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Abtei Cluny

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Wappen der Abtei von Cluny
Modell der ehemaligen Klosteranlage von Cluny
Ostflügel der Abtei
Der Tour Fabry am Ende der Nordmauer des Klosters
Inneres des Querhauses

Die Abtei von Cluny [klyˈni] in Burgund war als Ausgangspunkt bedeutender Klosterreformen eines der einflussreichsten religiösen Zentren des Mittelalters. Ihre Kirche war zeitweise das größte Gotteshaus des Christentums. Mehrere Gebäude der Benediktinerabtei und einige Reste der im Zuge der Französischen Revolution abgerissenen Abteikirche im Zentrum der gleichnamigen französischen Stadt Cluny sind erhalten. Als erstes Monument in Frankreich hat der französische Staat die Abtei 2007 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Im Mai 2005 erklärte der Europarat das virtuelle Netz der „Cluniazensischen Stätten“ zu einem „Kulturweg“.[1][2]

Geschichte

Gründung: Unabhängigkeit von der weltlichen Gewalt

Cluny wurde mit Urkunde vom 11. September 910 durch Wilhelm I. Herzog von Aquitanien und Graf von Mâconnais als Benediktinerkloster gegründet. Dabei verzichtete Herzog Wilhelm auf jede Gewalt über das Kloster und schloss jegliche Einmischung weltlicher oder geistlicher Gewalt in die internen Angelegenheiten des Klosters aus (Exemtion und Immunität). Insbesondere wurde auf die wirtschaftliche Nutzung verzichtet. Das Kloster selbst wurde unter den direkten Schutz des Papstes gestellt. Für die Verhältnisse des 10. Jahrhunderts war dies eine Neuerung. Wilhelm ernannte lediglich den ersten Abt Berno und erlaubte dem Konvent danach eine freie Abtswahl. Diese beiden Neuerungen, Exemtion und freie Abtswahl, trugen wesentlich zur Entfaltung Clunys bei. Zusammen mit einer strengen Auslegung der Benediktusregel machten sie Cluny zum Ausgangs- und Mittelpunkt der cluniazensischen Reform, in deren Blütezeit etwa 1.200 Klöster mit rund 20.000 Mönchen zu Cluny gehörten. Eines der wichtigsten Priorate lag in La Charité-sur-Loire. Bemerkenswert war die straffe Ordnung innerhalb der Gemeinschaft. Im Auftrag von Abt Hugo schrieb der Heilige Ulrich von Zell zwischen 1079 und 1086 sein Werk Constitutiones Cluniacenses, ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden. Noch heute gibt es eine rege Diskussion über die Cluniazensische Bewegung, welche von der Abtei ausging.

Gebet und Liturgie als Hauptaufgabe der Mönche

Die Liturgie stand in Cluny im Vordergrund und in deren Zentrum das Memento mori mit der Warnung vor der Vanitas der Welt. Mit der Zeit wurde das Chorgebet immer umfangreicher. So betete jeder Mönch unter Abt Hugo täglich 215 Psalmen, gegenüber den von Benedikt in seiner Regel vorgesehenen 37 Psalmen täglich. Wegen des umfangreichen liturgischen Dienstes wurde die Handarbeit von den Mönchen vernachlässigt, die sich dazu Konversen ins Kloster holten. Die Klosterwirtschaft beruhte aber im Wesentlichen auch nicht auf der Arbeit der Konversen, sondern auf den Pachtzahlungen und Abgaben der Bauern, die auf den umfangreichen Besitzungen des Klosters lebten.

Innerhalb der Liturgie nahm das Totengedenken eine zentrale Stellung ein. Abt Odilo führte als allgemeinen Gedächtnistag für alle Verstorbenen den Allerseelentag ein, der später in der gesamten katholischen Kirche eingeführt wurde und bis heute begangen wird.

