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Die Welt
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Die Welt (Eigenschreibweise: DIE WELT) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung der Axel Springer SE. Von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs in der Britischen Besatzungszone in Hamburg gegründet, erschien sie erstmals am 2. April 1946 und wurde 1953 von Axel Springer übernommen.
Das Blatt wird dem bürgerlich-konservativen Spektrum zugerechnet. Wirtschaftspolitisch ist sie deutlich wirtschaftsliberal eingestellt.[2] Die Welt beinhaltet tägliche Regionalausgaben in Berlin und Hamburg, 1997 bis 2002 auch in Bremen und 2002 kurzzeitig in Bayern. Die Zentralredaktion von Welt und Welt am Sonntag befindet sich in Berlin. Hier wird ebenfalls die Berliner Morgenpost erstellt. Ab 2002 wurde die Zusammenlegung der drei Redaktionen umgesetzt.[3]
Die Welt wird in 130 Ländern verkauft und erscheint im Nordischen Format. Ihre Hauptkonkurrentinnen sind die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Zusammen mit der nicht einzeln ausgewiesenen Welt Kompakt hat die Welt eine verkaufte Auflage von 200.854 Exemplaren.[4]
Die Welt ist Gründungsmitglied der European Dailies Alliance (EDA), in der sie zurzeit mit den ausländischen Tageszeitungen Daily Telegraph, Le Figaro und ABC in der internationalen Berichterstattung redaktionell zusammenarbeitet und kooperiert.
Entwicklung
Die Welt erschien zum ersten Mal am 2. April 1946 zum Preis von 20 Pfennig. Das Konzept der Zeitung war, Fakten scharf von Kommentaren zu trennen, in den Leitartikeln kamen gegensätzliche Standpunkte zur Sprache. Unter dem seit Frühjahr 1946 amtierenden Chefredakteur, dem SPD-Mitglied und ehemaligen Insassen des KZs Bergen-Belsen Rudolf Küstermeier, kollidierte das Blatt mehrmals mit den britischen Besatzungsbehörden, die die Welt als PR-Organ nutzen wollten. Die Auflage stieg bis auf eine Million Exemplare, so dass beim anstehenden Verkauf 1952 an Interessenten kein Mangel herrschte. Für zwei Millionen DM erhielt Axel Springer den Zuschlag.
Unter dem ersten Springer-Chefredakteur, dem rechtskonservativen Hans Zehrer (der bereits 1946 kurzzeitig das Blatt geleitet hatte, aufgrund seiner Vergangenheit aber von den Briten abgesetzt worden war), wandelte sich das einst liberale Blatt zur „großen nationalen Zeitung“, wie sie 1965 offiziell tituliert wurde. Autoren wie Ilse Elsner, Sebastian Haffner und Erich Kuby beendeten allmählich die Mitarbeit. Für die Welt arbeiteten Journalisten wie Winfried Martini, Friedrich Zimmermann oder der ehemalige Pressechef im NS-Außenministerium Paul Karl Schmidt alias Paul Carell, der von 1958 bis 1979 für die Welt schrieb.[5] Dessen damaliger Mitarbeiter Hans Georg von Studnitz sowie konservative Schreiber wie Matthias Walden und William Schlamm prägten kurzfristig den Charakter der Zeitung.
Bei der Springer-Kampagne während der Studentenprotesten in den 1960er Jahren gegen Axel Springer wurde auch Die Welt Zielscheibe von Kritik. Die Zentralredaktion der Welt zog 1975 von Hamburg nach Bonn und 1993 nach Berlin, die der Welt am Sonntag folgte 2001 von Hamburg nach Berlin.[6]
Seit Herbst 1998 gibt es eine wöchentliche Literaturbeilage, die nach der 1925 von Willy Haas gegründeten Literaturzeitschrift Die literarische Welt benannt ist. Die Welt erhielt in den Jahren 2002 und 2005 jeweils eine Rüge vom Deutschen Presserat.[7] Nach 40 Jahren schrieb Die Welt 2007 erstmals wieder schwarze Zahlen.
2010 übernahm der vorherige Chefredakteur Thomas Schmid die Position des Herausgebers. Jan-Eric Peters wurde Chefredakteur aller Welt-Publikationen.[8]
Am 26. Oktober 2012 gab der Verlag Axel Springer bekannt, die Redaktion der Zeitung Die Welt noch vor dem Jahresende mit der des Hamburger Abendblattes zusammenzulegen. Die Zentralredaktion wurde in Berlin angesiedelt. In Hamburg blieb nur noch eine Abendblatt-Lokalredaktion bestehen. Dies ist auch im Zusammenhang mit der fünfjährigen Standortgarantie für Hamburg zu sehen, die beim Berlin-Umzug der Bild-Zeitung gegeben wurde und am 30. Juni 2013 auslief.
