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Daniel Kahn

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Daniel Kahn in Luxemburg, 2013.

Daniel Kahn (* 11. September 1978[1] in Detroit, Michigan, Vereinigte Staaten) ist ein US-amerikanischer Musiker, Schauspieler und Theater-Regisseur. Er lebt ab 2005 in Berlin und zieht 2021 nach Hamburg-Harburg, wo er auf einem Wohnschiff lebt.

Leben und Wirken

Kahn wurde in einer jüdisch-amerikanischen Familie in Detroit geboren. Er studierte an der University of Michigan Schauspiel, Regie und Dichtung. Er wurde mehrmals für seine lyrischen Texte mit dem Universitäts-eigenen Hopwood Award ausgezeichnet; mit Daylight Savings erschien ein Lyrikband von ihm.[2] 2001 zog er nach New Orleans, wo er als Musiker und Theater-Regisseur aktiv war. Unter anderem komponierte er die Musik für eine Aufführung von Bertolt Brechts Mann ist Mann. 2003 erschien sein erstes Musikalbum, River Mouth. Nach einem Aufenthalt in New York siedelte er 2005 nach Berlin um, wo er seither lebt. Dort schloss er sich zunächst Rotfront an, gründete aber bald mit The Painted Bird seine eigene Band, benannt nach dem berühmten und kontroversen Roman Der bemalte Vogel von Jerzy Kosiński. Mit ihr nahm er seit 2005 fünf Alben auf.

Er arbeitet eng mit dem Maxim-Gorki-Theater zusammen, für das er ein Stück schrieb (Dschingis Cohn) und für mehrere die Musik komponierte. Auch tritt er dort als Schauspieler auf. 2016 gründete er das Festival Shtetl Neukölln in der Werkstatt der Kulturen mit. Er ist auch Mitgründer des Klezmer Bund, einer losen Vereinigung von jüdischen Musikern.

Seine ersten vier bei Earthwork Music erschienenen Alben sind eher den Genres Folk und Singer-Songwriter zuzuordnen. Die nach seinem Umzug nach Deutschland entstandene Musik, vor allem die Alben seiner Band The Painted Bird, ist eine eklektische Mischung aus Klezmer, Punk, Folk und Singer-Songwriter. Sie wird von Kahn selbst als „Verfremdungsklezmer“ bezeichnet.[3] Einige Liedtexte sind von Kahn geschrieben, viele sind jedoch Adaptationen von Gedichten und Liedern jüdischer Autoren (z. B. Mordechaj Gebirtig), oft mit sozial-politischer Thematik. Auch singt Kahn Lieder von Franz Josef Degenhardt (Die alten Lieder), Heinrich Heine (Die alten bösen Lieder), Bertolt Brecht (Judenhure Marie Sanders und Denn wovon lebt der Mensch?) und Kurt Tucholsky (Rosen auf den Weg gestreut) sowie eine Jiddisch-Version des Klassikers Lili Marleen. 2016 übersetzte er Leonard Cohens Hallelujah ins Jiddische, das er seitdem gelegentlich bei Konzerten singt.[4] Das Lied wird im Netflix-Film Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse verwendet. 2019 erschien ein gemeinsames Album mit Vanya Zhuk, auf dem Kahn auf Englisch nachgedichtete Versionen von Liedern von Bulat Okudschawa singt (Bulat Blues).

Kahn singt auf Englisch, Jiddisch, Deutsch und Russisch, häufig mehrere Sprachen in einem Lied vermischend. Seine Texte sind betont politisch und sozialkritisch.[5] Er spielt Gitarre, Klavier, Akkordeon, Mundharmonika, Glockenspiel und Ukulele. Zu seinen künstlerischen Vorbildern gehören die Protagonisten des Klezmer-Revivals Michael Alpert und Adrienne Cooper sowie Bertolt Brecht.[6]

2009 erschien ein Text von Kahn in dem Sammelband Dissonant Memories – Fragmented Present: Exchanging Young Discourses between Israel and Germany.[7]

2011 wurde das Album Lost Causes von Daniel Kahn & The Painted Bird mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.[8]

Kahn lernte Jiddisch erst nach seiner Ankunft in Berlin.[9] Er ist trotz seiner intensiven Beschäftigung mit der jüdischen Kultur nicht religiös.[10][9]

2020 trat er in einer Nebenrolle als Sänger (Badchan) bei einer jüdischen Hochzeit in der Netflix-Miniserie Unorthodox auf.[11]

Diskografische Hinweise

  • River Mouth (als Dan Kahn; 2003, Earthwork Music)
  • Pegboard Blues (als Dan Kahn; 2004, Earthwork Music)
  • Pireus (als Dan Kahn; 2005, Earthwork Music)
  • Uprooted Oak (2005, Earthwork Music)
  • The Unternationale: The First Unternationalist (mit Psoy Korolenko, Oy Division; 2008, Auris Media)
  • Bulat Blues (mit Vanya Zhuk; 2019, Oriente Musik)
  • The Unternationale: The Third Unternational (mit Psoy Korolenko; 2020, Auris Media)
  • The Unternationale: The Fourth Unternational (mit Psoy Korolenko; 2020, Auris Media)

Mit The Disorientalists

  • Who Was Essad Bey? (2016, Oriente Musik)

Mit The Painted Bird

  • The Broken Tongue (2006, Chamsa Records/Earthwork Music; 2009, Oriente Musik)
  • Partisans & Parasites (2009, Oriente Musik)
  • Lost Causes (2011, Oriente Musik)
  • Bad Old Songs (2013, Oriente Musik)
  • The Butcher’s Share (2017, Oriente Musik)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bio auf Website von The Painted Bird. Abgerufen am 31. Juli 2019.
  2. Biografie von Kahn auf der Website von Earthwork Music, abgerufen am 31. Juli 2019.
  3. Im alten Berlin wartet ein hübsches Meydl. taz.de, 26. Januar 2013, abgerufen am 31. Juli 2019.
  4. Meldung auf der Website von Earthwork Music, abgerufen am 31. Juli 2019.
  5. Bei Daniel Kahn trifft Klezmer auf Folk und Punk. t-online, 9. Dezember 2017, abgerufen am 31. Juli 2019.
  6. Andreas Müller: Klezmer-Punk Daniel Kahn: „In der Welt heutzutage fehlt Humor“. Deutschlandfunk Kultur, 19. Januar 2018, abgerufen am 31. Juli 2019.
  7. Dissonant Memories – Fragmented Present bei De Gruyter, abgerufen am 31. Juli 2019.
  8. Würdigung von Lost Causes, abgerufen am 31. Juli 2019.
  9. 9,0 9,1 Gunda Bartels: Musiker Daniel Kahn im Porträt. Tagesspiegel, 11. Dezember 2017, abgerufen am 31. Juli 2019.
  10. Daniel Kahn fusioniert Klezmer und Rock. Westdeutsche Zeitung, 19. Januar 2011, abgerufen am 31. Juli 2019.
  11. Daniel Kahn presents “Yiddish Blues in Berlin”. Mame-Loshn, 29. April 2020, abgerufen am 1. Juni 2020 (english).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Daniel Kahn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.