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Der Junge im gestreiften Pyjama

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Dieser Artikel beschreibt das Buch; für die gleichnamige Verfilmung siehe Der Junge im gestreiften Pyjama (Film).
Gestreifte KZ-Häftlingsbekleidung aus dem KZ Sachsenhausen

Der Junge im gestreiften Pyjama (Originaltitel: The Boy in the Striped Pyjamas) ist ein Roman des irischen Schriftstellers John Boyne aus dem Jahr 2006. Er erhielt weltweit hohes Kritikerlob, wurde unter anderem mit dem Irish Book Award ausgezeichnet und bedeutete für den Autor den schriftstellerischen Durchbruch. In Deutschland hielt das Buch sich monatelang in der Spiegel-Bestsellerliste. Es handelt von einem neunjährigen Jungen, dessen Vater im Zweiten Weltkrieg als Kommandant eines Konzentrationslagers tätig ist. Er ist zu jung, um die Tragödie des Ortes zu begreifen, und freundet sich voller Unschuld mit einem jüdischen Jungen im „gestreiften Pyjama“ an. Das Buch wurde 2008 verfilmt.

Handlung

Bruno ist ein neunjähriger Junge, der im Dritten Reich als Sohn eines SS-Offiziers aufwächst. Eines Tages wird sein Vater aus Berlin nach „Aus-Wisch“ (im englischen Original „Out-With“, in Wirklichkeit das Konzentrationslager Auschwitz) kommandiert und soll dort die Vernichtung der Juden beaufsichtigen. Bruno langweilt sich an diesem trostlosen Ort und sieht auf der anderen Seite der Zäune, die unmittelbar hinter dem Garten des Wohnhauses verlaufen, viele Leute in gestreiften Pyjamas. Er freundet sich mit einem Jungen namens Schmuel an, der hinter dem Zaun lebt, und trifft sich jeden Nachmittag mit ihm am Zaun.

Eines Tages entschließt sich die Mutter Brunos, mit ihren Kindern wieder nach Berlin zurückzukehren. Zur selben Zeit erzählt Schmuel, dass er seinen Vater nicht mehr finden könne. An Brunos letztem Tag in Auschwitz besorgt Schmuel Bruno einen gestreiften Pyjama, und Bruno kriecht, nachdem er seine eigene gegen die Häftlingskleidung getauscht hatte, unter dem Zaun durch, um Schmuel dabei zu helfen, seinen Vater zu suchen. Von den Verhältnissen im Lager abgeschreckt, will er bald wieder auf die andere Seite des Zaunes zurückkehren, doch plötzlich werden Bruno und Schmuel mit anderen Lagerinsassen von Soldaten durch den Regen in Lagerhallen geschickt, die sich als Gaskammern herausstellen. Für Bruno, Schmuel und die anderen Juden ist es der Tod.

Wenige Stunden später werden Brunos am Lagerzaun zurückgelassene Kleidungsstücke gefunden, ohne dass sich jedoch sein Vater erklären kann, was Bruno zugestoßen sein könnte. Seine Mutter und seine Schwester Gretel bleiben, in der Hoffnung, doch noch etwas über Brunos Verbleib zu erfahren, noch einige Monate in Auschwitz, kehren aber schließlich, ohne über sein Schicksal im Klaren zu sein, nach Berlin zurück. Sein Vater bleibt noch für ein ganzes Jahr dort, bis er eines Tages begreift, dass Bruno im eigenen Lager vergast wurde. Der Roman endet damit, dass Brunos Vater von anderen Soldaten weggebracht wird.

Figuren

  • Bruno, der neunjährige Protagonist
  • Gretel, seine zwölfjährige Schwester
  • Ralf, Vater von Bruno und Gretel und Lagerkommandant des Konzentrationslagers
  • Elsa, Mutter von Bruno und Gretel
  • die Großeltern, Matthias und Nathalie
  • Kurt Kotler, SS-Offizier im Konzentrationslager
  • Herr Liszt, Privatlehrer von Bruno und Gretel im neuen Haus nahe dem Konzentrationslager
  • Maria, das Dienstmädchen der Familie
  • der „Furor“ und Eva
  • Pavel, jüdischer Konzentrationslager-Häftling und Kellner der Familie
  • Schmuel, neunjähriger jüdischer Konzentrationslager-Häftling
  • Martin, Karl, Daniel (Freunde von Bruno)
  • Hilda, Isobel und Louise (Freundinnen von Gretel)

Hintergrund

John Boyne verriet in einem Interview, dass er die erste Fassung des Buches in ganzen zweieinhalb Tagen schrieb und kaum schlief, bis er das Buch beendet hatte. Dies sei für ihn sehr untypisch, weil er sonst seine Werke sehr lange im Voraus plane. Als er das Buch an seinen Agenten gab, kommentierte er: „Dies ist ein Buch, das nicht wie meine anderen Bücher ist. Ich glaube, es ist ein Kinderbuch, aber ich glaube, dass Erwachsene es auch mögen könnten.“

Boyne fasst das Buch als eine Mahnung zusammen. Die Botschaft lautet: „Wenn du dieses Buch zu lesen beginnst, wirst du früher oder später an einem Zaun ankommen. Zäune wie diese existieren überall. Wir hoffen, dass du niemals einem solchen Zaun begegnest.“ (If you start to read this book, sooner or later you will arrive at a fence. Fences like this exist all over the world. We hope you never have to encounter such a fence).

Kritik

Das Buch wurde im Allgemeinen begeistert aufgenommen. Es wurde in 46 Sprachen übersetzt, und der Guardian bezeichnete es als „Holocaustbuch für Kinder“ und „kleines Wunder“, da es dem Buch gelinge, die Grauen von Auschwitz darzustellen, ohne die kindliche Unschuld Brunos zu verleugnen.[1]

Der Rabbiner Benjamin Blech bezeichnete das Buch – und in der Folge den Film – „weder als eigentliche Lüge noch als Märchen, sondern als eine Profanierung“. Es habe in Auschwitz keine neunjährigen Kinder gegeben – die Nazis hätten sofort alle Menschen vergast, die nicht arbeitsfähig waren. Er räumte ein, dass eine Fabel nicht unbedingt faktengetreu sein müsse, allerdings trivialisiere der Roman die Zustände innerhalb und außerhalb des Lagers und befördere den Mythos, dass diejenigen, die nicht unmittelbar in die Vorgänge eingebunden waren, nichts davon gewusst hätten. Er warnte, Schüler, die das Buch lesen, könnten den Eindruck gewinnen, die Lager seien „nicht so schlimm“ gewesen, wenn es einem Jungen möglich war, eine geheime Freundschaft zu einem gleichaltrigen jüdischen Gefangenen zu pflegen, ohne die ständige Anwesenheit des Todes wahrzunehmen.[2]

Auszeichnungen

Ausgaben

Sekundärliteratur / didaktisches Material

  • Sascha Feuchert, Jeanne Flaum: Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne. Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretation, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar. (Reclam Lektüreschlüssel XL). Reclam, Ditzingen 2018.
  • Heike Schmid: Begleitmaterial „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Hase und Igel, München 2016.

Verfilmung

Am 7. Mai 2009 kam in Deutschland die gleichnamige Verfilmung in die Kinos.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Educating Bruno
  2. Benjamin Blech: The Boy in the Striped Pajamas. Aish.com, 23. Oktober 2008, abgerufen am 28. August 2018.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Der Junge im gestreiften Pyjama aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.