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Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt

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Die so genannte Lodzer Getto-Chronik ist ein kollektives Tagebuch in polnischer und deutscher Sprache, das Aufzeichnungen über das Leben und Sterben von mehr als 200.000 Juden enthält, die im Ghetto Litzmannstadt zwischen 1940 und 1944 unter extremsten Bedingungen ums Überleben kämpften.

Die Edition der Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt war ein Projekt der Arbeitsstelle Holocaustliteratur in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität und dem Staatsarchiv Łódź. 2007 erschien eine vollständige deutsche Ausgabe, 2009 wurde die polnische Version publiziert. Seit Juni 2011 ist das letzte Jahr der Getto-Chronik auch online[1] verfügbar.

Die Lodzer Getto-Chronik

Die Chronik wurde zwischen Januar 1941 und Juli 1944 von etwa 15 Mitarbeitern verfasst, die vor dem Krieg überwiegend als Wissenschaftler, Schriftsteller oder Journalisten tätig waren.

Der halb-offizielle Charakter der Chronik (sie entstand zwar im Verborgenen, aber doch im Auftrag des „Judenältesten“ Mordechai Chaim Rumkowski) macht sie zu einem wichtigen Intertext und zu einer Referenzfolie für viele andere Texte (Memoiren, Tagebuchaufzeichnungen, aber auch fiktionale Literatur). Es entsteht ein vielschichtiges Bild vom Leben im Getto und der Stellung bzw. dem Selbstverständnis der Mitglieder der sogenannten "jüdischen Selbstverwaltung". Für die historische Forschung ist die Chronik von unschätzbarem Wert: In ihr fanden die Deportationen Eingang, sie verzeichnet alle relevanten Tagesereignisse, und sie zeigt die Verbindungen von Getto- und Stadtverwaltung auf.

Zu den eher trockenen Berichtspassagen treten im Laufe der Zeit immer stärker feuilletonistische Passagen („Kleiner Gettospiegel“, „Man hört, man spricht“, „Getto-Humor“), die die Chronik auch zu einem wichtigen literarischen Text machen. Die Chronik berichtet immer tagesaktuell, eventuell bemerkte Fehler werden immer in den darauf folgenden Tagesberichten korrigiert. Eine interne Zensurkommission prüfte die Texte, bevor sie in die Akten aufgenommen wurden: Sie sollte die Autoren zum einen vor Übergriffen der Deutschen bewahren, falls die Chronik in deren Hände fiel, und sie vor Repressalien durch Rumkowski schützen, der großen Wert auf eine positive Darstellung seiner Person legte.

Siehe auch

Zur Textentstehung und den behandelten Themen sollte zum Vergleich das so genannte Ringelblum-Archiv, ein Untergrundarchiv aus dem Warschauer Ghetto, herangezogen werden.

Textausgabe

  • Die Chronik des Gettos Lodz / Litzmannstadt. Hrsg. von Sascha Feuchert, Erwin Leibfried, Jörg Riecke. 5 Bände. Göttingen: Wallstein 2007. ISBN 978-3-89244-834-1 (Schriftenreihe zur Lodzer Getto-Chronik).
  • Kronika Getta Lodzkiego / Litzmannstadt Getto 1941-1944. Opracowanie i redakcja naukowa Julian Baranowski, Krystyna Radziszewska, Jacek Walicki, Ewa Wiatr, Piotr Zawilski u.a. 5 Bände. Lodz: Archivum Panstwowe w Lodzi / Wydawnictwo Uniwersytetu Lodzkiego 2009. ISBN 978-83-906809-2-7.

Literatur

  • Sascha Feuchert: Oskar Rosenfeld und Oskar Singer. Zwei Autoren des Lodzer Gettos – Studien zur Holocaustliteratur. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften. 2004. (Gießener Arbeiten zur Neueren Deutschen Literatur und Literaturwissenschaft: Bd. 24)
  • Hanno Loewy Hrsg. „Unser einziger Weg ist Arbeit“ Das Getto in Lodz, 1940 - 1944. Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main. Wien 1990.
  • Markus Roth: "Flaschenpost für spätere Leser". Die erste vollständige deutschsprachige Edition der Chronik des Gettos Litzmannstadt. [1] pdf

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.