Die Armenfürsorge

Neben der Liturgie war der Gedanke der Armenfürsorge für Cluny von besonderer Bedeutung. Von Anfang an richteten die Mönche zwölf, später achtzehn ständige Wohnplätze für Arme ein, die dauerhaft innerhalb der klösterlichen Gemeinschaft lebten. Außerdem findet sich bereits in der Gründungsurkunde die Bestimmung, „es sollten, wenn es die Möglichkeiten am Ort erlaubten ‚täglich die Werke der Barmherzigkeit den Armen, Bedürftigen, Fremden, die des Weges daher kämen, und Pilgern mit höchster Anspannung erwiesen werden‘“ (zitiert nach Wollasch, S. 25; vgl. Literaturhinweise). Die Verantwortung für diese Versorgung der Armen, „die des Weges daher kämen“ – ihre Zahl soll nach den zeitgenössischen Quellen groß gewesen sein – trug der Elemosinar. Der Mönch, der dieses Amt innehatte, hatte außerdem zusammen mit seinen Gehilfen die Aufgabe, auf einem wöchentlichen Rundgang durch die Siedlung Cluny, die das Kloster umgab, die Notleidenden aufzusuchen und ihnen zu helfen. Symbolischer Höhepunkt der Armenfürsorge in Cluny war die rituelle Fußwaschung für die Armen am Gründonnerstag: Nach einer besonderen Messfeier, der „Messe der fremden Pilger“, wurden den anwesenden Armen von Mönchen die Füße gewaschen, getrocknet und geküsst. Daraufhin erhielten sie Nahrung, Wein, einen Handkuss und genug Geld, um bis zum nächsten Kloster gelangen zu können.

Auch mit dem für Cluny so wichtigen liturgischen Totengedenken war eine im Laufe der Zeit immer umfangreicher werdende Armenfürsorge verknüpft: Verstarb einer der Mönche, wurde die ihm zustehende Essensration 30 Tage lang und – was auf lange Sicht viel wichtiger war – bei jeder Wiederkehr seines Todestags an einen Armen ausgegeben. Da diese alljährlichen Almosenausgaben zeitlich unbegrenzt sein sollten und durch die Todesfälle im Kloster ständig an Zahl zunahmen, führte diese Regelung zu einer umfangreichen Armenfürsorge, die im Laufe der Zeit zu einer großen Belastung des Klosters wurde. In der Mitte des 12. Jahrhunderts sollen in den cluniazensischen Totenbüchern die Namen von 18 000 Verstorbenen eingetragen gewesen sein, für die diese Form des Totengedenkens zu praktizieren war. Da dies nicht mehr zu finanzieren war, reduzierte Abt Petrus Venerabilis die entsprechenden Ausgaben, ohne sie jedoch ganz abzuschaffen.

Entwicklung des Klosters und seines Ordensverbandes

Von 927 bis 1156 wurde Cluny von fünf einflussreichen Äbten regiert, die zugleich Freunde und Ratgeber von Kaisern, Königen, Fürsten und Päpsten waren.

Bereits der erste Abt, Berno, brachte Reformideen aus seinem vorherigen Kloster mit. Damit wurden die Ideen von Benedikt von Aniane (750–821) wieder aufgenommen. Im Mittelpunkt stand die Rückkehr zu den Klosterregeln des hl. Benedikt, der Regula Benedicti, und der Kampf gegen die Verweltlichung des Klosterlebens. Unter Abt Berno entstand der Cluniazensische Verband.

Sein Nachfolger Odo baute den Verband aus. Dabei wurden entweder neue Priorate von Cluny aus gegründet oder die Kommunität einer bereits bestehenden Abtei schloss sich Cluny an. Auch wurden Bitten von adeligen Klosterherren an Odo herangetragen, in ihren Klöstern Reformen nach dem Vorbild Clunys durchzuführen. Dafür verzichteten die Adeligen auf ihren Einfluss auf diese Klöster.

Kreuzgang

Im Cluniazensischen Verband gab es vier Stufen von eingegliederten Klöstern: In Prioraten war der Abt von Cluny direkter Oberer. Geleitet wurden diese Priorate von einem Prior, der dem Abt von Cluny gegenüber ein Treuegelöbnis ablegen musste. Die nächste Stufe war die der inkorporierten Abteien. Die Abteien dieser Stufe unterschieden sich von Prioraten dadurch, dass sie einen eigenen Abt hatten, der aber dem Abt von Cluny unterstand und diesem ein Treuegelöbnis leisten musste. Die dritte Stufe war die der abhängigen, von Cluny kontrollierten Abteien. Dies waren in der Regel große Abteien mit intaktem Wirtschaftsbetrieb, die vorher dem Papst unterstellt waren und die dieser zu Reformen Cluny übergab und dabei die je eigene Rechtsstellung einer Abtei zu Cluny festlegte. So ernannte etwa der Abt von Cluny den Abt einer solchen Abtei oder war doch bei seiner Ernennung wesentlich beteiligt. Die vierte Stufe war die der Abteien, die die Lebensgewohnheiten von Cluny übernahmen, aber selbständig blieben. Die klösterliche Disziplin im Verband wurde durch die Kontrolle der eingegliederten Klöster durch den Abt von Cluny aufrechterhalten.

