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Bodenkunde

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Ein Bodenkundler vor einem Bodenprofil

Die Bodenkunde, Bodenwissenschaft oder Pedologie (von griechisch πέδον pédon ‚Boden‘ und λόγος lógosLehre‘), seltener Edaphologie (altgr. ἔδαφος edaphos ‚Erdboden‘), ist eine Wissenschaft, die sich mit der Bodenentstehung aus dem Gesteins-Untergrund, der Bodenentwicklung, den Bodenpartikeln, den Bodeneigenschaften und der Bodenklassifizierung befasst.

Als Boden oder Krume bezeichnen Pedologen die obersten, meist stark belebten und porösen Dezimeter der Erdoberfläche, in denen die Pflanzen wurzeln. Böden entstehen aus dem darunterliegenden Gestein durch Verwitterung und die Tätigkeit der Bodenlebewesen.

Geschichte und Definition

Die Bodenkunde etablierte sich als eigene wissenschaftliche Disziplin im 19. Jahrhundert, wozu der russische Geograf und Geologe Wassili Wassiljewitsch Dokutschajew und auch Charles Darwin entscheidend beitrugen. Im 20. Jahrhundert wurde in Europa die nach Bodentypen gegliederte Bodenkartierung zu einer weithin anerkannten staatlichen Aufgabe und wird heute auch im Zusammenhang mit den Problemkreisen Gewässer- und Umweltschutz, gezielte (sparsame) Düngung und Förderung von standortgerechter (naturnaher) Vegetation gesehen. Seit etwa 1985 wurde deshalb in den deutschsprachigen Ländern begonnen, amtliche Bodeninformationssysteme zu entwickeln (siehe GeoLIS und Raumbezogenes Informationssystem, RIS).

Der Begriff Boden wird in den einzelnen Geowissenschaften recht unterschiedlich verwendet. Die Bodenkunde definiert den Begriff (nach Winfried Blum 1986, Hochschule für Bodenkultur Wien) als oberste, durchschnittlich etwa einen Meter starke Schicht der Erdoberfläche folgendermaßen:

„Böden sind von der Erdoberfläche bis zum Gestein reichende, in Horizonte (Stratigraphie) gegliederte, lebenerfüllte und reaktionsfähige Lockerdecken, die durch Umwandlung anorganischer und organischer Ausgangsstoffe – unter Zufuhr von Energie und Stoffen aus der Atmosphäre – neu entstanden sind und in denen diese Umwandlungsprozesse weiter ablaufen.“

Da Böden aus fester, gasförmiger und flüssiger Phase bestehen, stellen sie ein dreiphasiges, dynamisches, geo- und bioökologisches System dar.

Interdisziplinäre Wissenschaft

Die Bodenkunde ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die Erkenntnisse und Methoden verschiedener Fachgebiete verwendet. Hierzu zählen

Die Erkenntnisse der Bodenkunde sind in der Ökologie, der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft von grundlegender Bedeutung. Letztere befassen sich mit dem Kulturboden, der seit den Anfängen des Ackerbaus in der Jungsteinzeit das Fundament menschlichen Überlebens bildet.

Auf Basis der traditionellen Bodenklassifizierung hat sich in der Forstwissenschaft eine Sicht des Bodens als Geoökosystem entwickelt. Die Prognosen über die Auswirkungen anthropogen bedingter Elementeinträge auf den Bioelement-Haushalt von Böden sind durch Langzeituntersuchungen bestätigt worden.

Die Bodenkunde liefert – im Rahmen der Materialwissenschaften – auch bodenmechanische, erdstatische und hydrometrische Grundlagen für die Geotechnik und Baustatik, wie sie im Grundbau benötigt werden.

Verschiedene Bodenarten in Probeschalen

Bedeutung für den Umweltschutz

Bodenschutz, das heißt die nachhaltige Bewahrung der Funktionalität des Bodens, sie vor allem durch „gute fachliche Praxis“ zu sichern oder wiederherzustellen, ist unter anderem im deutschen Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) verankert. Hierzu sind schädliche Bodenveränderungen möglichst zu vermeiden oder anhaltend negative Funktionalität gegebenenfalls zu sanieren. Zu den negativen Veränderungen werden neben der mechanischen Bodenverdichtung auch chemische Verunreinigungen durch Altlasten und hierdurch verursachte Gewässerverunreinigungen gezählt. Eine zu starke anthropogene Beanspruchung führt zu diesen Degradationen, die sich zunehmend durch Bodenerosion (siehe auch Dust-Bowl), Flächenversiegelung oder nachlassende Bodenfruchtbarkeit messen lassen. Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Rolle als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte so weit wie möglich vermieden werden.

Studium

Bodenkunde wird im deutschsprachigen Raum meist interdisziplinär gelehrt. Der weiterführende Masterstudiengang "Bodennutzung und Bodenschutz" der Hochschule Osnabrück stellt den Boden in den Mittelpunkt. An der Universität Hohenheim kann man Bodenwissenschaften als Vertiefung im Bachelor- und im Masterstudiengang Agrarwissenschaften studieren. Bodenkundliche Lehrinhalte werden in den grundlegenden und weiterführenden Studiengängen wie Forstwissenschaft, Geographie, Geoökologie, Land- und Forstwirtschaft, Arboristik sowie den Umweltwissenschaften vermittelt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Pedologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Bodenkunde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikiversity: Institut für Bodenkunde – Kursmaterialien, Forschungsprojekte und wissenschaftlicher Austausch
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Bodenkunde aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.