Mit dieser neuen Strategie steht die weitere Existenz der Welt als Printversion zur Disposition. Der Verlag will im Falle neuer Einbrüche „keine lebensrettenden Maßnahmen“ für die gedruckte Ausgabe mehr ergreifen. Von Bedeutung ist aus dem Welt-Umfeld nur noch die Online-Redaktion und die Welt am Sonntag. Deshalb wurde die gesamte Redaktion auf die Online-Ausgabe ausgerichtet. Alle Inhalte werden online first veröffentlicht, weshalb die Redaktion auch durchgehend von frühmorgens bis zum späten Abend thematisch vollständig besetzt sein muss.[9] Die Medienseite der taz fasst den Wandel wie folgt zusammen: „Kurz vor Feierabend wird zwar noch eine Zeitung gedruckt, doch das ist eher ein Abfallprodukt dessen, was für welt.de sowieso geschrieben wurde. Eine Papierausgabe für all die treuen Abonnenten, die noch nicht gestorben sind. Fast ohne störende Anzeigen.“[9]
2014 wurde bekannt, dass rund 42 % der gemeldeten verkauften Auflage nicht an Abonnenten oder in den Straßenverkauf gehen, sondern als Bordexemplar oder per Sonderverkauf abgesetzt werden. Der Verlag erhält dafür keine oder wesentlich geringere Erlöse.[10]
Auflage
Die Auflage der Welt wird gemeinsam mit der Welt Kompakt ausgewiesen. Sie beträgt gegenwärtig 200.854 Exemplare[11] im Zeitraum von montags bis freitags. Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 48,4 Prozent.
Entwicklung der verkauften Auflage[12]
Online-Ausgabe
Unter dem Namen Welt Online wurde das Nachrichtenportal der Welt Gruppe im Internet entwickelt.[13] Die Website der Zeitung wurde 1995 gestartet und bietet ein kostenloses elektronisches Zeitungsarchiv aller Artikel seit der Digitalisierung ab Mai 1995. Ein PDF-Ganzseitenarchiv erlaubt ferner das Herunterladen von einzelnen Seiten, ausgewählten Bereichen (z. B. „Titel“, „Deutschland“, „Ausland“) oder einer kompletten Ausgabe der seit dem 9. Januar 2001 erschienenen Nummern.
Am 10. September 2012 wurde der Internetauftritt in Die Welt umbenannt und zum Kern der Veröffentlichungen gemacht. Ziel ist es, einen einheitlichen Namensauftritt aller Medien der Welt-Gruppe zu erreichen, ausgenommen davon ist die Zeitung Welt am Sonntag.[14]
Am 12. Dezember 2012 führte Die Welt als erste überregionale Tageszeitung in Deutschland für ihren Internetauftritt ein Bezahlsystem ein.[15] Nutzer können seitdem pro Kalendermonat 20 Artikel kostenlos abrufen, danach wird beim Abruf eines weiteren Artikels der Abschluss eines Abonnements verlangt.[16] Dieses kostet (Stand September 2013) mindestens 4,49 Euro für einen Monat.
