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Blankvers

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Der Blankvers ist ein reimloser fünfhebiger jambischer Vers oder auch jambischer Pentameter, der im männlichen Vers aus zehn, im weiblichen aus elf Silben besteht.

Das deutsche Wort ist eine Übernahme aus dem englischen blank verse. Das Adjektiv blank heißt eigentlich ‚leer‘ oder ‚unverziert‘ und bedeutet hier ‚reimlos‘. [1]

Als Beispiel sei der Beginn von Goethes Iphigenie genannt:

Heraus in eure Schatten, rege Wipfel
Des alten heil’gen, dichtbelaubten Haines,
Wie in der Göttin stilles Heiligtum,
Tret ich noch jetzt mit schauderndem Gefühl,
Als wenn ich sie zum ersten Mal beträte,
Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher […]

Die Entwicklung des Blankverses

Der Blankvers wird, vermutlich nach einem italienischen Vorbild, in der Mitte des 15. Jahrhunderts in England entwickelt und zum ersten Mal im Drama in Gordobuc (1561) von Sackville und Norton eingesetzt. Er wird schnell zum Standardversmaß des englischen Dramas, und die großen Dramatiker des 16. und 17. Jahrhunderts, unter ihnen Christopher Marlowe, Ben Jonson und vor allem William Shakespeare, entwickeln ihn weiter und verfeinern ihn. Er wird in England im 17., 18. und 19. Jahrhundert oft auch in der Gedankenlyrik und erzählenden Dichtung verwendet, unter anderem von John Milton in Paradise Lost und Paradise Regained.

In Deutschland findet der Blankvers, ausgehend von Übersetzungen aus der englischen Literatur, seit dem Ende des 17. Jahrhunderts - zunächst nur sporadisch - Verwendung, unter anderem bei Christoph Martin Wieland (Lady Johanna Gray, 1758) und Joachim Wilhelm von Brawe (Brutus, entstanden 1757/1758, erschienen 1768). Zum endgültigen Durchbruch verhilft ihm Gotthold Ephraim Lessing mit seinem „dramatischen Gedicht“ Nathan der Weise (1779). Die deutschen Dramatiker der Klassik und des 19. Jahrhunderts (Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich von Kleist, Franz Grillparzer, Friedrich Halm, Friedrich Hebbel u. a.) schreiben ihre Versdramen überwiegend in Blankversen.

Im Gedicht und Versepos kann sich der Blankvers dagegen in Deutschland nicht durchsetzen. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildet Friedrich Schillers Ballade Das verschleierte Bild zu Sais.

Der Blankvers als dichterisches Medium

Die Beliebtheit des Blankverses als dichterisches Medium rührt daher, dass er außerordentlich flexibel und variabel ist. Er hat keine feste Zäsur und Pausen sind nach jedem Wort möglich. Die Verse sind ziemlich frei in der Abfolge unbetonter und betonter Silben und sie können das vorgegebene jambische Schema fast ganz abstreifen und sich der Prosa annähern. Die syntaktischen Einheiten können sich der Verseinheit anpassen oder aber auch mühelos durch Enjambements (Zeilensprung) dieses Schema überspringen, Spannung erzeugen, das Sprechtempo beschleunigen oder verlangsamen. Mehrere - oft bis zu vier – Sprecher können sich einen Vers teilen und so Dramatik erzeugen. Lessing nutzt diese Möglichkeiten bereits voll aus. Andererseits kann der Blankvers, zum Beispiel im Monolog, auch mühelos zu einem gereimten Pentameter überwechseln und z. B. eine feierliche Stimmung verbreiten, was in dem Drama der Shakespearezeit die übliche Praxis ist.

Shakespeare hat im Verlauf seiner dramatischen Entwicklung die ganze Bandbreite durchschritten. Während in seinen frühen Dramen Satzeinheit und Verseinheit weitgehend zusammenfallen und der Satzrhythmus etwas monoton dem metrischen Schema folgt, bauen seine Verse in den späteren Werken oft durch kühne Enjambements und Durchbrechung der metrischen Regel dramatische Spannung auf.

Die Blankverse in den Dramen Goethes und Schillers vermeiden, dem klassischen Ideal folgend, eine größere Abweichung von dem vorgegebenen metrischen Schema. August Wilhelm Schlegel folgt ihnen zum Teil darin bei seiner Übersetzung der Shakespearedramen. Schiller belebt seine Blankverse in erster Linie durch Enjambements. Das zu Beginn gegebene Beispiel aus Goethes Iphigenie zeigt, wie eng Goethe sich an die vorgegebene metrische Regel hält.

Quellen

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Blankvers aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.