloßmann und seiner Frau Elise, geb. Wolf, in Breslau geboren; er wuchs jedoch in Dresden auf.[1] Schloßmann besuchte ab 1874 die Kreuzschule in Dresden und absolvierte im Jahr 1886 sein Abitur. Anschließend studierte er von 1886 bis 1891 Medizin in Freiburg, Leipzig, Breslau und München. Schloßmann promovierte 1891 in München als Assistent am 1890 gegründeten Kaiser und Kaiserin Friedrich-Krankenhaus in Berlin.

Im Jahr 1893 kehrte er von Berlin nach Dresden zurück und ließ sich als Kinderarzt in der Pfotenhauerstraße 26[1] in der Johannstadt, einem Arbeiterwohnviertel mit schlechten sozialen und hygienischen Bedingungen im Osten Dresdens, nieder.

Einsatz für die Säuglings- und Kindergesundheit

Am 1. März 1894 eröffnete er in seiner kinderärztlichen Praxis eine Poliklinik, die „armen, kranken Kindern unentgeltlich ärztliche Behandlung, im Falle der Noth auch freie Arzneimittel und Heilmittel“ gewährte. Das Ziel war eine Senkung der Säuglingssterblichkeit durch Intensivierung der poliklinischen Betreuung und Verbesserung der Säuglingsernährung. Der ordinierende Arzt wurde dabei von Albertinerinnen (später Rot-Kreuz-Schwestern genannt) unterstützt.

Am 20. März 1897 gründete Schloßmann in der Johannstadt in Zusammenarbeit mit Ärzten und Dresdner Bürgern den Verein Kinderpoliklinik mit Säuglingsheim.[1] Dieser führte die Praxis auf der Pfotenhauer Straße fort und ermöglichte eine Erweiterung und finanzielle Absicherung der Versorgung.[1] Im Säuglingsheim wurden erstmals Wärmeeinrichtungen zur Versorgung von Frühgeburten, die Vorläufer von Inkubatoren, eingesetzt.[2] Am 1. August 1898 gründete der Verein Kinderpoliklinik die erste Säuglingsklinik der Welt in der Arnoldstraße in Dresden.[3] Diese war eine Vorgängereinrichtung der heutigen Kinderklinik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.[4]

Arthur Schloßmann war ab 1893 an der Chemischen Abteilung der Technischen Hochschule Dresden, wo er Säuglingsnahrung bezüglich der Hygiene der Bestandteile untersuchte und Säuglingskrankheiten erforschte.[2] Im Jahr 1897 richtete Schloßmann ein Laboratorium für Ernährungsphysiologie ein und produzierte Säuglingsfertignahrung. Als Erster in Deutschland forderte und praktizierte er den ausschließlichen Einsatz von Frauenmilch als Ernährung kranker Säuglinge.[5] 1898 habilitierte er sich an der Fakultät für physiologische Chemie und allgemeine Physiologie an der Technischen Hochschule Dresden mit dem Thema Einige bedeutungsvolle Unterschiede zwischen Kuh- und Frauenmilch in chemischer und physiologischer Beziehung, mit besonderer Berücksichtigung der Säuglingsernährung. Anschließend hielt er Vorlesungen an der Hochschule. Am 4. April 1902 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt.

Im Jahr 1904 zogen die Kinderpoliklinik und das Säuglingsheim in einen Neubau im Osten der Stadt (Wormser Straße 4); Schloßmann wurde Direktor beider Einrichtungen. In enger Verbundenheit war auch die Zusammenarbeit mit Karl August Lingner, einem Förderer der hygienischen Volksbelehrung, denn Schloßmann arbeitete an fast allen von Lingner geschaffenen gemeinnützigen Einrichtungen mit. Lingner und Schloßmann waren gemeinsam Mitglied im Deutschen Verein für Volkshygiene, welcher von Lingner als der kraftvollste Bahnbrecher der Sozialhygiene bezeichnet wurde. Im Jahr 1907 musste jedoch die Stadt Dresden das Säuglingsheim (ausgenommen die Poliklinik) aufgrund finanzieller Schwierigkeiten übernehmen; die Leitung übernahm die Verwaltung des Stadtkrankenhauses Dresden-Johannstadt.[6]