Modell. Die in Holz ausgeführten Gebäudeteile wurden zerstört.

Durch seine Prachtentfaltung übte Cluny auch eine hohe Anziehung auf Adlige wie z. B. den Markgrafen Hermann I. (Baden) aus, sodass das Kloster reiche Schenkungen von Vermögenden bekam. Die Abtei besaß zu dieser Zeit ein enormes Geldvermögen. Trotz der äußeren Pracht wurde in der Blütezeit des Klosters Wert auf strenge Askese gelegt. Der Abt beispielsweise hatte nicht, wie Benedikt in seiner Regel erlaubt und es auch sonst praktiziert wurde, eine eigene Wohnung im Klosterbereich, sondern lebte mit den Mönchen.

Nach Abt Petrus Venerabilis, in dessen Zeit auch die Auseinandersetzung mit Bernhard von Clairvaux und den Zisterziensern fällt, begann Mitte des 12. Jahrhunderts der Niedergang Clunys. Es setzte eine Phase der Stagnation in der Ausbreitung des cluniazensischen Verbandes ein. Außerdem zeigten einige Klöster des Verbandes Verselbständigungstendenzen. Cluny selbst hatte zunehmend mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.

Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter den Einfluss der französischen Könige, was dazu führte, dass das Recht der freien Abtswahl durch die Mönche verloren ging. Der Tiefpunkt war im 15. Jahrhundert erreicht. Nun wurde die Abtei wie auch viele andere französische Klöster von so genannten Kommendataräbten beherrscht, d. h. Äbten, die ihre Würde ohne echte Amtspflichten als Belohnung vom französischen König bekommen hatten, die Einkünfte der Abtei für sich persönlich nutzten und nicht unbedingt dauerhaft in Cluny lebten. Der Klosterverband verlor seinen internationalen Einfluss.

Im 17. Jahrhundert kam es zu einer Nachblüte: Cluny wurde dem benediktinischen Reformorden der Mauriner angeschlossen, die das Kommendesystem bekämpften. Ausdruck dieser „Wiederbelebung“ war der Abriss weiter Teile der romanischen und gotischen Konventgebäude, welche durch noch heute existierenden barocken Neubauten ersetzt wurden.

In der Folge der französischen Revolution wurde die Abtei aufgehoben und ihr Besitz konfisziert. Die Klosterkirche blieb zunächst jedoch weitgehend unversehrt. Erst unter der Herrschaft Napoleons wurden 1810 große Teile der Klosterkirche gesprengt und danach als Steinbruch für den Bau des „Haras National“ (Pferdezucht) und weiterer Gebäude in Cluny genutzt. Die erhaltenen barocken Klostergebäude dienen heute als Ingenieurschule.

Abteikirche

Das Kloster von Cluny: Eingang zur Abtei (Zeichnung, 18. Jahrhundert oder früher)
Plan der dritten und letzten Abteikirche
Cluny III, Rekonstruktion

Ihre Entwicklung verdankt die Abtei in besonderer Form den ersten sechs Äbten. Auch die Abteikirche von Cluny wurde den Anforderungen des vermehrten liturgischen Dienstes angepasst und zweimal umgebaut, einmal unter Abt Maiolus (981, Cluny II) und ein weiteres Mal unter Abt Hugo (1089, Cluny III). Cluny II war die erste Kirche mit einer stufenförmigen Choranlage. Anstelle der älteren halbrunden Apsiden, die sich unmittelbar an das Querschiff anschlossen, reichte der Chor von Cluny II weit nach Osten und bestand aus drei Schiffen, die seitlich durch Arkaden miteinander verbunden waren. Der Ursprung dieser Dreiteilung wird nicht bei den drei Apsiden der frühbyzantinischen Kirchen Syriens (etwa im Gebiet der Toten Städte), sondern in den georgischen Dreikirchenbasiliken des 6. bis 10. Jahrhunderts vermutet. Erhaltene Beispiele sind die Klosterkirchen von Dsweli Schuamta und Nekressi.[3] Die Kirche besaß eine Flachdecke. Einige Kirchen mit Flachdecke, wie zum Beispiel die Klosterkirche in Alpirsbach, folgen diesem Einfluss. Auch das Kloster von Hirsau (begonnen 1082) wurde Cluny II nachempfunden, obwohl dieser Baustil bereits „veraltet“ und Cluny III schon im Bau war.