Nach dem ersten halben Jahr mit einer Paywall zog der General Manager von Welt Online bei einer Tagung des BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) eine erste Zwischenbilanz. Die konkrete Zahl der Zahler nannte er nicht; er bezeichnete sie als „ermutigend“.[17] Am 7. August 2013 wurde bekanntgegeben, dass die Zahl der digitalen Abonnenten der WELT zum 30. Juni 2013 mehr als 47.000 beträgt.[18] Diskutiert wird allerdings die Aussagekräftigkeit der Zahlen hinsichtlich der Bereitschaft für Inhalte im Netz zu zahlen, da das Abo unter anderem in Kombination mit einem iPad mini beworben und verkauft wurde.[19]
Welt-Literaturpreis
Seit 1999 verleiht Die Welt den internationalen Welt-Literaturpreis, mit dem sie an den Publizisten Willy Haas erinnern will. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben. Die bisherigen Preisträger sind:
- 1999: Bernhard Schlink
- 2000: Imre Kertész
- 2001: Pat Barker
- 2002: Leon de Winter
- 2003: Jeffrey Eugenides
- 2004: Amos Oz
- 2005: Yasmina Reza
- 2006: Rüdiger Safranski
- 2007: Daniel Kehlmann
- 2008: Hans Keilson
- 2009: Philip Roth
- 2010: Claude Lanzmann
- 2011: Albert Ostermaier
- 2012: Zeruya Shalev[20]
- 2013: Jonathan Franzen[21]
- 2014: Haruki Murakami
Chefredakteure
- Rudolf Küstermeier (1946–1953)
- Bernhard Menne (1950)
- Paul Bourdin (1950)
- Hans Scherer, Adalbert Worliczek, Adolf Helbig (1950–1952)
- Albert Komma (1952–1953)
- Hans Zehrer (1946 und 1953–1966)
- H. F. G. Starke (1966–1969)
- Herbert Kremp (1969–1985, mit zwei Unterbrechungen)
- Manfred Schell (1985–1992)
- Peter Gillies (1992–1995 und 1985–1988)
- Claus Jacobi (1993–1995)
- Thomas Löffelholz (1995–1998)
- Mathias Döpfner (1998–2000)
- Wolfram Weimer (2000–2002)
- Jan-Eric Peters (vom 1. Januar 2003 bis 31. Dezember 2006 gesamtverantwortlicher Chefredakteur, seit 1. April 2005 zusätzlich Herausgeber Die Welt / Berliner Morgenpost)
- Roger Köppel (2004–2007)
- Thomas Schmid (2007–2010)
- Jan-Eric Peters (seit 15. Februar 2010)
Kritik
Der Journalist Stefan Niggemeier bezeichnete 2008 den Kommentarbereich auf Welt Online als unwirtlicher Ort und als Spielwiese für Rechtsradikale, Spinner und Hetzer aller Art.[22]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mit Welt kompakt
- ↑ Nicola Pointner: In den Fängen der Ökonomie? Ein kritischer Blick auf die Berichterstattung über Medienunternehmen in der deutschen Tagespresse. Diss. München 2009, Wiesbaden 2010, S. 153. Springer VS. ISBN 978-3-531-17198-2 (Print), ISBN 978-3-531-92206-5 (eBook)
- ↑ Umbau bei 'Berliner Morgenpost' und 'Die Welt'
- ↑ laut IVW, viertes Quartal 2014, Mo–Fr (Details und Quartalsvergleich auf ivw.eu)
- ↑ Christian Plöger: Von Ribbentrop zu Springer. Zu Leben und Wirken von Paul Karl Schmidt alias Paul Carell. Marburg 2009 (zugl.: Münster, Univ. Diss. 2009), S. 466 f.
- ↑ Marcus Schuster: Eine Frage des Standorts. (PDF, 246 kB)
- ↑ Presserat.info: Chronik der Rügen, abgerufen am 10. August 2010
- ↑ WELT-Gruppe bekommt neuen Chefredakteur. In: Die Welt online am 17. Dezember 2009, abgerufen am 12. Januar 2010
- ↑ 9,0 9,1 Jürgen Kruse: Lesen im 21. Jahrhundert, taz vom 20. November 2012
- ↑ taz: Primitives Management, 17. April 2014
- ↑ laut IVW, viertes Quartal 2014, Mo–Fr (Details und Quartalsvergleich auf ivw.eu)
- ↑ laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.eu)
- ↑ axelspringer-mediapilot.de: WELT ONLINE
- ↑ Erklärung zur Umbenennung auf welt.de abgerufen am 10. September 2012
- ↑ Zeit Online: Internetmedien: „Welt Online“ lässt die Bezahlschranke runter. 11. Dezember 2012, abgerufen am 11. März 2013.
- ↑ Welt Online: In eigener Sache: Die neuen Abo-Modelle der „Welt“. Abgerufen am 11. März 2013.
- ↑ FAZ: „Die Zahl der Abonnenten ist ermutigend“
- ↑ DIE WELT zieht positive Zwischenbilanz für ihr Bezahlmodell. Presseinformation vom 7. August 2013, abgerufen am 9. August 2013
- ↑ Stefan Niggemeier - Was die Zahl von 47.000 digitalen "Welt"-Abonnenten wirklich aussagt. Artikel vom 8. August 2013, abgerufen am 9. August 2013
- ↑ Zeruya Shalev verkörpert das säkulare Israel. Der „Welt“-Literaturpreis 2012 geht an die Schriftstellerin Zeruya Shalev. In: Die Welt online, 5. Oktober 2012, abgerufen am 6. September 2012.
- ↑ Jonathan Franzen erhält den "Welt"-Literaturpreis Die Welt, abgerufen am 4. Oktober 2013
- ↑ Stefan Niggemeier - Wie sag ich's meinem Randalierer? Artikel vom 17. März 2008, abgerufen am 11. Dezember 2013
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