Denkmal für Arthur Schloßmann im Universitätsklinikum Düsseldorf. Inschrift: „Dem Retter der Kinder“

Zwischen 1906 und 1932 wurde er als Ordinarius für Kinderheilkunde an die neu gegründete Akademie für praktische Medizin in Düsseldorf berufen. Darüber hinaus war Schloßmann stellvertretender Direktor der Städtischen Krankenanstalten Düsseldorf sowie Direktor der Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalt. Am 30. Mai 1923 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor für Kinderheilkunde der Medizinischen Akademie Düsseldorf.

Späte Jahre

Vom 26. Mai bis Oktober 1926 organisierte Arthur Schloßmann den Gesundheits- und Sozialteil der GeSoLei (Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen) in Düsseldorf. Im Mai 1927 wurde er in den Vorstand des „Fünften Wohlfahrtsverbandes“ (später: Paritätischer Wohlfahrtsverband) auf Reichsebene gewählt und gleichzeitig Vorsitzender des Provinzialverbandes Rheinland im Fünften Wohlfahrtsverband. Er behält diese Ämter bis zu seinem Tod. Im Juni 1932 wurde Schloßmann zum Ehrenbürger der Medizinischen Akademie Düsseldorf ernannt.

Grab Arthur Schloßmanns auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch

Nach seinem Tod im Jahr 1932 in Düsseldorf wurde Arthur Schloßmann auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch in Dresden beigesetzt.

Familie

Arthur Schloßmann heiratete am 5. Juni 1893 Clara Bondi (1871–1926), sie entstammte der jüdischen Anwaltsfamilie Kommerzienrat Bondi in Dresden und war Dozentin für Krankenkassen- und Versicherungswesen und Abgeordnete in Düsseldorf. Clara Schloßmann war Mitbegründerin des „Deutschen Verbandes für Hauspflege“ in Düsseldorf, als dessen Vorsitzende zugleich Vorstandsmitglied des „Bundes Deutscher Frauenvereine“. Ihre Tochter Erna (1895–1998), Kinderärztin und Sozialhygienikerin, heiratete Albert Eckstein (1891–1950), den ehemaligen Rektor der Kinderklinik Düsseldorf bis 1932.

Im Nachlassarchiv der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sind Briefe und Sonderdrucke Schloßmanns archiviert.[7] Ein Teil des Nachlasses von Arthur und Clara Schloßmann findet sich im ebenfalls dort aufbewahrten Nachlass Eckstein[8] nebst biografischem Abriss an der Universität Düsseldorf.

Werke

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ulf-Norbert Funke: Karl August Lingner. Leben und Werk eines sächsischen Großindustriellen. GRIN Verlag, 2007, ISBN 3-638-73507-9. S. 48
  2. 2,0 2,1 Ulf-Norbert Funke: Karl August Lingner. Leben und Werk eines sächsischen Großindustriellen. GRIN Verlag, 2007, ISBN 3-638-73507-9. S. 50
  3. Ulf-Norbert Funke: Karl August Lingner. Leben und Werk eines sächsischen Großindustriellen. GRIN Verlag, 2007, ISBN 3-638-73507-9. S. 49
  4. Geschichte der TU-Dresden. Auf: tu-dresden.de
  5. Ulf-Norbert Funke: Karl August Lingner. Leben und Werk eines sächsischen Großindustriellen. GRIN Verlag, 2007, ISBN 3-638-73507-9. S. 51
  6. Ulf-Norbert Funke: Karl August Lingner. Leben und Werk eines sächsischen Großindustriellen. GRIN Verlag, 2007, ISBN 3-638-73507-9. S. 54
  7. Prof. Dr. Arthur Schlossmann ULB Düsseldorf
  8. Prof. Dr. Albert Eckstein und Dr. Erna Eckstein-Schlossmann im Nachlassverzeichnis der ULB Düsseldorf
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Arthur Schloßmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.