Die Weihe des Hochaltars der Klosterkirche Cluny III fand 1095 statt. Der Bau hielt bis ins 12. Jahrhundert an. Cluny III war bis zum Wiederaufbau von Sankt-Peter im Vatikan der größte Kirchenbau der Christenheit mit einem fünfschiffigen Langhaus von 187 m Länge und zwei Querschiffen, von denen heute nur noch letztere teilweise erhalten sind. Der Grundriss mit doppelten Seitenschiffen wurde nach vielen Jahrhunderten des Vergessens von den konstantinischen Kirchen wie Alt-St. Peter übernommen. Besonders beeindruckend bei Cluny III war das Gewölbe mit einer Spanne von 12,20 m bei einer Höhe von 30,48 m. Der Cluniazenserorden hatte einen besonderen Einfluss auf die Architektur der damaligen Zeit. Allerdings sind viele Bauwerke des cluniazensischen Baustils nicht mehr erhalten. Der Grundriss von Cluny III mit den doppelten Seitenschiffen lebt jedoch in vielen Kirchen fort, so zum Beispiel in der Kathedrale Notre-Dame in Paris. 1810 wurden große Teile der Anlage gesprengt.

Siehe auch

Literatur

Aufsätze
Bücher
  • Kenneth John Conant: Cluny. Les églises et la maison du chef d'ordre (= The Mediaeval Academy of America. Publication. Bd. 77, ISSN 076-583X(?!?!)). The Mediaeval Academy of America, Cambridge MA 1968.
  • Bonaventura Egger: Geschichte der Cluniazenser-Klöster in der Westschweiz bis zum Auftreten der Cisterzienser (= Freiburger historische Studien. Bd. 3, ZDB-ID 521894-9). Universitäts-Buchhandlung, Freiburg (Schweiz) 1907 (zugleich: Freiburg (Schweiz), Universität, Dissertation, 1905).
  • Kassius Hallinger: Gorze-Kluny. Studien zu den Monastischen Lebensformen und Gegensätzen im Hochmittelalter (= Studia anselmiana. Bd. 22–25, ISSN 2036-8437). 2 Bände. Herder, Rom 1950–1951 (zugleich: Würzburg, Universität, Dissertation, 1948; Neuauflage, um ein Vorwort von Heinrich Schmidinger vermehrter Nachdruck. Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1971).
  • Ernst Sackur: Die Cluniacenser in ihrer kirchlichen und allgemeingeschichtlichen Wirksamkeit bis Mitte des 11. Jahrhunderts. 2 Bände. Niemeyer, Halle/Saale 1892–1894.
  • Ernst Werner: Die gesellschaftlichen Grundlagen der Klosterreform im 11. Jahrhundert. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1953 (zugleich: Leipzig, Universität, Dissertation, 1952).
  • Joachim Wollasch: Cluny – „Licht der Welt“. Aufstieg und Niedergang der klösterlichen Gemeinschaft. Artemis und Winkler, Zürich u. a. 1996, ISBN 3-7608-1129-9.

Weblinks

 Commons: Abbaye de Cluny – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.coe.int/t/dg4/cultureheritage/culture/routes/cluny_en.asp
  2. http://www.sitesclunisiens.org/article.php?sid=234
  3. Ernst Badstübner: Überlegungen zum Ursprung des dreischiffigen Presbyteriums an Klosterkirchen des benediktinischen Reformmönchtums. Ein Vergleich mit den Dreikirchenbasiliken in Georgien. In: Ernst Badstübner: Baugestalt und Bildfunktion. Texte zur Architektur- und Kunstgeschichte. Lukas, Berlin 2006, ISBN 3-86732-002-0, S. 58–68.
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