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Rotes Rathaus
Das Rote Rathaus ist ein Gebäude an der Rathausstraße (bis 1951: Königstraße) in der historischen Mitte Berlins im Ortsteil Mitte. Als Berliner Rathaus war es einst der Sitz des Berliner Magistrats und ist heute Sitz des Berliner Senats und des Regierenden Bürgermeisters. Die Bezeichnung Rotes Rathaus stammt von der roten Klinkerfassade.
Geschichte
Das Gebäude wurde zwischen 1861 und 1869 nach einem Entwurf des preußischen Königlichen Baurats Hermann Friedrich Waesemann erbaut. Vorbild für die Architektur war das Rathaus in Thorn in Westpreußen. Die Architektur des Turms wurde an die Türme der Kathedrale von Laon in Frankreich angelehnt.
Der Bau ersetzte mehrere teilweise aus dem Mittelalter stammende Gebäude und nimmt einen ganzen Straßenblock ein. Die mittelalterliche Gerichtslaube, Teil des alten Rathauses, wurde erst 1871 abgerissen; Originalteile wurden in einer Kopie von Heinrich Strack im Park Babelsberg verwendet.
Außergewöhnlich ist der bauplastische Schmuck am umlaufenden Balkon in Höhe des ersten Stockwerks. Der Terrakottafries aus 36 je 4 × 6 Meter großen Relieftafeln mit Ereignissen der Geschichte Berlins und Brandenburgs vom 12. Jahrhundert bis zur Reichsgründung im Jahr 1871 wurde zwischen 1876 und 1879 von Ludwig Brodwolf (1839–1895), Alexander Calandrelli, Otto Geyer und Rudolf Schweinitz gestaltet.[1]
Im Jahr 1882 wurde eine Fernsprechanlage im Gebäude installiert.
Zwischen 1902 und 1911 erfolgte zur Entlastung des mittlerweile zu klein geratenen Gebäudes der Bau des Stadthauses am Molkenmarkt.[1]
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Gebäude abermals umgebaut. Als Gründe für den Umbau werden die Olympischen Spiele 1936 genannt.[2] Der Architekt war Richard Ermisch.
Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde das Rathaus von 1951 bis 1956 wieder aufgebaut und beherbergte infolge der deutschen Teilung und der damit verbundenen Teilung der Stadt den Ost-Berliner Magistrat, die Stadtverordnetenversammlung und war Sitz des Oberbürgermeisters von Ost-Berlin. Der West-Berliner Senat war bis 1991 im Rathaus Schöneberg untergebracht. Am 1. Oktober 1991[3] zog die wiedervereinigte Verwaltung offiziell wieder zurück ins Rote Rathaus. Es dient seitdem als Sitz des Berliner Senats und des Regierenden Bürgermeisters.
Von 2005 bis 2006 wurde die Bausubstanz am Turm erneuert. Innerhalb der einjährigen Sanierung wurden auch die Zifferblätter der Turmuhr neu vergoldet.[4]
Seit Juni 2010 erzeugt eine von der Berliner Energieagentur installierte Photovoltaikanlage mit 160 Solarmodulen (centrosolar) auf dem Flachdach des Gebäudes rund 36.000 Kilowattstunden Strom im Jahr.
Unmittelbar vor dem Roten Rathaus unter der Rathausstraße entsteht ab 2013 der künftige U-Bahnhof Berliner Rathaus. Dieser ist Teil der Verlängerung der Linie U5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor, mit deren Bau 2010 (erster Spatenstich) begonnen wurde und die 2019 eröffnet werden soll.[5] Den Bauarbeiten gingen archäologische Grabungen voraus, die unerwartet gut erhaltene Reste des mittelalterlichen Berliner Rathauses, des Rathausturms und der Gerichtslaube freilegten. Große Teile davon sollen erhalten und zukünftig in Form eines archäologischen Fensters präsentiert werden.[6]
Maurer beim Bau des Roten Rathauses,
Theodor Hosemann, 1861Ansicht vom Berliner Fernsehturm
Detail der Fassade mit Terrakotta-Relief
Literatur
- Wolfgang Dolgner: Rotes Rathaus. Buchhandlung minilibris, Berlin 2009.
Weblinks
- Rotes Rathaus. In: Structurae.
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Virtueller Rathausrundgang auf berlin.de
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Horst Ulrich, Uwe Prell, Ernst Luuk: Berliner Rathaus. In: Berlin Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt. FAB-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-927551-27-9, S. 109.
- ↑ Virtueller Rathausrundgang. Exkurs 1: Baugeschichte, berlin.de (Senatskanzlei)
- ↑ Horst Ulrich, Uwe Prell, Ernst Luuk: Berlin Handbuch, 1992, S. 108.
- ↑ Turmsanierung des Berliner Rathauses erfolgreich abgeschlossen. BIM – Berliner Immobilienmanagement GmbH, 24. Februar 2013, bim-berlin.de
- ↑ BVG: Lückenschluss
- ↑ Drucksache 17/10598. (PDF; 38 kB) Abgeordnetenhaus Berlin, 11. Juli 2012, abgerufen am 23. Januar 2012.
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